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Veröffentlicht am 11.11.2023

Die Thalmeyer-Schwestern

Die Porzellanmanufaktur – Zerbrechlicher Frieden
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Die Thalmeyer-Schwestern

„Das Leben ist nicht nur Porzellan, weißt du?!“ (Sophie Thalmeyer)

Nachdem Joachim, der älteste der Thalmeyer-Geschwister, in Russland als verschollen gilt, erschüttert auch ...

Die Thalmeyer-Schwestern

„Das Leben ist nicht nur Porzellan, weißt du?!“ (Sophie Thalmeyer)

Nachdem Joachim, der älteste der Thalmeyer-Geschwister, in Russland als verschollen gilt, erschüttert auch noch der plötzliche Tod des sechzigjährigen Firmeninhabers Ludwig Thalmeyer die Familie. Während die älteste Tochter Marie die Leitung der Porzellanmanufaktur übernimmt, sorgt ihre ungestüme jüngere Schwester Sophie dafür, dass Marie neben ihrer verantwortungsvollen neuen Aufgabe auch noch ein Privatleben hat. Die beiden Schwestern setzen sich mit vereinten Kräften dafür ein, das traditionsreiche Familienunternehmen nicht zu verlieren. Sie müssen einerseits private und berufliche Niederlagen hinnehmen, begegnen auf ihrem Lebensweg aber auch der Liebe sowie Menschen, die es gut mit ihnen meinen.

Stefan Maiwald siedelt die Geschichte über die Thalmeyersche Porzellanmanufaktur in Selb im Jahre 1947 an. Der Schrecken des Zweiten Weltkriegs überschattet immer noch das Leben der Menschen, die den schmerzlichen Verlust geliebter Angehöriger betrauern und sich dem Wiederaufbau ihrer Heimat widmen. Mit Marie Thalmeyer schuf der Autor eine intelligente und besonnene Protagonistin, die nach dem Tod ihres Vaters mit wohlmeinenden Nebenfiguren an ihrer Seite die Geschicke der Manufaktur lenkt. Das Buch erzählt von geschäftlichen wie auch privaten Ereignissen im Leben der Thalmeyers, bringt Intrigen konkurrierender Geschäftsleute ins Spiel und beleuchtet die Beziehungen der handelnden Figuren zueinander. Die insgesamt 62 Kapitel dieses Buches sind übersichtlich angeordnet, der Autor richtet seine Aufmerksamkeit abwechselnd auf verschiedene Personen und Schauplätze. Die Spannung wird durch die Neugier auf die Handlung aufrechterhalten, authentische Figuren und ein interessanter Plot sorgen für unterhaltsame Lesestunden.

Marie steht als älteste Tochter und neue Firmenchefin im Zentrum des Geschehens. Durch ihr aristokratisches Äußeres und ihr zurückhaltendes Wesen umgibt sie eine geheimnisvolle Aura, die Ortsbevölkerung bezeichnet sie respektvoll als „Porzellankind“. Während Marie sich intensiv mit den Firmengeschicken befasst, ist ihr die um vier Jahre jüngere Schwester Sophie trotz ihrer ungezähmten und frechen Art wertvolle Unterstützerin und Ratgeberin. Der in Russland verschollene Sohn der Familie Thalmeyer wird als begabter Musiker und begeisterter Pianist beschrieben, Marie und Sophie vermissen ihren Bruder schmerzlich. Mit dem stellvertretenden US-Militärgouverneur John McNarney, dem Apotheker Harry Kruskopp und dem dreisten Charmeur Ottmar Schreiner betreten drei für die Handlung relevante Akteure den Schauplatz. Als Antagonisten machen der Papierfabrikant Karl Metsch und seine Ehefrau Alexandra den beiden Schwestern das Leben schwer. Das Dienstmädchen Lina sowie die Näherin Frau Helgard haben zwar nur kleine Nebenrollen inne, ihr Verhalten hat jedoch Auswirkungen auf das Geschehen in Selb. Walter Willemsen sowie Volkmar Raudinger blieben mir jedoch bis zuletzt ein Rätsel. Zunächst ausführlich beschrieben und mit guter Charakterzeichnung ausgestattet werden die Geschicke der beiden im Buch irgendwann nicht mehr weiterverfolgt. Ich vermute daher, dass wohl erst in einem der Nachfolgebände näher auf diese Figuren eingegangen wird.

Mir hat sowohl die sprachliche, als auch die inhaltliche Umsetzung dieses Romans gefallen. Der Autor besitzt einen einnehmenden Schreibstil, die Einbindung historischer Fakten und Ereignisse empfand ich als bereichernd. Speziell die Geschichte der großen Schuhfabrik Dassler, deren Spaltung auf einen Bruderzwist begründet ist, war mir bislang unbekannt. Stefan Maiwald ist es gelungen, dem Leser die Zeit des Wiederaufbaus nach dem Krieg sowie die Sorgen und Nöte, das Leben der Menschen in dieser Zeit, nahezubringen. Der Autor hat mir die Geschicke der Thalmeyers ans Herz gelegt und weckte darüber hinaus durch den Cliffhanger auf den letzten Seiten meine Neugier auf die beiden Nachfolgebände.

Abschließend möchte ich auf das beeindruckende Buchcover hinweisen, welches durch das aussagekräftige Foto eines zerbombten Stadtbildes im Hintergrund, eine geheimnisvolle, dem Betrachter abgewandte Frau in blauem Umhang sowie zwei wunderschöne Porzellantassen punktet. In einer Buchhandlung hätte ich allein aufgrund dieser Optik den Roman unverzüglich zur Hand genommen und mich in den Klappentext vertieft.

FAZIT: „Zerbrechlicher Friede“ hat mir großes Lesevergnügen bereitet und ich kann diesen ersten Band der Trilogie um die Porzellan-Manufaktur der Familie Thalmeyer wärmstens weiterempfehlen. Vier Bewertungssterne für diese unterhaltsame und interessante Lektüre!

Veröffentlicht am 24.06.2023

Der Teddybär im Matrosenanzug

Im Kopf des Bösen - Der Sandmann
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Der Teddybär im Matrosenanzug

„Ich weiß, dass die Kollegen mich für verrückt hielten, wenn sie wüssten, dass ich im Stillen mit den Opfern und dem Täter spreche. Doch nur so kann ich es fühlen und herausfinden, ...

Der Teddybär im Matrosenanzug

„Ich weiß, dass die Kollegen mich für verrückt hielten, wenn sie wüssten, dass ich im Stillen mit den Opfern und dem Täter spreche. Doch nur so kann ich es fühlen und herausfinden, warum ihnen das angetan wurde.“ (Sophie Kaiser)

„Jeder Ermittler kennt das Gefühl, noch ganz am Anfang eines Falles zu stehen. Es ist wie ein Puzzle mit einer Million Teilen.“ (Leonhard Michels)


Eine Serie von Kindermorden mit stets gleicher Vorgehensweise: blonde Jungen im Alter zwischen sechs und neun Jahren, die scheinbar niemand vermisst, werden erfroren aufgefunden. Jeder von ihnen hielt einen Teddybären im Matrosenanzug im Arm und war lediglich mit einem Schlafanzug bekleidet.

Die Reinhards sind eine perfekte Familie. Ihr harmonisches Zusammenleben ist von einem liebevollen Umgang geprägt, es gibt weder Probleme, noch finanzielle Schwierigkeiten. Vater, Mutter, drei Kinder und die Großeltern werden an Heiligabend tot aufgefunden – ein sechsfacher Mord mit anschließendem Selbstmord?

Die Serienmorde und das Auslöschen der Familie Reinhard haben nach Ansicht der Kriminalbeamten nichts miteinander zu tun. Ein besonders ambitioniertes Mitglied der Soko „Sandmann“ ist jedoch anderer Ansicht. Sophie Kaiser ist nicht nur eine hervorragende Profilerin bei der Kripo Hannover, dank ihres eidetischen Gedächtnisses und ihrer analytischen Denkweise entdeckt sie im Zuge ihrer höchst eigenwilligen Ermittlung auch eine Verbindung. Gemeinsam mit Kriminaloberkommissar Leonhard Michels aus Lübeck verbeißt Sophie sich in jede noch so kleine Spur und wird ihrem Ruf als „RoboCop“ und gute Kriminalistin wieder einmal gerecht…

In ihrer aktuellen Neuerscheinung präsentiert das Autorenduo Axel Petermann und Petra Mattfeldt einen interessanten, spannenden und unterhaltsamen Kriminalfall. Die Ermittlungsarbeiten der Kripo Hannover sowie der Kripo Lübeck stehen im Mittelpunkt des Geschehens. Mit Sophie Kaiser und Leonhard Michels haben die Autoren höchst eigenwillige und vielschichtige Protagonisten geschaffen, die mit ihrer speziellen Beobachtungsgabe und einem ungewöhnlichen Ermittlungsansatz punkten. Die Charakterzeichnung der beiden Hauptfiguren war hervorragend und in hohem Maße authentisch. Auf die Nebenfiguren wurde jedoch weniger Wert gelegt, sie blieben für meinen Geschmack zu blass. Sophie Kaiser war mir durch die detaillierte Beschreibung ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten auf Anhieb sympathisch, ebenso ihr Ermittlungspartner Leonhard Michels. Die Tatsache, dass die Autoren auch Einblicke in das Privatleben dieser beiden Figuren gewährten, erzeugte eine gewisse Nähe, welche mir bei deren Kollegen oder Familien hingegen fehlte.

Die fieberhafte Suche nach einem Zusammenhang zwischen den beiden Fällen sorgte für Spannung im Buch. Durch die Protagonistin Sophie erhält der Leser tiefe Einblicke in die Welt der Fallanalyse, indem er an ihren Gedanken und Schlussfolgerungen zur Tatrekonstruktion im Haus der Familie Reinhard teilhaben darf. Mir haben Sophies direkte Art, ihre Ehrlichkeit, die kühle, analytische Denkweise sowie ihre Persönlichkeit ausnehmend gut gefallen. Ihren Umgang mit Ironie oder Lügen anderer Menschen wie auch mit Redewendungen fand ich erfrischend.

Axel Petermann und Petra Mattfeldt erzählen diese auf ein wahres Verbrechen beruhende Geschichte in einem flüssigen und flapsigen Schreibstil. Ereignisse rund um den geheimnisvollen Sandmann, dessen Identität lange im Dunkeln bleibt, sind kursiv gedruckt dargestellt. Hier erfährt man nach und nach immer mehr Einzelheiten zu den Hintergründen der Entführungsfälle, was den Spannungsbogen kontinuierlich erhöht.

Zu guter Letzt möchte ich auf das aufwändig gestaltete Buchcover hinweisen, das nicht nur in optischer Hinsicht einen Blickfang darstellt. Auch die Tatsache, dass auf den beiden Innenseiten dieser Hochglanzbroschur die Autoren sowie die beiden Protagonisten kurz vorgestellt werden, habe ich sehr begrüßt. Diese Vorgehensweise wäre in jedem Buch wünschenswert, da man als interessierter Leser bereits vorab relevante Informationen in knapper Form erhält.

FAZIT: „Im Kopf des Bösen – Der Sandmann“ war ein interessanter Kriminalroman, der mir einen faszinierenden Einblick in die Welt der Fallanalyse gewährte, mich sehr gut unterhalten und die Neugier auf die Identität und die Motive des geheimnisvollen Sandmannes geschürt hat. Da es sich hierbei um den Auftakt der „Im Kopf des Bösen-Reihe“ um die Ermittlerin Sophie Kaiser handelt, darf ich mich bereits jetzt auf den Nachfolgeband mit der sympathischen Ermittlerin freuen. Im Epilog wird zudem eine zukünftige berufliche Zusammenarbeit mit Leonhard Michels angedeutet – ein Szenario, dem ich ebenfalls erwartungsvoll entgegenblicke. Abschließend möchte ich anmerken, dass speziell für diese Reihe sogar eine eigene Website sowie ein eigener Instagram-Kanal eingerichtet wurde (@imkopfdesboesen).

Veröffentlicht am 18.06.2023

Die Historie des mysteriösen Leuchtturms

Lighthouse Bookshop
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Die Historie des mysteriösen Leuchtturms

„Ich war hier und doch nicht hier – das Erlebnis, die Welt aus einer eigenartigen Perspektive betrachten zu können.“

Achtzigtausend Bücher und ein Leuchtturm ...

Die Historie des mysteriösen Leuchtturms

„Ich war hier und doch nicht hier – das Erlebnis, die Welt aus einer eigenartigen Perspektive betrachten zu können.“

Achtzigtausend Bücher und ein Leuchtturm in Schottland – dies ist die Welt der Rachel Talbot, die vor fünf Jahren einen Neubeginn suchte und in Newton Dunbar in der antiquarischen Buchhandlung des James-MacDonald-Turms sesshaft wurde. Als jedoch dessen Besitzer Cullen MacDonald stirbt, droht Rachel der Verlust ihres Jobs und ihrer Unterkunft. Die eingeschworene Gemeinschaft einiger liebenswerter Stammkunden, die zugleich auch zum engeren Freundeskreis des Verstorbenen gehören, steht dem drohenden Verkauf von Cullens Besitz zunächst machtlos gegenüber…

Der Roman „Lighthouse Bookshop“ war mein erstes Buch der Autorin und hat bereits durch das bestechend schöne Cover, den faszinierenden Schauplatz Newton Dunbar in Schottland und der vielversprechenden Leseprobe meine Aufmerksamkeit gewonnen. Besonders angetan war ich von der Kurzvorstellung der einzelnen Charaktere auf den beiden Cover-Innenseiten, die den Leser bereits vorab über die handelnden Figuren informiert.

Diese warmherzige Geschichte punktet mit liebenswürdigen Figuren, die durch ihre gemeinsame Liebe zur Literatur und ihre regelmäßigen Begegnungen in der Buchhandlung zu einer richtigen kleinen Wahlfamilie geworden sind. Des Weiteren gilt es, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, lange schwelende Konflikte zu klären und Geheimnisse aufzudecken. Die Autorin besitzt einen sehr saloppen, aber einnehmenden und humorvollen Schreibstil, der zudem durch bildhafte Beschreibungen der Schauplätze und einer eindrucksvollen Charakterzeichnung ihrer Figuren besticht. Lediglich die Einbindung derber Flüche und Kraftausdrücke fand ich unnötig, es hat mein Lesevergnügen zugegebenermaßen ein klein wenig getrübt.

Der zierlichen und bezaubernden Buchhändlerin Rachel wird als Protagonistin die größte Aufmerksamkeit zuteil, die Autorin stellte ihr jedoch ebenso überzeugend ausgearbeitete und sympathische Nebenfiguren zur Seite. Die beiden Senioren und langjährigen Freunde Cullen MacDonald und Ron Forrester verbindet nicht nur die Buchhandlung im Leuchtturm, sondern auch deren Leidenschaft für das Schachspiel. Der ehemalige Angestellte einer Bohrinsel namens Ezra Jones und die Künstlerin Edie Strang zählen ebenfalls bereits zu den älteren Semestern. Ihr Umgang miteinander ist trotz der Vermittlungsversuche ihrer Freunde von gegenseitiger Abneigung, Feindseligkeit und Streit gekennzeichnet. Der charmante Neuzugang Toby Hollingwood hat ein Ferienhaus in Newton Dunbar gemietet und arbeitet als ehemaliger Kriegsreporter an seinen Memoiren. Das jüngste Mitglied dieser eingeschworenen kleinen Gemeinschaft ist die kratzbürstige und großmäulige Ausreißerin Gilly, deren unstetes Vagabundenleben in Newton Dunbar eventuell endlich ein Ende finden könnte. Meine favorisierte Figur dieses Buches war unbestreitbar die verschrobene Künstlerin Edie. Ihre Charakterzeichnung ist Sharon Gosling hervorragend gelungen und insbesondere ihre Wortgefechte mit Ezra und Gilly brachten mich wiederholt zum Schmunzeln. Die hartnäckige und herablassende Immobilienentwicklerin Dora McCreedy zeigt verstärktes Interesse an Newton Dunbar – sie zeichnete als Antagonistin dieses Buches für unangenehme Auftritte und einigen Ärger verantwortlich.

Ich kann mich vorangehender Rezensionen nur anschließen, die dieses Buch als „richtigen Wohlfühlroman“ bezeichnen. Darüber hinaus haben mir die liebevoll ausgearbeiteten und sympathischen Charaktere sowie deren persönliche Entwicklung im Verlauf des Buches großes Lesevergnügen bereitet. Die Geschichte dieses skurrilen, kilometerweit vom Meer entfernten Leuchtturms steht zwar im Zentrum des Geschehens, Freundschaft, Liebe, Hilfsbereitschaft und Vergangenheitsbewältigung sowie der Mut zum Neubeginn waren jedoch ebenso relevante Themen dieses Buches. Durch die allmähliche Enthüllung der Vergangenheit und die bereits erwähnten Geheimnisse, die es seitens Autorin aufzudecken gilt, wurde auch ein gewisser Spannungsfaktor ins Buch gebracht.

FAZIT: „Lighthouse Bookshop“ war ein warmherziger, berührender, äußerst unterhaltsamer und durch etliche humorvolle Passagen bereicherter Wohlfühlroman. Die Geschichte dieses ungewöhnlichen Leuchtturms und seiner liebenswerten Stammkunden hat mir ausgesprochen gut gefallen und vergnügliche Lesestunden bereitet.

Veröffentlicht am 29.05.2023

Die Glücksbringerin - Komplizen in Sachen Glück!

Ein Kännchen Glück
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Die Glücksbringerin - Komplizen in Sachen Glück!

„Eine sommerhimmelblaue alte Teekanne mit Zetteln voller Glück – Neles Glückskanne!“

Nele Schmidt ist glücklicher Single und lebt mit dem Seniorenpaar ...

Die Glücksbringerin - Komplizen in Sachen Glück!

„Eine sommerhimmelblaue alte Teekanne mit Zetteln voller Glück – Neles Glückskanne!“

Nele Schmidt ist glücklicher Single und lebt mit dem Seniorenpaar Katharina und Johannes sowie dem Studenten Karsten in einer Mehr-Generationen-Wohngemeinschaft. „Glück“ hat für die impulsive und lebenslustige junge Frau einen hohen Stellenwert. Sie notiert die Wünsche anderer Menschen, sammelt sie in der alten Teekanne ihrer Großmutter und wählt täglich einen dieser Zettel aus, um „Glückswünsche“ zu erfüllen. Der gutaussehende Bankangestellte Ben, der eines Tages in der WG erscheint, um seine Großmutter Katharina zu besuchen, gefällt Nele auf Anhieb, bringt sie aber auch ein klein wenig aus dem Konzept.

„In dem Moment, als Ben vor der WG-Tür stand, wusste ich, dass er ein Teil meines Lebens werden sollte. (Nele)“

Ben verfolgte seine Lebensziele stets mit größter Konsequenz, sein Tagesablauf ist akribisch strukturiert und er liebt seine tägliche Routine, Ruhe und Ordnung. Bens tadelloses Äußeres und sein Streben nach Perfektion gehen mit einer strikten Ablehnung jeglicher Abweichungen seines durchgeplanten Alltags einher. Nele beschließt mit ihrer chaotischen, humorvollen, aber auch sehr zugänglichen Art ganz spontan, das Leben des verschlossen wirkenden Dreißigjährigen etwas bunter zu gestalten. Sie freundet sich mit Ben an, bringt ihn aus dem Konzept, tanzt wie ein bunter Wirbelwind in sein eintöniges graues Leben hinein und bringt darüber hinaus auch seine Gefühlswelt durcheinander. Und obgleich ihre Vorstellungen und Lebenspläne in keiner Weise übereinstimmen, fühlen die beiden völlig konträren Charaktere sich mit der Zeit immer mehr zueinander hingezogen…

Im zweiten Band der „Love & Feelings-Reihe“ präsentiert Lia Haycraft ihren Lesern eine herzerwärmende Geschichte über das Glücklichsein. „Ein Kännchen Glück“ ist ein romantischer, humorvoller Wohlfühlroman, in dem eine unbeschwerte fröhliche Protagonistin ihr Umfeld mit ihrem Elan und ihrem Charme für sich einnimmt. Die unkonventionelle junge Frau fegt wie ein unbeschwerter bunter Wirbelwind durch die Geschichte und reißt alle mit ihrer Lebensfreude, ihrem Elan und ihrer Fröhlichkeit mit sich. Sie verändert das Leben anderer – und letztendlich auch ihr eigenes.

Die Autorin bedient sich einem locker-leichten und humorvollen Schreibstil und einer saloppen Sprache, die Charakterzeichnung der beiden Protagonisten hat mir ausnehmend gut gefallen. Ich sah während der Lektüre den stets dunkel und konservativ gekleideten Banker in seiner düsteren, farblosen Wohnung und die vor Energie und Fröhlichkeit übersprudelnde schillernde Nele in ihrer bunten Farbenwelt beinahe bildhaft vor meinen Augen. Mit großem Lesegenuss durfte ich die Veränderungen in Bens Leben mitverfolgen, der von diesem bezaubernden Energiebündel in kürzester Zeit aus seinem monotonen Alltag gelockt wird. Lia Haycraft hat ihren beiden Protagonisten auch eine überschaubare Anzahl interessanter und liebenswerter Nebenfiguren zur Seite gestellt, die den Plot bereichern und für zusätzlichen Lesegenuss sorgen. An dieser Stelle möchte ich auch den tierischen Mitspieler namens „Theodor“ nicht unerwähnt lassen, der mit seiner Gutmütigkeit und Freundlichkeit zielstrebig Herzen erobert. Neles Ideen und Aktivitäten sorgen für Abwechslung und einige Höhepunkte im Buch. Der Klappentext lässt bereits den Ausgang dieser liebenswerten Romanze erahnen, was meine Lesefreude in keiner Weise schmälerte.

Fazit: Meine Erwartungshaltung betreffend den zweiten Band dieser Buchreihe wurde in jeder Hinsicht entsprochen. Es handelt sich hierbei um einen romantischen und humorvollen Wohlfühlroman, eine locker-leichte Lektüre für ein paar angenehme Lesestunden, die mit liebenswerten und sympathischen Figuren sowie einer unterhaltsamen Handlung punktet. Es war schön, das Zusammentreffen von zwei dermaßen gegensätzlichen Persönlichkeiten wie Nele und Ben und deren allmähliche Annäherung mitzuverfolgen und zu erleben, wie sie sich gegenseitig beeinflussen und letztendlich beide davon profitieren. „Ein Kännchen Glück“ hat mir großes Lesevergnügen bereitet und ich sehe dem Abschlussband dieser Reihe bereits mit entsprechender Vorfreude entgegen.

Veröffentlicht am 30.03.2023

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!

Club Paradies - Im Glanz der Macht
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Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!

„Wie einfach sich Menschen blenden ließen und dass man auch aus den schlechtesten Situationen stets ein gutes Geschäft herausholen konnte, wenn man sich nur anstrengte ...

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!

„Wie einfach sich Menschen blenden ließen und dass man auch aus den schlechtesten Situationen stets ein gutes Geschäft herausholen konnte, wenn man sich nur anstrengte und mutig genug war.“

„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“
– so lautet die Devise des erfolgreichen Immobilienmoguls Hanns Borchardt, der die Menschen für seine Zwecke benutzt und dem es auf diese Weise gelang, vom einfachen Bauernsohn zum „Berliner Baulöwen“ aufzusteigen. Hanns definiert sich ausschließlich über sein Geld und seine Macht, seine chauvinistische und egozentrische Art verletzt vor allem seine Familie. Ein gigantisches Bauprojekt im Herzen Berlins bringt den zielstrebigen und kompromisslosen „Macher“ im November des Jahres 1976 jedoch an seine Grenzen – und damit verbunden drohen nach und nach auch seine Machenschaften ans Licht zu kommen. Doch ein Rückzug kommt für Hans Borchardt nicht in Frage – und so setzt er schließlich alles auf eine Karte.

Caren Benedikts Protagonist im ersten Band dieser neuen Familiensaga ist ein gieriger und narzisstischer Workaholic, der stets im Mittelpunkt stehen muss. Er definiert sich einzig über Geld und Macht und kümmert sich abgesehen vom finanziellen Aspekt kaum um seine Familie. Seine attraktive Ehefrau Maria und die beiden erwachsenen Kinder Holger und Hanna stellen für ihn lediglich Aushängeschilder dar, die er unnachgiebig beherrscht und unterdrückt. Die Spannung innerhalb der Familie ist hoch und im Zuge eines Streits kommt es schließlich zum Eklat. Holger verlässt sein Elternhaus und zieht zu einem Studienfreund, auch Hanna fühlt sich in der Villa ihrer Eltern nicht mehr wohl.

Die Autorin versteht es gekonnt, dem Leser die einzelnen Facetten des angespannten Familienalltags und das Auseinanderdriften der familiären Bindungen nahezubringen. Die Charakterzeichnung der handelnden Figuren weist eine hohe Authentizität auf, Gedanken und Emotionen werden überzeugend zum Ausdruck gebracht. Im vorliegenden ersten Band liegt das Hauptaugenmerk auf dem Protagonisten Hanns Borchardt und seiner Familie. Als zentrale Schlüsselfigur betritt die Besitzerin des Berliner Szeneclubs „Golden Paradise“ den Schauplatz der Handlung. Lea Stern ist eine äußerst selbstbewusste, unabhängige und rebellische Frau. Ihre Weigerung, sich vom mächtigen Hanns Borchardt kontrollieren zu lassen, wird für diesen schließlich zu einem erheblichen Problem. Meine größte Sympathie in diesem Buch galt sowohl der zurückhaltenden und warmherzigen Maria Borchardt, als auch dem sympathischen Rechtsanwalt der Familie, Klaus Schröder.

Der einnehmende und flüssige Schreibstil der Autorin hat bereits in der opulenten Familiensaga „Das Grand Hotel“ dafür gesorgt, dass ich die einzelnen Bände kaum aus der Hand legen mochte. Durch Hanns Borchardts betrügerische und zum Teil auch riskante Machenschaften und seinen abschätzenden und respektlosen Umgang mit seinen Mitmenschen wurde zudem ein gewisser Spannungsfaktor ins Spiel gebracht. Auch Holger Borchardts Entscheidungen und seine persönliche Entwicklung nach dem Auszug aus seinem Elternhaus halten den Leser bei der Stange. Was mein Lesevergnügen ein wenig trübte waren die Sex- und Pornofilmszenen sowie die vulgäre Ausdrucksweise eines bestimmten Personenkreises im Buch.

Die hochwertige Aufmachung und die optische Gestaltung des Buchcovers haben mir sehr gut gefallen. In einem ausführlichen Nachwort erläutert Caren Benedikt zudem, welche Charaktere und Ereignisse historisch belegt, und welche hingegen ihrer schriftstellerischen Fantasie geschuldet sind. Was mir persönlich speziell bei Buchreihen ganz besonders zusagt ist eine kleine Vorschau auf den Nachfolgeband. Die sechzehn Seiten zählende Leseprobe am Ende des Buches hat mich daher sofort wieder in den Bann gezogen und ich sehe der Fortsetzung bereits mit großer Erwartungshaltung entgegen.

Fazit: Caren Benedikts erster Teil und Einstieg in ihr neues Familienepos „Club Paradies“ war eine interessante, sehr unterhaltsame und fesselnde Lektüre. Die Autorin steuert im Verlauf von über fünfhundert Buchseiten mit facettenreichen Charakteren und aufwühlenden Entwicklungen zielstrebig auf ein dramatisches Finale zu.

Von mir gibt es für „Club Paradies. Im Glanz der Macht.“ eine Leseempfehlung und vier Bewertungssterne.