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Veröffentlicht am 10.07.2023

Wunderbares Regency-Flair

Ein Duke wider Willen
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Der Auftaktband der ELEGANT-OCCASIONS-Trilogie hat mir ausnehmend gut gefallen!


Pluspunkte:


♡ herrlich atmosphärisches Regency-Flair dank detaillierter, bildreicher Beschreibungen und adäquater Wortwahl ...

Der Auftaktband der ELEGANT-OCCASIONS-Trilogie hat mir ausnehmend gut gefallen!


Pluspunkte:


♡ herrlich atmosphärisches Regency-Flair dank detaillierter, bildreicher Beschreibungen und adäquater Wortwahl in den Dialogen; insbesondere in puncto Speisen oder Kleidung (- es war wie eine Modenschau zwischen den Buchseiten - ich konnte die edlen Stoffe der Kleider fühlen, hatte die eleganten Ensembles vor Augen und spürte Dianas Leidenschaft für Mode -)


♡ sympathische Hauptfiguren (- ich kann es nicht genug betonen: für mich ist dies einer der wichtigsten Punkte eines Romans, denn ohne Sympathie kein Mitfiebern -)


♡ glaubwürdige Gedankengänge der Hauptfiguren (erzählt wird abwechselnd aus beiden Perspektiven)


♡ die Geschwisterdynamik (Diana, Eliza & Verity; ebenso Geoffrey & Rosy)


♡ speziell Veritys erfrischend direkte, unverfälschte Art ist mir ans Herz gewachsen ("»Ich fluche, wann es mir passt. Du solltest ein bisschen öfter fluchen. Glaub mir, es ist herrlich befreiend.«")


♡ dezenter Humor, der nicht übertrieben oder klamaukig wirkt


♡ eine schlagfertige, kluge weibliche Hauptfigur, die ihre Meinung bestimmt und sachlich vertritt und sich nicht einschüchtern lässt (ohne dabei jemals zickig zu wirken)


♡ zahlreiche interessante Regency-Facts, die mir bisher noch nicht bekannt gewesen waren, z.B. im Hinblick auf die Audienz bei der Königin, bei der die jungen Damen in die Gesellschaft eingeführt werden (Kleiderordnung, Regelungen und Voraussetzungen für die Begleitpersonen, etc.) oder auf damals übliche Redewendungen (besonders toll fand ich den Ausdruck 'die Kreide wegtanzen')


Was ein bisschen schade war:

Das Knistern zwischen Diana und Geoffrey fühlte ich von Anfang an - ideale Romance-Voraussetzungen also. … doch im Laufe der Handlung wurde dieses Prickeln zunehmend zerredet. Welch Ironie, dass ich bei anderen Werken oft beklagen muss, dass die Charaktere kaum oder nur oberflächlich miteinander kommunizieren und ausgerechnet hier für meinen Geschmack beinahe zu viel über das Dauer-Thema 'Heirat' gesprochen wurde. Es lief lange Zeit immer wieder gleich ab, à la:


Er: Ich kann/will nicht heiraten.

Sie: Ich sage ja auch nicht, dass ich dich heiraten will.

Er: Okay.

Sie: Aber ich will trotzdem wissen, warum du nicht heiraten kannst.

Er: Kann/will ich dir nicht sagen.

Sie: Aber es geht ja nicht um mich, ich will nur wissen … usw.


Aber das ist natürlich Geschmackssache; möglicherweise findet ihr ja gerade dieses verbale Hin und Her besonders reizvoll.


𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁:
Eine sehr unterhaltsame Regency-Romance, die ich Fans des Genres gerne weiterempfehle. Band 2 der Reihe ("Ein Earl für mich allein" | "What Happens in the Ballroom") erscheint im November 2023 und ich bin schon jetzt unheimlich gespannt darauf!

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Veröffentlicht am 03.07.2023

Gut (mit kleinen Schwächen)

Here With Me
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Dieses Buch hat mich echt überrascht! I mean … natürlich hatte ich schon allein aufgrund der edlen Gestaltung und des traumhaft schönen Farbschnittes darauf gehofft, dass auch der Inhalt mich überzeugen ...

Dieses Buch hat mich echt überrascht! I mean … natürlich hatte ich schon allein aufgrund der edlen Gestaltung und des traumhaft schönen Farbschnittes darauf gehofft, dass auch der Inhalt mich überzeugen würde - der Klappentext klang schließlich enorm vielversprechend.

𝗪𝗮𝘀 𝗶𝗰𝗵 𝗴𝗲𝗿𝗻𝗲 𝗺𝗼𝗰𝗵𝘁𝗲:

Tatsächlich war insbesondere der starke Einstieg in die Handlung einer der Punkte, die mir besonders gut gefallen haben. Ich fühlte gleich eine Connection zur toughen Robyn und war direkt mittendrin im Geschehen. (Im Prolog erleben wir sie noch während ihrer Arbeit als Cop.)

Die Settingbeschreibungen vom luxuriösen Resort, dem Clubgelände, wo es den VIPs an nichts fehlt - tägliche Dudelsack-Einlage fürs authentische Schottland-Flair inklusive - und dem kleinen angrenzenden Örtchen ließen herrliche Bilder in meinem Kopf entstehen.

Enemies-to-Lovers-Vibes: Yes, please! Vor allem Robyns Sicht der Dinge erschien mir total plausibel, ihre Wut auf Lachlan begründet (seine Abneigung ihr gegenüber wirkte hingegen leicht konstruiert, so als bräuchte man eben partout einen Konflikt).

Mac, Arro und Lucy waren prima ausgearbeitete Nebenfiguren. Ich bin gespannt, ob wir im Folgeband mehr von Lachlans Bruder Thane lesen werden.

𝗪𝗮𝘀 𝗺𝗶𝗿 𝘄𝗲𝗻𝗶𝗴𝗲𝗿 𝗴𝗲𝗳𝗮𝗹𝗹𝗲𝗻 𝗵𝗮𝘁:

Mein Hauptkritikpunkt: Lachlans Perspektive war in der dritten Person geschrieben. Diesen Kontrast zu Robyns in der Ich-Form verfassten Perspektive hätte ich nicht gebraucht; der Wechsel las sich irgendwie sperrig und riss mich immer wieder raus aus dem Lesefluss. Zudem konnte ich mich dadurch weniger selbstverständlich in Lachlan hineinversetzen als in Robyn, wurde nicht so recht warm mit ihm. Beide Sichtweisen in der Ich-Form hätte ich ideal gefunden.

Irgendwann verlor mich die ursprünglich spannende Story ein wenig, sie driftete ab zu regelmäßigen S*x-Szenen (prinzipiell ja eine feine Sache - nix gegen some Spice), ohne dass jedoch emotional was weiterging. Erst ziemlich gegen Ende wurde dann auch die romantische Gefühlsebene vertieft und etwas greifbarer, glaubwürdiger. Für meinen Geschmack einen Hauch zu spät - aber ich empfand diesen Umstand nicht als super tragisch, denn zu diesem Zeitpunkt war die Story für mich ohnehin schon eher ein Krimi/Suspense-Read und jegliche Romance-Aspekte stellten lediglich eine nette Ergänzung dar.

So fesselnd der Einstieg in die Ereignisse gewesen war - im Mittelteil fehlte mir der Fokus, dieser war von der Hauptfrage ('Wer ist der unheimliche Stalker?') übergegangen zu einem Mix aus Robyns Familienproblemen, ihren Foto-Projekten und ihrem Hin & Her mit Lachlan.

Manchmal agierte Robyn - angesichts der Tatsache, dass sie in der Vergangenheit eine Polizistin gewesen war - ziemlich naiv, was sie (surprise!) dann prompt in Gefahr brachte. Das passte in meinen Augen nicht zur coolen Bad-Ass-Girl-Attitude, die ich in anderen Szenen so bewundert und gefeiert habe.

Mir war ziemlich früh klar, wer wohl hinter den Stalking-Attacken stecken würde und bis auf einen kleinen Überraschungsmoment, mit dem die Autorin mich kurz zweifeln ließ, bewahrheitete sich meine Vermutung. Mehr solcher Twist hätten mir noch besser gefallen.

Trotz meiner kleinen Kritikpunkte überwiegt ein größtenteils positiver Eindruck, was wohl auch dem angenehmen Schreibstil der Autorin zu verdanken ist.

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁:
Wenn euch nach einer Love Story mit Krimi-/Thriller-Elementen ist: Schnappt euch diesen Roman!

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Veröffentlicht am 20.06.2023

Modern Family!

Ozeanträume
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Das Wohl ihrer Kinder kommt für Robyn stets an erster Stelle, dafür hat sie in der Vergangenheit alles Erdenkliche getan, sogar das unentschuldbare Fehlverhalten ihres mittlerweile Ex-Gatten abgemildert. ...

Das Wohl ihrer Kinder kommt für Robyn stets an erster Stelle, dafür hat sie in der Vergangenheit alles Erdenkliche getan, sogar das unentschuldbare Fehlverhalten ihres mittlerweile Ex-Gatten abgemildert. Oft bekam sie dadurch familienintern die Rolle als 'die Böse/Schuldige/Spaßbremse' verpasst, doch selbst das nahm sie gelassen hin - Hauptsache, ihren beiden Kindern geht es gut. Angesichts des Verhaltens, mit dem ihr diese übergroße Liebe gedankt wird, blutete mein Mama-Herz für die gutmütige Robyn. Am liebsten hätte ich sie persönlich - und wesentlich früher - nach Santa Barbara geschleift, nur weg aus diesem deprimierenden Alltag.

Wobei 'deprimierend' vielleicht nicht die ideale Wortwahl ist - immerhin ist niemand schwer krank, und das ist meines Erachtens das Wichtigste im Leben: Gesundheit. (Überhaupt fand ich es sehr erfrischend, mal nichts von schlimmen Krankheiten lesen zu müssen, DAS wäre wirklich deprimierend gewesen.)

Wo also drückt der Schuh? Da gäbe es …

… ein schickes Haus, das zu groß/zu teuer geworden ist und verkauft werden muss …

… ein verwöhntes, dezent weltfremdes Töchterlein, das beleidigt ist, weil sie a) das Elternhaus behalten will, nicht zuletzt weil b) ihre Hochzeit dort im Garten stattfinden soll …

… einen eigentlich sehr strukturierten Sohn, der plötzlich alle beruflichen Zukunftspläne über den Haufen wirft - und vorübergehend ausziehen möchte …

… einen Lover, der sich selbst zu wichtig nimmt (- hallo, ma(n)n ist schließlich Herzchirurg -) und Robyn allen Ernstes unterstellt, es auf sein Geld abgesehen zu haben …

… eine Freundin, die sich unnötig das Leben schwer macht und Robyns Ratschläge ignoriert …

… einen Hallodri von Ex-Mann in den 50ern, dessen aktuelle Liebelei mit einer deutlich jüngeren Frau (im Alter seiner Tochter) nicht ohne Folgen bleibt … (Ach, und es ist nicht irgendeine beliebige Frau!) …



Ihr seht, da ist einiges los - und ja, es sind zwar lästige Ärgernisse, aber eben doch nichts zuuuuu Dramatisches. Luxus-Probleme eben. Nichts, was einen beim Lesen komplett runterziehen würde - gefällt mir!

Zum Glück hat die Autorin ihre weibliche Hauptfigur nicht nur mit Liebenswürdigkeit, sondern auch mit einer gesunden Dosis Realitätssinn und Selbstbewusstsein ausgestattet, sodass Robyn erkennt: Genug ist genug.

Dumm nur, dass ihr Zufluchtsort (wo ihre knuddelige Großtante Lillian sie willkommen heißt und wieder neue Lebenslust in ihr entfacht) bald ziemlich überlaufen ist … denn sämtliche Menschen merken: Ohne Robyn geht es nicht. Hilfe! Für einen neuen Mann in ihrem Leben bleibt da gar keine Zeit - oder?!

Auch wenn Romantik und Leidenschaft für mich auf der Strecke blieben: Ich habe diesen luftig-leichten, aus zwei Perspektiven erzählten Sommer-Read durchaus genossen. (Wessen die zweite Perspektive ist, wollt ihr wissen? Lest selbst!)

Glaubwürdige Dialoge, eine Prise Humor und insbesondere die tiefgründig ausgearbeitete, herausfordernde Dynamik zwischen Mutter und Kindern hat mir sehr gefallen.


𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁:

Eine Forced-Proximity-Romance der etwas anderen Art … ideal geeignet für Fans von modernen, unterhaltsamen Frauen- und Familienromanen.

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Veröffentlicht am 16.06.2023

Noch besser als Band 1!

The Darkest Gold – Die Verräterin
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"Ich hatte keinerlei Hoffnung. Und dann, als Midas kam, hat er das verändert. Ich durfte etwas anderes sein. Etwas, das zu sein ich mir immer gewünscht hatte. In Sicherheit. Aber ist das genug? Ist es ...

"Ich hatte keinerlei Hoffnung. Und dann, als Midas kam, hat er das verändert. Ich durfte etwas anderes sein. Etwas, das zu sein ich mir immer gewünscht hatte. In Sicherheit. Aber ist das genug? Ist es inzwischen wirklich noch genug, einfach nur sicher zu sein?"

Ahhh, diese Reihe fing schon ziemlich catchy an und hat sich mit Band 2 nun sogar noch gesteigert!

Klarer Hinweis vorab: Ihr solltet unbedingt erst den Auftakt lesen, ansonsten bringt das hier nix. Andernfalls fehlen euch nämlich elementare Infos, der Bezug zu den Figuren wäre oberflächlicher und die ganze Wirkung wäre dahin. Sinnlos. Tut euch selbst einen Gefallen und beginnt mit Band 1. Dies ist keine Reihe zum Mal-Eben-Quer-Reinschnuppern.

Was für ein Twist! Es ist fast unmöglich, auf die Handlung einzugehen, ohne dabei etwas zu spoilern, deshalb nur in Kürze: Hier ist alles dabei - Täuschung und Enttäuschung, Verrat, Drama, Intrigen, Spannung, Action und sogar etwas mehr Gefühl. Auch das Worldbuilding gefiel mir besser, wirkte runder, durchdachter, interessanter.

Neben Aurens Perspektive erhaschen wir gegen Ende erneut einen Einblick in Midas' Sichtweise, ABER: Es gibt noch eine weitere Perspektive, die gemeinsam mit Aurens Blickwinkel das Werk dominiert. Sagen wir’s mal so: Ich hatte in puncto des 'geheimen Tipps' in Band 1 so eine Vermutung gehabt und diese hat sich nun tatsächlich bewahrheitet.

Das Highlight waren dieses Mal die herrlich gezeichneten neuen Figuren, die die Story enorm bereichert haben. Kommandant Riss und sein "ZORN", insbesondere Lu; aber auch Fass und Hojat … Ich fand die Entwicklung der Story richtig klasse.

Apropos Entwicklung: Auch Auren durchlebt eine mega Wesensveränderung, die sehr nachvollziehbar umgesetzt worden ist. Ich hab's gefeiert. Wem kann sie trauen? Was ist real und was Manipulation? Was wünscht sie sich wirklich?!

Meine liebste Textpassage des Romans war diese hier:

"Die ganze Zeit über war ich auf der Hut vor ihm. Auf der Hut wegen seiner berüchtigten Grausamkeit […]. Nun aber erkenne ich, dass ich mich aus einem ganz anderen Grund vor ihm in Acht nehmen muss. Weil sich gerade Wärme in meiner Brust ausbreitet und weil der Ton in seiner Stimme Schauer über meine Haut jagt. Warnglocken ertönen in meinem Kopf, aber sie hören sich an wie ein wunderschönes Lied."

Die Sprache war mal wieder top, zumal sich die derben Ausdrücke (die in Band 1 noch hin und wieder kleine Schocker darstellten) meiner Meinung nach echt in Grenzen hielten. Gestaltungstechnisch war ich ebenfalls happy, die Innencover - die vertraute Karte sowie eine bildschöne Zeichnung von Auren - sind ein Träumchen.

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁:
Ich brauche die Fortsetzung! … idealerweise gleich morgen, nicht erst im September.

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Veröffentlicht am 14.06.2023

Sogwirkung!

The Darkest Gold – Die Gefangene
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Ich lese wirklich so gut wie nie, nie, nie Dark-Romance-Romane, aber irgendetwas an dieser Reihe (deren internationaler Hype bis dato übrigens komplett an mir vorbeigegangen war - talk about living under ...

Ich lese wirklich so gut wie nie, nie, nie Dark-Romance-Romane, aber irgendetwas an dieser Reihe (deren internationaler Hype bis dato übrigens komplett an mir vorbeigegangen war - talk about living under a rock!) hatte mich einfach dermaßen fasziniert, dass ich unbedingt mehr darüber erfahren wollte. Im Nachhinein wundere ich mich selbst über meine Kühnheit, denn z.T. gab die Story mir heftige Game-of-Thrones-Vibes. (Ich betone: Mir, die damals nach ein paar Staffeln entnervt das Handtuch bzw. die Fernbedienung geworfen und meinem Mann erklärt hatte: "Ist mir zu brutal; sag mir später einfach, wer überlebt hat".) Dass ausgerechnet ich mich nun also mitten in einem unerbittlichen Kampf um fiktive Königreiche befinden würde - und dabei gebannt an den Seiten klebe -, hätte ich vor Kurzem noch nicht für möglich gehalten. Aber der Reihe nach.
 
Wenn ihr (im Gegensatz zu mir) bereits ein bisschen von dem Erfolgszug der Reihe aufgeschnappt habt, wollt ihr bestimmt zunächst wissen: Ist der Hype gerechtfertigt? Meine Antwort darauf würde lauten: Kommt drauf an - je nachdem, welche Faktoren euch bei Büchern dieses Genre am wichtigsten sind.
 
Spannung?
… ist definitiv vorhanden. Zwar gab es zwischenzeitlich ein paar kleine Passagen, die sich etwas zogen (z.B. auf der Reise), aber das war wirklich minimal - hier mal eine Seite, da mal eine halbe Seite, ehe es wieder rasant weiterging. Also echt nicht tragisch – vielleicht sogar ganz praktisch, um kurz zwischendurch aufzuatmen. Fakt ist, als ich mich mal auf die Story eingelassen hatte, konnte ich nicht aufhören zu lesen und musste mich nach der letzten Seite regelrecht zwingen, nicht direkt mit Band 2 ("Die Verräterin") weiterzumachen, sondern erst ordentlich meine Gedanken zu Papier zu bringen, damit die Eindrücke im Nachhinein nicht durcheinanderwirbeln.
 
Worldbuilding:
Tricky. In meinen Augen war es eine gute Grundidee, aus der man jedoch noch soooo viel mehr hätte rausholen können. Abgesehen von der Tatsache, dass auf der Burg Hohenläuten alles aus Gold besteht – vom Fenstervorhang bis hin zur Kloschüssel – und es draußen ständig schneit (inklusive tagelanger Blizzards) erfährt man zunächst nicht allzu viel:
 
"So weit das Auge reicht, besteht alles aus Gold, Gold, Gold, inklusive der gesamten Infrastruktur des Palastes. Jeder Stein, jede Stufe, jede Säule."
 
"Wenn es nicht schneit, dann graupelt es, und wenn das mal nicht der Fall ist, zieht für gewöhnlich gerade ein Schneesturm auf."
 
Ja, es folgen nach und nach ein paar Infos zu den anderen Königreichen und es tauchen auch einige weitere– nennen wir sie mal 'besondere' – (Fantasy-)Gestalten auf, doch in Sachen Setting/Storyrahmen ist noch ordentlich Luft nach oben. Vor allem klassische Fantasy-Leser:innen dürften hier der Meinung sein 'da geht noch mehr‘'. Fantasy ist jetzt zwar nicht mein Go-to-Genre, aber verglichen mit den Storywelten von "Cassardim", "Night of Crowns" oder "Splitter aus Silber und Eis", um nur ein paar zu nennen, ordnet sich der vorliegende Roman bequem im Mittelfeld ein.
 
Figuren:
Auren – die goldgeküsste Favoritin des Königs aka sein "Lieblingssattel" (oder wie böse Zungen sagen würden: "Midas' vergoldete Hre") besitzt viele positive Charakterzüge: Sie ist klug, selbstironisch, hat einen Sinn für Humor und das Herz am rechten Fleck, ist im Grunde von gütiger Natur (hilfsbereit, feinfühlig, loyal) und sehnt sich nach Nähe (nicht nur auf sexueller Ebene, sondern auch freundschaftlich). Denn sie genießt zwar eine Sonderstellung, doch diese bedeutet gleichzeitig auch Isolation. Die anderen Sattel (= Bettgespielen und -gespielinnen) des Königs verachten sie, ebenso seine Ehefrau (jep, Midas ist verheiratet). Auren lebt in einem goldenen Käfig, wortwörtlich, ist sich aber gleichzeitig der Sicherheit bewusst, die er für sie darstellt. Ihre Gefühle für den König (der bisher kaum präsent war) sind aufrichtig; ich konnte jedenfalls ihren inneren Konflikt bzw. überhaupt ihre Gedanken durchaus nachvollziehen. Was mir besonders gut gefiel: Selbst wenn ihre Welt gerade zusammenbricht, sucht sie stets nach einem Silberstreifen am Horizont.

Apropos 'zusammenbrechen': Ich ahnte Schlimmes und es trat ein. Figur X, deren/dessen Name ich nun bewusst verschweige, ereilte ein dermaßen unfaires, gemeines Schicksal, dass mir das Herz geblutet hat.

Sprache: Sie ist schon derber und vulgärer als die Wortwahl in den Romanen, die ich ansonsten lese ("F
tze" hier, "v*geln" da), ABER:

1.) Es kommen deutlich mehr Passagen vor, die im Hinblick auf die Formulierungen beinahe schon von poetischer Schönheit sind, wie beispielsweise diese hier:

"[…] die Erinnerung und die Zeit sind keine Freunde. Sie verabscheuen einander, dehnen das Band zwischen sich, bis es zu reißen droht. Sie kämpfen, und wir verlieren zwangsläufig. Erinnerung und Zeit. Man verliert das eine, während man die Richtung des anderen einschlägt."

… und 2.) passt es in meinen Augen inhaltlich tatsächlich, um die Glaubwürdigkeit der jeweiligen Szene zu untermauern (nicht im Sinne von 'finde ich total super', sondern 'solange es nicht Überhand nimmt, komme ich schon damit klar') – es ist nun mal eine Handlung mit düsterer Atmosphäre, in der insbesondere Frauen übel mitgespielt wird. Beachtet diesbezüglich auf jeden Fall die Content Note des Verlags.

Abschließend noch eine Anmerkung zur Gestaltung: Die Aufmachung des Werkes kann sich sehen lassen – Glanzprägung auf dem Cover, Charakterzeichnung und Landkarte auf den Innencovern, Kapitelverzierungen … Von mir aus hätten Band 1 und 2 gerne zusammengelegt werden können, gerade bei Fantasy-Romanen macht sich so ein dicker Schmöker doch immer fein.

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁:
Dunkles Fantasy-Abenteuer, das gemächlich beginnt und nach und nach eine Sogwirkung entwickelt. Wenn ihr über die teilweise von Brutalität strotzenden Dialoge und Beschreibungen hinwegsehen könnt, erwartet euch ein spannender, vielversprechende Reihen-Auftakt. Ich schnappe mir nun direkt den parallel erschienenen Folgeband!

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