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Veröffentlicht am 09.01.2024

Wütender Feminismus, historischer Background und spannendes Magiesystem

Iron Widow - Rache im Herzen
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Vielen lieben Dank an den penhaligon-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche ...

Vielen lieben Dank an den penhaligon-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Das Cover bzw. die Aufmachung insgesamt sind (wie so oft bei mir) der Grund dafür, weshalb ich erst auf das Buch aufmerksam geworden bin. Im Zentrum sieht man eine Frau in einer Rüstung, die offensichtlich die Protagonistin Zetian darstellen soll, umgeben von roten und orangefarbenen Schwingen eines Phönix, die es wirken lassen, als stünde Zetian inmitten eines Feuers.
Die Schwingen werden im Farbschnitt fortgeführt. Das Buch ist ein absoluter Hingucker und die Aufmachung spiegelt das Wütende, Feurige der Geschichte und der Protagonistin super wider.


Meine Meinung:
Ich schreibe diese Rezension tatsächlich ziemlich genau drei Monate, nachdem ich das Buch beendet habe, und weiß nach wie vor ganz genau, welche Emotionen ich hier beim Lesen empfunden habe und was „Iron Widow“ mit mir gemacht hat. Wir haben Ende Dezember (zu dem Zeitpunkt, in dem ich das hier tippe) und ich kann jetzt mit absoluter Gewissheit sagen, dass das Buch definitiv eines meiner Jahreshighlights 2023 ist!

Xiran Jay Zhao erzähl hier eine wütende, emotionale Geschichte einer Frau, die sich in einer männerdominierten Welt behaupten will und muss, um für ihre Schwester Rache zu nehmen. Besonders gut hat mir hierbei gefallen, wie stark ausgeprägt die Wut und der Hass Zetians sind. Sie entschuldigt sich nicht für ihr Verhalten und lässt sich von niemandem aufhalten. Für ihre Ziele ist sie bereit, wirklich alles zu tun, und trotzdem – oder gerade deshalb – kann man sich so gut in sie hineinversetzen. Ich liebe Figuren, die nicht ausschließlich gut oder böse sind, sondern so kompliziert ausgearbeitet sind, wie es Menschen tatsächlich sind. Zetian ist wütend und das bekommt der Leser zu spüren!

„‚Wenn Ihr etwas von mir wollt, solltet Ihr mir besser zahlen, was mir zusteht!‘“ (S. 164/544)

Besonders begeistert bin ich im Übrigen von ihrer Entwicklung! Ich werde hier nicht allzu sehr ins Detail gehen, weil ihr das Buch einfach selbst lesen solltet, aber ich liebe jede Entscheidung, die sie hier im Buch trifft, weil es einfach Sinn macht und kohärent ist und zu 100 % auf ihren Charakter passt.

Dabei gelingt es der Autorin zudem sehr geschickt, nicht nur die Geschichte und Kultur Chinas in „Iron Widow“ einzuarbeiten – Zetian ist an die einzige Kaiserin Chinas angelehnt –, sondern kritisiert gleichzeitig auch alles, was in heutiger Zeit nach wie vor alles falsch läuft. Das verbunden mit Zetians Wut macht das Buch zu etwas Starkem und Lautem, von dem man selbst dann Gänsehaut bekommen würde, wenn der Plot nicht ebenfalls so genial wäre.

„Iron Widow“ wird mit seinem Pilotensystem und den Maschinen, die vom Qi eines Mannes und einer Frau angetrieben wird, oft dafür kritisiert, dass es ja eine Kopie des Animes „Darling in the Franxx“ sei – diese Kritik kann ich nicht nachvollziehen. Ich kenne zwar den Anime nicht, aber die Autorin bezieht sich sogar selbst darauf und sagt, dass sie sich davon inspirieren lassen habe, ihr aber nicht gefallen habe, wie sich die Serie entwickelt hätte und deshalb etwas Eigenes daraus gemacht habe. Völlig legitim, wenn ihr mich fragt, und absolut gelungen!
Zetian lebt in einer Welt, in der sich die Menschen gegen eine Art Aliens verteidigen müssen. Dazu verwenden sie eine Art Technologie, deren Stärke abhängig vom Qi der Piloten ist, wobei der männliche Pilot stärker ist als die weibliche Pilotin. Dabei gibt es Holz-, Feuer-, Erde-, Metall- und Wasser-Qi, die jeweils unterschiedlich ausgeprägt sind und sich untereinander kontrollieren. All das im Zusammenspiel mit der chinesischen Geschichte fand ich super spannend.


Fazit:
Feministisch und wütend, lieben wir!
+ cooles Magiesystem! Steampunk / High-tec/ Elementmagie
+ Mulan-Retelling
+ crazy Prota, morally grey, Igbtq+-Charaktere

Fand die ganze Geschichte um das Pilotensystem, die Chrysaliden und die Hunduns super spannend, die Elemente chinesischer Geschichte sind raffiniert eingebunden und ich bin BEGEISTERT von der Protagonistin und ihrer Entwicklung - ganz zu schweigen von der poly-Beziehung! Eine der größten Überraschungen dieses Jahr, freue mich riesig auf die Fortsetzung!
5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 21.10.2023

Das richtige Buch zur richtigen Zeit

On Your Own
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Vielen lieben Dank an den Lyx-Verlag und die #bloggerjury für dieses Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Vorab: Normalerweise ...

Vielen lieben Dank an den Lyx-Verlag und die #bloggerjury für dieses Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Vorab: Normalerweise stehen meine Ausführungen zur Aufmachung ja immer ein bisschen außer Konkurrenz, da ich sie nicht in die Bewertung des Buches mit einfließen lasse, aber da hier die Art und Weise, wie das Buch gestaltet ist, sehr viel zum Leseeindruck und zur Grundstimmung beiträgt, mache ich heute mal eine Ausnahme.
Für das Buch ist das aber auch nur positiv, denn „On Your Own“ ist wirklich wunderschön aufgemacht. Es ist ein Mitmach-Buch, in dem es genug Platz zum Reinschreiben gibt, wenn man das möchte. Gleichzeitig ist es ein Buch, bei dem man sich sicherlich viele Stellen zum Nachlesen markieren wird – ich habe hier auf jeden Fall eine Menge Post-Its verbraucht und das Buch auch nach dem ersten Lesen schon oft wieder aufgeschlagen. Dafür muss es natürlich robust gebunden sein, und da hat der Verlag ganze Arbeit geleistet. Es ist ein Softcover, aber trotz mehrmaligem Aufschlagen habe ich bisher keine Leserillen im Buch. Als jemand, der oft darauf achtet, dass die Buchrücken schön bleiben, ist das gerade bei so einem Buch, mit dem man auch arbeitet, natürlich von Vorteil. :D
Die Farbgestaltung im Buch orientiert sich an den Farben des Covers. Alles ist sehr pastellig gehalten, Seiten mit Atemübungen sind hellgrün unterlegt, Yogaflows helllila und Journaling Prompts in hellblau; im Text selbst sind manche Passagen farbig hervorgehoben. Was im ersten Moment vielleicht etwas bunt und wild klingt, ist dagegen in sich sehr stimmig und versprüht eine ruhige, aufgeräumte Atmosphäre, die natürlich zum Inhalt des Buches passt. Bereits das Anschauen von „On Your Own“ macht also viel Spaß!


Inhalt:
Aber auch das Lesen hat mir sehr viel Freude bereitet. Es hat mir geholfen – bzw. hilft mir immer noch, meine Gedanken zu sortieren, so Manches bewusster zu erleben und mir über einiges klarer zu werden.
Als ich das Buch in der Bloggerjury gesehen habe, war ich vor allem wegen der Yogaflows und der Journaling Prompts, mit denen geworben wird, sofort interessiert, da mich Yoga und Journaling bereits seit einiger Zeit begleiten und ich großen Spaß daran habe. Bevor ich mich für das Buch dann aber beworben habe, habe ich noch ein wenig gezögert, da das Buch primär an diejenigen gerichtet ist, die gerade die Schule abgeschlossen haben oder abschließen. Das ist bei mir mittlerweile sechs Jahre her, und so habe ich befürchtet, dass ich womöglich schon gar nicht mehr zur Zielgruppe gehören könnte.
Letztlich habe ich mich dann aber für eine Bewerbung entschieden, da ich gerade mein Studium abgeschlossen habe und mir dachte, dass das ja auch irgendwie passt. Und damit hatte ich recht! Viele Gedanken und Gefühle, die ich jetzt nach dem Studium hatte, hatte ich nach meiner Schulzeit so gar nicht wirklich, da ich schon ziemlich früh wusste, dass es für mich nach der Schule erstmal mit Jura weitergeht. Das Jurastudium ist dazu ja auch relativ lang, danach kommt das Referendariat und so ist der Weg sehr lange schon vorgegeben, sodass ich mir nach dem Schulabschluss erstmal wenig Gedanken über das „Was kommt später?“ machen musste. Jetzt, nach dem Studium, habe ich nur noch die zwei Jahre Referendariat vorbei, und gerade nach den letzten paar Jahren habe ich extrem gemerkt, wie schnell die Zeit vergeht. Natürlich macht man sich dann (vermutlich auch unnötig) sehr viele Gedanken, über alles, was kommen mag, was man möchte, was man dafür braucht, erledigen muss, vorher noch erleben will und so weiter.
Ich persönlich neige dann dazu, alles zu zerdenken und bis ins kleinste Detail durchzuplanen, selbst wenn das vielleicht gar nicht mal wirklich möglich ist. Damit setze ich mich dann wiederum selbst unter Druck und gerade sehr schnell in ein Gefühlschaos, wenn irgendetwas nicht so klappt, wie ich es mir vorgestellt habe. :‘D
„On Your Own“ kommt da also gerade zum richtigen Zeitpunkt. In diesem Buch geht es nämlich vor allem darum, zu lernen, sich selbst zu vertrauen, netter mit sich selbst zu reden und den (selbst auferlegten) Druck von sich zu nehmen. Dafür hält die Autorin, selbst Psychologin und Yogalehrerin, viele Tools bereit, die einem dabei helfen können. Seien es Journaling Prompts, Atemübungen oder Yogaflows – Viele dieser Übungen habe ich beim Lesen oder danach selbst ausprobiert, manche Yogaflows kannte ich sogar schon und einige, insbesondere Atemübungen oder Journaling Prompts habe ich sogar mehrfach wiederholt. Jede einzelne dieser Übungen, die ich ausprobiert habe, hat eines gemeinsam: Sie schaffen es wirksam, mich zu beruhigen, meine Gedanken zu sortieren oder neuen Mut und neue Energie zu gewinnen.
In den drei Monaten, in denen ich das Buch nun habe, habe ich es noch nicht geschafft, jede dieser Übungen auszuprobieren, da einige auch für sehr spezifische Situationen gemacht sind, in die ich in der Zwischenzeit noch nicht geraten bin. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass mir die Übungen aus diesem Buch auch in den Momenten, wenn sie irgendwann mal eintreten, helfen werden.

Neben den Übungen spricht die Autorin auch direkt mit dem Leser, gibt hilfreiche Tipps, wie man mit manchen Situationen umgehen kann oder wie man lernen kann, die Art und Weise, wie man über sich denkt und mit sich spricht, freundlicher zu gestalten. Die Autorin berichtet von eigenen Erfahrungen oder man liest von den Problemen und Gedanken anderer junger Erwachsener und merkt, dass man mit seinen wirren Gedanken gar nicht so alleine ist, wie es sich vielleicht manchmal anfühlt.
„On Your Own“ hat mir beim Lesen und auch nachhaltig wirklich dabei geholfen, mich mit meiner mentalen Gesundheit auseinanderzusetzen, auf mich achtzugeben und für mich zu sorgen. Gerade in der Examensvorbereitung habe ich dazu geneigt, alle Erschöpfung und negativen Gedanken zu verdrängen und mich voll und ganz nur auf das Examen konzentriert. Das war in diesen Monaten eben alles, was zählte, und das hat sich ehrlicherweise dann in den Monaten nach meiner mündlichen Prüfung dann in Form völliger Erledigung und, ich sag mal, „Jura-Müdigkeit“ gerächt. :‘)
Es ist eben nicht nur okay, sondern auch absolut notwendig, dass man manchmal schlechte Tage einfach schlechte Tage sein lässt, ohne sich dafür schlecht zu fühlen, oder dass man mal nicht produktiv ist, sondern stattdessen einfach mal guten Gewissens gar nichts macht, denn trotz allem Leistungsdruck sind wir ja alle keine Maschinen. Objektiv war mir das natürlich klar, ich selbst habe FreundInnen auch den Rat gegeben, nicht so streng zu sich selbst zu sein, aber meine Ansprüche an mich selbst sind dagegen natürlich astronomisch hoch. Dabei, das zu realisieren, es mir wirklich bewusst zu machen, und auch bewusst dagegenzusteuern, hat mir „On Your Own“ sehr geholfen, und dafür wird das Buch immer einen wichtigen Platz in meinem Alltag bekommen.


Fazit:
Auch wenn mein Schulabschluss inzwischen sechs Jahre her ist, hat mir „On Your Own“ beim Lesen und auch nachhaltig wahnsinnig dabei geholfen, mich mit meiner mentalen Gesundheit auseinanderzusetzen, auf mich achtzugeben und für mich zu sorgen. In diesem Buch geht es nämlich vor allem darum, zu lernen, sich selbst zu vertrauen, netter mit sich selbst zu reden und den (selbst auferlegten) Druck von sich zu nehmen. Dafür hält die Autorin, selbst Psychologin und Yogalehrerin, viele Tools bereit, die einem dabei helfen können, spricht einem gut zu und zeigt anhand eigener Anekdoten oder Berichte anderer junger Erwachsene auf, dass man mit seinen fürchterlichen Gedanken nach dem Abschluss gar nicht so alleine ist, wie es sich manchmal vielleicht anfühlt.
Herzensbuch!

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Veröffentlicht am 21.07.2023

Meine liebste Persephone und Hades-Adaption ♥

Lore Olympus - Teil 3
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Vielen lieben Dank an die #bloggerjury und den Lyx-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
„Lore ...

Vielen lieben Dank an die #bloggerjury und den Lyx-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
„Lore Olympus“ ist ein Webtoon-Comic, der vor allem auch mit seinen ausdrucksstarken, lebhaften und farbenfrohen Zeichnungen überzeugt – diesen wird die hochwertige Aufmachung der gebundenen Ausgabe vom Lyx-Verlag mehr als nur gerecht!
Das dicke Papier und der gestochen scharfe Druck der einzelnen Panels mit den kräftigen, gesättigten Farben, in denen vor allem Persephones Pink hervorsticht, laden dazu ein, sich jede einzelne Zeichnung ganz ergiebig anzusehen – genau das, was „Lore Olympus“ braucht und verdient hat!
Insofern kann ich gar nichts anderes mehr dazu sagen, außer, dass der Preis dieser Graphic Novel mehr als nur gerechtfertigt ist – obwohl man den Comic über Webtoon natürlich auch kostenlos lesen kann!


Meine Meinung:
„Lore Olympus“ habe ich schon lange im Blick, einfach, weil der Mythos um Persephone und Hades zu meinen liebsten aus der griechischen Mythologie zählt, ich aber bisher noch keine Adaption gelesen habe, die mich wirklich überzeugen konnte.
Als ich dann Volume 3, also Episoden 50-75 dieses Webtoons als Hardcover vom Lyx-Verlag zugeschickt bekommen habe, habe ich das als die Gelegenheit gesehen, endlich mal mit diesem Comic zu starten. Jetzt frage ich mich, warum ich das nicht schon viel früher gemacht habe, denn „Lore Olympus“ ist mit Abstand die beste, emotionalste, humorvollste und mitreißendste Neuerzählung von Persephone und Hades!

In Volume 3 kommen sich Persephone und Hades immer näher, auch wenn er versucht, sie durch seine Beziehung mit Minthe auf Abstand zu halten, da er erfahren hat, dass sie bei den Göttinnen Ewiger Jungfräulichkeit aufgenommen wurde.
Aber nicht nur die Konflikte, die damit einhergehen, sind Teil der Handlung. Nun wird auch so langsam das aufgearbeitet, was Apollon Persephone zum Ende von Volume 1 angetan hat. Das Trauma, das Persephone zugefügt wurde, beginnt sie, auch in Alltagssituationen heimzusuchen. Gleichzeitig fängt sie an zu begreifen, dass sie keine Schuld trifft und Apollon ihr Unrecht getan hat.

Dabei hilft ihr auch Eros, der hier ebenfalls eine größere Rolle spielt. Nicht nur seine Funktion als neuer Freund Persephones, sondern auch seine eigene tragische Liebesgeschichte mit Psyche, über die man immer mehr erfährt, machen ihn zu einer Lieblingsfigur. Die meiste Zeit ist er der freche Gott der Leidenschaft, der kein Blatt vor den Mund nimmt, sich anderen fast schon aufdrängt, dabei aber die ganze Zeit charmant und unterhaltsam ist. In der Art, wie er aber mit denjenigen umgeht, die ihm wichtig sind, erkennt man, dass er nicht bloß ein lauter, etwas von sich eingenommener Spaßvogel ist, sondern vor allem jemand, der sehr einfühlsam und mit hoher emotionaler Intelligenz ausgestattet ist. Sein Nebenplot mit Psyche verspricht, noch mehr Seiten von ihm zu zeigen, worauf ich mich jetzt schon freue!

Daneben bekommen weitere Figuren mehr Aufmerksamkeit oder werden neu eingeführt, wie Thetis, Hestia oder Hermes, und eine ganze Menge anderer bekannter Gestalten aus der Mythologie.
Damit komme ich zu einem weiteren Aspekt, der mir an „Lore Olympus“ so viel besser gefällt, als an den bisherigen Adaptionen des Persephone und Hades-Mythos: Die Autorin verwebt so viele Aspekte und Geschichten aus der Mythologie in ihren Comic, Eros und Psyche ist nur ein kleiner Teil davon. Wer sich ein wenig mit der Mythologie auskennt, wird immer mal wieder Anspielungen auf die Originale finden oder Figuren erkennen, die auch in den echten Geschichten eine Rolle spielen.
Dabei drückt Rachel Smythe ihrer Interpretation aber trotz allem deutlich ihren eigenen Stempel auf, was sich bspw. darin widerspiegelt, dass göttliche Welt modern gestaltet ist – es gibt Technologie wie Handys und Computer, Autos, riesige Bürokomplexe, eine Universität usw. –, während die sterbliche Welt antik anmutet. In den Adaptionen (nicht nur speziell von Persephone und Hades), die ich bisher gelesen habe, war das entweder umgekehrt, oder beide Welten befanden in derselben Zeit.


Was diese Graphic Novel aber vor allem von anderen Geschichten unterscheidet, ist der oben bereits genannte ausdrucksstarke Zeichenstil, der trotz seiner Simplizität so viele Emotionen und Liebe zum Detail zeigt, dass man darüber nur staunen kann. Die reine Geschichte an sich ist bereits emotional und sorgt dafür, dass man ein Tränchen verdrückt oder sich vor Lachen kaum noch halten kann, und der Zeichenstil von Rachel Smythe unterstreicht und verstärkt das noch.

Der Humor ist zuletzt auch, neben der Chemie zwischen den beiden Protagonisten, ihrer slow burn-Romanze und den charmanten Nebenfiguren, mit der Hauptgrund dafür, weshalb ich mich in „Lore Olympus“ verliebt habe. Dazu kann ich gar nicht allzu viel sagen, lest es einfach selbst.


Fazit:
„Lore Olympus“ ist mit Abstand meine liebste Adaption des Mythos um Persephone und Hades. Sie spricht vor allem in diesen Episoden eindeutig sehr ernste Themen an, und zwar gleichermaßen subtil, wie auch auf eine direkte, unmissverständliche Weise, die einen durchaus auch mal schlucken lässt und bei der ich dringend empfehle, vorher die Content Notes zu lesen. Der grandiose, trockene Humor der Autorin, den sie stets an den richtigen Stellen einbaut, zusammen mit der unschuldigen, liebenswerten Art der Protagonistin, die selbstverliebte, aber dennoch charmante Art von Eros, Hades´ überforderter, etwas verlorener, lieber Charakter, der in starkem Kontrast zu seinem gnadenlosen Ruf steht, und ganz allgemein die leichte Überspitztheit und Liebenswürdigkeit, mit der die Autorin ihre Figuren und ihre Welten schafft, sorgen aber dafür, dass man sich trotz der Ernsthaftigkeit besagter Themen mit Leichtigkeit in diese Mythologie-Adaption fallenlassen kann. Man verliebt sich bereits in den ersten Episoden in die Figuren und den bemerkenswert simplen, aber doch emotionalen Zeichenstil, und das verstärkt sich in Volume 3 nur noch. Ich freue mich auf die nächsten Episoden!
5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 17.06.2023

Das ist jetzt meine Lieblings-RomCom! ♥

Royal Blue
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Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich habe die blaue ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich habe die blaue Sonderausgabe mit Farbschnitt und Artwork in den Innenklappen und muss sagen: Ich bin verliebt!
Besonders gut gefällt mir natürlich das Artwork, das viele verschiedene Szenen zwischen Alex und Henry zeigt; in der vorderen Klappe auf blauem Untergrund alle Schlüsselszenen zwischen den beiden, die in den USA passieren, und in der hinteren Klappe auf rosa Untergrund die Szenen in England. Beim Lesen habe ich immer wieder nachgeschaut, ob von der jeweiligen Szene auch eine Zeichnung vorhanden ist und welche Szenen ich davon schon gelesen habe. Das kann man sich also nicht nur vorher und hinterher schön angucken, sondern auch, während man der Handlung folgt.
Es hat sich also definitiv gelohnt, auf diese hübsche Schmuckausgabe zu warten!


Meine Meinung:
Durch die durchweg positiven Meinungen online bin ich mit relativ hohen Erwartungen an die Geschichte herangegangen und ich kann jetzt nur sagen: Die wurden weit übertroffen!
Allzu lang wird die Rezension vermutlich nicht ausfallen, da ich rein gar nichts auszusetzen habe.

Das fängt bereits mit dem leichten, jugendlichen Schreibstil der Autorin an, den ich bereits aus „I Kissed Shara Wheeler“ kenne und der hier noch einmal besonders gut zur Geltung kommt. Die Geschichte wird (mit Ausnahme des Bonuskapitels) ausschließlich aus Alex´ Perspektive erzählt, und zu seiner frechen, vorlauten, aber doch grundehrlichen Art passt der kecke, frische Stil der Autorin hervorragend. Dadurch ließe sich das Buch prima auch in einem Rutsch durchlesen, trotz seiner doch nicht unbeachtlichen Länge von 500 Seiten.
Aufgelockert wird das Ganze durch den fröhlichen, lockeren Humor, der die Figuren abrundet und mich mehr als nur einmal sehr zum Lachen gebracht hat.


Die größte Stärke von „Royal Blue“ sind seine Figuren. Vor allem die beiden Hauptfiguren Alex und Henry, die – der eine laut, extrovertiert, der andere eher ruhig und zurückhaltend – auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten, die sich aber doch wunderbar ergänzen. Ich habe es sehr genossen, wie sie sich von anfänglicher „Antipathie“ – hier in Anführungsstrichen, weil jeder außer Alex selbst direkt erkennt, dass er Henry eigentlich doch mag; das macht auch einen wesentlichen Teil des Charmes dieses Buches aus – immer mehr annähern und wie sich dadurch nicht nur eine starke Freundschaft entwickelt, sondern natürlich auch die Gefühle der beiden füreinander immer stärker und immer deutlicher werden.

„Er weiß jetzt mehr über Henry, versteht ihn besser, und er kann die Seltenheit eines echten Lächelns auf dem gleichen, für seine Schönheit berühmten Gesicht würdigen.
Es erzeugt eine merkwürdige kognitive Dissonanz – der Henry jetzt und der Henry von damals. Bestimmt fühlt sich der Bereich unter seinem Brustbein deshalb so unruhig und heiß an. Deshalb und wegen des Whiskeys.“ (S. 112/496)

Ich fand es sehr schön, wie Alex und Henry sich aufeinander verlassen konnten und füreinander da waren, wenn der andere sie gebraucht hat. Beide können wirklich gut zuhören, und das tiefe Vertrauen, das sie dem jeweils anderen entgegenbringen, ist förmlich greifbar.
Das schafft die Autorin nicht nur dadurch, dass sie ein tiefes Verständnis für ihre Figuren aufbringt, und sie so wunderbar rund und mehrdimensional charakterisiert hat, dass sie sich praktisch von alleine weiterentwickeln, sondern auch mit ihrem ehrlichen Schreibstil, der vor allem auch in den E-Mails, die Alex und Henry sich einander schicken, wieder deutlich wird.
Bemerkenswert ist dabei im Übrigen, dass anhand des erzählerischen Untertons stets deutlich wird, wer gerade spricht oder von wem die Mails bzw. Textnachrichten sind, da jeder der beiden Figuren (und auch einiger Nebenfiguren) eine eigene sprachliche Einfärbung bekommt, die so subtil ist, dass sie einem zunächst gar nicht bewusst ist.

Neben Alex und Henry sind mir aber auch die Nebenfiguren allesamt ans Herz gewachsen, insbesondere Alex´ Mutter, deren direkte, aber dennoch herzliche Art ich sofort liebgewonnen habe. Auch June, Nora und Bea sind hier mehr als nur Nebenfiguren; sie sind starke Präsenzen, nehmen eigenständige Rollen innerhalb der Geschichte ein und sind ebenso greifbar wie die Protagonisten.

„‚Schatz, ich kann dir gar nicht sagen, wie gleichgültig es den Medien ist, wer hier mit was angefangen hat‘, sagt Ellen. ‚Als deine Mutter kann ich anerkennen, dass es vielleicht nicht deine Schuld war, aber als Präsidentin wünsche ich mir nur, dass die CIA deinen Tod vortäuscht und ich das Mitgefühl wegen meines toten Kindes ausnutzen kann, um für eine zweite Amtszeit gewählt zu werden.‘“ (S. 30/496)


Zu guter Letzt hat mir auch der Plot ausnahmslos gefallen – von der ersten Seite an war ich gefesselt und konnte mich nicht mehr vom Buch losreißen.
Im Vordergrund steht natürlich die geheime (verbotene) Beziehung à la Pyramus und Thysbe zwischen Henry und Alex; alleine schon deshalb, weil man die beiden aufgrund ihrer Positionen in ihren jeweiligen Heimatländern sowie natürlich auch innerhalb der Weltpolitik, nicht zusammen erwischen durfte. Das sorgt für eine gewisse Grundspannung, die stets spürbar ist, wenn sie sich wieder einmal zusammen verstecken.
Aber auch darüber hinaus ist die Entwicklung ihrer Beziehung so aufgebaut, dass man zwar seine Vorstellungen davon hat, worauf es am besten hinausläuft (auf ein Happy End selbstverständlich), aber die Autorin es gleichzeitig versteht, wie sie den Leser auf raffinierte Weise stets im Ungewissen lässt.
Was Alex´ und Henrys Beziehung weiterhin so besonders macht, sind die Vergleiche und Parallelen, die sie selbst immer wieder zu berühmten fiktiven oder realen Paaren ziehen.

Daneben steht aber auch der Wahlkampf von Alex´ Mutter, der, ganz im US-amerikanischen Stil natürlich sehr dramatisch verläuft, sowie Henrys Leben im britischen Königshaus. Der starke Kontrast zwischen der freien, lauten, fast schon vulgären Kultur Amerikas zu den vornehmen Traditionen des britischen Königshauses, die besonders penibel auf eine feine Außenwirkung bedacht ist, wird hier besonders deutlich.
Beide haben aber eines gemeinsam: Alex´ Bisexualität und Henrys Schwulsein passt in beiden Ländern nicht zum traditionellen Familienbild. Das ist hier selbstverständlich ein großes Thema, und die Sensibilität, aber auch Ehrlichkeit und Bestimmtheit, mit der McQuiston die damit einhergehenden Probleme und Konflikte angesprochen hat, die hier zutage treten, hat mir sehr gefallen.
Im Prinzip ist „Royal Blue“ in der Hinsicht ein großes Gedankenexperiment: Was wäre, wenn eine der führenden Personen von zwei der mächtigsten Länder der Welt queer wäre? Das Ergebnis, zu dem die Autorin hier im Laufe der Handlung kommt, kommt dem, wie man es sich vorstellt, dass es in der Realität aussehen würde, sehr nahe und ernüchtert erst einmal sehr und macht auch traurig.
Gleichzeitig schafft sie es mit ihrer Erzählung – auch im Hinblick auf Ellen Claremont, die erste weibliche US-Präsidentin, sowie der Einwanderer-Hintergrund ihrer Familie –, ein hoffnungsvolles Bild zu malen, und das berührt.


Das Bonuskapitel ist im Übrigen supersüß, wenn auch nicht wirklich notwendig – es ist eben ein Bonuskapitel. Es ist eindeutig für Fans geschrieben, aber ich habe mich sehr darüber gefreut!


Fazit:
„Royal Blue“ ist ein großes Highlight und kann ich jedem von euch nur ans Herz legen!
Die Beziehung zwischen Henry und Alex ist ehrlich, frisch und zuckersüß und vor allem die Dynamik zwischen dem frechen, vorlauten Alex und dem zurückhaltenden Henry kann begeistern.
Aber nicht nur die Hauptfiguren, auch die Nebenfiguren, allen voran Alex´ Mutter Ellen, June, Nora und Bea wachsen einem sofort ans Herz.
Neben einer mitreißenden Liebesgeschichte à la Pyramus und Thisbe kann „Royal Blue“ aber auch mit dem politischen Subplot, der Kritik an die US-amerikanische Regierung, das britische Königshaus und auch an den Rest der Welt und die Schwierigkeiten und Konflikte, denen sich queere Menschen stellen müssen, überzeugen.
Das Buch sollte jeder gelesen haben, spätestens, wenn im August der Film auf Prime Video erscheint!
5/5 Lesehasen.



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Veröffentlicht am 16.06.2023

Würdige Fortsetzung einer raffinierten Hexengeschichte

Der Hexenzirkel Ihrer Majestät. Die falsche Schwester
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Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die Buchgestaltung ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die Buchgestaltung ist, wie immer beim Knaur-Verlag, einfach nur toll. Wie beim ersten Band fällt hier auf den ersten Blick der – dieses Mal dunkelblau – folierte Reihentitel im Zentrum und der Untertitel am unteren Bildrand auf. Wenn man sich das Cover dann genauer ansieht, erkennt man auch hier, dass die hellblauen Schnörkeleien auf dem dunkelblauen Hintergrund um den Titel herum wieder nicht bloß Schnörkeleien sind, sondern man findet erneut ein Symbol, das stark an ein Auge erinnert und das auch an jedem Kapitelanfang wieder auftaucht – dieses Auge sieht aber um Einiges anders aus als das, das auf dem Cover des ersten Bandes abgebildet ist, alleine schon wegen des Sterns in der Mitte. Ich denke mal, das ist ein Hinweis auf die etwas „andere“ Protagonistin dieses Teils. ;)
Auch hier findet man Monde, Schlangen und eine Sonne – alles „witchy“ Symbole, die damit hervorragend zum Buch passen. Die Monde sehen dieses Mal aber ein klein wenig anders aus und zusätzlich findet man auf dem Cover noch eine Krone, was ebenfalls ein Hinweis auf einen Aspekt des Inhalts ist.
Insgesamt kann ich nur sagen, dass ich diese Detailverliebtheit des Covers liebe – wenn man weiß, was passiert, erkennt man sofort, dass hier jemand am Werk war, der sich gut mit dem Inhalt auskennt. Und wenn man den Inhalt noch nicht kennt, ist das Cover trotzdem ein Hingucker – genau diese Anforderungen sollte ein Cover (v. a. im Fantasybereich) erfüllen!


Meine Meinung:
Der Auftaktband „Das begabte Kind“ hatte mir ja bereits super gefallen, auch wenn ich zu Beginn Einstiegsschwierigkeiten hatte. Obwohl es nun mittlerweile ein gutes halbes Jahr her ist, dass ich Band eins gelesen habe, und ich mich, bevor ich „Die falsche Schwester“ geöffnet hatte, eigentlich auch nur noch an das extrem fiese Ende des Auftaktes erinnern konnte, der Rest also in den Untiefen meines Gedächtnisses erstmal verschüttet war, habe ich dieses Mal sehr gut in die Geschichte gefunden.
Zwar verzichtet die Autorin auf einen Rückblick am Anfang (davon bin ich bei Fantasy immer ein großer Fan), aber trotzdem webt sie kleine Gedächtnisstützen so geschickt in die Handlung ein, dass sie einem im Prinzip doch einen Rückblick gibt, ohne dass der Leser das aber merkt. Das fand ich super und das hat definitiv einen Großteil dazu beigetragen, dass ich mich sofort wieder in der Geschichte verlieren konnte und das Gefühl hatte, Band eins gerade erst zur Seite gelegt zu haben.


Ein anderer Grund dafür ist aber natürlich auch die Tatsache, dass die Autorin nun nicht mehr in die Welt einführen muss, sondern inhaltlich genau da anknüpfen kann, wo der Vorgänger aufgehört hat. Das gelingt ihr hier, wie gesagt, hervorragend. Ich war sofort wieder in der Geschichte drin, es geht auch gleich weiter, und so hatte ich mir nichts, dir nichts bereits gut die Hälfte nach der ersten Lesesession inhaliert.

Die Plotdichte ist hier aber auch wieder sehr hoch! Man begleitet die vier Hexen, die man bereits im ersten Band kennengelernt hat, dabei, die Nachwehen von Helenas Taten zu glätten. Nebenher müssen sie sich aber auch nicht nur neuen Problemen stellen, sondern natürlich auch denjenigen, die sich bereits im Auftakt angedeutet haben.
Dabei verfolgt man zusammen mit Elle, Leonie, Elles Tochter Holly und Theo zusätzlich zu Ciaras Weg, der sich im Ende von Band eins überraschenderweise abgezeichnet hat, vier verschiedene Plots gleichzeitig – es passiert also ständig irgendetwas.
Trotzdem hat man dabei nicht das Gefühl, dass man von Informationen überladen würde oder dass die Autorin sich hier zu viel aufgebürdet hätte.
Stattdessen gewichtet sie die unterschiedlichen Handlungsstränge in genau der richtigen Weise, dass man stets am Ball bleibt und sich gespannt fragt, was als nächstes passiert. Man hat zu keinem Zeitpunkt Probleme damit, der Handlung zu folgen. Zwar fragt man sich zwischendurch, wo das alles denn am Ende hinführen wird, aber zum Schluss – vor allem durch die letzten beiden Kapitel – ergibt wieder alles einen Sinn und man erkennt erneut, dass Dawson hier alles gut durchdacht ist und ein ganz großes Bild vor Augen hat. Alles greift wie Zahnräder ineinander und man kann nur staunen.

Auch das Magiesystem, das ich in meiner Rezension zum ersten Band bereits in höchsten Tönen gelobt habe, wird hier weiter fortentwickelt. Man denkt, man hätte nun vollständig begriffen, wie die Kräfte der Hexen hier funktionieren, und dann überrascht Dawson einen mit weiteren Informationen, unerwarteten Wendungen und subtil angesprochenen Fragen, deren Antworten hier nicht vollständig gegeben werden, über die man sich jedoch unentwegt Gedanken macht, und die mit Sicherheit eine Rolle im Abschluss der Reihe spielen werden. Auch hier sieht man also wieder die Zahnräder drehen, obwohl man noch nicht absehen kann, wo sie letztlich einrasten werden.


Darüber hinaus spricht die Autorin wie auch im Auftakt hier nebenbei wieder wichtige Themen an, die immer noch brandaktuell sind, wie Sexismus und female rage, Transsexualität und Transfeindlichkeit, Rassismus und white privilege, und zwar auf eine Art und Weise, die der Sensibilität und Relevanz dieser Themen mehr als gerecht wird. Wieder einmal schneidet sie politische Diskussionen an, teilt dem Leser ihre eigene Meinung mit und gibt Betroffenen gleichzeitig eine Stimme, die jeder hören kann, der sich diesem Buch widmet. Das gibt nicht nur dem Buch Substanz, sondern verleiht auch ihren Figuren Authentizität und trägt wesentlich dazu bei, dass man sich so gut in sie hineinversetzen kann.


Denn auch hier gibt Dawson jeder ihrer Protagonistinnen ihre eigene Stimme, versteht sie und gibt ihnen den Raum zur Entwicklung, den sie brauchen, um zu greifbaren, lebensnahen Protagonisten zu werden. Wieder einmal ist dabei keine ihrer Figuren einfach nur „gut“ oder „böse“ ist. Stattdessen folgt jede Figur einfach nur den eigenen Überzeugungen, die dem Leser so plausibel gemacht werden, dass er sich mit Leichtigkeit in jede Figur hineinversetzen kann und versteht, weshalb die Figur sich so entwickelt, wie sie es eben tut.
Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb sich Ciara mittlerweile zu meiner Lieblingshexe entwickelt hat, auch wenn sie am Ende vom ersten Band ihre Schwester Niamh tötet, die bis dahin mein Liebling war. Jede der Protagonistinnen, aber vor allem Ciara begeht teils unverzeihliche Fehler, ohne dass diese dann entschuldigt oder relativiert werden. Die Taten, die die Hexen begehen, werden genauso schlimm dargestellt, wie sie sind, und trotzdem kommt man nicht umhin, mit ihnen mitzufühlen und mit ihnen zu sympathisieren, einfach, weil man sie – unabhängig davon, ob man ihnen zustimmt oder nicht – einfach versteht. Das ist ganz großartiges Characterbuilding, das Dawson bereits im Auftakt gezeigt und hier nur fortgeführt hat!


Zusammenfassend kann ich nur sagen: „Die falsche Schwester“ ist eine ganz großartige Fortsetzung eines bereits gelungenen Auftaktes, der – nicht zuletzt auch wegen eines erneut sehr fiesen Cliffhangers – ungemein neugierig auf den Reihenabschluss macht!


Fazit:
Habe ich in meiner Rezension zu Band eins bereits das Magiesystem und das Characterbuilding gelobt, kann ich das hier wieder nur unterstreichen. Auch wenn man denkt, man hätte nun alles über die Magie im Hexenzirkel begriffen, merkt man schnell, dass Dawson noch viel mehr in petto hat, als es zunächst den Anschein hat. Zahnrädchen greift in Zahnrädchen, bis sich ein immer größeres Bild zeigt. Dabei begleitet man fünf wahnsinnig vielschichtige Hexen und ebenso interessante Nebenfiguren, von denen keine nur „gut“ oder „böse“ ist, sondern jede einfach nur ihren eigenen Überzeugungen folgt, und als i-Tüpfelchen wichtige Themen wie Feminismus, Transsexualität und Akzeptanz auf sensible, emotionale und vor allem lautstarke Weise praktisch nebenbei an.
Wie auch schon beim ersten Band muss man sich aber auch hier auf ein wahnsinnig fieses Ende einstellen. Mein Tipp, wenn ihr die Reihe noch nicht begonnen habt: Wartet jetzt einfach noch ein wenig den Erscheinungstermin des letzten Teils ab, denn ihr werdet nach Band eins und auch nach Band zwei unbedingt weiterlesen wollen.
5/5 Lesehasen.

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