Nicht ganz so gut wie der erste Band
Nachdem mir Kinder derDunkelheit so gut gefallen hat, habe ich mich tierisch auf den zweiten Teil der Venetian Vampires Serie gefreut. Und obwohl ich es genossen habe, all die alten Bekannten wiederzusehen, ...
Nachdem mir Kinder derDunkelheit so gut gefallen hat, habe ich mich tierisch auf den zweiten Teil der Venetian Vampires Serie gefreut. Und obwohl ich es genossen habe, all die alten Bekannten wiederzusehen, konnte mich der Nachfolger nicht genauso sehr packen.
An den Figuren lag das allerdings weniger. Angel hatte ich bereits im ersten Band direkt ins Herz geschlossen und war deswegen umso begieriger, seine Vorgeschichte zu erfahren. Diese hat mich genauso mitgenommen wie diejenige von Luca, so ergreifend und emotional ist sie geschrieben. Der Hauptcharakter bekommt hier wesentlich mehr Tiefe als im Vorgänger, was mich am meisten begeistert hat. Auf die Weise erscheint auch seine Annäherung an Vera weitaus lebensnaher und nachvollziehbarer, sodass ich die zwei schnell lieb gewonnen habe.
Und selbst die restlichen Protagonisten sind wieder wunderbar authentisch dargestellt, dass ihre jeweiligen Schicksale mich ganz schön mitgenommen haben. Man lernt zudem völlig neue Seiten an jedem von ihnen kennen, da sie mit komplett anderen Situationen konfrontiert und gleichzeitig mal aus ganz anderen Perspektiven beleuchtet werden. Das fand ich besonders interessant zu beobachten und bin schon neugierig, ob im Abschluss der Reihe weitere Szenen dieser Art auftauchen.
Der Schreibstil konnte mich ebenso erneut begeistern: Er ist sehr flüssig zu lesen und trotzdem an so vielen Stellen wunderschön poetisch und atmosphärisch, dass man nicht nur die einzelnen Handlungsorte beinahe direkt vor Augen hat, sondern auch die jeweiligen Stimmungen, die über allem liegen. So wird man rasch mitten ins Geschehen hineingezogen und das macht einen erheblichen Prozentsatz der Spannung und Vielschichtigkeit aus, die das Buch durchzieht. So manche unerwartete Wendung tut ihr Übriges dazu und überrascht den Leser jedes Mal aufs Neue.
Leider sind einige Ereignisse dennoch zu vorhersehbar, was zu ein paar Längen zu Anfang und im Mittelteil führt. Außerdem konnten mich diesmal der Bösewicht und sein weitreichender Plan nicht so mitreißen wie der verrückte, von Rache zerfressene Perdikkas und seine Ränkespiele. Die Grundidee ist an sich wirklich nicht schlecht, aber im Vergleich zum Auftakt der Trilogie kann sie nicht in gleichem Maße überzeugen. Mal sehen, was Geschenk der Nacht in dieser Hinsicht zu bieten hat.
Fazit
Die Raben Kastiliens ist ein beinahe gleichwertiger Nachfolger zu Kinder der Dunkelheit. Die bekannten Figuren werden nachvollziehbar weiterentwickelt und mal von anderen Seiten beleuchtet. Der qualitativ hochwertige Schreibstil vermittelt die richtige Atmosphäre und ist gleichzeitig wunderbar flüssig zu lesen. Und besonders zum Schluss kann man sich der Spannung in der Handlung kaum entziehen, bis die letzte Seite erreicht ist.
Dennoch stören zwischendurch einige Längen die Geschichte und auch der Bösewicht und seine Pläne konnten mich nicht völlig überzeugen.
Wer den ersten Teil verschlungen und Gabriele Ketterls Vampirversionen ins Herz geschlossen hat und zudem noch sehr bildlich geschriebene Bücher liebt, der sollte sich dieses hier unbedingt mal genauer ansehen!