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Veröffentlicht am 20.06.2023

Morellos zweiter Fall

Der Tintenfischer
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Auch der zweite Fall von Commissario Morello konnte mich nicht für diese Reihe begeistern. Während ich für die Dengler-Bücher, die ich bisher gelesen habe, sehr schwärme.

Der Sizilianer Morello sitzt ...

Auch der zweite Fall von Commissario Morello konnte mich nicht für diese Reihe begeistern. Während ich für die Dengler-Bücher, die ich bisher gelesen habe, sehr schwärme.

Der Sizilianer Morello sitzt immer noch in Venedig fest, zu seiner eigenen Sicherheit, wird er doch auf seiner Heimatinsel von der Mafia gejagt. Die Stadt ist wegen der Ausgangssperre wie ausgestorben; nur ein junger Nigerianer ist mit festem Ziel unterwegs: Er will sich von einer Brücke in den Canale Grande stürzen. Zufällig können Morello und seine Kollegin Anne den Selbstmord des Flüchtlings verhindern. Dies setzt eine Kettenreaktion in Gang, in deren Folge sich der Commissario mit der Flüchtlingsproblematik, Corona, Corona-Betrügern, Korruption, der Mafia und Mädchenhandel auseinandersetzen muss. Zur Krönung des Falles muss er dazu ausgerechnet nach Sizilien.

Der Krimi ist selbstverständlich voller Lokalkolorit, italienischer Speisen und Espresso. Schorlau/Caiolo nehmen sich wieder eines gesellschaftlichen Problems an und man erfährt durchaus interessante Details. Allerdings war es mir einfach ein bisschen viel von allem. Vielleicht hätte ich den Roman auch zeitnaher lesen sollen, denn von Corona will ich eigentlich nichts mehr hören. Ich kann mich auch mit den Dialogen nicht so anfreunden. Für mich klingen die in großen Teilen sehr gestelzt. Ich weiß nicht, ob man sich in Italien so unterhält. Ich bin jedenfalls oft hängengeblieben und habe mich gewundert. Die Story ist mäßig spannend, man kann sie aber so weglesen. Am Ende gibt es wieder einige Rezepte zum Nachkochen.

Wer Venedig kennt, wird sicherlich an dem Roman seine Freude haben und Morello gerne auf seiner Mafiajagd und in die Cafés der Lagunenstadt begleiten.

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Veröffentlicht am 20.06.2023

Durchschnittskost aus dem Krimiregal

A Stranger in the House
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Als Tom Krupp nach Hause kommt und seine Frau und ein leckeres Abendessen erwartet, findet er erstaunlicherweise beides nicht vor. Karen ist mit ihrem Auto verschwunden, die Haustür nicht abgeschlossen, ...

Als Tom Krupp nach Hause kommt und seine Frau und ein leckeres Abendessen erwartet, findet er erstaunlicherweise beides nicht vor. Karen ist mit ihrem Auto verschwunden, die Haustür nicht abgeschlossen, das Mobiltelefon zurückgelassen. Kurz darauf meldet sich die Polizei bei ihm. Karen hatte einen Autounfall und liegt mit einer schweren Gehirnerschütterung im Krankenhaus. Die übervorsichtige Fahrerin ist mit überhöhter Geschwindigkeit durch die Stadt gerast und dann gegen einen Strommast gefahren. Karen kann sich an nichts erinnern. Dann wird ganz in der Nähe des Unfallortes eine Leiche gefunden und für die Polizei steht fest: Da muss ein Zusammenhang bestehen! Ist Karen nicht nur die hübsche Vorstadthausfrau, sondern gar eine kaltblütige Mörderin?

Das war mal wieder kein Thriller, sondern eher ein Cosy-Krimi - angelehnt an das Hobby der Nachbarin Brigid, die ständig strickend am Fenster sitzt. Ich habe das Buch während einer Zugfahrt gelesen, das ging ganz gut. Umgehauen hat es mich aber nicht. Die Charaktere waren ziemlich flach. Es gab nur wenige Figuren, da konnte man sich schon an einer Hand abzählen, welche Möglichkeiten mit "überraschender Wendung" noch offen sein könnten. Alles sehr übersichtlich und die angepriesene Hochspannung habe ich schmerzlich vermisst. Krimis oder Thriller, die mit dem Thema Gedächtnisverlust spielen, können ganz interessant sein, hier wird das Potenzial aber verspielt.

Ein durchschnittlicher Krimi, nett zu lesen, aber auch schnell wieder vergessen.

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Veröffentlicht am 20.06.2023

Was geschah auf der Maiden?

Die Leuchtturmwärter
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Drei Leuchtturmwärter verschwinden 1972 spurlos von ihrem Arbeitsplatz mitten im Meer. Zwanzig Jahre später macht sich ein Journalist auf, das Geheimnis doch noch zu lüften. Er interviewt die hinterbliebenen ...

Drei Leuchtturmwärter verschwinden 1972 spurlos von ihrem Arbeitsplatz mitten im Meer. Zwanzig Jahre später macht sich ein Journalist auf, das Geheimnis doch noch zu lüften. Er interviewt die hinterbliebenen Frauen und sie beginnen zu erzählen.

Wer einen thrillerartigen Roman erwartet, ist hier falsch. Das Buch erzählt die Geschichten der drei sehr unterschiedlichen Leuchtturmwärter und ihrer Familien. Dabei lässt die Autorin die Männer in einem Erzählstrang in der Vergangenheit lebendig werden. Aus ihren drei Perspektiven wird das schwierige Leben intensiv geschildert. Die Frauen kommen im Erzählstrang von 1992 zu Wort, fast ausschließlich in ihren Antworten, die sie dem Journalisten geben. Interessanterweise spricht dieser bis zum letzten Kapitel gar nicht. Er ist aus der Geschichte als aktive Person nahezu ausgeschlossen.

Das war praktisch völlig gegensätzlich zu meinem vorherigen Buch („Harry Quebert“), in dem auch ein Buch über einen mysteriösen Fall geschrieben wird, dort stand der Autor aber unangefochten im Mittelpunkt.

„Die Leichtturmwärter“ gewährt einen tiefen Einblick in die Seelen der Männer und ihrer Probleme, mit denen sie und ihre Frauen zu kämpfen haben, jenseits aller Seefahrerromantik. Das Meer als unberechenbarer und ständiger Begleiter, das den Leuchtturm wie eine Enklave umschließt und die Wärter zu Gefangenen macht. Sehr einfühlsam und schmerzhaft geschildert, aber nicht so spannend wie erhofft.

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Veröffentlicht am 12.05.2023

Babylonische Verwirrung

Babel
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Selten lese ich Fantasy oder verwandte Genres. Babel hat mich aber sofort angesprochen: Ein großartiges Cover und die Handlung versprach alles, was man sich als Bücherratte wünschen kann: Oxford in der ...

Selten lese ich Fantasy oder verwandte Genres. Babel hat mich aber sofort angesprochen: Ein großartiges Cover und die Handlung versprach alles, was man sich als Bücherratte wünschen kann: Oxford in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ein geheimnisvoller Turm, Babel genannt, in dem die wichtigsten Sprachwissenschaftler und begabtesten Übersetzer des Landes arbeiten, um den Reichtum des Königreichs zu mehren und dessen Größe auszuweiten. Ein Waisenjunge, der von China über London nach Oxford kommt und dessen unheimlicher Vormund Prof. Lovell ihn in Sprachen unterrichten läßt, bis Robin selbst in Babel studieren darf. Zusammen mit Ramy, Victoire und Letty bildet er ein Kleeblatt, das in den folgenden Studienjahren fest zusammenhält, trotz aller Differenzen.

Das Buch hat für viele wahnsinnig gut funktioniert, für mich leider nicht. Zunächst konnte mich die Geschichte noch völlig gefangen nehmen, mit den unglaublich detaillierten Einblicken in die Übersetzerarbeit und die sprachwissenschaftlichen Details. Die ganze Atmosphäre der Universitätsstadt ist glänzend dargestellt. Aber die Handlung rund um Robin und seine Gefährten (ein Schelm, wer hier eine Anspielung sieht) hat mich im Laufe der über 700 Seiten immer weniger gefesselt. Mir sind die Charaktere nicht nahegekommen und ich habe tatsächlich das Interesse an ihnen verloren. Während in der ersten Hälfte der schon fast sachbuchartige sprachwissenschaftliche Anteil überwiegt (Achtung: zahlreiche Fußnoten), geht die Handlung immer stärker dazu über, die Kolonialmacht Großbritannien, den Rassismus und auch in die Industrialisierung und ihre Folgen an den Pranger zu stellen und mit allen Mitteln zu bekämpfen. Dieser Kampf artet für mich irgendwann völlig aus. Von Magie ist über weite Strecken nichts zu lesen, sie ist im Hintergrund immer vorhanden, wird aber wenig zum Einsatz gebracht. Wahrscheinlich tue ich der Autorin Unrecht, aber mir schien es teilweise so, als sei die Handlung um Robin um diese anderen Aspekte drumherumgestrickt worden.

Für mich war dieser Genremix aus Sachbuch, Fantasy und starken gesellschaftskritischen Elementen (die Hintergründe sind unbestritten und werden deutlich durch die Autorin dargestellt) leider nichts. Kuang hat einen schönen und bildhaften Schreibstil, allerdings gibt es Passagen, die einfach zu lange geraten sind und die Handlung kommt teilweise kaum voran. Der Roman hat bereits eine große Fangemeinde und die sei ihm ohne Frage gegönnt. Die Autorin ist selbst Sprachwissenschaftlerin und Übersetzerin und diese Kenntnisse bringt sie ganz großartig ein. Daneben sei nochmals auf die wirklich wunderschöne äußere Erscheinung des Romans mit edlem Coverbild, Golddruck, Prägedruck und Lesebändchen hingewiesen.

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Veröffentlicht am 24.03.2023

Bewerbungsgespräch der besonderen Art

Etage 13 - Es gibt kein Entkommen, und deine Zeit läuft ab
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Der Klappentext klang so interessant, aber leider konnte mich der Thriller nicht überzeugen.

London, im Foyer eines hypermodernen Bürogebäudes: Kate Harding wartet auf Amanda Palmer, die PR-Chefin von ...

Der Klappentext klang so interessant, aber leider konnte mich der Thriller nicht überzeugen.

London, im Foyer eines hypermodernen Bürogebäudes: Kate Harding wartet auf Amanda Palmer, die PR-Chefin von Edge Communications, die mit ihr ein Bewerbungsgespräch führen soll. Doch dann wartet in der 13. Etage Joel White auf sie, extra eingeflogen aus dem New Yorker Büro. Aber bei dieser ersten Irritation bleibt es nicht. Als die Fragen immer verstörender werden, nimmt das Vorstellungsgespräch einen völlig anderen Verlauf, als gedacht. Und plötzlich ist die 13. Etage leer, bis auf Kate und den Mann, der unbedingt etwas von ihr erfahren möchte und das ist nicht: Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Der Klappentext klang ungewöhnlich und ich hatte mich auf einen entsprechend ungewöhnlichen Thriller gefreut. Allerdings ist die Spannung rasch von der 13. Etage heruntergefahren. Ich konnte mich weder mit der Protagonistin, noch mit ihrem Verhalten anfreunden. Teilweise drehte sich die Handlung im Kreis und ging nur schleppend voran. Tatsächlich hätte man den Text extrem kürzen können.

Der Autor schreibt flott und man konnte die Geschichte gut lesen, das macht es aber nicht spannender. Die wirklich sehr kurzen Kapitel verleiten dazu, doch noch schnell ein bisschen weiterzulesen. Allerdings haben diese kurzen Kapitel auch für viel Leerstand auf den Seiten gesorgt.

Wer noch nicht so thrillererfahren ist, wird sicherlich an einigen Stellen im Buch überrascht werden. Daher sehe ich hier auch eher das Zielpublikum. Für alle anderen bietet der Thriller nicht so viel Neues, sondern eher viele bekannte Versatzstücke. Ärgerlich fand ich die fehlende Logik im Gesamtkonstrukt. Wer das Buch durchgelesen hat, muss sich fragen: Warum um alles in der Welt musste das jetzt in Etage 13 in Form eines Bewerbungsgespräches stattfinden?

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