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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.07.2023

Spannender Thriller mit inhaltlichen Schwächen

Zwei Fremde
2

Ein Schneesturm in den schottischen Highlands, ein einsames Hotel, abgeschnitten von der Außenwelt, in der letzten Nacht vor dem Ende der Saison, und zwei mysteriöse Männer, die nachts nacheinander die ...

Ein Schneesturm in den schottischen Highlands, ein einsames Hotel, abgeschnitten von der Außenwelt, in der letzten Nacht vor dem Ende der Saison, und zwei mysteriöse Männer, die nachts nacheinander die Tür klopfen, als die Hotelangestellte Remie allein im Dienst ist. Beide geben sich als Polizisten aus, doch nur einer sagt die Wahrheit, der andere ist ein Mörder, der bei einem Gefangenentransport entflohen ist - doch wer ist wer?

Das Setting klang sehr vielversprechend und ich ging mit großer Vorfreude an die Lektüre. Das Buch begann spannend, ich fieberte mit der Protagonistin Remie mit, die mir zunächst sehr sympathisch war. Im Laufe des Buches erfährt man immer mehr über ihre privaten Hintergründe, und mein Bild von ihr wurde detaillierter, aber auch ambivalenter. Ab der Buchmitte fiel es mir zunehmend schwer, mit ihr mitzufühlen, da ich ihre Beweggründe teilweise unglaubwürdig fand und sie mir immer unsympathischer wurde. Einige Details der Handlung erschien mir unlogisch und sehr konstruiert, und je länger ich über das Buch nachdenke, desto mehr Ungereimtheiten entdecke ich.

Insgesamt ein spannender und unterhaltsamer Thriller, der aufgrund inhaltlicher Mängel leider hinter meinen Erwartungen zurückblieb.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 02.07.2023

Tiefgründig mit sehr plötzlichem Ende

Taormina
0

Da der Klappentext sehr vielversprechend klang und die Literaturkritiken sehr positiv ausfielen, war ich sehr gespannt auf "Taormina" von Yves Ravey.

In der Ehe von Louisa und Melvil Hammet kriselt es, ...

Da der Klappentext sehr vielversprechend klang und die Literaturkritiken sehr positiv ausfielen, war ich sehr gespannt auf "Taormina" von Yves Ravey.

In der Ehe von Louisa und Melvil Hammet kriselt es, ein romantischer Sizilienurlaub soll die Risse kitten. Doch die Reise steht unter keinem guten Stern. Direkt nach der Ankunft stürmt und regnet es, Melvil verfährt sich nachts mit dem Mietwagen auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel, und plötzlich spüren sie einen heftigen Schlag gegen den Wagen. Sie halten an, steigen aber nicht aus, und verlassen so schnell wie möglich den Unfallort. Es wird schon nichts passiert sein, vielleicht ein Tier, nur weg. Doch am nächsten Tag lesen sie in der Zeitung, dass ein Migrantenkind am fraglichen Ort tot am Straßenrand gefunden wurde. Sie suchen Ausflüchte, um sich nicht ihrer Verantwortung stellen zu müssen, Schuld haben andere, jedenfalls nicht sie, eine Werkstatt soll den Schaden gegen Cash reparieren, niemand von ihrem Unfall erfahren. Doch nun wittern andere die Chance auf schnell verdientes Geld, und die Hammets geraten in einen Strudel aus Erpressung und zwielichtigen Geschäften.

Die Geschichte hat mich zunächst sehr angesprochen, die Figuren sind scharf gezeichnet, Melville als ein verantwortungsloses Weichei, das Louisa vergöttert, und die Schuld für eigenes Versagen stets bei andern sucht, sowohl im Hinblick auf seine Arbeitslosigkeit, als auch in Bezug auf den Unfall. Louisa ist eine gutaussehende, beruflich erfolgreiche, aber noch immer von Papa verwöhnte Frau, die gewohnt ist, ihren Willen zu bekommen. Die Paardynamik ist sehr gut beschrieben, auch das Verhalten der beiden nach dem Unfall, die Ausflüchte, Schuldzuweisungen, Diskussionen der beiden. Leider flacht das Buch in den letzten Kapiteln deutlich ab. Plötzlich versteht Melvil, der zwei italienische Polizisten belauscht, jedes Wort ihrer Unterhaltung, obwohl er kein Italienisch spricht. Der Kellner und zwei Streifenpolizisten geraten zu einer Karikatur italienischer Korruption. Enttäuscht lässt mich dann das doch sehr abrupte Ende zurück. Ich habe nichts gegen einen offenen Schluss, aber dieses Buch endet gefühlt mitten in der Geschichte.

Insgesamt eine zunächst starke Geschichte mit viel Potenzial, dicht und erzählerisch stark, deren plötzliches Ende mich ernüchtert zurückließ.

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Veröffentlicht am 25.06.2023

Interessant, aber mit Schwächen

Mein Leben als Tatortreiniger
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In "Mein Leben als Tatortreiniger" erzählt Dirk Plähn aus seinem Berufsalltag, unterstützt von der Ghostwriterin Kathrin Hanke. Er schildert, wie er zu diesem Beruf kam, und nimmt den Leser in 18 wahren ...

In "Mein Leben als Tatortreiniger" erzählt Dirk Plähn aus seinem Berufsalltag, unterstützt von der Ghostwriterin Kathrin Hanke. Er schildert, wie er zu diesem Beruf kam, und nimmt den Leser in 18 wahren Geschichten mit an seinen Arbeitsplatz. Ob Entrümpelung eines Messiehaushalts oder fachgerechte Reinigung und Desinfektion von Wohnungen, in denen ein Leichnam oft über Wochen unentdeckt lag, inklusive Ausbau und Entsorgung kontaminierten Materials - schnell wird klar, dass Tatortreiniger ein psychisch und physisch äußerst herausfordernder Beruf ist. Manches war mir vor der Lektüre dieses Buches so nicht bewusst, insbesondere, wie weitreichend die Folgen eines längere Zeit unentdeckt gebliebenen Todesfalls sogar für die Bausubstanz der Wohnung sind. 

Leider ähneln sich die einzelnen Geschichten doch sehr, und Plähn wiederholt sich häufig. Seine Schilderungen bleiben sehr an der Oberfläche, und ich hätte gerne noch tiefergehende, fundierte Details aus seiner Arbeit erfahren, und dafür auf einige abschweifende Passagen verzichtet. Wirklich gestört hat mich der äußerst einfache Schreibstil und die flapsige Ausdrucksweise, die ich als sehr unangebracht empfand. Hier hätte ich doch etwas mehr Niveau erwartet, insbesondere, da eine Ghostwriterin am Buch beteiligt war.

Insgesamt bleibt das Buch leider deutlich hinter meinen Erwartungen zurück, sowohl was den Informationsgehalt als auch Sprache und Stil anbelangt. 

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Veröffentlicht am 21.06.2023

Spannend, rasant, aber teilweise unlogisch

Im Bann der Elemente (Bd. 1)
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Da das Cover richtig abenteuelustig aussah und die Leseprobe sehr vielversprechend klang, waren wir sehr gespannt auf das Buch. Das Cover sticht durch die Glitzerffekte sofort ins Auge und gefiel meinem ...

Da das Cover richtig abenteuelustig aussah und die Leseprobe sehr vielversprechend klang, waren wir sehr gespannt auf das Buch. Das Cover sticht durch die Glitzerffekte sofort ins Auge und gefiel meinem Sohn auf Anhieb.

Der Schreibstil ist sehr flott und treibt die Geschichte voran, ohne Ausschmückungen oder detaillierte Beschreibungen. Die Protagonist*innen geraten von einem Abenteuer ins nächste. Das hält die Spannung hoch, führt aber dazu, dass sich einige kausale Zusammenhänge nicht erschließen und die Logik etwas auf der Strecke bleibt.

Die Sprache ist betont jugendlich und eher flapsig gehalten, was manchmal fast zu viel ist. Einige der Fabelwesen, wie der Wurzelknorr oder die Irrlichter, haben Sprachfehler, so dass die Dialoge sehr mühsam zu lesen sind. Mal wird das z durch sch ersetzt, mal das sch durch f, oder das s durch ein w oder ein z. Zu Vorlesen ist das Buch daher ziemlich anstrengend, und vermutlich verliert das ein oder andere Kind die Lust, es selbst zu lesen, da diese Sprachfehler das Lesen und das Verständnis deutlich erschweren. Gerade für Kinder mit einer Lese- oder Rechtschreibschwäche sehe ich diese
geballt auftretenden fehlerhaften Schreibweisen auch sehr kritisch, da sich so Fehler leicht einprägen können, insbesondere, wenn die Phonetik ähnlich ist (Prins statt Prinz).

Insgesamt ein spannendes, unterhaltsames Kinderbuch mit vielen skurrilen, witzigen und abenteuerlichen Einfällen, bei dem mir allerdings der logische Überbau und der große Zusammenhang zu kurz kam. Vieles wird nur aneinandergereiht, und ich habe den Eindruck, dass hier Potenzial verschenkt wurde. Für den 2. Band ist noch deutlich Luft nach oben.



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Veröffentlicht am 15.06.2023

Fachlich mangelhaft

Emmy Noether. Ihr steiniger Weg an die Weltspitze der Mathematik
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Als Mathematikerin hat mich die Biografie Emmy Noethers, die mir aus dem Studium natürlich bekannt ist, sehr interessiert.

In "Emmy Noether - Ihr steiniger Weg an die Weltspitze der Mathematik" versucht ...

Als Mathematikerin hat mich die Biografie Emmy Noethers, die mir aus dem Studium natürlich bekannt ist, sehr interessiert.

In "Emmy Noether - Ihr steiniger Weg an die Weltspitze der Mathematik" versucht der Autor Lars Jaeger nicht nur, Emmy Noethers Leben und ihren akademischen Werdegang nachzuzeichnen, sondern auch, ihre mathematische und physikalische Forschungsarbeit allgemeinverständlich zu erklären. Letzteres ist ihm leider nicht gelungen. Im Bemühen, allgemeinverständlich zu sein, vereinfacht er zu stark, weicht Definitionen auf oder formuliert sie um, wodurch einiges schlicht falsch wird, oder so schwammig, dass es einer so exakten Wissenschaft wie der reinen Mathematik nicht mehr gerecht wird (das beginnt bereits bei den Definitionen von Idealen, Moduln und Isomorphismen).  Ab Kapitel 6, das sich Noethers Beitrag zur Algebra widmet, habe ich mich stellenweise so sehr geärgert, dass ich kurz davor war, das Buch abzubrechen. Von Algebra hat der Autor offensichtlich wenig Ahnung. Allein der ständig verwendete, nicht existente Begriff "Zahlenfeld", bei dem es sich offenbar um eine fehlerhafte Übersetzung aus dem Englischen (number field) handelt, zeigt dies. Jeder Student im Grundstudium weiß, daß "field" die englische Bezeichnung für Körper ist, und es sich bei "number fields" um Zahlkörper handelt. So kommt es zu kuriosen und auch falschen Sätzen wie "Alle Unterfelder einer Divisionsalgebra D sind Spaltfelder". Korrekt formuliert müsste der Satz lauten: "Sei D eine endlich-dimensionale zentrale (!) Divisionsalgebra über dem Körper K. Dann besitzt D maximale Teilkörper, und jeder maximale (!) Teilkörper einer Divisionsalgebra D ist ein Zerfällungskörper von D".
Da weder die Begriffe Divisionsalgebra noch Zerfällungskörper näher erläutert werden, dürfte dieser Satz für Laien unverständlich sein, und das gilt für weitere Passagen des Buches.

Die Abschnitte über Emmy Noethers Leben, die auch eindrücklich zeigen, mit welchen Vorurteilen und Ungerechtigkeiten Frauen in der Wissenschaft zu kämpfen hatten und welche Hindernisse ihnen in den Weg gelegt wurden, sind interessant und informativ. Aufgrund der Mängel im fachlichen Teil kann ich die Biografie jedoch leider nicht weiterempfehlen.

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