Cover-Bild Vertrauen
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Krimi: Polizeiarbeit
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 23.02.2022
  • ISBN: 9783257071771
Dror Mishani

Vertrauen

Markus Lemke (Übersetzer)

In einem Vorort von Tel Aviv wird vor einem Krankenhaus ein Neugeborenes gefunden. Am selben Tag verschwindet ein Tourist und lässt sein Gepäck im Hotelzimmer zurück. Inspektor Avi Avraham hat genug von Bagatellfällen und häuslichen Dramen. Deshalb stürzt er sich gleich in den rätselhaften Vermisstenfall. Doch bald merkt er, dass auch das Private Sprengstoff birgt – und gerät in ein Labyrinth aus Gewalt und Täuschung, das ihn bis nach Paris führt und nicht nur mit dem Mossad in Konflikt bringt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.04.2022

Ein Krimi der andren Art

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Ein Krimi der anderen Art. Einer, bei der man auch als Leser sich Gedanken macht, wie weit würde man selbst gehen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen?! Ungewöhnlich, intensiv, manchmal weiß man nicht, ...

Ein Krimi der anderen Art. Einer, bei der man auch als Leser sich Gedanken macht, wie weit würde man selbst gehen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen?! Ungewöhnlich, intensiv, manchmal weiß man nicht, wo will uns der Autor hinführen. Es ist definitiv ein Buch, bei dem man weiterdenken muss, auf Untertöne achten und ihn aufmerksam lesen sollte, dann hat es eine ungemeine Wucht.

Zwei Fälle beschäftigt die Kriminalpolizei in ein Vorort von Tel Aviv. Ein Säugling wird vor einem Krankenhaus ausgesetzt, eine Tatverdächtige wird schnell gefunden, aber die Befragung und die Ermittlungen erweisen sich als schwierig. Im zweiten Fall zeigt ein Hotel einen Betrugsfall an, doch dieser augenscheinliche Bagatellfall erweist sich für Avi Avraham als ein sprengstoffgeladener Vermisstenfall.

Es ist der vierte Fall von Mishani über den Ermittler Avi, aber der erste, der ins Deutsche übersetzt wurde. Man muss sich die ersten Seiten etwas einlesen, damit man die Ermittler und deren Hintergründe, aber auch die hier neuen Fälle überblickt. Aber es ist keine große Schwierigkeit hineinzukommen. "Vertrauen" ist kein actiongeladener Thriller, die Erkenntnisse müssen erarbeitet werden, es geht um Detektivarbeit, aber auch um die richtigen Fragen, die gestellt werden müssen, um sich langsam, aber sicher, an die Wahrheit heranzutasten. Es ist ein Krimi der "feinen Art", vielleicht kann man es so beschreiben. Dror Mishani hat seinen ganz besonderen Erzählstil, die Figuren, egal ob Ermittler, Täter, Opfer oder sonstigen Beteiligte, haben Tiefe und sind nicht nur schwarz und weiß, sondern haben eine Geschichte, einen Hintergrund und als Leser kann man für selbst entscheiden, wie man Situationen/Protagonisten und Handlung beurteilt.

Die Sichtweisen wechseln zwischen Ermittler Avi, der den Fall des verschwundenen Hotelgastes untersucht und Liora, der Beschuldigten in dem Fall des ausgesetzten Kindes. Alleine hier zwei eigentlich überkreuz liegende Ansichten aus den diametralen Perspektiven zu wählen, finde ich schon ungewöhnlich und sehr interessant zu lesen. Die Handlung der beiden Fälle wird parallel erzählt und die Berührungspunkte der beiden sind fein, aber gut durchdacht. HIer

Das Ende zudem liest man kaum in einem Krimi, regt aber die eigene Phantasie an und wirft natürlich auch die Frage auf, wie man selbst gehandelt hätte. Daumen hoch für ein Lesevergnügen der anderen Art.

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Veröffentlicht am 25.03.2022

Fallstricke und Gewissenskonflikte

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Avi Avraham, Oberinspektor im Ayalon-Polizeidistrikt in Tel Aviv, ist mit seinem Job nicht mehr zufrieden und plant eine berufliche Umorientierung, was seinen Chef aus allen Wolken fallen lässt. Bevor ...

Avi Avraham, Oberinspektor im Ayalon-Polizeidistrikt in Tel Aviv, ist mit seinem Job nicht mehr zufrieden und plant eine berufliche Umorientierung, was seinen Chef aus allen Wolken fallen lässt. Bevor es jedoch zu einer Versetzung kommt, stellt sich Avis neuer Fall als weniger trivial heraus, als er angenommen hatte: Der aus einem Hotel verschwundene europäische Gast, der angeblich bei israelischen Verwandten untergekommen ist, hat seiner Tochter erzählt, er würde für den Mossad arbeiten. Und auch sonst gibt es einige Ungereimtheiten, die Avi skeptisch werden lassen. Seine Kollegin ist dagegen relativ schnell einer Frau auf die Spur gekommen, die einen Säugling ausgesetzt hat. Allerdings ist sie weder die Mutter des Kindes noch auf irgendeine Art und Weise kooperativ. Oberinspektor Avi will zwar genau solchen Fällen den Rücken kehren, aber sie lesen sich durchaus spannend und vermitteln darüber hinaus auch noch einmal einen Eindruck vom Leben in Israel. Der Schreibstil des Tel Aviver Autors Dror Mishani macht außerdem Spaß: unaufgeregt, in die Tiefe gehend und seine komplexen Figuren mit ihren unterschiedlichen Perspektiven immer ernst nehmend. „Vertrauen“ ist ein literarischer Krimi mit wenig Blut und ohne wilde Verfolgungsjagden. Aber er stellt seine Leser*innen immer wieder vor die Frage, wie sie sich entscheiden oder vorgehen würden, er zeigt Fallstricke und Gewissenskonflikte und ist dadurch stellenweise interessanter und packender als ein klassischer „Whodunit“-Roman. Selbst wenn Oberinspektor Avi tatsächlich beruflich weiterziehen sollte – ich würde ihn gerne lesend begleiten.

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Veröffentlicht am 01.03.2022

Zwei mysteriöse Fälle

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Ein neugeborenes Mädchen wird in der Nähe eines Krankenhauses ausgesetzt. Die Frau, die das Baby dort zurückließ, ist auf einer Überwachungskamera zu sehen und wird ermittelt. Zunächst streitet sie alles ...

Ein neugeborenes Mädchen wird in der Nähe eines Krankenhauses ausgesetzt. Die Frau, die das Baby dort zurückließ, ist auf einer Überwachungskamera zu sehen und wird ermittelt. Zunächst streitet sie alles ab, dann behauptet sie, das Baby zur Welt gebracht zu haben, es aber aus wirtschaftlichen Gründen nicht behalten zu können. Ein DNA-Test zeigt aber, dass sie nicht die Mutter sein kann.
Am selben Tag erhält die Polizei den Anruf aus einem Hotel, dass ein Gast ohne zu zahlen das Hotel verlassen habe. Kommissar Avi Avraham kümmert sich persönlich darum und fährt zum Hotel, wo ihm mitgeteilt wird, am Nachmittag hätten Verwandte des Mannes dessen Gepäck abgeholt und die Rechnung beglichen. Avraham ist misstrauisch, da es sich bei dem Mann um einen Touristen handelt, der laut seiner Tochter keine Verwandtschaft in Israel hat, jedoch ihrer Meinung nach für den israelischen Geheimdienst Mossad gearbeitet hat. Als er nachforscht, wird ihm von Vorgesetzten nahegelegt, diese Spur nicht weiterzuverfolgen. Doch Avraham lässt die Sache nicht los, zumal er herausfindet, dass der angebliche Schweizer Staatsbürger mehrere Pässe besessen hat.
Beide Fälle sind sehr vielschichtig und die ungewohnten israelischen Namen machen die Lektüre nicht einfach. Ich habe „Vertrauen“ mit Interesse gelesen, an die Faszination, die Mishanis letztes Buch, „Drei“ auf mich ausgeübt hat, kommt es allerdings nicht heran. Nichtsdestotrotz ist es ein sehr lesenswerter spannender und anspruchsvoller Krimi, der aus dem üblichen Krimiraster herausfällt.

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Veröffentlicht am 23.02.2022

Hartnäckiger Ermittler in Tel Aviv

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Auch wenn viele Israelis in dem Ruf stehen, besonders forsch, ja geradezu ruppig aufzutreten - der Polizist Avi Avraham ist eher ein Vertreter der leisen Töne, einer, der genau hinschaut, auch eigene ...

Auch wenn viele Israelis in dem Ruf stehen, besonders forsch, ja geradezu ruppig aufzutreten - der Polizist Avi Avraham ist eher ein Vertreter der leisen Töne, einer, der genau hinschaut, auch eigene Unsicherheiten zulässt und dessen ruhige Art leicht übersehen lässt, dass er ausgesprochen hartnäckig ist und sich nicht mit einfachen Lösungen zufrieden gibt. In Dror Mishanis Roman "Vertrauen" ist das bei einer scheinbaren Bagatellermittlung der Fall: Ein Tourist ist aus seinem Hotel verschwunden, ohne zu bezahlen. Angebliche Verwandte haben sein Gepäck abgeholt. Doch es gibt Ungereimtheiten, die Avraham stutzig machen - und dann behauptet die Tochter des angeblichen Touristen obendrein, ihr Vater arbeite für den Mossad, also den israelischen Geheimdienst.

Liegt es an dem Thema, der schattenhaften Welt der Spione? Ein wenig erinnert mich Avi Avraham an George Smilley und Dror Mishani an die subtilen Hinweise und die literarische Spannung eines John LeCarré - nur eben am Mittelmeer, zwischen Tel Aviv und seinen Vororten wie Bat Yam und Cholon, wo die Bauhausmetropole nicht ganz so hell scheint.

Hier ist denn auch ein zweiter Fall anhängig, mit dem sich Avraham und seine Kollegin Esthi Wahabe befassen - ein in einer Klinik ausgesetztes Neugeborenes, das in besorgniserregendem Zustand gefunden wurde und offenbar deutlich zu früh geboren wurde. Eine verdächtige ist dank der Aufnbahmen der Überwachungskameras schnell ermittelt, eine Kindergartenhelferin, die in eher prekären Verhältnissen lebt und die Polizei offenbar an der Nase herumzuführen versucht.

In beiden Fällen gestaltet sich die Wahrheitssuche schwierig, Schicht um Schicht müssen die Ermittler freilegen, was Tatsache und was Behauptung ist, müssen toxische Beziehungen und Altlasten der Vergangenheit entwirren. Manches ist ganz anders, als es zunächst scheint und kleine Details können die Perspektive gründlich verändern.

Ruhig erzählt und mit viel Aufmerksamkeit für Details, besticht "Vertrauen" als eine Art Kammerspiel, wenn sich Wahabe und die Kindergartenhelferin im Verhörraum in eine Art Duell von Willenskraft und Manipulation begeben. Neue Entwicklungen im Fall des verschwundenen Touristen zwingen wiederum Avraham zu Entscheidungen: Wie weit will er sich vorwagen in eine Schattenwelt, in der er mit seiner Suche nach der Wahrheit wenig zu gewinnen und viel zu verlieren hat? Wem kann er überhaupt vertrauen in einem Klima, das von versteckten Andeutungen und verschleierten Wahrheiten geprägt ist? Daneben sind es die szenischen Skizzen eines Israels abseits der Touristenpfade, die beim Lesen den Geschmack von Hummus und Sabich aufkommen lassen.

Mishani hat bereits mehrere Romane um den Polizisten Avi Avraham geschrieben - dies war der erste, den ich gelesen habe. Auch wenn es manche Andeutung gibt, die Leser, die mit der Serie vertraut sind, sicher besser einordnen können, erschwert das nicht das Lesen von "Vertrauen". Auf jeden Fall aber hat mich das Buch neugierig auf seine Vorgänger gemacht. Nicht zuletzt bereitet es mir ein besonderes Lesevergnügen, dank des Buches wieder durch die Straßen von Tel Aviv zu ziehen und vertraute Orte auf den Buchseiten zu erleben. Dieses Buch ist so vielschichtig, kompliziert und spannend wie die israelische Gesellschaft.

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Veröffentlicht am 15.06.2023

Gut, aber nicht leicht zugänglich

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Dies ist mein zweites Buch von Dror Mishani und mein erstes mit dem Ermittler Avi Avraham, der ja in "Drei" wohl vorkam, aber nur in einer Nebenrolle und mir in keinerlei Erinnerung geblieben ist.

So ...

Dies ist mein zweites Buch von Dror Mishani und mein erstes mit dem Ermittler Avi Avraham, der ja in "Drei" wohl vorkam, aber nur in einer Nebenrolle und mir in keinerlei Erinnerung geblieben ist.

So wie hier Orna, die nur kurz erwähnt wird.

Avi ist mir von Anfang an sehr sympathisch; er ist gut geschildert mit allen menschlichen und beruflichen Eigenheiten, Schwächen, Stärken und sehr viel Klugheit. Man muss dieses Buch - viel mehr als "Drei" - vor dem speziellen israelischen Hintergrund sehen, nicht nur, weil der Mossad eine große Rolle spielt.

Vielleicht ist es mir deshalb so schwer gefallen, in die Geschichte hinein zu finden - und wieder heraus.

Der Zusammenhang zwischen den beiden erzählten Fällen erschließt sich für mich nur auf philosophischer Ebene.

Gut, aber sehr speziell.

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