Cover-Bild I’m a Fan
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: hanserblau in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 15.05.2023
  • ISBN: 9783446276802
Sheena Patel

I’m a Fan

Roman
Anabelle Assaf (Übersetzer)

Der Überraschungserfolg aus UK – alle reden über „I’m A Fan“ von Sheena Patel

„Ich stalke eine Frau im Internet, die mit demselben Mann schläft wie ich. Manchmal, wenn ich zu schnell auf eine ihrer neuen Storys geklickt habe, blockiere ich sie kurz, damit sie nicht merkt, dass ich geistesabwesend fünfzehnmal die Minute ihre Seite aktualisiere, während im Hintergrund auf meinem Laptop Netflix läuft."
Da ist „der Mann, mit dem ich zusammen sein will“. Er ist Künstler, älter. Von ihm verspricht sich die Erzählerin Zugang zu einer privilegierten Welt. Er jedoch ist verheiratet und kommt von einer Affäre nicht los: „die Frau, von der ich besessen bin“ inszeniert öffentlich ihr perfektes Leben. Je unerreichbarer es der Erzählerin erscheint, desto obsessiver stalkt sie die andere Frau in dieser modernen Dreiecksgeschichte. Doch wer braucht wen am Ende mehr? Der Fan das Objekt seiner Begierde oder andersherum?
Sex, Gewalt, Zärtlichkeit, Humor — in ihrem furiosen Debüt seziert Sheena Patel klug und aufwühlend Beziehungen und Machtstrukturen. Ein atemloser Text, der direkt in die Magengrube fährt und unsere Obsessionen hinterfragt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.07.2023

(Un)schöne neue Welt

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„I’m a Fan“ der britischen Autorin Sheena Patel (sie hat indische Wurzeln, gehört aber nicht zur Gen Z) ist im Kern eine Gesellschafts- und Medienkritik. Die junge Filmschaffende aus London kommentiert ...

„I’m a Fan“ der britischen Autorin Sheena Patel (sie hat indische Wurzeln, gehört aber nicht zur Gen Z) ist im Kern eine Gesellschafts- und Medienkritik. Die junge Filmschaffende aus London kommentiert und spiegelt darin den Zeitgeist. Bestehende Machtstrukturen werden hinterfragt, Marginalisierung, Rassismus & Klassismus spielen eine Rolle, aber auch die allgegenwärtige Nabelschau und das bequeme virtue signalling der Eliten.
Worum geht’s?
Die namenlose nicht-weiße Erzählerin (die selbst in einer Beziehung ist) stalkt eine Frau auf Instagram, außerdem gibt es da den Mann, mit dem sie „zusammen sein will“. Für ihn ist die Erzählerin nur eine Nummer, und wenn die beiden irgendwo sind, wo jemand seine „Frau […] kennt“, ist es schnell vorbei mit dem Date. Hier werden selbst die Betrüger (bzw. Seitenspringer) betrogen. Hängt das soziale Kapital davon ab, wen man kennt? Die Erzählerin ist den Objekten ihrer Begierde in einer Art Hassliebe verbunden. Im Roman verschwimmt teilweise die Grenze zwischen Sozialneid und valider Kritik. Die Erzählerin beklagt, dass sie „Türen einschlagen“ müsse, während diese sich für die weiße Influencerin (die die neue Gespielin des Mannes ist, mit dem die Erzählerin zusammen sein will) wie selbstverständlich öffneten. Ich bin mir nicht sicher, ob der Roman eine Persiflage auf identitätspolitische Forderungen ist, oder eine Art marxistisches Manifest. Ich selbst bin überhaupt kein Fan der dogmatischen Critical Race Theory. (Ist die Tatsache, dass die Autorin dem Kollektiv „4 Brown Girls Who Write“ angehört, ein Hinweis? Andererseits soll ja das lyrische Ich nicht mit dem Autor (m/f) verwechselt werden, laut Literaturtheorie). Wenn im Text vom „lebendigen Puls des Faschismus“ die Rede ist, ist das meines Erachtens aber arg dick aufgetragen.
Handwerklich gibt’s aber nicht viel zu Meckern. Wörtliche Rede wird nicht als solche gekennzeichnet, dieses Stilmittel mag ich sehr. Die kurzen Kapitel mit den catchy Überschriften passen zur Grundstimmung der Geschichte. Ich mag auch die These, dass selbst menschliche Beziehungen mittlerweile einem kapitalistischen Prinzip folgen, und nicht etwa einem humanistisch-christlichen Menschenbild (was ich schade finde). Der feministische Aspekt des Romans ist auch stark, da ist einerseits von „ungefragt geschickten Schwanzbildern“ die Rede, andererseits scheint eine Frau, wenn der (Alpha)Mann nicht mehr mit ihr schlafen will, regelrecht unsichtbar zu sein, als sei sie nicht existent. Die Ich - Erzählerin glaubt, mit dem richtigen Mann ihr „richtiges Leben“ anfangen zu können, sie scheint mit ihrem Freund und mit ihrem Leben& ihrem Job (vor allem, wenn sie sich die in den sozialen Medien propagierte glamouröse Welt ansieht) unglücklich zu sein. Sie fühlt sich wie ein Niemand, und so gibt es auch kein Entkommen aus der mehr als dreijährigen Abhängigkeitsbeziehung zum Mann, mit dem sie eigentlich zusammen sein will. Der Mann, den sie will, wird nie „nur allein“ ihr gehören, und sie wird (auch durch eigenes Zutun) stets ein Objekt sein. Das offene Ende des Romans ist nur konsequent!

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Veröffentlicht am 18.06.2023

War okay

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Unsere namenlose Ich-Erzählerin ist besessen - von dem Mann, mit dem sie zusammen sein will, aber auch von seiner zweiten Affäre, deren Leben auf Instagram zu verfolgen ihr wichtigster Lebensinhalt zu ...

Unsere namenlose Ich-Erzählerin ist besessen - von dem Mann, mit dem sie zusammen sein will, aber auch von seiner zweiten Affäre, deren Leben auf Instagram zu verfolgen ihr wichtigster Lebensinhalt zu sein scheint. Der namenlose Mann hat mit diesen beiden Frauen eine Affäre, ist gleichzeitig verheiratet und wie man schon herauslesen kann, ist das für alle Beteiligten nicht unbedingt die optimale Lösung. Im Mittelpunkt steht aber unsere namenlose Ich-Erzählerin, die ebenfalls ihren Freund betrügt. Sie erzählt aus ihrem Alltag, ihren Gefühlen ihrer Affäre gegenüber, von ihren Gedanken zur Beziehung und zu den anderen Frauen in seinem Leben.

Am Anfang war ich verwirrt. Dadurch, dass hier niemand Namen hat, musste ich erst einmal rausfinden, wer wer ist und wie alle miteinander zutun haben. Das war schon mal ein Punkt, der mir den Lesefluss erschwert hat. Unsere Ich-Erzählerin pflegt eine sehr toxische Beziehung zu dem „Mann, mit dem sie zusammen sein will“ und erzählt aus ihrem Alltag. Das war sehr gut gemacht, sprachlich hat mich der Text sehr angesprochen. Die Beziehung ist krankhaft, was ich aber fast noch schlimmer fand, war ihre Obsession, seine zweite Affäre zu „verfolgen“. Man hat das Gefühl, ihr Lebensinhalt bestünde daraus, die Story ihrer Konkurrentin alle paar Minuten zu aktualisieren und auf einen neuen Post zu warten, um diesen dann bis ins kleinste Detail auseinanderzunehmen und zu analysieren.

Die Abhängigkeit der Protagonistin von dem Mann, mit dem sie zusammen sein will, seiner Affäre und Social Media ist sehr eindringlich geschildert. Regelmäßig konnte ich nur den Kopf schütteln und dennoch hat sich alles so authentisch und glaubhaft gelesen. Nebenbei werden wichtige Themen angeschnitten - Rassismus, Feminismus, Gesellschaftskritik - aber eben nur nebenbei. Diese Themen bleiben sehr an der Oberfläche, ab und zu wird die Meinung unserer Protagonistin zu verschiedenen Themen eingestreut, aber eher wie kleine Exkurse eingeschoben. Der Fokus lag eindeutig auf ihrer toxischen Beziehung.

Die handelnden Personen bleiben alle sehr distanziert, was vermutlich der Tatsache geschuldet ist, dass hier niemand einen Namen bekommt. Die Kapitel sind extrem kurz gehalten und tragen so zum Lesefluss bei. Besonders gut haben mir die ausgefallenen Kapitelüberschriften gefallen. Da es aber keine wirkliche Handlung gibt (es ist eher ein Alltagsbericht, ohne großartige Ereignisse), hatte ich auch nicht unbedingt den Drang weiterzulesen. Die Geschichte ist definitiv interessant zu Lesen, hat viele gute Ansätze, die zum Nachdenken anregen. Gefesselt war ich nicht, aber grundsätzlich würde ich das Buch weiterempfehlen.

3,5/5 ⭐️

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Veröffentlicht am 04.07.2023

Schwierig

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Die namenlose Protagonistin in "I'm a Fan" macht es einem beim Lesen schwer bis unmöglich, echte Sympathie für sie zu entwickeln. Das liegt vermutlich an ihrer Ehrlichket - dass die Beziehung zu "dem Mann, ...

Die namenlose Protagonistin in "I'm a Fan" macht es einem beim Lesen schwer bis unmöglich, echte Sympathie für sie zu entwickeln. Das liegt vermutlich an ihrer Ehrlichket - dass die Beziehung zu "dem Mann, mit dem [sie] zusammen sein will" nicht gut für sie ist, gesteht sie sich selbst und den Lesenden gegenüber ehrlich ein. Dieser Mann führt nämlich Beziehungen zu mehreren Frauen gleichzeitig. Trotzdem kommt sie nicht weg von ihm, richtet sich nach ihm, riskiert ihre Beziehung und Karriere. Das "Fan" aus dem Titel trifft es gut - Partnerin oder auch nur Geliebte ist sie jedenfalls nicht. Stattdessen ist die Protagonistin auch noch besessen von der Partnerin des Mannes, stalkt sie sogar. Das alles ist also definitiv anderes als in anderen Geschichten mit kaputten Beziehungen, die sich meist mit der Erkenntnis der Misere beschäftigen, und es ist ganz schön tragisch, ohne dass es im Buch zu düster wird. Trotzdem ist es schwer bis unmöglich echtes Verständnis oder Sympathie für die Protagonistin zu entwickeln. Die Zeitsprünge im Buch und die Ereignislosigkeit der Handlung machten das Buch für mich zudem zu einer etwas zähen Lektüre. In Nebenschauplätzen geht es dann noch um Rassismus, Klassisismus, fehlende Gleichberechtigung.
Es war für mich definitiv mal etwas anderes und dadurch durchaus interessant, aber richtig überzeugt hat mich das Buch leider nicht.

Veröffentlicht am 07.06.2023

Kranke Beziehungen

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Das Buch wird aus der Perspektive von Laura geschildert, die in einer eigenartigen Beziehung zu einem Mann lebt und vor allem dessen Geliebte stalkt. Das alles spielt in einer ziemlich abgehobenen Welt ...

Das Buch wird aus der Perspektive von Laura geschildert, die in einer eigenartigen Beziehung zu einem Mann lebt und vor allem dessen Geliebte stalkt. Das alles spielt in einer ziemlich abgehobenen Welt der Kulturschaffenden in London. Die Kapitel haben eigenartige Überschriften und sind recht kurz. Das Buch lässt sich eigentlich gut lesen, der Schreibstil ist angenehm, aber die Erzählzeit springt ohne Vorwarnung immer hin und her, das ist nicht so mein Ding, ich mag es lieber klarer. Vielleicht soll auch gerade dieser Schreibstil die Verzweiflung des Fan-Seins darstellen, wer weiß? Die Machtverhältnissen in den Beziehungen werden beschrieben, es geht um Stalking und Social Media, was durchaus kritisiert wird. Der Klappentext spricht davon, dass „Beziehungen und Machtstrukturen seziert“ werden. Das würde ich leider so nicht sagen, ich hätte mir mehr Struktur und mehr Analyse gewünscht, um das bestätigen zu können. Der Inhalt ist interessant, aber mir bleibt zu viel offen und ungeklärt, deshalb hätte es in der Umsetzung durchaus besser sein können.

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Veröffentlicht am 28.06.2023

Romanexperiment

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Eine Art modernes Romanexperiment, das heraus gerissenen Tagbebucheinträgen gleicht, die per eigenwillig betitelten Kurzkapitel chronologisch kreuz und quer zusammengefügt wurden. Der/dem/das Leser*in ...

Eine Art modernes Romanexperiment, das heraus gerissenen Tagbebucheinträgen gleicht, die per eigenwillig betitelten Kurzkapitel chronologisch kreuz und quer zusammengefügt wurden. Der/dem/das Leser*in wird ein vager Einblick gewährt in das bizarre Gefühlsleben einer jungen Frau, mit Freund (im Hintergrund) und einen älteren sehr erfolgreichen Mann als Wunschpartner jagend. Der Kurzkapitel / Roman-Steno-Stil liesst sich sehr flott und spiegelt ein wenig die moderne Informationsaufnahme beim Internetsurfen. Die Story entfaltet sich eingenwillig sprunghaft und und impulsiv wie ihre Protagonistin, eine sehr emotionale Anti-Heldin die getrieben und aufgerieben scheint zwischen ihrem Wunsch nach Anerkennung und Hass auf die Anerkannten. Fanatisch widmet sie dem unerreichbaren Wunschman und einer seiner Geliebten ihre aktive Obsession. Das Gefälle zwischen der Anti-Heldin, dunkelhäutige Immigrantin, 2. Generation und der gestalkten Geliebten, weisse privilegierte Amerkanerin, mit Vorzeige - Daddy und hippen Lifestyle, den sie ausführlich im Internet propagiert und präsentiert, ist der sowohl sprachlich als auch psycho-politisch am Besten ausgearbeitete Aspekt des Buches. Hier läuft die Darstellung zwischendurch zur Hochform auf und die Autorin versprüht kleine Feuerwerke der wohlformulierten Kritik gegen weissen Imperialismus, hirnlose Internetfollower und Elitenlifestyle. Jedoch `WEISSE - Rassismus` ist auch nur bedingt hilfreich und wirkt im Angesicht der weltweiten Globalisierung und Digitalisierung, die das eigenliche Gesicht der immer wieder hier Unterdrückte und dort Unterdrücker, gleich welcher Farbe, Herkunft etc aufzeigt unausgereift. Ähnlich wie die Geschichte emotional aufwühlt aber auch zu kurz kommt. Die Ausleuchtung der Figuren und tatsächlichen Vorgänge bleibt auf unangenehm unklarem Niveau. Vieles wird einfach offen gelassen und das letzte Drittel des Buches verliert sich sogar ein wenig in Wiederholungen um endlich abrupt zu enden und schnell vergessen zu werden...

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