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Veröffentlicht am 16.07.2023

Bittersüß und eindringlich

Mein Leben als einsamer Axolotl
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Als nur eines von 987 Eiern schlüpft der kleine Axolotl in einem See in der Nähe einer großen Stadt, in der jede Menge Plumpiane (Menschen) leben, die ab und zu spannende Dinge ins Wasser werfen. Es gibt ...

Als nur eines von 987 Eiern schlüpft der kleine Axolotl in einem See in der Nähe einer großen Stadt, in der jede Menge Plumpiane (Menschen) leben, die ab und zu spannende Dinge ins Wasser werfen. Es gibt genug zu fressen und der Axolotl besucht mit anderen Tieren die Schule, freundet sich mit Tigersalamandern an. Doch als diese an Land gehen, bleibt der Axolotl allein zurück. Die Qualität des Wassers wird immer schlechter. Und auch an der Oberfläche jagt eine Katastrophe die nächste, bis eine riesige Flutwelle neue Hoffnung in das Leben des Axolotls spült.

Wir haben das Buch vorwiegend deshalb unbedingt haben wollen, weil die Hauptfigur, der Axolotl, das Lieblingstier meiner Tochter ist und es für Kinder kaum Bücher zu ihm gibt. Auch das Cover finden wir sehr ansprechend, ganz in kühlen Blau- und Grüntönen gehalten. Nur der helle Axolotl sticht hervor mit seinen bunten Kiemenästen und bildet auch durch das einfallende Licht den Mittelpunkt. Über die Hauptfigur erhält man später im Buch noch weitere Informationen. Axolotl sind wirklich faszinierende Tiere und das kommt im Buch auch gut heraus.

Die Geschichte beginnt mit der Welt, wie sie früher war und zeigt, wie sie sich unter dem Einfluss des Menschen entwickelte. Der Erzählstil ist dabei locker und mit dem Schlüpfen des Axolotls übernimmt dieses die Rolle des Erzählers, der etwas über seine Umgebung im See und die anderen Tiere berichtet und auch die Plumpiane an der Oberfläche erwähnt. Durch die Illustrationen weiß man gleich, dass er damit die Menschen meint. Der Axolotl lebt zunächst noch recht glücklich, dann zunehmend einsam in seinem See und der Fokus liegt durchgehend auf ihm. Doch merken kleine Leser schnell, dass sich um ihn herum alles verändert. Das Wasser wird trüb, es gibt weniger Tiere, dafür mehr Algen. Was das Axolotl als Whirlpool benutzt, ist in Wahrheit ein Abflussrohr... Die Entwicklungen im Hintergrund sind immer dramatischer, was man bemerkt. Man weiß auch, dass die Plumpiane dafür verantwortlich sind, doch ist man gefühlsmäßig abgelenkt von der Einsamkeit des Axolotl.

Ich finde, dass das sehr geschickt gemacht wurde. Die Kinder registrieren, das etwas im Argen ist, es liegt aber nicht der Fokus der Geschichte auf den immer schlimmer werdenden Katastrophen, denn die können einem durchaus Angst machen. Der Axolotl berichtet nicht panisch über ein großes Feuer, sondern wie es sich beim Atmen und auf seiner Haut anfühlt. Auch eine große Flutwelle wird dargestellt und würde Fragen aufwerfen, wenn man von dem süßen Axolotl nicht so abgelenkt wäre. Tatsächlich ist da Ende hoffnungsvoller als erwartet, da dem Axolotl etwas wirklich Gutes widerfährt mit dem man auf dieser Welt nicht mehr gerechnet hätte.

Meine Tochter und ich finden die Geschichte wunderschön, obwohl sie sich eines ernsten und dringlichen Themas annimmt. Sie kann durchaus die Augen öffnen. Besonders gut gefallen uns die Illustrationen, die allesamt recht dunkel und kühl gehalten sind. Allein durch Lichter, Gegenstände im Wasser und die Leuchtreklamen an der Oberfläche, von denen die Kinder einige erkennen dürften, kommt Farbe ins Spiel. Und natürlich durch den Axolotl, der sich immer abhebt in der beeindruckenden Unterwasserwelt. Besonders lustig und geschickt gemacht finden wir auch, dass die Tiere in der Unterwasserschule gerade etwas über Axolotl lernen und so auch die Kinder dieses faszinierende Tier besser kennenlernen. Insgesamt eignet sich das Buch hervorragend, um mit Kindern ins Gespräch zu kommen über das, was schief läuft auf der Erde, ohne Angst zu schüren. Es ist eine bittersüße, schrecklich-schöne, aber auch eindringliche Geschichte, die 5 Sterne verdient, obwohl ich stark bemängeln muss, dass das Buch in Folie eingeschweißt geliefert wurde, was für mich gar nicht geht, da diese Tatsache im krassen Gegensatz zur Intention der Geschichte steht.

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Veröffentlicht am 09.07.2023

Süße und wilde Freundschaftsgeschichte

Jessi, die Raubhäsin (Klein, aber oho!)
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Die süße Häsin Jessileinchen lebt zufrieden in ihrem Hasenstall, doch irgendwann merkt sie, wie einsam sie ist und bricht aus, um einen Freund zu finden. Gefühlte Jahre später streift die wilde Raubhäsin ...

Die süße Häsin Jessileinchen lebt zufrieden in ihrem Hasenstall, doch irgendwann merkt sie, wie einsam sie ist und bricht aus, um einen Freund zu finden. Gefühlte Jahre später streift die wilde Raubhäsin Jessi durch die Wälder. Ein jeder hat Angst vor dem grimmig dreinblickenden Hasenmädchen und so hilft sie vielen Tieren, die in Not geraten sind. Bis sie ein Meerschweinchen rettet, das sich nicht so leicht vertreiben lässt und gerne ihr Freund sein würde. Doch Jessi kommt alleine klar, oder etwa nicht?

Das Cover dieses Bilderbuchs ist einfach umwerfend. Immer wenn ich es meiner kleinen Tochter zeige, macht sie ein grimmiges Gesicht und knurrt: Böse! Ja, Jessi Raubhäsin macht ganz schön Eindruck auf die kleinen. Genauso sind aber auch die Anfangsillustrationen, auf denen sie noch das süße, kleine Haustier ist. Durch das gefährliche Leben im Wald macht sie einen richtig krasse Verwandlung durch, vergisst aber auch, warum sie ausgebrochen ist. Zumindest bis dieses süße, pummelige Meerschweinchen auftaucht und ihre Raubhäsinwelt auf den Kopf stellt und sie sich wieder erinnert, dass sie einen Freund suchte.

Die gesamte Geschichte ist in eingängigen Reimen erzählt, in denen sich auch manche Teile wiederholen, Kai Lüftner ist für seine Wortspielereien und lustigen Verse bekannt und dieses Talent spielt er hier wieder gekonnt aus. Es handelt sich also nicht um 0/8/15 Vierzeiler, sondern um richtig tolle Strophen, die meine Kinder gar nicht oft genug hören können und dabei die großformatigen, wilden, bunten Bilder betrachten, die tolle Waldszenen, actionreiche Tierbegegnungen mit Fuchs, Schlange und Eule und Rettungsaktionen zeigen. Doch am allerbesten gefällt ihnen das Ende dieser tollen Freundschaftsgeschichte, das auch zeigt, dass es kein Problem ist, anders zu sein, als andere von uns erwarten. 5 Sterne

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Veröffentlicht am 02.07.2023

Allein muss nicht sein

Schwein allein
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Das kleine Schwein fühlt sich allein. Es malt sich ein Pferd, das aus dem Bild herausspringt. Trotzdem jammert das Schwein weiter. So machen sich Schwein und Pferd auf den Weg und treffen draußen auf jede ...

Das kleine Schwein fühlt sich allein. Es malt sich ein Pferd, das aus dem Bild herausspringt. Trotzdem jammert das Schwein weiter. So machen sich Schwein und Pferd auf den Weg und treffen draußen auf jede Menge lustige Gesellen, die sich ihnen anschließen. Doch das Schwein bemerkt immer noch nicht, dass es nichts mehr zu klagen gibt, bis das Pferd es mit dem Rüssel darauf stößt, wie viele Freunde es gefunden hat.

Das schlichte Cover in himmelblau zeigt nur das Schwein, allein. Und damit passt das Bild schon mal super zur Geschichte. Superschön ist die Schrift mit dem Ringelschwänzchen. Überhaupt mag ich solche Details, die man auch in den Illustrationen im Buch wiederfindet. Die Zeichnung zur Geschichte sind recht abwechslungsreich, obwohl sie oft nur mit wenigen Strichen aufs Papier gebracht wurden. Andere Elemente wie das Pferd sind wie eine Kinderzeichung in Wachsmalkreide gemalt. Das hängt mit dem Verlauf der Geschichte zusammen, in der das Schwein, das Pferd malt, bevor es lebendig wird und in seiner gemalten Optik aus dem Bild steigt. Die Bilder werden immer dichter und wimmeliger, je mehr Wesen und Tiere sich dem Zug anschließen und bilden damit einen guten Kontrast, der die gegensätzlichen Situationen am Anfang und am Ende sehr gut wiedergibt.

Der komplette Text ist in Reimform verfasst, was meine Kinder besonders gern mögen, weil sie nach kurzer Zeit schon mitsprechen können. Hier geht das besonders gut, da der Anfange der Geschichte sich immer wiederholt und dann für den neuen Teilnehmer am Freundeszug einfach eine Strophe angehängt wird. Leider hat das Schwein in seinem Selbstmitleid gar nicht bemerkt, dass nicht nur die Illustration allen Raum einnimmt, sondern auch der Text über alle Freunde kaum noch auf die Seite passt. So muss das Pferd nachhelfen und es darauf hinweisen, dass da genug Tiere und Wesen um ihn sind, es muss sich nur auf sie einlassen, anstatt Trübsal zu blasen. Ein mutmachendes Bilderbuch für Kinder, die sich schwer tun mit dem Alleinsein. Es ist gar nicht so schwer, Freunde zu finden. Nach dem Motto:

Allein das muss nicht sein, such dir doch ein Pferd, das ist die Mühe wert. Bald geht noch einer mit und schon seid ihr zu dritt...

5 Sterne

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Veröffentlicht am 25.06.2023

Amüsantes Hörvergnügen

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel (Die Mordclub-Serie 3)
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Joyce als Liebhaberin von Fernsehshows ist begeistert, denn der Donnerstagsmordclub ermittelt im Fall einer vor Jahren ermordeten Reporterin, die einem Mehrwertsteuerbetrug auf der Spur war. Ihr Auto war ...

Joyce als Liebhaberin von Fernsehshows ist begeistert, denn der Donnerstagsmordclub ermittelt im Fall einer vor Jahren ermordeten Reporterin, die einem Mehrwertsteuerbetrug auf der Spur war. Ihr Auto war damals am Fuße einer Klippe gefunden worden, die Leiche wurde ins Meer gespült. So zumindest das offizielle Ermittlungsergebnis der Polizei. Der Täter wurde nie gefasst. So stürzen sich die pfiffigen Senioren nicht nur ins Show-Getümmel, sondern befragen auch die Frau, die für den Betrug ins Gefängnis gegangen ist. Doch auch von anderer Seite prasseln die Probleme auf den Mordclub ein, als eine von ihnen von einem Unbekannten entführt und bedroht wird. Die vier Rentner müssen all ihre Connections und ihre Kombinationsgabe nutzen, um hier Licht ins Dunkel zu bringen.

Die ersten beiden Fälle des Donnerstagsmordclub hatten mir schon wirklich gut gefallen. Diesmal muss ich sagen habe ich mich besonders köstlich amüsiert. Während das Cover im Stile der anderen beiden Bände gestaltet ist, hat der Autor meiner Meinung nach inhaltlich noch eine Schippe drauf gelegt. Um die ganzen Verwicklungen und Entwicklungen aber richtig genießen zu können, sollte man doch die Vorgänger kennen. Vom Aufbau her ist dieser dritte Band diesen sehr ähnlich. Die Geschichte wird von einem Erzähler in der dritten Person geschildert, zwischendurch bekommen wir die persönliche Sicht von Joyce in Form von Tagebucheinträgen zu lesen. Joyce ist einfach eine liebenswerte alte Dame, deren Ton zwar schon ein bisschen naiv klingt, das ist sie aber mitnichten. Das Buch hört sich angenehm, hat sowohl spannende Höhepunkte als auch viele Momente zum Schmunzeln. Ich finde es einfach herrlich, wie die Charaktere dargestellt sind. Der mufflige Ron, der analytische Ibrahim, die eiskalte, gut vernetzte Elizabeth und die liebe Joyce. Jeder von ihnen ist an irgendeiner Stelle im Gesamtgefüge für die Aufklärung des Falles unverzichtbar und manch einer von ihnen überrascht uns noch mit unerwartet guten Hinweisen.

Auch die Nebencharaktere, die nun schon öfter eine Rolle spielten, werden immer mehr mit eingebunden. Allem voran Bogdan, der langsam zu meinem Liebling avanciert, aber auch die beiden Polizisten und selbst die Drogenbaronin aus Band zwei hat einen Charme, dem man sich nicht entziehen kann, auch wenn sie immer noch plant, einen der Senioren umzubringen. Zudem gefällt mir der Einblick ins Showbusiness, in dem zeitweise ermittelt werden muss. Oft ist da ein leicht kritischer Unterton, vor allem was den Aufstieg und Fall von Fernsehberühmtheiten anbelangt. Besonders gefallen hat mir auch Joyces Umgang mit dem eiskalten Killer, die Stellen, an denen Elizabeths dementer Mann im Mittelpunkt steht und natürlich der Showdown, der wie immer geschickt eingefädelt ist. Die ganze Geschichte besteht aus vielen einzelnen Fäden, die der Autor geschickt und glaubwürdig zusammenführt. Ein großes Lob gebührt den Sprecher*innen, die die Protagonisten genau so interpretieren, wie ich sie mir beim Lesen vorgestellt habe. Vor allem Joyce wird hier grandios verkörpert, wenn sie ihre Tagebucheinträge zum Besten gibt. Vorgelesen kommt noch einmal viel mehr Dynamik in die Story, als wenn man sie selbst liest. Daher muss man auch gut aufpassen, dass man keine Anhaltpunkte versäumt. Hier passt sowohl der Fall, als auch das Außenherum. Der perfekte Wohlfühl-Krimi für ein kuscheliges Wochenende auf dem Sofa.

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Veröffentlicht am 18.06.2023

Spannender Krabbler-Road-Trip

Ringolf Rüsselkäfer rockt die Wiese
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Eigentlich wollte Stubenfliege Edda nur im Picknickkorb mit zu einem köstlichen Mahl fahren, doch dann schläft sie ein. Als sie aufwacht, sind die Menschen weg und ein Sturm wirbelt sie durch die Gegend. ...

Eigentlich wollte Stubenfliege Edda nur im Picknickkorb mit zu einem köstlichen Mahl fahren, doch dann schläft sie ein. Als sie aufwacht, sind die Menschen weg und ein Sturm wirbelt sie durch die Gegend. Zum Glück wird Edda von den drei Wiesenbewohnern Ringolf, Gilbert und Blomster gerettet. Doch wie soll sie jetzt nach Hause finden? Noch dazu ist ihr Flügel verletzt und sie kann nicht mehr fliegen. Als sie dem Rüsselkäfer, dem Tausenfüßler und dem Zitronenfalter von ihrem schönen Leben im Menschenhaus erzählt, werden diese neugierig und willigen ein, Edda nach Hause zu bringen. Eine spannende Reise beginnt, auch wenn Edda nicht so sicher sind, ob sie die "Hinterwäldler" dabei wirklich weiter bringen.

Das bunte Cover ist einfach zu knuffig und spätestens seit wir "Das Hotel zur Grünen Wiese" gelesen haben, stehen sämtliche Krabbeltiere hier hoch im Kurs. Viele von ihnen können wir im Garten live erleben und so ist es ganz toll, dass es auch abenteuerliche Geschichten über sie gibt. Auf den ersten Seiten werden anhand von Steckbriefen, die Haupt"personen" und einige Nebencharaktere vorgestellt. Die vier wichtigsten sind auch schon auf dem Cover so wunderbar dargestellt. Dazu kommen noch ein paar streikende Ameisen und einige mehr. Schon die Steckbriefe sind witzig gemacht und verraten auch nicht zu viel über die Geschichte, die dann folgt.

Von Anfang an gefallen uns die immer freundlichen Wiesenbewohner Ringolf, Gilbert und Blomster, die beste Freund sind und immer zusammenhalten, obwohl sie ziemlich verschieden sind. Edda hingegen wirkt etwas unsympathisch und nicht gerade liebenswert und respektvoll. Doch weil sie die Hilfe der drei Freunde braucht, reißt sie sich zusammen. Was folgt ist ein Roadtrip durch Wiese, Wald, Bach und Verkehr, der stellenweise richtig spannend ist, denn die vier Krabbler haben so einige Gefahren zu überstehen und auch so einige Rückschläge zu verdauen. Das Ganze ist durch die in Grün und Graustufen gehaltenen Illustrationen sehr lebendig in Szene gesetzt und auch jüngere Kinder können der Geschichte gut folgen. Die Dialoge zwischen den Tierchen sind auch oft sehr witzig, wobei Edda manchmal auch ziemlich grummelig ist, aber im Laufe der Ereignisse eine Wandlung durchzumachen scheint. Das Buch strotz vor guter Ideen, spannender Moment und auch geschickt eingestreuten Informationen über Insekten und andere Krabbler.

Tschakka - da geht es ganz schön ab auf der Wiese, denn ab und zu sorgt Ringolf mit einigen anderen für enorme Stimmung. Am Ende haben wir uns über den Ausgang der Geschichte gefreut, denn es gab ein schönes Happy End. Eine tolle Freundschaftsgeschichte zum Vor- und Selberlesen. 5 Sterne

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