Klappentext:
„Wilde Küsten, mystische Landschaften: Entdecken Sie den rauen Zauber der Nordsee in diesem beeindruckenden Fotoband.
Die raue Dünenlandschaft der Nordseeküste, ihre Halligen und Inseln und die Nordsee selbst bieten ausreichend Stoff für Mythen und Sagen, die noch heute faszinieren. Dieses Nordsee Buch spürt ihnen nach, erzählt von stolzen Freibeutern, Deichgrafen und geheimnisvollen Wiedergängern, von der Legende der langen Anna auf Helgoland und von versponnenem Seemannsgarn. Mit ausdrucksstarken Bildern, die förmlich nach Salz und Meer, nach Wind und Wetter riechen.
Hochwertiger Hardcover Bildband mit edler Folienprägung – dekorativ als coffee table book
Wunderschöne Nordsee-Bilder bieten Inspiration für Ihren nächsten Urlaub in Deutschland“
Ach ja, mit den Sagen und Mythen ist es ja so eine Sache. Egal ob im Erzgebirge, dem Schwarzwald oder hier an der Nordseeküste - Sagen und Mythen verändern sich im Laufe der Zeit und irgendwann stimmt nichts mehr mit dem überein, was einmal war. So ist das mit den Überlieferungen! In diesem Buch geht das Autorenduo Ellerhorst und Pinck den Sagen an der Nordsee auf die Spur. Als Einführung geht es generell um die Friesen und dann starten wir mit den Nordfriesischen Inseln, Halligen und Helgoland. Weiter geht es dann mit der Nordfriesischen Küste, der Region zwischen Elbe und Weser, die Küste zwischen Weser und Ems und dann enden wir bei den Ostfriesischen Inseln. Das Buch ist gespickt mit einer Menge Fotos sowie Texten oder kleinen Auszügen aus alten Geschichten, Liedern, Gedichten. Da ich hier direkt an der Nordseeküste wohne, fällt der Blick natürlich sehr genau aus: Die Fotos sind zumeist immer zu Zeiten geschossen worden, als entweder die Sonne sich ihrem Tagesrhythmus neigte, ein Unwetter aufkam oder eben in der Nacht fotografiert - von Grusel ist hier NULL zu erkennen. Der Lichteinfall macht’s sowie eben die Wetterlage. Als nächstes ist das ewige und wiederholte Mischen zwischen den Ortschaften zu bemängeln. Erst sind wir auf Sylt, dann geht es plötzlich nach Amrum, dann nach Pellworm, dann sind wir wieder auf Sylt bis wir hier schlussendlich schon ganz durcheinander sind. Das zieht sich irgendwie durch die gesamten Kapitel - immer ein wenig Durcheinander bezüglich der Örtlichkeiten. Weiter geht es dann mit den Geschichten. Gerade Sylt ist mir mehr als vertraut und ich kann hier klar sagen: es wurden die gängigen Geschichten erzählt (wobei teilweise oft Details vergessen wurden) aber die richtig Interessanten wurden leider vergessen. Und was Regionen wie die Wesermarsch betrifft wurde richtig Effekthascherei betrieben: die alten Überreste von unserem Fähranleger in Eckwarderhörne haben rein gar nichts mit Sagen oder Mythen zu tun! Da kann das Bild noch so imposant geschossen worden sein, aber die richtig guten Geschichten wie eben Mordsteine (da gibt es hier einige von) oder kleine Ortschaften mit richtig gruseligen Geschichten werden komplett vergessen bzw. finden überhaupt keine Erwähnung. Und Geschichten wie das Klootschießen oder Grünkohl-essen sind zwar Riten hier aber mystisch oder sagenhaft ist da vielleicht nur der Korn-Konsum bei dem Ein oder Anderen wenn es in Dimensionen geht, wo keiner mehr mitzählen kann. Des Weiteren werden die eigenen Sprachen/Dialekte wie Sölring und Co. leider nicht berücksichtigt. Unsere friesischen Dialekte sind hier Heiligtum! Viele Parts scheinen zudem einfach nur mau recherchiert zu sein. Norderney bezeichnet sich selbst als die Königin der Nordsee was die Autoren plump übernommen haben, aber jeder weiß, dass das die Insel Sylt ist - hier wäre mehr Neutralität sinnvoll gewesen. Schlussendlich verdröseln sich aber die Autoren dann in Ortsbeschreibungen und aus dem Buch wird eher ein Reiseführer mit Beschreibungen. Sagen und Mythen kommen schlussendlich immer seltener vor und verschwinden im Nirwana.
Fazit: Der Buchtitel vermittelt etwas ganz anderes was der Leser hier schlussendlich erwartet. Wenig Sagen, wenig Mythen, obwohl die komplette Nordseeküste so voll damit ist, aber dafür Bilder, die schon nett anzuschauen sind, aber eben meist bei aufkeimenden Sturmwetter aufgenommen wurden (oder die Sonne stand gerade spektakulär) aber schlussendlich kaum etwas zur Örtlichkeit aussagen (nette Strandbilder oder hübsche Häuser). Hier gibt es großen Korrekturbedarf! Abschließend noch: die Bindung meines Buches war einfach nur grausam. Aus der Folie entfernt, kamen mir gleich 6 Seiten entgegen die komplett aus der Bindung waren und diese sich im ganzen in kompletter Auflösung befindet - das sollte bei so einer Preisklasse nicht passieren!