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Veröffentlicht am 04.09.2023

Ghost Station - faszinierend und fesselnd

Ghost Station
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Dieser Spionagethriller von Dan Wells führt die Leser zurück in die Zeit des Kalten Krieges, direkt an die Grenzlinie zwischen West- und Ostberlin. Der Titel »Ghost Station« steht für die Geisterbahnhöfe ...

Dieser Spionagethriller von Dan Wells führt die Leser zurück in die Zeit des Kalten Krieges, direkt an die Grenzlinie zwischen West- und Ostberlin. Der Titel »Ghost Station« steht für die Geisterbahnhöfe in Berlin, Bahnhöfe der U-Bahnen, in denen mit dem Mauerbau keine Züge mehr halten durften, weil die Bahnhöfe selbst im anderen Berliner Sektor waren. Deren Gleise wurden allerdings trotzdem benutzt, um die Bahnen selbst von West nach West und von Ost nach Ost fahren zu lassen.

Der Roman beginnt im Oktober 1961, zwei Monate nach dem Bau der Mauer. Wallace Reed ist Mitarbeiter der CIA und Spezialist für die Chiffrierung. Er arbeitet mit einer Handvoll Kolleginnen und Kollegen von CIA und vom Bundesnachrichtendienst in einem Büro an der Mauer mit Blick auf den Ostteil der Stadt. Das Büro beziehungsweise Ihre Abteilung wird Cabin D genannt.

Reed hat als Kryptograph die Aufgabe, die Nachrichten des wichtigsten Doppelagenten, den die CIA bei der Stasi platziert hat, zu entschlüsseln. Doch eines Tages schickt dieser eine Nachricht, die offenbar keinen Sinn ergibt. Nicht nur Reed, auch alle anderen in der Abteilung können sich keinen Reim auf diese Nachricht machen.

Doch vielleicht steht ein Angriff der Sowjets bevor? Der Inhalt der Nachrichten muss richtig entschlüsselt werden und Sinn ergeben. Reed folgt den Spuren bis in den Ostteil der Stadt, wo es für ihn gefährlich werden kann.

Zunächst war ich beeindruckt von der detaillierten Beschreibung des U-Bahn-Systems zum damaligen Zeitpunkt. Dan Wells hat penibel recherchiert und sehr gut beschrieben.

Und so brillant stellt er auch den Mikrokosmos der Geheimdienststelle Cabin D vor. Zwar arbeiten zunächst alle auf derselben Seite, doch dann sorgt die Entschlüsselung der Nachrichten des Doppelagenten für Misstrauen. Dieses Misstrauen kommt beim Lesen zum Greifen nah. Die Luft in den in den Büros ist zum Schneiden. Plötzlich traut keiner dem oder der anderen. Jeder spürt den Verrat in den eigenen Reihen, einschließlich die Lesenden.

Dies macht den Spionage-Thriller so spannend, dass man nur so durch die Seiten fliegt.

Die sich aufbauende Romanze zwischen Reed und einer Kollegin lässt auch an dieser Stelle das Kribbeln ansteigen. Man möchte natürlich wissen, wie es zwischen den beiden weitergeht. Es ist alles andere als vorhersehbar, denn schließlich steht immer wieder ein Misstrauen im Raum. Keiner traut irgendjemandem.

Was mir nicht so gefiel, ist eine reine persönliche Sache und ich weiß, dass es viele Leser geben wird, die auch diesen Teil verschlingen werden.

Für mich persönlich waren die detaillierten Erklärungen zur Chiffrierung und Dechiffrierung absolut uninteressant. Sie waren mir zu mathematisch, zu verwirrend, zu technisch und ich konnte ihnen nicht folgen. Meiner Meinung nach waren sie für die Spannung des Romans auch nicht notwendig. Ich musste nicht den vertrackten Zahlenspiel folgen, um von dem Misstrauen in der Abteilung mitgerissen zu werden.

Ein spannender Thriller und Sprung in die Zeit des Mauerbaus, der das Misstrauen der Mitarbeiter genauso zeigt wie das Misstrauen der Siegermächte des Zweiten Weltkrieges. Wer einen Blick hinter die Kulissen der Geheimdienste werfen möchte, ist mit dem Roman bestens beraten.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

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Veröffentlicht am 03.08.2023

Hattinger verzweifelt an seinen Ermittlungen

Hattinger und der verschollene Bruder
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Dies ist ein wunderbarer Weihnachtskrimi von Thomas Bogenberger, der den Lesern die Zeit genauso gut vertreiben kann wie den Ermittlern und Polizisten im Roman selbst. Übrigens wurden bereits einige Hattinger ...

Dies ist ein wunderbarer Weihnachtskrimi von Thomas Bogenberger, der den Lesern die Zeit genauso gut vertreiben kann wie den Ermittlern und Polizisten im Roman selbst. Übrigens wurden bereits einige Hattinger Romane vom ZDF mit dem Schauspieler Michael Fitz als Kommissar Hattinger verfilmt.

Einen Tag vor Heiligabend wird der Unternehmer Herbert Graf tot aufgefunden. Es sieht nach Raubmord aus. Allerdings werden sein Handy und sein Notebook nicht gefunden.

Jemandem, von dem die Kriminalisten hoffen, Auskünfte zu erhalten, ist kurze Zeit darauf ebenfalls tot. Die Fragen der Ermittler bleiben ohne Antwort und es wird alles komplizierter.

Zur gleichen Zeit taucht nach über zwanzig Jahren Hattingers Bruder Anton auf. Anton lebt in Venezuela und hatte damals alle Verbindungen in die Heimat abgebrochen.

Als Hattinger fast zufällig erfährt, dass sein Bruder den Unternehmer Graf kannte und zudem eine teure Rolex von ihm besitzt, wird es für Hattinger mehr als schwierig. Ist sein Bruder in Deutschland, weil er Graf umgebracht hat?

Fragen über Fragen stellt Thomas Bogenberger in den Raum. Genau richtig, um die Leser mitfiebern zu lassen. Für Spannung ist also gesorgt.

Aber auch das allgemeine Setting in Bayern rund um Rosenheim macht den Roman ungemein gemütlich und gut verdaulich. Das Privatleben der Polizisten spielt auch eine kleine Rolle und erzeugt weiteres Kribbeln. Doch wurde ich beim Lesen an den Schauspieler Walter Sedlmayr erinnert. Ob gewollt oder nicht, ich konnte ihn mir beim Lesen gut als Hattinger vorstellen, was vielleicht auch an dem bayrischen Dialekt lag.

Die Handlung des Krimis beginnt kurz vor Heiligabend und erstreckt sich bis Neujahr. Auch deshalb habe ich ihn eingangs als Weihnachtskrimi tituliert.

Ein kleiner fader Beigeschmack ist der herausgestellte bayerische Dialekt, mit dem Hattinger und einige seiner Kollegen sprechen. Das ist für jemanden, der den Dialekt nicht spricht, sehr herausfordernd. So manchen Satz musste ich zweimal lesen. Aber das gibt sich mit fortgeschrittener Seitenzahl.

Alles in allem handelt es sich bei Hattinger und der verschollene Bruder um einen spannenden, rätselhaften und gemütlichen Kriminalroman, den ich trotz bayrischem Dialekt sehr gerne gelesen habe. Und der natürlich auch außerhalb der Weihnachtszeit gute Unterhaltung bietet.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

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Veröffentlicht am 20.07.2023

Liebesgeschichte in Zeiten des Ersten Weltkrieges

Den Teufel im Leib
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Dieser Roman von dem französischen Schriftsteller Raymond Radiguet ist nun als besondere Ausgabe im Hardcover bei dem Bielefelder Verlag Pendragon neu erschienen. Der 1923 erschienene Roman machte den ...

Dieser Roman von dem französischen Schriftsteller Raymond Radiguet ist nun als besondere Ausgabe im Hardcover bei dem Bielefelder Verlag Pendragon neu erschienen. Der 1923 erschienene Roman machte den Schriftsteller berühmt, während der mit nur 20 Jahren an Typhus verstarb.

Der Roman wurde nach der ersten Veröffentlichung in zahlreiche Sprachen übersetzt. Heute hat Pendragon ihn erneut ins Deutsche von Hinrich Schmidt-Henkel übertragen lassen und ihn dabei an den Ton der heutigen Zeit angepasst.

Außerdem wurde der Roman mit Zeichnungen von Jean Cocteau ausgeschmückt und um Briefe und Gedichte von Raymond Radiguet erweitert. Herausgekommen ist eine wunderbare Neufassung des vor 100 Jahren erschienenen Romans, der in seiner Aussage nicht an Aktualität verloren hat.

Es geht nämlich um den fünfzehnjährigen Francois, der sich in die 18-jährige Marthe verliebt. Aber Marthe ist verheiratet. Ihr Mann ist an der Front im Ersten Weltkrieg.

Beide wissen, dass ihre Beziehung eigentlich aussichtslos ist. Doch der Strudel aus Begehren und Leidenschaft reißt sie immer tiefer in eine Sackgasse.

Raymond Radiguet hat sich bei dieser Geschichte ganz auf seinen Protagonisten Francois konzentriert. Alle Gedanken, die dem jungen Mann in Sachen Marthe und Liebe beschäftigen, werden detailliert in wohlgeformten Sätzen erzählt.

Dabei ist der Protagonist nicht gerade eine liebenswerte oder gar sympathische Person. Mit seinem Egoismus und seine Eifersucht ist er eher höchst ekelhaft. Es ist schon ein starkes Stück, wie er Marthe manipuliert, indem er für die neue Wohnung von ihr und ihrem Ehemann die hässlichsten Möbel auswählt, damit sich der Ehemann dort nicht wohlfühlen wird.

Trotz allem hat mich der Roman gefesselt. Ich wollte wissen, wie das Verhältnis zwischen Marthe und Francois enden wird. Ein anspruchsvoller Roman für einige Stunden zu einem Thema, welches nie versiegt.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

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Veröffentlicht am 13.07.2023

beide nennen sich Police Constable Gaines

Zwei Fremde
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Mit diesem Schottland-Schocker versucht Martin Griffin einen packenden Psychothriller zu präsentieren. Für die Idee gibt es bereits Pluspunkte.

Remie Yorke ist Hotelmanagerin in den schottischen Highlands. ...

Mit diesem Schottland-Schocker versucht Martin Griffin einen packenden Psychothriller zu präsentieren. Für die Idee gibt es bereits Pluspunkte.

Remie Yorke ist Hotelmanagerin in den schottischen Highlands. Es ist alles verschneit und morgen, wenn die letzten Gäste abgereist sind, wird das Hotel bis zum Frühjahr geschlossen. Remie freut sich auf ihren Trip nach Chile.

Ein Schneesturm bricht herein, es gibt keinen Strom, kein Telefon, kein Internet. Remie sitzt mit den letzten beiden Gästen allein im Hotel, als jemand an der Tür klopft und um Einlass und Hilfe bittet. Remie ist unsicher, diese fremde Gestalt hereinzulassen.

Doch der Mann stellt sich als Polizist Police Constable Gaines vor, der einen Gefangenentransport aus dem nahegelegenen Staatsgefängnis überwachen sollte. Er zeigt ihr sowas wie einen Ausweis und sagt ihr, dass es einen Unfall gab und der Gefangene fliehen konnte. Als Polizist möchte er die Leute im Hotel warnen und vor dem Verbrecher beschützen.

Remie glaubt ihm schließlich und zeigt ihm das Haus. Während der Polizist sich noch alleine umschaut, um die Lage zu analysieren, klopft es erneut an der Tür.

Erneut stellt ein Mann steht ein Mann vor der Tür, der die Leute vor einem geflohenen Verbrecher warnen will und sagt, er wäre Police Constable Gaines. Dabei hält er seinen Polizeiausweis an die Fensterscheibe.

Zwei Fremde, die beide von sich dasselbe von sich behaupten und auch dieselbe Geschichte erzählen. Doch wer von ihnen ist der richtige Polizist und wer ist der geflohene Häftling?

Martin Griffin hat in seinem Debütroman eine wunderbare Idee umgesetzt. Leider für mich nicht ganz so überzeugend, denn teilweise plaudert die Ich-Erzählerin und Protagonistin des Thrillers viel zu viel von Sachen, die für die Story irrelevant sind. Ihr Lebenslauf und ihr Verhältnis zu Ihrem Bruder sowie die Ereignisse in Kindheit und Jugend sind zu weit hergeholt. Das hätte für das Verständnis und den Spannungsbogen viel kürzer ausfallen können.

Aber so richtig Fahrt nimmt der Roman dann im letzten Viertel auf. Ab da scheint der Showdown zu beginnen und es werden sogar Actionszenen geboten. Die Wendungen sind dann exzellent und echt überraschend.

Voller Spannung verfolgt man, wie alles zusammenhängt und wer für die Morde warum verantwortlich ist. Selbst das Happy End war passend und nett und hat mir gefallen.

Leser sollten auf jeden Fall bis zum Ende durchhalten, denn sie können noch was erleben. Eine Empfehlung gebe ich allein schon wegen des unglaublichen letzten Viertels!

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

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Veröffentlicht am 19.06.2023

»Trügerisches Lavandou« – Nix mit Sommeridylle

Trügerisches Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 9)
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Mit diesem Krimi man sich dank Remy Eyssen ein weiteres Mal in den Süden Frankreichs, um dort nette Figuren, spannende Ermittlungen und viel französisches Flair zu erleben.

Der aus Deutschland stammende ...

Mit diesem Krimi man sich dank Remy Eyssen ein weiteres Mal in den Süden Frankreichs, um dort nette Figuren, spannende Ermittlungen und viel französisches Flair zu erleben.

Der aus Deutschland stammende Gerichtsmediziner Leon Ritter und seine Partnerin Isabelle Morell freuen sich auf die letzten Wochen des Sommers in der Provence. Doch als eine Frau in heller Aufregung bei der Polizei auftaucht, um ihre beiden Kinder vermisst zu melden, ziehen offenbar dunkle Wolken auf. Mit einem großen Suchaufgebot wird die Gegend durchkämmt. Eltern, Bürger und nicht zuletzt die Polizei hoffen, die beiden Kinder seien nur weggelaufen.

Doch schnell wird klar: Lucas und Louisa wurden entführt. Die Eltern, die mit ihrer Firma in finanziellen Schwierigkeiten stecken, müssen das Lösegeld auftreiben – und die Ermittler wissen, dass sie nur eine Chance haben, das Leben der Kinder zu retten.

Der Roman wird von der Natürlichkeit der Figuren getragen. Ihre Handlungen, Gesten und Gespräche wirken sehr natürlich, sind glaubhaft und schaffen damit eine besondere Nähe zu den Lesern. Eyssen schafft es, eine besonders süffisante, angenehm lesbare Atmosphäre zu schaffen und lässt damit seine Bücher aus dem Meer an Neuerscheinungen herauszuragen.

Was die Spannung angeht, so gibt es erstaunliche Wendungen im Fortlauf des Geschehens. Es bleibt natürlich nicht beim Verschwinden der beiden Kinder. Die Ermittler bringen jede Menge Motive hervor, womit dem Geist der Leser werden vielfältige Möglichkeiten zur Spekulation geboten werden. Der Gerichtsmediziner muss sich immer wieder mit den karrierebedürftigen Chefs aus Polizei und Staatsanwaltschaft auseinandersetzen, obwohl oder weil dies gar nicht seine Vorgesetzten sind.

Die Ermittlungen in südfranzösischen Gefilden haben mir sehr gut gefallen und sind gerade als Urlaubslektüre besonders zu empfehlen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

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