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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.08.2023

Gewohnt witzig - und doch anders!

Kommissar Jennerwein darf nicht sterben
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Jörg Maurer versteht es immer wieder, seine Leser zu überraschen: Nach seinem Ausflug ins Science Fiction Genre (Shorty, der mich nicht so überzeugt hat, wie seine Krimis) ist er wohl auf den Geschmack ...

Jörg Maurer versteht es immer wieder, seine Leser zu überraschen: Nach seinem Ausflug ins Science Fiction Genre (Shorty, der mich nicht so überzeugt hat, wie seine Krimis) ist er wohl auf den Geschmack gekommen, und es fließen nun auch einige Elemente davon in seinen neusten Krimi ein, der sich deutlich von den ersten 14 Bänden unterscheidet. Mich hat das nicht gestört, ich bin Hubertus Jennerwein wieder gerne gefolgt. Dieses Mal in ein Sporthotel, in dem er sich erholen und nicht ermitteln soll. Das klappt natürlich gar nicht, denn eh er sich's versieht, ist Jennerwein wieder diversen Verbrechen auf der Spur. Außerdem haben von ihm überführte Kriminelle sich zu einer Gruppe zusammengeschlossen und gemeinsam einen Auftragskiller auf ihn angesetzt. Also, Erholung geht anders!
Die größte Überraschung ist, dass Jennerwein inzwischen geheiratet hat! Jedoch lässt der Autor bis ganz zum Ende nicht durchblicken, wer denn Jennerweins Auserwählte ist. Das ist dann ganz am Ende die allergrößte Überraschung, da wäre ich nie drauf gekommen!
Mir hat auch Jennerweins neuestes Abenteuer wieder gut gefallen, auch wenn es sich deutlich von seinen Vorgängern unterscheidet und die Absurdität auf die Spitze treibt. Humor und Spannung haben mich prächtig unterhalten und ich bin jetzt schon gespannt, was Maurer sich beim nächsten Mal einfallen lässt. Ich nehme ihm jedenfalls die Abweichung vom gewohnten Schema nicht übel, im Gegenteil!

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Veröffentlicht am 30.06.2023

München, Paris, Sankt Petersburg - toller historischer Krimi

Der treue Spion
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Erst nachdem ich das Buch gelesen hatte, habe ich bemerkt, dass es sich um den dritten Band einer Krimiserie handelt. Das war aber kein Problem, man kann den Roman auch sehr gut als Einzelband lesen. Da ...

Erst nachdem ich das Buch gelesen hatte, habe ich bemerkt, dass es sich um den dritten Band einer Krimiserie handelt. Das war aber kein Problem, man kann den Roman auch sehr gut als Einzelband lesen. Da mir dieser historische Krimi sehr gut gefallen hat, werde ich sicher auch noch die ersten beiden Bände lesen.
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen: 1896 soll Wilhelm von Gryszinski den Fall eines verschwundenen französischen Diplomaten aufklären, in dessen Folge es auch noch einen Mord an einem deutschen Erfinder gibt. Der hat eine Methode erfunden, wie man in Krisenzeiten dem Feind gezielt falsche Nachrichten unterjubeln kann - die Dokumente über diese Erfindung sind auch verschwunden. Hat der französische Diplomat sie mitgenommen? Im Zusammenhang mit seinen Ermittlungen stößt Gryszinski auf ein extravagantes russisches Betrügerpärchen, denen er (als Tarnung in Begleitung seiner Ehefrau) nach Paris und Sankt Petersburg folgt.
Die zweite Zeitebene spielt 1916 während des 1. Weltkriegs: Fritz, der Sohn von Wilhelm Gryszinski, ist jetzt Anfang zwanzig und als Meldegänger an der Front. Ein General, der seinerzeit Fritz' Vater kannte, nimmt ihn unter seine Fittiche und gibt ihm einen Auftrag als Spion, der ihn, wie damals seinen Vater nach Paris und nach Petrograd führt, wie die Stadt nun heißt. Er stößt dabei auf den alten, immer noch ungelösten Fall seines Vaters, der sehr viel vielschichtiger ist, als man zuerst meinte und auch ganz persönlich etwas mit der Familie Gryszinski zu tun hat.
Sehr atmosphärisch, sehr anschaulich beschrieben, die Sprache passt, man fühlt sich in jene Zeiten zurückversetzt. Die Handlung ist sehr spannend, historische Zusammenhänge sind gut recherchiert. Die Familie Gryszinski wird als eine sehr liebevolle Familie geschildert, deren Vater frei von Macho-Gehabe ist und nicht so autoritär wie damals üblich. Das Schurkenpärchen ist schillernd und der Oberschurke entpuppt sich als grausam und rachsüchtig. Eine sehr spannende, informative und unterhaltsame Lektüre, speziell zu empfehlen für Liebhaber der historischen Krimis von Volker Kutscher.

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Veröffentlicht am 18.06.2023

Schöner Roman über eine japanische Familie und ihren Alltag - als Pseudo-Sachbuch verpackt

3000 Yen fürs Glück
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Das Buch kommt ein bisschen wie ein Finanzratgeber daher: Es geht zwar auch um Geld und wie man sparsam damit umgehen kann, aber meiner Meinung nach ist das nur der Aufhänger, um uns vom Leben von vier ...

Das Buch kommt ein bisschen wie ein Finanzratgeber daher: Es geht zwar auch um Geld und wie man sparsam damit umgehen kann, aber meiner Meinung nach ist das nur der Aufhänger, um uns vom Leben von vier Frauen aus drei Generationen einer Familie zu erzählen.
Die Hauptfigur ist Miho, eine junge, unverheiratete Frau, die ganz gut verdient und bisher ihr Geld so ausgegeben hat, wie sie es gerade wollte. Als sie jedoch feststellt, dass sie gerne einen Hund haben würde, den aber nur halten könnte, wenn sie ein eigenes Haus hätte, kommt sie ins Grübeln. Ihre ältere Schwester Maho hat einen Mann, den sie liebt, der aber als Feuerwehrmann nicht viel verdient. Sie hat seit der Geburt ihrer Tochter aufgehört zu arbeiten und versucht mit allen ihr möglichen Mitteln Geld für das künftige Studium ihrer Tochter anzusparen - das geht von sparsam einkaufen, über Rabattaktionen, Gutscheine sammeln bis hin zu Aktienspekulation (Sie war früher Bankangestellte). Die Mutter der beiden, Tomoko, stellt nach einer Krankheit fest, dass sie ihren Mann nicht mehr liebt und sich gerne scheiden lassen würde, Aber kann sie sich das überhaupt leisten? Und schließlich die Matriarchin der Familie, Tomokos Schwiegermutter und die Oma der Schwestern, Kotoko. Sie hat immer sparsam gelebt, hat ein Haushaltsbuch (Kakeibo) geführt, was sie auch ihren Enkelinnen rät. Aber jetzt, im Rentenalter, hat sie das Gefühl, dass ihre Rente ziemlich knapp ist, und sie sucht sich einen Job.
Die Autorin beschreibt dies alles so anschaulich und gut lesbar, dass man mit den Protagonistinnen mitfühlt und sehr viel über japanische Kultur und japanische Denkweisen erfährt. Ich hatte die Lektüre etwas skeptisch angefangen, aber die Geschichte hat mich ganz in ihren Bann gezogen, gut unterhalten und nachdenklich gemacht. Sicher nicht jedermanns Sache, aber von mir gibt es die volle Punktzahl, ich habe das Buch sehr genossen.

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Veröffentlicht am 07.05.2023

Suter in Hochform!

Melody
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Tom Elmer - mit abgeschlossenem Jura-Studium, aber ohne Job - reagiert auf eine eher altmodische Annonce und landet dadurch einen lukrativen Job als Nachlassverwalter für den sehr alten und sehr kranken ...

Tom Elmer - mit abgeschlossenem Jura-Studium, aber ohne Job - reagiert auf eine eher altmodische Annonce und landet dadurch einen lukrativen Job als Nachlassverwalter für den sehr alten und sehr kranken Peter Stotz. Dieser ist steinreich, eine bekannte Persönlichkeit in der Schweiz, Nationalrat, Militär, Geschäfts- und Lebemann. Tom soll in die Gästewohnung in seiner Luxusvilla einziehen, soll das - größtenteils chaotische Aktenmaterial - sichten und entscheiden, was davon aufbewahrt und was geschreddert werden soll. Denn Dr. Stotz geht es darum, auf sein Image für die Nachwelt einzuwirken - er will gut dastehen. Neben dem Aktensortieren ist es vor allem auch Toms Aufgabe, seinem Arbeitgeber zuzuhören. Dieser erzählt von seiner unsterblichen Liebe zu Melody, von der Entwicklung ihrer Beziehung und davon, wie sie drei Tage vor der geplanten Hochzeit verschwand, und wie er sie danach ein Leben lang gesucht hat. Tom erfährt davon in kleinen Portionen in den sogenannten Kamingesprächen nach dem Mittagessen. Ihm (und auch uns Lesern) erschließt sich nach und nach Stotz' Lebensgeschichte und wie bei ihm wachsen auch bei uns die Zweifel, dass das alles wirklich so gewesen ist. Wir sind ja in einem Roman vo Martin Suter, und da ist meistens nicht alles so, wie es zuerst scheint!
Suter ist ein wunderbarer Beobachter und schildert äußerst reale Menschen. Sein lässiger Schreibstil liest sich süffig, in seinen Texten steckt auch immer eine gehörige Portion Humor und Ironie. Es geht durchaus geruhsam voran, aber die Spannung steigt stetig an, und ich konnte das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen. Als ich dann nach zwei Tagen damit durch war, war ich auch traurig, dass es schon vorbei war, ich hätte gern noch mehr von all diesen Leuten gelesen. Andererseits war ich aber auch zutiefst beglückt von dieser anregenden und unterhaltsamen Lektüre! In meinen Augen das Beste, das Suter seit "Small World" geschrieben hat. Was nicht heißt, dass ich die anderen Bücher nicht gut fand, im Gegenteil, aber dieses kleine Meisterwerk hat mich besonders begeistert. Also: eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 07.05.2023

Hawthorne und Horowitz ermitteln höchst unterhaltsam weiter

Wenn Worte töten
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Wieder nimmt Anthony Horowitz uns in selbstironischer Weise in seine Welt mit, die Welt des Verlagswesens. Der Roman beginnt mit einer Sitzung im Penguin-Verlag, an der außer dem für Horowitz zuständigen ...

Wieder nimmt Anthony Horowitz uns in selbstironischer Weise in seine Welt mit, die Welt des Verlagswesens. Der Roman beginnt mit einer Sitzung im Penguin-Verlag, an der außer dem für Horowitz zuständigen Mitarbeiterstab auch seine Agentin teilnimmt. Man wartet auf Hawthorne, den ehemaligen Police Detective und jetzigen Privatdetektiv und Polizeiberater, der Anthony Horowitz dazu auserkoren hat, ihn quasi Doctor-Watson-mäßig zu begleiten und seine Heldentaten niederzuschreiben. Der erste Band „Ein perfider Plan“ steht kurz vor der Veröffentlichung und die Redaktion will Hawthorne kennenlernen. Dieser, der mit seinem Ghostwriter Horowitz nicht gerade freundlich umspringt, kann aber bei Bedarf seinen Charme sehr wohl anknipsen und kommt bei der Verlagscrew hervorragend an. Dadurch entsteht der Plan, die beiden zu einem Literaturfestival zu schicken.
So landen die beiden kurze Zeit später auf der kleinen Kanalinsel Alderney bei einem gerade erst neu ins Leben gerufenen Literaturfestival – und natürlich passieren dort, wo es vorher noch nie einen Mord gab, sogar gleich zwei Morde!
Zuerst lernen wir die bunt zusammengewürfelte und nicht sonderlich erlesene Teilnehmerschar kennen. Damit lässt sich der Autor viel Zeit, und erst dann passiert der erste Mord: das Opfer ist der Sponsor des Festival, ein überaus gehässiger und unsympathischer Mensch, für dessen Ermordung fast jeder der Anwesenden einen Grund hätte.
Unser Ermittlerduo folgt vielen falschen Fährten und muss viele seiner Verdächtigen von der Liste streichen. Schließlich wird der Fall glorios gelöst, doch das Ergebnis freut Hawthorne und Horowitz nicht sonderlich, denn ihre Sympathien liegen eher auf Seiten des Täters.
Das Ganze liest sich spannend und vor allem äußerst amüsant. Ich bevorzuge humorvolle Krimis, besonders wenn der Humor so schön britisch daherkommt. Der Reiz dieser Reihe liegt in der ungleichen Beziehung zwischen den beiden Protagonisten. Hawthornes Persönlichkeit bleibt ein Rätsel auch für die Buchfigur Horowitz und wir bekommen in jedem weiteren Band nur in homöopathischen Dosen einige wenige neue Informationen über ihn. Und Horowitz stellt seine eigene Person sehr selbstironisch und in sich selbst herabwürdigender Art dar. Vieles aus seinem Leben und aus der Verlagswelt ist ja durchaus real, und diese Vermischung von Realität und Fiktion ist sehr reizvoll.
Diese gelungene Fortsetzung der Reihe unterhält bestens und bekommt von mir fünf Sterne und eine Empfehlung für alle Liebhaber des gepflegten britischen Krimis mit Humor.

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