Cover-Bild Sein Sohn
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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 24.08.2022
  • ISBN: 9783257072105
Charles Lewinsky

Sein Sohn

Louis Chabos wächst in einem Kinderheim in Mailand auf. Nachdem er in Napoleons Russlandfeldzug den Krieg kennengelernt hat, möchte er nur noch eins: endlich zu einem menschenwürdigen Leben finden und Teil einer Familie werden. In Graubünden erlangt er ein kleines Stück des erhofften Glücks. Doch das verspielt er, als die Sehnsucht nach dem unbekannten Vater ihn nach Paris ruft und er zwischen Prunk und Schmutz seine Bestimmung sucht.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.06.2023

Das fiktive Leben des Louis Chabos

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»Sein Sohn« erzählt das fiktive Leben des Louis Chabos, der 1794 als Baby in ein Mailänder Waisenhaus gebracht wird. Die Kosten der Unterkunft wurden bei der Abgabe gleich für die folgenden 18 Jahre beglichen. ...

»Sein Sohn« erzählt das fiktive Leben des Louis Chabos, der 1794 als Baby in ein Mailänder Waisenhaus gebracht wird. Die Kosten der Unterkunft wurden bei der Abgabe gleich für die folgenden 18 Jahre beglichen. Dies ist der Start in ein ereignisreiches Leben, an dem uns Lewinsky teilhaben lässt.
Poetisch, mit kräftigen Worten schildert der Autor den Werdegang des Protagonisten und gibt eidetische Einblicke in das Leben des frühen 19. Jahrhunderts.
In einem spektakulären Plot zieht er als Vagabund umher, landet im Gefängnis, kann fliehen und nimmt an Napoleons Russlandfeldzug teil und danach folgt die Suche nach den Eltern, seinen Wurzeln, seiner Herkunft. Und das ist auch das große Thema des Romans:
Die Suche nach den eigenen Wurzeln, die Zweifel und Nöte, die eine unbekannte Herkunft mit sich bringt. Aber dieses Buch zeigt auch, dass es nicht unbedingt Erlösung bringt, die eigene Abstammung dann aufzuklären. Die Begegnung mit der Mutter ist mehr als verstörend und die weitere Suche nach dem Vater führt zu einem Ergebnis, dass Louis enttäuscht und wütend macht. So wütend, dass er einen entsetzlichen Plan fasst, der wiederum uns Leser verstören könnte. Wohlgemerkt könnte und nicht kann, denn Lewinsky fädelt Louis Beweggründe so geschickt in die Geschichte ein, dass wir sein Handeln nachvollziehen können – es sogar für die logische Auflösung halten. Mehr kann ich dazu nicht sagen, ich will ja nicht spoilern.
Eindrucksvoll empfand ich auch die Schilderungen der Zustände im Kinderheim und die der Schrecken des Krieges. In all diese Begebenheiten sind historische Fakten sorgsam eingearbeitet. Das gibt dem Roman einen besonderen Reiz, wenn man sich etwas in der Geschichte jener Zeit auskennt, allerdings tut es der Geschichte keinen Abbruch, wenn man geschichtlich uninteressiert ist.

Lewinskys Erzählweise ist beeindruckend. Die schnellen und häufigen Wechsel des Sprachtempos, aber immer stimmig mit der Handlung, schaffen eine eigene Spannung. Es war wieder eines jener Bücher, die ich gar nicht mehr aus der Hand legen wollte. Dieser Roman wirkt auch nach dem Lesen nach, es ist vor allem die unbeirrbare, hartnäckige Suche nach der eigenen Herkunft, die mich noch immer beschäftigt.

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Veröffentlicht am 24.08.2022

Die Geister, die ich rief

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Klappentext:
„Louis Chabos wächst in einem Kinderheim in Mailand auf. Nachdem er in Napoleons Russlandfeldzug den Krieg kennengelernt hat, möchte er nur noch eins: endlich zu einem menschenwürdigen Leben ...

Klappentext:
„Louis Chabos wächst in einem Kinderheim in Mailand auf. Nachdem er in Napoleons Russlandfeldzug den Krieg kennengelernt hat, möchte er nur noch eins: endlich zu einem menschenwürdigen Leben finden und Teil einer Familie werden. In Graubünden erlangt er ein kleines Stück des erhofften Glücks. Doch das verspielt er, als die Sehnsucht nach dem unbekannten Vater ihn nach Paris ruft und er zwischen Prunk und Schmutz seine Bestimmung sucht.“

Da ist er wieder - Charles Lewinsky ist, nach „Der Halbbart“, mit einem neuem Werk präsent. „Sein Sohn“ hat ebenfalls so einen gewissen „Zauber“ inne wie sein letztes Buch. Auch hier erleben wir anhand einer Kinderseele namens Louis einerseits ein Menschenschicksal aber eben auch eine geschichtliche Entwicklung aber und nun kommt das ABER, Lewinsky führt nicht den gleichen Stiefel hier weiter sondern sein Protagonist Louis Chabos darf natürlich seine eigene Geschichten durchlaufen. Diese ist sprachgewaltig, besonders und erfährt immer wieder Schnelligkeit aber auch das Gegenteil. Lewinsky lässt seine Figur all das durchleben was wir Menschen auch manches Mal verlangen aber was ist, wenn man es hat nach dem man giert? Wie verändern wir uns und wie entwicklen wir uns dadurch und machen unsere Erfahrungen? Louis scheint DIE Chance zu erhalten die man ihm gönnt aber er hat auch die Verpflichtung diese gekonnt und ein wenig wehmütig zu nutzen. Louis schöpft aber aus den Vollen und alles kommt anders. Sie wollen wissen was und warum? Lesen Sie dieses Werk! Es ist wahrlich eine Bereicherung und Lewinsky schafft es immer wieder den Leser zu fesseln. Er tut dies nicht nur mit seinen Worten sondern auch mit den Bilder die er mit Worten erzeugt und dem unweigerlichen Kopfkino. Er schreibt immens viel zwischen den Zeilen und man muss hier feinfühlig lesen, aufmerksam und die Worte genau interpretieren. Lewinsky bietet ebenfalls wieder Raum für eigene Gedanken. Die sind auch nötig denn Louis bringt einen manches Mal um den Verstand! Der Wechsel zwischen Reich und Arm, Gut und Böse ist so extrem gekonnt und hier und da auch scharfzüngig beschrieben, dass man nur sagen kann, Lewinsky hat einfach ein perfektes Gespür, seine Umgebung genau zu beobachten und diese aus der Zeit zu reißen und in fast lyrische Worte zu verpacken. Er vermag immer den richtigen Ton zu treffen und die Situationen bestens zu stricken und dennoch macht Louis hier was er will. Lewinsky zeichnet das Auf und Ab des Lebens in unverblümter Sprache, er zeichnet Emotionen wie kaum ein Anderer - 5 von 5 Sterne für dieses Werk!

Veröffentlicht am 03.06.2023

Von Söhnen und Vätern in Zeiten der Cholera

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Wenn man zu einem Buch von Charles Lewinsky greift ist es, wie wenn man einen guten Wein aus einer Winzerei bezieht, deren Qualität man kennt und lieben gelernt hat. Natürlich können sich die Weine aus ...

Wenn man zu einem Buch von Charles Lewinsky greift ist es, wie wenn man einen guten Wein aus einer Winzerei bezieht, deren Qualität man kennt und lieben gelernt hat. Natürlich können sich die Weine aus verschiedenen Anbaujahren in ihrer Qualität leicht unterscheiden, trotzdem wird man keine schlechten Erfahrungen machen. Man weiß halt, worauf man sich einlässt.

In seinem neusten Buch legt Lewinsky nach altem Rezept einen historischen Roman vor, der sich diesmal in der Zeit von Napoleons Herrschaft bis zu der von Louis-Philippe I., König von Frankreich, und dem Cholera Ausbruch in Europa. Wir begleiten von Geburt bis zum Tode den Protagonisten Louis Chabos; als Waisenkind in Mailand aufgewachsen, als Soldat mit der Armee Napoleons bis nach Russland marschiert, dann in der noch jungen Schweiz als Winzer und Weinhändler sesshaft und glücklich geworden und doch bis zuletzt gefährlich-wahnhaft auf der Suche nach seinen Eltern gewesen.

Wie immer süffig und flott erzählt Lewinsky die Geschichte des Waisenjungen Louis, der bei viel erlebtem Elend doch immer wieder mit seiner freundlichen Art nette Menschen trifft, die ihm irgendwie weiterhelfen auf seinem Lebensweg durch Europa. So muss man selten richtige Angst um Louis haben und kann sich ganz auf die unterhaltsame Lektüre konzentrieren. Leicht erzählt uns Lewinsky von historischen Zusammenhängen, die durch die Romanform für die heutigen Leser:innen greifbarer denn je werden. Im Gegensatz zu einem Geschichtsbuch fiebert man oft richtiggehend mit Louis mit und hofft nur das Beste für ihn. Da man „einen Lewinsky“ liest, kann man sich während der Lektüre relativ sicher darauf verlassen, dass sich der Protagonist schon irgendwie durchwursteln und damit sehr charakteristisch ausgearbeitete Nebencharaktere treffen wird. Das macht auch dieses Buch zu Unterhaltungsliteratur mit historischem Hintergrund erster Güte.

Sehr gut haben mir Querverweise auf der Metaebene innerhalb des Romans sehr gut gefallen. Hier erwähnt der Biograf eines Medizinprofessors, in dessen Biografie sollte die komplizierte Geburt von Louis ein extra Kapitel erhalten. Wir wissen zu diesem Zeitpunkt schon: Lewinsky hat das für ihn schon zu Beginn des Romans übernommen. Auch schließt sich mit dem letzten Kapitel des Romans der Kreis und man kann gleich noch einmal das erste Kapitel lesen. Sehr schön gemacht.

Allein ein wenig gestört hat mich das mitunter doch sehr gehetzte Springen von einer Lebenssituation Louis‘ zur nächsten. Da hätte sich der Autor gern etwas mehr Zeit lassen und an der ein oder anderen Stelle etwas mehr in die Tiefe schreiben können. Da man diesen knapp 370 Seiten langen Roman im Handumdrehen weggelesen hat, hätte es auch nicht gestört, wenn ihn der Autor 200 Seiten länger oder gar doppelt so lang gemacht hätte. Er kann so flüssig schreiben, dass nie Langeweile aufkommt, ob nun über 370 oder 700 Seiten.

Somit empfand ich die Lektüre des Romans wirklich als sehr unterhaltsam und trotzdem mit einem gewissen literarischen Anspruch. Im Vergleich zu den beiden Vorgängern „Der Stotterer“ und „Der Halbbart“ musste ich ob der rasanten Geschwindigkeit des Romans einen kleinen Abstrich machen, komme aber immer noch auf glatte 4 Sterne. Wieder einmal eine sehr lesenswerte Lektüre vom Autor Charles Lewinsky. Damit kann man eigentlich nichts falsch machen.

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