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Veröffentlicht am 29.06.2023

Der Beginn des Fernsehens - toller Auftaktband

Wunder gibt es immer wieder
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München 1953. Die 19jährige Eva Vordemfelde freut sich auf ihren Urlaub in Fuschl am See, den sie gemeinsam mit ihrer Cousine Margit verbringen wird, die in einem Hotel arbeitet. Doch Margit muss kurzfristig ...

München 1953. Die 19jährige Eva Vordemfelde freut sich auf ihren Urlaub in Fuschl am See, den sie gemeinsam mit ihrer Cousine Margit verbringen wird, die in einem Hotel arbeitet. Doch Margit muss kurzfristig ein paar Tage arbeiten, weil im und um das Hotel Dreharbeiten zum ersten "Sissi"-Film starten. Eva ist begeistert und darf kurzfristig als Statistin mitarbeiten. Besonders angetan haben es ihr aber die wunderbaren Kostüme. Eva träumt schon länger davon Kostümbildnerin zu werden. Sie liebt es Kleider zu entwerfen und zu nähen. Doch die junge Frau muss sich ihrem herrschsüchtigen Vater Axel unterordnen, denn sie ist noch nicht volljährig. Er sieht ihre Schneiderei nur als Hobby und verbietet ihr Kostümbildnerin zu werden. Dabei versucht er wirklich mit allen Mitteln Eva ihre "Flausen" zu vertreiben.
Der Familienpatriarch arbeitet seit seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft hart an seiner Karriere als Journalist. Nach der gewünschten Beförderung zieht er ohne vorherige Absprache mit seiner Frau und den Kindern von München nach Bonn. Für Eva besorgt er eine Anstellung als Sekretärin beim Fernsehsender NWDR in Köln, die ihr alles andere als Freude bereitet. Doch Eva hält an ihren Traum fest und stellt sich ihren Vater entgegen...
Die Geschichte hat mich von Beginn an gepackt. Besonders gefallen hat mir gleich der Einstieg, wo wir hinter die Kulissen der Sissi Verfilmung blicken dürfen. Ich bin ein großer Fan von Romy Schneider, die ein so tragisches Leben geführt hat.

Alle Figuren, bis hin zum letzten Nebencharakter, sind sehr lebendig gezeichnet. Ich habe mit Eva mitgelitten und ihren Vater aus ganzen Herzen gehasst. Als narzistisches Familienoberhaupt hatten die Frauen in seinem Haus wahrlich nichts zu lachen.
Evas Liebe zur Schneiderei und dem Herstellen von Kostümen fühlte ich durch jede Zeile. In der heutigen Zeit kann man sich mit Eva sehr gut identifizieren, denn sie weiß ganz genau, was sie möchte. Doch in den noch konservativen Fünfziger Jahren in Westdeutschland und auch in Österreich hatte der Mann das alleinige Sagen. Als Frau benötigte man die Unterschrift des Ehemannes oder Vater, wenn man einer Arbeit nachgehen oder den Führerschein machen wollte.
Auch die politischen und sozialen Verhältnisse dieser Zeit werden sehr anschaulich beschrieben und perfekt in die Story miteingebettet.

Neben Evas Wunsch Kostümbildnerin zu werden, lässt uns Beate Sauer in die Welt des Fernsehens und des Hörfunks von damals hineinschnuppern, wo Journalisten noch in ihre Diktiergeräte sprachen und Sekretärinnen ihre Berichte abtippten. Die Übertragung der Krönungszeremonie von Queen Elisabeth oder die ersten Samstagabend Shows mit Peter Frankenfeld oder Robert Lemke waren Highlights im damaligen schwarz-weiß TV.

Der Schreibstil ist mitreißend und bildhaft. Er passt sich den Zeitverhältnissen an. Ich hatte jederzeit Bilder im Kopf und konnte die Geschichte kaum aus der Hand legen. Sie hat mich in ihren Bann gezogen und mir wundervolle Lesestunden beschert..

Fazit:
Ein großartiger Auftakt dieser Trilogie von Beate Sauer, die die Fünfziger Jahre und den Beginn rund um das neue Medium Fernsehen aufleben lässt. Ich kann es gar nicht erwarten die Fortsetzung zu lesen und freue mich schon auf Teil 2, der leider erst im Januar 2024 erscheinen wird. Von mir gibt es eine fette Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 17.06.2023

Großartiger erster Teil

Geteiltes Land – Zwischen Angst und Freiheit
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Der erste Band dieser Trilogie von Farina Eden hat mich wirklich sehr überrascht! Einige Geschichten über die Zeit kurz vor dem Mauerbau und der Trennung von Ost- und Westdeutschland habe ich bereits gelesen, ...

Der erste Band dieser Trilogie von Farina Eden hat mich wirklich sehr überrascht! Einige Geschichten über die Zeit kurz vor dem Mauerbau und der Trennung von Ost- und Westdeutschland habe ich bereits gelesen, doch "Geteiltes Land" hat mich wirklich aufgewühlt und absolut gefesselt!

Die Schwestern Gesine und Sonja leben mit ihrer schwangeren Mutter in Ost-Berlin. Ihr Vater, der gelegentlich zu Besuch kommt, lebt schon längere Zeit im Westen der Hauptstadt. Obwohl sich die Eltern getrennt haben, pflegen sie ein gutes Verhältnis zueinander. Sonja, die jüngere Schwester, träumt davon endlich im Westen bei ihrem Vater zu wohnen, während sich Gesine um ihre Mutter und um das kommmende Geschwisterchen sorgt. Ihr zuliebe hält sie sich mit negativen Äußerungen gegenüber der DDR zurück. Sonja fällt der Stasi hingegen bald auf. Sie rebelliert immer wieder während des Unterrichts gegen die Vorgaben des Staates. Ihre Tante Elise, die als Lehrerin an der selben Schule unterrichtet, kann sie noch vor dem Schulverweis retten. Elise steht dem System positiv gegenüber. Dabei gerät sie jedoch immer mehr in die Fänge eines Stasi-Mannes und schrickt schlussendlich nicht davor zurück auch Freunde und Familie zu verraten.
Als Gesine bei einem Besuch bei ihrem Vater Max in Westberlin den Studenten Peter kennenlernt, verlieben sich die beiden. Gesine möchte zuerst ihre Ausbildung beenden, bevor sie ebenfalls in den Westen zu Peter geht. Doch dann wird ihr gemeinsames Glück über Nacht durch den Bau der Mauer zerstört....

In diesem ersten Teil begleiten wir die Familie Richter von 1960 bis 1963. Die Autorin erzählt aus verschiedenen Perspektiven. Als Leser können wir deshalb die einzelnen Gefühlslagen sehr real miterleben. Man spürt die Angst und den Schrecken, als Familien über Nacht auseinandergerisssen werden. Trauer und Entsetzen wechseln sich mit Hoffnung ab.
Als Leser erhält man einen Einblick in ein Regime, in dem es keine freie Meinungsäußerung, Schul- und Berufswahl gibt. Unvorhersehbare Wendungen erhöhen dabei die Spannung und haben mich oftmals fassungslos den Kopf schütteln lassen. Gesine erlebt unmenschliche Schikanen. Diesbezüglich habe ich bereits in "Kranichland" von Anja Baumheier gelesen. Die Methoden der Stasi, wie Isolation, Schlafentzug und psychische Spielchen haben mich schon bei der damaligen Lektüre fassungslos gemacht.

Die Autorin hat einen sehr angenehmen Schreibstil, der mich an die Geschichte gefesselt hat. Die Charaktere sind deatilliert gezeichnet und lebendig. Die politischen Zusammenhänge werden sehr gut erklärt. Die Handlung, mit ihren unvorhersehbaren Wendungen, ist fesselnd, dramatisch und aufwühlend.

Farina Eden wurde zu dieser Geschichte durch wahre Begebenheiten in ihrer eigenen Familie und Bekanntenkreis inspiriert. Der zweite Band liegt bereits hier!

Fazit:
Ein sehr emotionaler Roman über die deutsch-deutsche Geschichte, der aufwühlt und diese Zeit näher bringt. Eine spannende Zeitreise, toll recherchiert und absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 15.06.2023

Gelungener Auftakt der Dilogie

Eifelfrauen: Das Haus der Füchsin
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Brigitte Riebes neuer Roman ist natürlich sofort auf meine Wunschliste gehüpft, nachdem ich den ersten Teil der neuen "Eifelfrauen Dilogie" in der Vorschau gesehen habe. Mit "Das Haus der Füchsin" ist ...

Brigitte Riebes neuer Roman ist natürlich sofort auf meine Wunschliste gehüpft, nachdem ich den ersten Teil der neuen "Eifelfrauen Dilogie" in der Vorschau gesehen habe. Mit "Das Haus der Füchsin" ist ihr wieder eine grandiose Geschichte gelungen.

Diesmal befinden wir uns in der Eifel in den 20iger und 30iger Jahren des letzten Jahrhunderts. Die Tabakfabrikantenfamilie Fuchs aus Trier feiert die Verlobung ihres Sohnes Heinrich und die Volljährigkeit ihrer Tochter Johanna. Plötzlich taucht eine fremde Frau auf und gibt bekannt, dass Johanna den kleinen Hof ihrer Tante Lisbeth geerbt hat. Ihre Eltern weichen den Fragen ihrer einzigen Tochter über die ihr unbekannten Tante immer wieder aus. Diese scheint das schwarze Schaf der Familie gewesen zu sein.

Johanna ist jedoch fest entschlossen, sich ihr mögliches Erbe anzusehen und dann erst ihre Entscheidung zu treffen. Bevor jedoch Haus und Land an Johanna geht, muss sie eine Bedingung erfüllen. Sie muss ein halbes Jahr auf dem Hof leben und sich um die Tiere kümmern.
Im Erbe der unbekannten Tante sieht Johanna die Möglichkeit der Bevormundnung ihrer Eltern zu entkommen. Als sie den kleinen Hof mitten in Altenburg, umgeben von blühenden Apfel- und Kirschbäumen, sowie die Tiere, die sie versorgen soll sieht, verliebt sie sich augenblicklich in diesen wunderschönen Flecken Erde. Johanna gewöhnt sich bald an die ungewohnte schwere Arbeit. Die Einwohner des Dorfes beäugen sie jedoch skeptisch, denn ihre Tante war eine Außenseiterin. „Das Haus der Füchsin” , so wird das Häuschen Nummer 18 genannt. Ein Ort, so verwunschen wie seine damalige Besitzerin. Nur Kätt, die Nachbarin und Lisbeths Freundin, sowie die Dorfhebamme Eva, unterstützen Johanna. Doch wer war Lisbeth Fuchs wirklich? Und warum wird ihr Name in der Familie so beharrlich totgeschwiegen?

Wir begleiten Johanna, ihre Familie und Freunde von 1920 bis 1938. Die politische Lage verändert nicht nur Johannas Leben, sondern besonders das ihrer jüdischen Familienangehörigen. Ich habe mit ihnen allen gebangt und mitgelitten und mich über Arroganz und Rechtsradikalismus geärgert. Die Autorin schildert die politischen Geschehnisse, wie die Inflation und das Erstarken des Nationalsozialismuses, äußerst bildhaft. Zahlreiche Wendungen erhöhen die Spannung und lassen den Leser oftmals sprachlos zurück.

Die Charaktere sind bis hin zu den Nebenfiguren lebendig dargestellt und besitzen Tiefe. Johanna ist eine starke junge Frau. Sie ist mutig und stellt sich den neuen Herausforderungen. Zusätzlich muss sie mit Ablehnung, einer aussichtslosen Liebe und Bosheiten zurechtkommen. Stärke geben ihr ihre beiden Freundinnen Kätt und Eva, sowie die Füchsin, die sie abends öfters besucht. Diese spielt in der Geschichte ebenfalls eine wichtige Rolle.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Brigitte Riebe ist ausdrucksstark, einfühlsam und atmosphärisch. Von der ersten Seite an taucht man in die Geschichte ein. Das historische Zeitgeschehen ist in die Handlung perfekt eingebunden.

Fazit:
Ein sehr gelungener Auftakt dieser Dilogie, die in die schöne Eifel führt. Brigitte Riebe hat wiederum eine faszinierende Geschichte geschrieben, die große Vorfreude auf den zweiten Teil macht. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 29.05.2023

Was ist ein Menschenleben wert?

Die spürst du nicht
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Daniel Glattauers neuer Roman ist gesellschaftskritisch und bewegend. Er regt zum Nachdenken an und hat mich, nachdem ich die letzte Seite gelesen habe, noch lange beschäftigt.

Unsere Hauptpersonen sind ...

Daniel Glattauers neuer Roman ist gesellschaftskritisch und bewegend. Er regt zum Nachdenken an und hat mich, nachdem ich die letzte Seite gelesen habe, noch lange beschäftigt.

Unsere Hauptpersonen sind Melanie und Engelbert Binder, eine Winzerfamilie aus Niederösterreich und ihr neunjährigen Sohn Benjamin, sowie die befreundete Wiener Familie Strobl-Martinek. Elisa ist Nationalratsabgeordnete der Grünen und ihr Mann Oskar, Dozent an der Universität. Sie haben zwei Töchter: Lotte und Sophie Luise. Beide Familien sind gutsituiert und kommen aus der gehobenen Mittelschicht. Gemeinsam machen sie Urlaub in der Toskana. Damit die 14-jährige Sophie Luise gleichaltrige Gesellschaft hat, nehmen die Strobl-Martineks das somalische Flüchtlingsmädchen Aayana mit in den Urlaub, mit der sich ihre Tochter ein bisschen angefreundet hat. Die Grünpolitikerin sieht sich mit diesem Statement schon auf den bereits in Aussicht gestellten Ministerposten. Doch kaum sind die beiden Familien in der Villa angekommen, kommt es zur Katastrophe an der schlussendlich alle zu zerbrechen drohen.....

Die Medien schlachten die Tragödie aus. Man konzentriert sich auf die Strobl-Martineks und lässt die Binders außen vor. Das große Thema ist das somalische Flüchtlingskind und die Grünpolitikerin. Niemand kümmert sich um die zurückgebliebene Flüchtlingsfamilie oder um Sophie-Luise, die sich immer mehr abkapselt und in sich selbst zurückzieht. Die Eltern merken nichts davon. Mutter Elisa ist selbst zu vielen Anfeindungen ausgesetzt und Vater Oskar fühlt sich sowieso nicht verantwortlich für das Drama. Er wollte ja nie, dass Aayana mitkommt...
In einem Internetforum findet Sophie-Luise einen jungen Mann, der sich ihre Probleme anhört und sie versteht. Das Teenagermädchen flüchtet immer mehr in diese Welt und verliebt sich in den Unbekannten. Beim Lesen schrillten bei mir alle Alarmglocken! Das Tüpfelchen auf dem i kommt allerdings noch, denn obwohl die italienische Polizei die beiden österreichischen Familien von jeglicher Schuld frei sprach, meldet sich ein Anwalt bei den beiden Familien und fordert im Namen der Flüchtlingsfamilie Schmerzensgeld in überdurchschnittlicher Höhe ein. Es kommt zu einem juristisches Nachspiel.

Abwechselnd wird aus der Sicht von Mutter Elisa und Tochter Sophie-Luise erzählt. Schon zu Beginn erkennt man, dass die Ehe der Strobl-Martineks nicht gut läuft. Oskar muss ständig seine geistige Überlegenheit mit besserwisserischen Bemerkungen demonstrieren. Elisa hat seit geraumer Zeit einen Liebhaber, der ihr jedoch vor dem Urlaub "abhanden" kommt.
Neben den beiden Sichtweisen streut der Autor auch Kommentare aus den sozialen Netzwerken zu Zeitungsartikel oder Interviews ein. Diese sind unheimlich authentisch, wenn man selbst schon Kommentare zu diversen Begebenheiten gelesen hat. Dadurch lässt sich der Roman sehr kurzweilig lesen.

Glattauer versteht es seinen gesellschaftskritischen Roman mit Wortwitz zu füllen. Obwohl das Thema alles andere als amüsant ist, schafft er es den schweren Stoff immer wieder aufzulockern. Man wird nachdenklich, aber man wird nicht hinuntergezogen. Man befasst sich mit der Thematik und nickt unwillkürlich bei einigen Passagen oder man schüttelt bei anderen wiederum nur unverständlich den Kopf. Vorallem die Scheinheiligkeit und die Ignoranz gewisser Menschen, denen es in Wirklichkeit nur um sich selbst geht, stellt Glattauer meisterlich dar. Manche Charaktere sind gewollt überzeichnet und stereotyp.

Im Verlauf des Romans fragt man sich unweigerlich, warum nicht näher auf die Familie von Aayana eingegangen wird und wie diese mit dem Verlust zurechtkommen. Glattauer hat das nicht ohne Grund getan, denn deren Schicksal geht wirklich unter die Haut und berührt zutiefst und ist doch nur stellvertretend für viele Menschen auf der Flucht, die aus ihrer Heimat vertrieben worden sind.

Fazit:
Daniel Glattauer hat eine Sozialstudie in Romanform geschrieben, deren Botschaft zum Nachdenken anregt. Eine Geschichte, die unter die Haut geht und nachhallt. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 29.05.2023

Großartiger Roman um Zivilcourage

Die Kinder von Beauvallon - Der Spiegel-Bestseller nach wahren Begebenheiten
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Bettina Storks hat mit ihrem neuen Roman "Das Wunder von Beauvallon" dem Ort Dieulefit und seinen Bewohnern ein weiteres Denkmal gesetzt. Die Einwohner des Ortes versteckten während des Zweiten Weltkrieges ...

Bettina Storks hat mit ihrem neuen Roman "Das Wunder von Beauvallon" dem Ort Dieulefit und seinen Bewohnern ein weiteres Denkmal gesetzt. Die Einwohner des Ortes versteckten während des Zweiten Weltkrieges fast so viele Flüchtlinge, wie es in Dieulefit Bewohner gab. Bis heute ist nicht ganz klar, wie es funktionieren konnte, ohne dass nur einer davon etwas verraten hätte. Ein Ort voller Menschlichkeit und Zivilcourage...
Die Autorin hat ihre fiktive Geschichte rund um das jüdische Mädchen Lily Blum und ihrer arischen Freundin Agnes aus Sulzburg in Südbaden mit viel Einfühlungsvermögen geschrieben und sie mit den historischen Gegebenheiten verbunden.

1965. Agnes ist Moderatorin beim Freiburger Radiosender. Die Programmschwerpunkte, die sie moderieren darf, handeln von Vereinversammlungen, Kochsendungen und Haushatlstipps. Als ihr Chefredakteur sie mit einer neuen und anspruchsvollen Recherche über "stille Helfer" in den französischen Ort Dieulefit schickt, ist sie fasziniert. Sie sucht seit Jahren vergeblich nach ihrer jüdischen Kinderfreundin Lily Blum, die als neunjähriges Mädchen gemeinsam mit ihrer Familie und anderen Juden aus ihrer Heimatgemeinde Sulzburg deportiert wurde. Könnte Lily in Dieulefit, wo während des Zweiten Weltkrieges mehr als tausend Flüchtlinge Schutz gefunden haben - darunter viele jüdische Kinder - Hilfe gefunden haben? Agnes begibt sich auf eine aufwühlende Reise in die Vergangenheit …

Bettina Storks gelingt es hervorragend, die historische Ereignisse mit fiktiven Romanfiguren zu verbinden. Auf zwei Zeitebenen erzählt sie uns von Lily's Schicksal ab 1940 und der Suche von Agnes im Jahre 1965, die sie in die südostfranzösische Region Auvergne-Rhône-Alpes führt. Als dritte Perspektive lernen wir Jolie, eine Widerstandskämpferin der Résistance kennen. Sie bringt vorwiegend Kinder aus diversen Lagern nach Dieleufit, wo sie in der Schule Beauvallon untergebracht werden und neue französische Namen erhalten. Das Augenmerk liegt bei den Kindern und den Lehrern der Schule. Das Schicksal der Menschen geht zu Herzen und man fiebert und leidet beim Lesen mit. In Jean-Pierre findet Lily einen Freund fürs Leben. Trotz der schweren Thematik ist der Roman immer hoffungsvoll.

Die Charaktere sind mit viel Feingefühl gezeichnet und wunderbar authentisch dargestellt. Ganz besonders beeindruckt hat mich Jolie, die im Widerstand für "ihre" Kinder kämpft - sich immer bewusst, welche Gefahren sie eingeht. Es gab sehr viele berührende Momente, die mich erschüttert haben, aber auch sehr schöne und hoffnungsvolle Szenen. Bettina Storks hat hier hervorragend recherchiert und mit sehr viel Herzblut eine Geschichte geschrieben, die man nicht so schnell vergisst.

Marguerite Soubeyran, Catherine Krafft und Simone Monnier schufen mit der Schule namens Beauvallon die Grundlage für die Rettung der jüdischen Kinder. Marguerite und Catherine sind an einer Wand hinter der Schule verewigt worden. In der Klappe des Einbandes ist dieses Bild abgebildet und noch weitere Originalaufnahmen der Schule. Am Ende gibt es noch ein Nachwort der Autorin und eine kleine Gegenüberstellung von Wahrheit und Fiktion.

Fazit:
Eine einmalige und berührende Geschichte über die stillen Helden des Zweiten Weltkrieges und einem Dorf, dass geschlossen Menschlichkeit zeigte. Berührend, fesselnd und eindringlich. Von mir gibt es eine große Leseempfehlung!

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