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Veröffentlicht am 26.02.2024

Glück kommt und geht

Die Halbwertszeit von Glück
5

Die bekannte Kinder- und Drehbuchautorin Lucy Astner hat unter dem Pseudonym Louise Pelt einen Roman für Erwachsene geschrieben, in dem es um das Glück geht. Das Leben von drei Frauen aus verschiedenen ...

Die bekannte Kinder- und Drehbuchautorin Lucy Astner hat unter dem Pseudonym Louise Pelt einen Roman für Erwachsene geschrieben, in dem es um das Glück geht. Das Leben von drei Frauen aus verschiedenen Ländern und in unterschiedlichen Jahrzehnten gerät auf einmal aus den Fugen und Glück scheint verloren, unmöglich und undenkbar.
Das auch haptisch ansprechende farbenfrohe Cover mit seinem vielschichtigen, eher vage gehaltenen Motiv passt gut zum Buch, da auch der Zusammenhang zwischen den Protagonistinnen lange ungewiss bleibt.
Louise Pelt schreibt anschaulich und bildhaft, auch poetisch, und den jeweiligen Situationen ihrer Figuren atmosphärisch angepasst, die Charaktere werden schnell lebendig.
Obwohl mir der einnehmende Schreibstil sehr gefällt, finde ich die Figurenzeichnung größtenteils wenig gelungen, zwei der Frauen reagieren für mich übertrieben dramatisch und nicht nachvollziehbar auf ihre Situation. Sympathie, Nähe und Verständnis entwickelte sich bei mir nur für die dritte Frau, Johanna. Auch einige der Nebenfiguren sind nicht glaubwürdig gezeichnet, vieles erscheint konstruiert, um die Handlung voran zu treiben, es gibt irritierende, da wenig glaubhafte Details und offensichtlich wurden die Lebensbedingungen in der DDR nicht ausreichend recherchiert.
Da abwechselnd aus den Perspektiven der drei Frauen erzählt wird, bleibt die Geschichte insgesamt unterhaltsam und die Frage, wie es für die jeweilige Protagonistin weitergeht und wie genau die unterschiedlichen Erzählstränge zusammenhängen, hat mein Interesse und meine Neugier wach gehalten. Gelungen finde ich die unerwartete Überraschung gegen Ende.
Der zusammenfassende Rückblick auf das Leben von zwei der Frauen führt fast zu schnell zum Ende und lässt mich mit Fragen zurück, die ich gern noch beantwortet gehabt hätte.
Letztendlich bringt mich die Autorin dazu, über das Glück nachzudenken. Es kann abrupt verschwinden, aber auch überraschend und ganz anders als erhofft, zurückkommen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 16.06.2023

Außer Kontrolle

Redemptio
0

Redemptio ist eine selbstlernende Künstliche Intelligenz, geschaffen, um zu berechnen, wo, wann und von wem mit hoher Wahrscheinlichkeit die nächste Straftat begangen werden wird. Nicht nur das Programm ...

Redemptio ist eine selbstlernende Künstliche Intelligenz, geschaffen, um zu berechnen, wo, wann und von wem mit hoher Wahrscheinlichkeit die nächste Straftat begangen werden wird. Nicht nur das Programm strebt nach totaler Kontrolle über alles und jeden und bald ist eine unheilvolle Entwicklung nicht mehr aufzuhalten. Können Redemptio und die Strippenzieher im Hintergrund gestoppt werden?

Volker Gerling hat einen spannenden Thriller mit vielen Wendungen geschrieben zu einem aktuellen Thema. Die Gefahr, die eine selbstlernende Künstliche Intelligenz für die Menschheit bedeuten kann, wird im Roman anschaulich und eindringlich beschrieben. Der Autor erklärt gut verständlich, wie KI und hier insbesondere Redemptio und Deep Learning funktionieren, und auch andere technische Aspekte fand ich interessant. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen.
Einige der zahlreichen Figuren werden tiefer gehend charakterisiert, ich empfand sie jedoch meist als stereotyp und sie blieben auf Distanz, auch durch die vielen häufig wechselnden Perspektiven und Schauplätze.
Oft wird die Geschichte 'erzählt' statt durch Handlung und Dialoge 'gezeigt', was vielleicht dem relativ langen abgedeckten Zeitraum von 16 Monaten und der Vielzahl auftretender Charaktere geschuldet ist.

Trotz ein, zwei inhaltlicher Ungereimtheiten und einiger Rechtschreib- und Grammatikfehler hat mich 'Redemptio' gut unterhalten, ich vergebe 3,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.03.2023

Rückkehr nach Siebenbürgen

Tod in Siebenbürgen
0

Der Investigativjournalist Paul Schwartzmüller erfährt durch ein Anwaltsschreiben, dass er den Hof seiner Tante Zinzi in Siebenbürgen geerbt hat. Er hat seine Heimat vor 35 Jahren verlassen und war der ...

Der Investigativjournalist Paul Schwartzmüller erfährt durch ein Anwaltsschreiben, dass er den Hof seiner Tante Zinzi in Siebenbürgen geerbt hat. Er hat seine Heimat vor 35 Jahren verlassen und war der Meinung, seine Tante wäre ebenso lange schon tot. Erstaunt und mit vielen Fragen macht er sich auf die Reise in das Dorf, in dem er viele wunderbare Sommerferien verbracht hat.

Schon das schöne Cover mit dem wolkenverhangenen Tal und dem idyllisch im Wald gelegenen Schloss macht neugierig auf das Buch. Lioba Werrelmann schreibt lebendig und anschaulich, ihre Beschreibungen von Land und Leuten, Kultur, sowohl der Siebenbürger Sachsen als auch der Rumänen, Aberglaube, Sitten und Gebräuche sind atmosphärisch gelungen und machen Lust, Rumänien einmal selbst zu besuchen. Auch das Problem der Korruption und missbrauchter EU-Gelder wird nicht ausgespart, wie auch die düstere politische Vergangenheit unter Ceaușescu.
Pauls heftige Gefühle kann ich anfangs nachvollziehen, er hat durch die Ausreise nach Deutschland damals viel verloren und sein Vater hatte ihm wohl einiges verschwiegen. Er ist verwirrt von den Eindrücken im heutigen Siebenbürgen und den Erinnerungen, die auf ihn einstürmen.
Als ein Mord auf Schloss Bran geschieht und ihn sein unter Verdacht stehender und verhafteter Jugendfreund um Hilfe bittet, verzettelt sich Paul bei seinen Ermittlungsversuchen, er wirkt unsicher, agiert dilettantisch und scheint seine beruflichen Fähigkeiten verloren zu haben. Er schlafwandelt wieder wie in seiner Kindheit, trinkt zu viel und ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt, wodurch die Krimihandlung in den Hintergrund gedrängt wird.
Andere Protagonist:innen werden leider nicht tiefer gehend charakterisiert und es bleiben Fragen offen, was ich bedauert habe, denn es sind interessante Figuren, die ich gern besser kennengelernt hätte.
Als Erzählung über Siebenbürgen ist das Buch sehr unterhaltsam, aber als Krimi hat es mich enttäuscht.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 06.02.2023

Spannende Geschichte, aber ich hatte mir mehr versprochen

Der Riss
11

Vulkanologin Antonia Rauwolf soll auf der Forschungsstation Neumayer III untersuchen, ob die neu entdeckten fast 100 Vulkane in der Westantarktis aktiv werden und so das Weltklima katastrophal beeinflussen ...

Vulkanologin Antonia Rauwolf soll auf der Forschungsstation Neumayer III untersuchen, ob die neu entdeckten fast 100 Vulkane in der Westantarktis aktiv werden und so das Weltklima katastrophal beeinflussen könnten. Und sie will nach ihrem seit Wochen vermissten Bruder suchen, der von einer Expedition nicht zurück kam.

Das Cover mit dem Riss im Eis, den Eisschollen und den Farben Schwarz, Weiß und Rot hat sofort meine Aufmerksamkeit erregt und mich neugierig gemacht. Besonders gefällt mir, dass „Rot“ symmetrisch verteilt ist, rechts und links vom Riss, etwas Symmetrie im Chaos, das hat was ;)

Durch den eingängigen bildhaften und lebendigen Schreibstil gelingt dem Autor Thilo Winter eine glaubhafte Beschreibung der unwirtlichen gleichförmigen Eiswüste der Antarktis, der globalen Bedeutung der gigantischen Eismassen und auch der Schwierigkeiten, dort als Mensch zu überleben.
Durch den Prolog weiß der Leser mehr als Antonia und auch durch ihre Vermutungen und Andeutungen wird von Beginn an ein Spannungsbogen aufgebaut, dazu tragen auch Perspektivwechsel und Cliffhanger an Kapitelenden bei. Der Autor verknüpft tatsächliche Ereignisse mit einer packenden Geschichte mit hohem Erzähltempo, die sich jedoch immer mehr zu einer Aneinanderreihung von übertriebenen und unglaubwürdigen Actionszenen entwickelt. Besonders im letzten Drittel des Buchs fühlte ich mich von all der Action fast überrollt. Am Ende der Geschichte bleiben Fragen offen. Der Figurenzeichnung mangelt es an Einfühlungsvermögen und Glaubwürdigkeit, sie bleibt oberflächlich und Entwicklungen, so es sie denn gibt, sind nicht nachvollziehbar. Die Protagonistin Antonia ist impulsiv, stur und rücksichtslos, so dass es mir schwer fiel, mit ihr zu fühlen.

Das Nachwort des Wissenschaftsjournalisten Thilo Winter hat mir wiederum gut gefallen, es ist sehr interessant und vermittelt gut recherchierte Informationen und Wissen über die in großen Teilen noch unerforschte, unbedingt schützenswerte Antarktis. Leider spielt im Roman Wissenschaft nicht die erhoffte Rolle, die Verknüpfung mit der Handlung ist meiner Meinung nach nicht überzeugend gelungen, ich hatte mehr erwartet.

  • Einzelne Kategorien
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  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 16.04.2022

Hoffnung auf ein gutes Ende

Automaton
0

Die alleinerziehende junge Mutter Tiff arbeitet von zu Hause aus im Akkord: online erledigt sie schlecht bezahlte monotone Klick- und auch Video- Überwachungsjobs für die Plattform Automa. Tiff leidet ...

Die alleinerziehende junge Mutter Tiff arbeitet von zu Hause aus im Akkord: online erledigt sie schlecht bezahlte monotone Klick- und auch Video- Überwachungsjobs für die Plattform Automa. Tiff leidet an einer Angststörung, sie kann nur unter Schwierigkeiten das Haus verlassen, macht sich Vorwürfe wegen ihres Sohns, dem sie kaum etwas bieten kann und der natürlich ebenfalls unter ihren psychischen Problemen leidet, und sie ist einsam.

Unterstützung und Beistand erfährt sie von zwei Wohnungsnachbarn und da gibt es noch die beiden Chatpartner, Kollegen, mit denen sie sich im Geheimen austauscht. Sie musste einen Verschwiegenheitsklausel unterschreiben, denn ihre Arbeit wird den Kunden als Überwachungsleistung einer KI verkauft.

Es gibt einen zweiten Handlungsstrang um die verwitwete Stella und einen Freund, den sie jahrzehntelang nicht gesehen hat, beide haben ebenfalls Erfahrung mit prekären Arbeitsverhältnissen.

Das Verschwinden eines Obdachlosen, der oft auf einem der Überwachungsvideos zu sehen war, bedeutet eine Unterbrechung der monotonen Bildschirmarbeit und wird für Tiff zum Anlass, sich aktiv um die Aufklärung dieses Verschwindens zu bemühen. Ihr unbedingter Wunsch, dass „diese Geschichte gut ausgeht“, erscheint wie ein Gegengewicht zu den furchtbaren Bildern, die sie in ihrem vorigen Onlinejob moderiert hat und die ihre Angststörung verursacht haben. Das Internet wird für Tiff auch zur Möglichkeit, etwas in Gang zu setzen und die Geschichte des Obdachlosen mit Hilfe ihrer befreundeten Nachbarn und Kollegen aufzuklären.

Berit Glanz schildert die Lebenssituation der jungen Mutter glaubwürdig, berührend und authentisch und beleuchtet die monotone, anstrengende Tätigkeit der „clickworker“, die allein, auf sich gestellt und nicht abgesichert, schlecht bezahlte Arbeit leisten. Die Erzählung ist latent spannend, weiß Tiff (und damit auch der Leser) doch nie, was auf den Bildern oder in den Videos zu sehen sein wird. Der Handlungsstrang um Stella und ihren Freund nimmt für mich jedoch zu viel Platz ein, obwohl es Parallelen im Leben der beiden Frauen gibt und die beiden Erzählebenen schließlich zusammengeführt werden.
Der Schreibstil ist flüssig und lebendig, sehr angenehm zu lesen, die Kapitel sind kurz und werden durch Chatprotokolle ergänzt.
Der Klappentext ist irreführend, denn er deutet eine Entwicklung an, die nicht eintritt, weshalb ich einen halben Stern abziehe. Ich hatte auf Grund des Verlagstextes eine andere Geschichte erwartet. Am Schluss bleibt offen, wie es für Tiff weitergeht, aber das Buch endet in einer hoffnungsvollen Stimmung.