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Veröffentlicht am 23.07.2023

Leider zu kurze Dystopie mit interessanten Anätzen

Unverschlüsselt
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Als ich die Inhaltsangabe zu diesem eBook gelesen habe, freute ich mich gleich auf eine neuartige Dystopie, die aktuelle Probleme mal anders beleuchtet. Und zu einem großen Teil wurde diese Erwartung ...

Als ich die Inhaltsangabe zu diesem eBook gelesen habe, freute ich mich gleich auf eine neuartige Dystopie, die aktuelle Probleme mal anders beleuchtet. Und zu einem großen Teil wurde diese Erwartung auch erfüllt, mit ein paar Abstrichen.
Allein die Figuren hinterlassen bei mir einen zwiespältigen Eindruck. In Ansätzen sind sie wirklich interessant und bieten einige Interpretationsmöglichkeiten. Doch im Großen und Ganzen sind sie eher anskizziert anstatt ausführlich dargestellt, was die Identifikation mit ihnen sehr schwierig macht. Ich habe mich mehrmals dabei erwischt, wie ich zumindest die drei Jungs ständig verwechselt habe, wobei Vigo noch hervorsticht, da anfangs hauptsächlich aus seiner Perspektive erzählt wird. Es fehlen einfach die Konturen, die Ecken und Kanten, das Spezielle und Einzigartige jedes Charakters. Vielleicht ist das so gewollt, womöglich soll es verdeutlichen, wie schnell das Individuum in der von Mangler entworfenen Zukunft untergeht. Mich hat es allerdings gestört, dass lediglich Thori als einziges Mädchen und Nico als der heimliche Held ein gewisses Maß an Tiefe aufweisen.


Der Schreibstil hat etwas Knappes und recht Kühles an sich: Kurze, prägnante Sätze durchziehen den Roman, größtenteils emotionslos beschreibt der Autor die Geschehnisse und die Umgebung darum herum. Ist das bei den Protagonisten ein Problem, da man sich aufgrund dessen nur schwer in sie hineinversetzen kann, so passt es trotzdem zu dem Entwurf eines eventuellen Jahres 2052. Denn hier trumpft die Story mit allerhand spannenden Entwicklungen auf, die gar nicht mal so unwahrscheinlich sind. Einiges ist bereits jetzt abzusehen, für anderes bräuchte es vermutlich noch die eine oder andere erhebliche Verbesserung schon vorhandener Technik. Die leisen Zwischentöne und die ironische Sicht auf unsere Gegenwart und die eventuelle Zukunft bringen zusätzliche Dystopiemerkmale ans Licht, denn die kontinuierliche Überwachung schränkt vor allem die ein, die keine Schlupflöcher kennen. Erwähnenswert sind ebenfalls die vielen Anspielungen auf unsere Zeit, die mir immer wieder gefallen haben.
Leider besticht die eigentliche Handlung eher dadurch, dass man sie locker in wenigen Sätzen zusammenfassen könnte. Bei nicht einmal hundert Seiten ist das jedoch kein Wunder. In der Hinsicht hätte ich mir, besonders wegen der richtig tollen Ideen, eine genauere Ausarbeitung gewünscht, die mehr Details und vor allem mehr Leben enthält.



Fazit

Albrecht Manglers Unverschlüsselt ist ein interessanter, weil sehr gut vorstellbarer Entwurf eines möglichen Jahres 2052. Die vielen Ideen rund um realisierbare Technik, die unser Leben komplett bestimmen könnte, die leise Ironie auf die Gegenwart und die Gedankenlosigkeit vieler im Umgang mit ihren privaten Daten und der dazu perfekt passende Schreibstil waren für mich die Pluspunkte des Romans.
Leider wirken die Figuren größtenteils austauschbar und oberflächlich und auch dem Plot hätte eine ausführlichere Ausarbeitung bestimmt gut getan.
Wer kritische Science Fiction liebt, über fehlende Tiefe bei den Charakteren hinwegsehen kann und stattdessen lieber eine andersartige, intelligent konstruierte Gesellschaft der Zukunft kennen lernen will, der sollte sich ruhig auf dieses eBook einlassen.

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Veröffentlicht am 23.07.2023

Interessante Lovestory mit einigen Schwächen

Ich sehe was, was niemand sieht
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Die Inhaltsangabe zu Ich sehe was, was niemand sieht verspricht einen spannenden Jugendthriller mit Mysteryelementen. Genau deshalb wollte ich den Titel auch unbedingt lesen. Doch er konnte mich nur bis ...


Die Inhaltsangabe zu Ich sehe was, was niemand sieht verspricht einen spannenden Jugendthriller mit Mysteryelementen. Genau deshalb wollte ich den Titel auch unbedingt lesen. Doch er konnte mich nur bis zu einem gewissen Grad begeistern.
An den Figuren lag das meiner Meinung nach bloß zu einem kleinen Teil. Mit Charley und Tom hat der Autor zwei Charaktere geschaffen, die mich in den allermeisten Szenen überzeugen konnten. Zuerst musste ich mit der weiblichen Heldin etwas warm werden, da sie auf den ersten Seiten noch kindisch und unreif wirkt. Das ändert sich allerdings relativ schnell, sobald man mehr über ihre Hintergründe erfährt und sie sich dazu entschließt, den Wahrheitsgehalt ihrer "Blitze" selbst zu überprüfen. Von da an beweist sie Mut und Durchsetzungsvermögen, gerade gegenüber ihrem Vater. Und auch wenn so manche Aktion von ihr einem leichtsinnig erscheint, passt dieses Verhalten dennoch zu Teenagern in ihrem Alter und ist daher nachvollziehbar.
Tom bildet da den vernünftigen älteren Gegenpart, ohne dass er jedoch als der perfekte Retter dargestellt wird. Er muss sich erst noch behaupten, nicht nur gegenüber seinen Vorgesetzten, was ihn sehr sympathisch macht.
Das übrige Ensemble konnte mich eher weniger überzeugen, da man viele Stereotypen antrifft, vor allem unter den Polizisten. Unter diesen sticht lediglich Harker positiv hervor.


Der Schreibstil ist dem Alter der beiden Protagonisten angepasst, aus deren Sicht die Geschichte geschrieben ist: Jugendlich gehalten, mit Umgangssprache vermischt und flüssig zu lesen, ohne über allzu komplizierte Satzkonstruktionen zu stolpern. Das lässt Charleys Visionen unglaublich eindringlich werden und schürt so die Spannung darauf, wer denn für das Verbrechen verantwortlich ist. Ab einem gewissen Zeitpunkt fiebert man nur noch dem Ende entgegen, um endlich die Auflösung zu erfahren.
Leider braucht die Story anfangs etwas, um richtig in Schwung zu kommen, nicht nur was die Hauptperson angeht. Und gerade die Ausdrucksweise des Autors sorgt in meinen Augen für ein weiteres Problem: Bestimmte Szenen sind der Grund dafür, dass ich den Roman eher für Leser ab vierzehn oder fünfzehn Jahren empfehlen würde. Aber die mitunter zu einfach gestrickten Formulierungen, teilweise häufigen Wiederholungen und nüchterne Beschreibungen könnten die Zielgruppe mitunter langweilen, besonders Siebzehnjährige. Dafür fehlen auch interessante Ausschmückungen, vielleicht genauere Einblicke in die Polizeiarbeit, die hier die Längen im Mittelteil womöglich überbrückt hätten.



Fazit

Mit Ich sehe was, was niemand sieht hat Tim O'Rourke einen Mysterythriller für Jugendliche geschrieben, der zu einem guten Teil überzeugen kann. Die beiden lebendig wirkenden Hauptpersonen, eine meist mitreißende Handlung und die Beschreibung der übernatürlichen Fähigkeiten Charleys waren für mich die Pluspunkte des Romans.
Dagegen haben mir so manche Längen, der relative einfache und knappe Schreibstil und die Stereotypen unter den Nebenfiguren weniger gefallen, weshalb die Story meiner Meinung nach eher gehobener Durchschnitt ist.
Wer aber spannende Bücher aus diesem Bereich liebt und gerne mal zwischendurch verschlingt und überzeugend wirkende, ungewöhnliche Ermittlerduos mag, der sollte ruhig über etwaige Schwächen hinwegsehen und dem Titel eine Chance geben!

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Veröffentlicht am 14.06.2023

Ungewöhnliche Wesen vor historischer Kulisse

Grotesque
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Grotesque stand schon länger auf meiner Wunschliste, nachdem ich die Inhaltszusammenfassung gelesen hatte. Bei dem Setting musste ich das Buch einfach kennen lernen, selbst wenn es mich nicht ganz so mitgerissen ...

Grotesque stand schon länger auf meiner Wunschliste, nachdem ich die Inhaltszusammenfassung gelesen hatte. Bei dem Setting musste ich das Buch einfach kennen lernen, selbst wenn es mich nicht ganz so mitgerissen hat wie erwartet.
An den weiblichen Figuren lag dies eher weniger. Besonders die beiden Schwestern, so unterschiedlich sie auch sind, können die Geschichte durchaus tragen, gerade weil sie so gegensätzlich sind. Die eine ist eher zurückhaltend, vernünftig und nicht ganz so selbstsicher, was das andere Geschlecht angeht. Gabby dagegen ist impulsiv, temperamentvoll und sehr viel mutiger darin, anderen entgegenzutreten und gesellschaftliche Grenzen zu überschreiten. Da die Geschichte erfreulicherweise mal abwechselnd aus der Sicht des einen und mal aus der Sicht des anderen Mädchens geschrieben ist, bekommt man interessante Eindrücke von zwei Seiten und nicht nur von einer. Außerdem wachsen beide im Laufe der Story über sich hinaus und lernen selbst ganz neue Wesenszüge und Fähigkeiten an sich kennen.
Leider kann ich dasselbe nicht über die männlichen Charaktere sagen. Zwar finden sich unter ihnen wirklich interessante Vertreter mit Potential, aber gerade diejenigen, die mehr im Mittelpunkt stehen wie Luc und Grayson erscheinen dagegen eher farblos. Da hätte ich lieber so manche Nebenperson mehr im Mittelpunkt gehabt.


Der Schreibstil passt zum Setting des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts in Paris. Mit poetischen und sehr ausschmückenden Formulierungen versetzt die Autorin den Leser sehr gut zurück in diese Zeit und schafft gleichzeitig die perfekte Atomsphäre für die düstere Handlung. Immer wieder reißt die Spannung der einzelnen Szenen einen mit, vor allem zum Ende hin, als es zum Showdown kommt. Gerade der Prolog ist meiner Ansicht unglaublich gut gelungen und stimmt einen direkt auf das Weitere ein.
Leider sind mir zusätzlich noch ein paar Kritikpunkte aufgefallen: So aufschluss- und abwechslungsreich der Perspektivenwechsel auch ist, so oft enthüllt er viel zu viel. Man erfährt zum Beispiel zu schnell, was aus Grayson geworden ist, ein Teil des Plots, der weitaus mehr hergegeben hätte, hätte man ihn länger im Dunkeln gelassen.
Gleichzeitig bleibt die wunderschöne Kulisse, das Paris der Belle Époque, zu farblos und wird nur angerissen, obwohl sie wunderbar in den Roman hätte integriert werden können. So allerdings könnte das Buch in jeder anderen Stadt spielen, ohne dass es auffallen würde.
Ein kleines Bisschen gestört hat mich zudem, dass nicht alles wirklich authentisch wirkt, doch darüber kann ich noch hinwegsehen, da es in meinen Augen kein völliger Stilbruch ist.



Fazit

Grotesque von Page Morgan ist ein überdurchschnittlicher Schauerroman mit ungewöhnlichen Fabelwesen. Die beiden weiblichen Hauptfiguren bestechen vor allem durch ihre Gegensätzlichkeit und ihre verborgenen Seiten, die nach und nach zum Vorschein kommen. Der blumige Sprachstil passt absolut perfekt zur Belle Époque, in der die Story spielt. Und besonders zum Schluss hin überrascht die Geschichte durch mitreißenden Szenen und unerwarteten Wendungen.
Leider nimmt der Perspektivenwechsel manchen Handlungssträngen die Spannung und auch die Kulisse des Paris im neunzehnten Jahrhundert bleibt viel zu sehr im Hintergrund, um seine ganze Wirkung entfalten zu können.
Wer ein Faible für Gargoyles hat, gerne Fantasyliteratur liest, die von den üblichen Jugendbüchern abweicht und mehr an originellem Übernatürlichen interessiert ist als an hundertprozentiger Authentizität, für den ist dieses Werk genau das Richtige.

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Veröffentlicht am 14.06.2023

Interessanter Plot mit ärgerlichen Längen

Das Dunkel der Seele
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Als ich den Klappentext zu Das Dunkel der Seele las, fühlte ich mich sofort angesprochen. Ich wollte schon länger wieder einmal eine engelhaft angehauchte Geschichte lesen, wie es das Cover verspricht. ...

Als ich den Klappentext zu Das Dunkel der Seele las, fühlte ich mich sofort angesprochen. Ich wollte schon länger wieder einmal eine engelhaft angehauchte Geschichte lesen, wie es das Cover verspricht. Leider konnte mich das Buch nicht komplett überzeugen.
Das lag nur zum Teil an den Figuren. Haven, Dante und Lance haben jeweils ihre ganz eigenen Persönlichkeiten, mit denen sie den Leser überzeugen und für sich einnehmen können. Besonders den besten Freund der Hauptheldin habe ich dank seines umwerfenden Charmes und seiner Ehrlichkeit sofort ins Herz geschlossen und fand es daher sehr schade, dass er im Mittelteil weniger präsent war.
Die Bösen waren dagegen meiner Meinung nach etwas blass und klischeebeladen, sodass zwar ihre Seelenlosigkeit unterstrichen wird, sie aber auch gleichzeitig eher langweilig als Furcht einflößend wirken. Das war vor allem im Fall von Aurelia frustrierend, da sie echt Potential zu einem gefährlichen und faszinierenden Gegner hatte. Einzig Lucian sticht aus der Gruppe hervor und zeigt zumindest einen gewissen Ansatz von charakterlicher Tiefe, selbst wenn ich von seiner Entwicklung noch nicht völlig überzeugt bin.


Der Schreibstil entspricht der Qualität anderer Jugendbücher: Er ist sehr flüssig zu lesen, spiegelt wunderbar die Gefühle und Gedanken Havens wider und erschafft eine passende Atmosphäre für das luxuriöse, alterwürdige und zugleich unheimliche Lexington Hotel. Dabei werden interessante Details zu Al Capone und dem Chicago seiner Zeit eingestreut, die über einige Längen in der Handlung hinweghelfen. Ab einem gewissen Punkt kann man sich dann den spannenden Ereignissen nicht mehr entziehen, wenn unerwartete Geheimnisse gelüftet werden und der finale Kampf beginnt.
Bis dahin zieht sich die Story allerdings immer wieder wie Kaugummi, der sich einfach nicht von der Schuhsohle lösen will. Gerade am Anfang muss man viel Geduld mitbringen, da sich die Autorin in zahlreichen unwichtig erscheinenden Details verliert. Zudem kommt die eine oder andere Wendung zu leicht beziehungsweise zu gewollt daher, als müsste man bestimmte Dinge mit Gewalt hinbiegen, damit am Ende die Guten siegen. Das war etwas, das meiner Meinung nach nicht hätte sein müssen, denn der Plot hat an sich so viel ungenutztes Potential, das dem Roman mehr als ein paar Mal deutlich anzumerken ist.



Fazit

Der erste Band der Engel-Serie Die Erleuchtete von Aimee Agresti ist ein guter Einstieg in die Fantasyreihe. Die lebendigen Hauptfiguren, die einen in ihrer Unterschiedlichkeit mitreißen und von sich begeistern können, das offensichtliche Potential des Plots, der flüssig zu lesende Schreibstil und die Spannung zum Ende hin sprechen für sich.
Leider wirken die Nebencharaktere, besonders die bösen, blass und keineswegs so teuflisch, wie sie hätten sein können. Außerdem verliert sich die Autorin gerne in unwichtigen Details, die die Story unnötig in die Länge ziehen und beim Lesen Langeweile aufkommen lassen.
Wer sich gerne Romane liest, die mit sympathischen und facettenreichen Protagonisten aufwarten können, traditionellen Geschichten über den Kampf Gut gegen Böse viel abgewinnen kann und sich zudem mit dem alltäglichen Leben von Jugendlichen stark identifiziert, für den ist dieses Buch wunderbar geeignet.

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Veröffentlicht am 14.06.2023

Sensibles Jugenddrama, das nicht alle Fragen zwingend beantworten muss

Du bist das Gegenteil von allem
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Ab und zu lese ich wirklich gerne Jugenddramen, vor allem wenn sich die Autoren an sensible Themen herantrauen. Diese Umsetzung halte ich für wirklich gelungen, trotz ein paar kleiner Schwächen.
Was die ...

Ab und zu lese ich wirklich gerne Jugenddramen, vor allem wenn sich die Autoren an sensible Themen herantrauen. Diese Umsetzung halte ich für wirklich gelungen, trotz ein paar kleiner Schwächen.
Was die Figuren anbelangt, so beweist Carmen Rodrigues ihre Sensibilität für das, was diese antreibt und in vielen Situationen auch zurückhält. Sarah, Jess und Jake gehen ganz unterschiedlich mit dem Verlust von Ellie um, verkriechen sich in Trauer und Schuldgefühlen oder suchen nach Antworten, von denen sie eigentlich gar nichts wissen wollen. Nach und nach erfährt man als Leser mehr über die Hintergründe, was die Tote für die einzelnen Charaktere bedeutete und welche Folgen deren Selbstmord auf sie hat. Immer wieder erhält man dabei Einblicke in die Zeit vor dem einschneidenden Ereignis und kann langsam rekonstruieren, wie es dazu gekommen ist. Man lernt so Ellie besser kennen und ihr Handeln nachzuvollziehen, auch wenn sie ein sehr schwieriger Mensch war, der nicht selten ihr Umfeld schwer verletzt hat.
Die übrigen Nebenpersonen, besonders die Erwachsenen, werden meist nur angeschnitten, doch ich finde es überhaupt nicht schlimm, dass die Teenager hier im Fokus stehen.



Der Schreibstil ist knapp und jugendlich gehalten, wodurch er sich einerseits wunderbar flüssig lesen lässt und andererseits die Emotionen wirklichkeitsnah und zu Herzen gehend widerspiegelt. Man leidet und rätselt mit allen, ohne dass es an irgendeiner Stelle zu voyeuristisch gestaltet ist. Nicht jede Frage wird hier bis ins kleinste Detail beantwortet, sondern vieles bloß angedeutet, was für mich zusätzlich ein Zeichen für die realistische Darstellung war. Unterstützt wird dies durch den Perspektivenwechsel zwischen den Protagonisten und zwischen Vergangenheit und Gegenwart, sodass man die einzelnen Puzzleteile schön rekonstruieren kann.
Leider ist gerade das Zweite etwas, das recht unübersichtlich und gewöhnungsbedürftig gemacht ist. Man muss sich ein paar Kapitel reinlesen, bis man erkennt, wann und wo man sich befindet und welche Geschehnisse jetzt vor oder nach anderen passiert sind. An manchen Stellen war ich sogar versucht, eine Timeline anzufertigen, um den Überblick zu behalten.
Ein kleines Manko ist zudem der Klappentext: Ich will nicht spoilern, daher formuliere ich es so: Mit der Inhaltsangabe wird eine Erwartung geweckt, die so nicht eintrifft, aber als Kniff in die Geschichte wunderbar gepasst hätte. Dafür gab's von mir einen halben Stern Abzug.



Fazit

Du bist das Gegenteil von allem ist ein gefühlvolles Jugenddrama, das ein sehr sesibles Thema anspricht. Die Umsetzung besticht dabei durch die feinfühlige Herangehensweise der Autorin an ihre Figuren und deren Beweggründe, den dazu passenden Schreibstil und die realistische Darstellung der Begebenheiten, die vieles nur erahnen lässt.
Man sollte aber nicht unbedingt völlig dem Klappentext vertrauen und manche Stellen ganz genau lesen, um bei dem ständigen Zeitenwechsel den Überblick zu behalten.
Wer Bücher mit ernsten Plots mag, die keine voyeuristischen Züge annehmen, lebensnah und tiefgründig gestaltete Charaktere bevorzugt und sich auf deren seelische Leiden einlassen kann, der sollte diesen Roman einmal näher ins Auge fassen.

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