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Veröffentlicht am 16.06.2023

Was von Familie bleibt, wenn die Liebe geht

Aufrappeln
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Mal wieder ist mir als erstes das Cover ins Auge gestochen. Es kontrastiert durch die traurig, die Köpfe hängenden Tulpen und die frische hellgrüne Farbe, sodass ich sofort neugierig war, was es damit ...

Mal wieder ist mir als erstes das Cover ins Auge gestochen. Es kontrastiert durch die traurig, die Köpfe hängenden Tulpen und die frische hellgrüne Farbe, sodass ich sofort neugierig war, was es damit auf sich hat.
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Judith ist mit ihrem Leben zufrieden. Sie hat es sich mit Mann und Kind gemütlich eingerichtet und kann nicht klagen.
Als sie eines morgens einen Rattenkopf in der Toilette entdeckt, ist das der Beginn einer Berg- und Talfahrt. Kurz darauf trennt sich ihr Freund und was folgt ist eine turbulente Zeit mit Umzug, Selbstfindung und der Frage: wie kann man trotz Trennung gemeinsam für das Kind da sein.
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In „aufrappeln“ treffen wir auf ein Thema, dass viele irgendwann einmal betroffen hat oder betreffen könnte: Wie geht es nach der Trennung weiter, wenn ein gemeinsames Kind im Spiel ist. Während man eigentlich alles hinter sich lassen, die andere Person komplett aus seinem Leben ausschließen und seine Wunden lecken will, ist dies nun mal keine (gute) Option wenn es gemeinsamen Nachwuchs gibt.
Auf knapp 160 Seiten beschreibt Poznan eine mögliche Lösung, setzt auf das Wechselmodell, gemeinsame Urlaube und ein gemeinsames Essen pro Woche. Es ist eine Idealvorstellung von Familie, die eigentlich keine mehr ist und für manche kann dies sicher gut funktionieren. Je nach Tiefe der verletzten Gefühle, kann die aber für die Beteiligten unter Umständen auch sehr schwierig werden und so merkt man auch an Judith, dass diese dies alles in erster Linie für das Kind tut. Ob dies das Beste für ein Kind ist, ist sicher Ansichtssache, Fakt ist aber das hier einige wichtige Punkte angesprochen werden, die durchaus wertvoll sind: nicht schlecht von dem Ex-Partner vor dem Kind reden, an einem Strang ziehen was die Erziehung an geht, dem Kind dadurch Stabilität in einer unsicheren Zeit aufzeigen.
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Mit viel Humor und Einfühlungsvermögen führt uns die Autorin durch diese turbulente Zeit. Es macht Spaß Judith auf ihrem Weg zu gleiten, mit ihr das ein oder andere Drama und skurrile Situationen durchzustehen. An manchen Stellen war ich zu Tränen gerührt (gerade als das Kind lieber beim Papa, als bei der Mama schlafen wollte), an anderen hab ich herzhaft gelacht.
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Ein wirklich toller Roman darüber, was es bedeutet eine Familie zu sein und zu bleiben, auch wenn die Liebe nicht mehr da ist, aber auch darüber sich aufzurappeln, sich nicht hängen zu lassen und sich neu zu erfinden, wenn sich die Lebensumstände auf einen Schlag ändern.
Sehr große Empfehlung meinerseits.

Veröffentlicht am 14.06.2023

Tolle Geschichte über Zusammenhalt, Zulassen und Loslassen

Jahr der Wunder
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Es ist das Jahr 2020, das Jahr in dem die Corona-Pandemie ihren Anfang nahm, das Jahr in dem George Floyd gewaltsam zu Tode kam, das Jahr in dem Angst und Wut die Oberhand gewonnen haben.
In diesem Jahr ...

Es ist das Jahr 2020, das Jahr in dem die Corona-Pandemie ihren Anfang nahm, das Jahr in dem George Floyd gewaltsam zu Tode kam, das Jahr in dem Angst und Wut die Oberhand gewonnen haben.
In diesem Jahr begleiten wir Tookie, eine indigene Büchhändlerin und Ex-Strafgefangene durch ihr Leben, durch die Höhen und vor allem Tiefen, die die weltweite Gesundheitskrise und die Aufstände nach Floyds Tod mit sich gebracht haben.
Und als wäre das nicht alles aufreibend genug, muss sich Tookie auch noch mit dem Geist der verstorbenen Flora, eine der besten Kundinnen des Buchhandels, herumschlagen.
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Louise Erdrich beschreibt hier sehr zutreffend die damalige Situation und webt sie in ihre Geschichte ein. Die Angst und Verunsicherung der ersten Corona-Monate kommt wieder hoch und bleibt spürbar, ebenso die Ohnmacht und Wut bzgl. der Polizeigewalt. Die Bilder, die damals um die Welt gingen, die Berichterstattung, alles ist sofort wieder greifbar und versetzt einen in die Gefühle und Gedanken zurück.
Tookie als Protagonistin ist ziemlich unnahbar, ein Umstand den ihre Vergangenheit mit sich bringt, und trotzdem kann man sich gut in ihre emotionale Verfassung hineinversetzen.
Das Buch beginnt mit einem Rückblick auf ihre Verhaftung und die darauf folgenden Jahre in Gefangenschaft. Dies alles ist wichtig um Tookie als Person zu verstehen, vor allem in Bezug zu ihrem Verhältnis zur Literatur.
Überhaupt spielen Bücher eine große Rolle in der Erzählung und das mag ich ja immer sehr. In diesem Zusammenhang wird aufgezeigt, welche Macht, das geschriebene Wort über uns haben kann. Welch heilende Wirkung Bücher haben und das sie in der Lage sind uns durch schwere Zeiten zu begleiten.
Man erfährt viel über die indigene Bevölkerung, die verschiedenen Stämme und Traditionen, was mir wahnsinnig gut gefallen hat. Themen wie Enteignung, kulturelle Aneignung und Rassismus kommen zur Sprache.
In einer schönen, klaren Sprache beschreibt Erdrich das Leben in all seinen Facetten.
Es geht um Familie, Freundschaft, Liebe, Zusammenhalt, Aufgebehren, Widerstand. Es geht um Krankheit, Tod, neues Leben. Es geht ums Zulassen, Loslassen, Akzeptieren.
Und es geht darum, dass manche Menschen über den Tod hinaus, getrieben sind, Dinge zu Ende bringen müssen, die sie zu Lebzeiten nicht geschafft haben und den Umgang damit. Ob man nun an übernatürliche Kräfte, ein Leben nach dem Tod und Seelenwanderung glaubt oder nicht, es ist gut un schlüssig dargestellt, warum Flora geblieben ist.
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Ein gelungener Roman, der trotz der teils schweren Thematik gut zu lesen ist. Große Empfehlung.

Veröffentlicht am 22.05.2023

Tanzen gegen die Einsamkeit

Der Tanzende
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Arthur ist 10 als er das erste Mal das La Plage, einen Club in seiner Heimatstadt, betritt. Jahre später holt ihn diese Erfahrung wieder ein, als er mit Freunden feiern gehen will. Anfangs fühlt es sich ...

Arthur ist 10 als er das erste Mal das La Plage, einen Club in seiner Heimatstadt, betritt. Jahre später holt ihn diese Erfahrung wieder ein, als er mit Freunden feiern gehen will. Anfangs fühlt es sich absolut unwohl, findet keinen Anschluss, tanzt nicht, da er Angst hat sich lächerlich zu machen. Er beginnt zu trainieren, baut Muskelmasse auf und mit diesem neuen Körpergefühl lernt irgendwann auch sich zur Musik zu bewegen. Fortan verbringt er fast jede Nacht im La Plage. Nur auf der Tanzfläche, eingepfercht zwischen den Massen, fühlt er sich dazugehörig, doch seine tiefe Einsamkeit kann er damit nicht überwinden.
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Beim Lesen des Buches werden Jugenderinnerungen wach. Victor Jestin entführt die Lesenden direkt in die Clubkultur, beschreibt Partys, erwähnt Musik, zu der auch ich getanzt habe. Es ist einfach schön ein bisschen darin zu schwelgen und die damalige Zeit Revue passieren zu lassen.
Er beschreibt aber auch sehr eindringlich die Tiefe Einsamkeit eines Menschen.
Gerade dieser Kontrast hat mir wahnsinnig gut gefallen.
Der Protagonist Arthur lebt für den Club und während bei allen anderen die Zeit des Feierns irgendwann vorbei ist, ein Job, Beziehungen und eventuell Familiengründung im den Vordergrund rücken, scheint Arthur irgendwie hängen geblieben zu sein. Getrieben von dem Wunsch Anschluss zu finden, sich angenommen zu fühlen und gesehen zu werden, flieht er immer wieder in dieses Pseudoleben, in dem alles andere auf der Strecke bleibt. Nach außen hin führt er ein schillerndes Leben, ist der Star auf der Tanzfläche… Im Inneren sieht er in seinem Leben keinen Sinn. Nur das Tanzen gibt ihm wirkliche Befriedigung, aber auch nur ein paar Stunden pro Nacht.
Während man sich anfangs mit Arthur freut, seine Euphorie gut nachvollziehen kann, entwickelt sich im Verlauf mehr und mehr Mitgefühl für den Protagonisten und auch ein gewisses Unverständnis, da er selbst nicht zu sehen scheint, dass sein Lebensstil ihn immer mehr in die Isolation treibt, die er eigentlich zu überwinden versucht.
Auf gerade mal 206 Seiten schafft es der Autor einen tiefen Einblick in mehrere Jahrzehnte eines Menschen zu geben und seine Gefühlswelt zu offenbaren.
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Ein wirklich tolles Buch und eine große Empfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 15.05.2023

Elternabend mal anders

Elternabend
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Sascha will gerade ein Auto klauen, als plötzlich eine Frau mit einem Baseballschläger auf eben dieses anfängt einzuschlagen. Und als wäre dies nicht schon genug, rückt von vorn auch noch eine Polizeieinheit ...

Sascha will gerade ein Auto klauen, als plötzlich eine Frau mit einem Baseballschläger auf eben dieses anfängt einzuschlagen. Und als wäre dies nicht schon genug, rückt von vorn auch noch eine Polizeieinheit an, die versucht eine Klimademo in Schach zu halten.
Um Schwierigkeiten zu entgehen, flieht Sascha kurzerhand. Auch Christin, die Frau mit dem Baseballschläger, macht sich aus dem Staub. Beide landen in einem Bus voll mit Leuten, die anscheinend schon auf sie gewartet haben und finden sich schlussendlich auf einem Elternabend wieder.
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Sebastian Fitzeks neuer Roman ist voll von Humor und vielen grotesken Situationen. Ein Elternabend ist schon an sich nichts spaßiges, wenn es auch aber um den Elternabend eines Kindes handelt, welches nicht dein eigenes ist und noch dazu großen Mist gebaut hat, ist der Ärger und die Missverständnisse vorprogrammiert.
Die Protagonisten Sascha und Christin sind, man mag es nach dem Anfang kaum glauben, tatsächlich die „Normalsten“ und ich mochte sie von Beginn an gern. Vor allem Saschas Geschichte hat mich sehr berührt. Alle anderen Nebenfiguren sind voll von Klischees und absolut überspitzt dargestellt. Gestört hat mich dies an der Stelle nicht, da es wirklich so too much war, dass es einfach gewollt sein muss.
Ich mochte den Aufbau der Geschichte und fand es spannend zu lesen, wie sich so langsam ein Bild von den Ereignissen vor dem versuchten Autoklau ergab.
Auch die Tatsache, dass nicht nur auf Humor gesetzt wurde, sondern auch schwierige Themen, wie psychische Erkrankungen mit eingebaut wurden, haben mich überzeugt.
Das Buch hat mich zum Lachen gebracht und zwischendurch standen mir auf mal Tränen in den Augen.
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Eine schöne Geschichte für zwischendurch und eine Empfehlung von mir für euch.

Veröffentlicht am 04.03.2023

Emotionale Betrachtung von Tod und Trauer

Leichte Mädchen Weisheiten
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Die Autorin nimmt uns in ihrem Buch auf eine sehr persönliche Reise mit. Eine Reise die emotional einer Achterbahnfahrt gleicht. In „Warum es leichter ist, zu sterben, als einem geliebten Menscheb beim ...

Die Autorin nimmt uns in ihrem Buch auf eine sehr persönliche Reise mit. Eine Reise die emotional einer Achterbahnfahrt gleicht. In „Warum es leichter ist, zu sterben, als einem geliebten Menscheb beim Sterben zu begleiten“ erzählt sie ihre Geschichte. Die Krebserkrankung des Vaters bestimmt 7 Jahre lang die Gedanken der Familie. Es ist ein ständiger Kampf zwischen Hoffnung und Verzweiflung, den der Vater am Ende verliert. Sie nimmt uns mit durch die sich anschließende Trauer und blickt auch selbst dem Tod ins Auge, was ihre Sicht auf das Leben zu verändern scheint und schöpft wieder Hoffnung und Lebensmut.
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Dieses Buch ist hochemotional und ich musste es beim Lesen ein paar mal weglegen. Jeder der einen Menschen verloren hat und diesem Tod eventuell ein langer Leidensweg vorangegangen ist, wird sich sehr gut in die Gedanken von Sabine Verges hineinversetzen können. Der Text wirkt manchmal konfus, was aber eben genau das widerspiegelt, was in einem vorgeht, wenn im Inneren ein Orkan wütet. Sowohl die Gedanken und Gefühle während der Zeit des Bangens, als auch im Zustand der Trauer, konnte ich sehr gut nachvollziehen und die Autorin bringt es gut auf den Punkt.
Es ist ein Buch, dass ich allen, die jemanden verloren haben und damit kämpfen, sehr ans Herz legen kann. Ja, es ist traurig und ja, es wühlt auf, aber es gibt einem auch das Gefühl verstanden zu werden, das Gefühl, dass es auch anderen so geht und das Gefühl, dass man eben nicht verrückt wird, sondern alles grad nur ein bisschen viel ist und dass das auch vollkommen ok ist.
Ich möchte es aber auch Personen empfehlen, die mit der Trauer eines anderen konfrontiert sind und diesen verstehen und unterstützen möchten, da es Einblicke in das Innere gibt, was man vielleicht selbst gar nicht in der Lage ist zu artikulieren.