Cover-Bild Dunkelzeit
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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Atrium Verlag AG
  • Themenbereich: Belletristik - Krimi: Hard Boiled, Roman Noir
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 18.05.2023
  • ISBN: 9783855351459
Erin Flanagan

Dunkelzeit

Cornelius Hartz (Übersetzer), Stefanie Kremer (Übersetzer)

Platz 1 der Krimibestenliste: das Porträt einer Kleinstadt, in der Andersartigkeit per se verdächtig ist

Gunthrum, Nebraska, 1985. Es ist das erste Wochenende der Jagdsaison, und der geistig beeinträchtigte Hal, Landarbeiter auf der Farm von Alma und Clyle und gewissermaßen ihr Adoptivsohn, geht mit Freunden jagen. Am selben Wochenende verschwindet ein junges Mädchen aus dem Ort spurlos. Als Hal von seinem Ausflug zurückkehrt, sind Blut im Truck und eine Delle am Kühlergrill, und Hals Erklärungen lassen zu wünschen übrig. Schon bald beginnt man in Gunthrum zu spekulieren. Und nach und nach wird für Alma und Clyle die Frage, wozu Hal fähig sein könnte, immer dringlicher – denn wer sonst sollte an diesem Verbrechen schuld sein?

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.06.2023

Kleinstadtdrama

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In der Kleinstadt Gunthrum in Nebraska verschwindet das junge Mädchen Peggy im Jahr 1985 spurlos am ersten Wochenende der Jagdsaison. Hal, ein geistig behinderter Landarbeiter, der bei dem Ehepaar Alma ...

In der Kleinstadt Gunthrum in Nebraska verschwindet das junge Mädchen Peggy im Jahr 1985 spurlos am ersten Wochenende der Jagdsaison. Hal, ein geistig behinderter Landarbeiter, der bei dem Ehepaar Alma und Clyle arbeitet und den Status eines Pflegekindes innehat, war an diesem Wochenende mit Männern aus der Stadt jagen und benimmt sich danach merkwürdig. Außerdem weist sein Auto Unfallspuren und Blutspuren auf der Ladefläche auf. Dass er eine Hirschkuh geschossen hat, glaubt in Gunthrum niemand. Stattdessen wird er verdächtigt, für das Verschwinden von Peggy verantwortlich zu sein. Auch Alma und Clyle müssen sich die Frage stellen, wie gut sie Hal tatsächlich kennen und ob er tatsächlich unschuldig ist.

Wie ich es bei einem Kriminalroman, der in einer beschaulichen Kleinstadt spielt, erwartet habe, plätschert die Handlung eher dahin als dass actionreich und mit schnellen Wendungen und Überraschungen erzählt wird. Erin Flanagan beschreibt die einzelnen Figuren anschaulich und die oftmals beklemmende Kleinstadt-Atmosphäre sehr gut. Der Drang der Bewohner*innen, einen Schuldigen zu finden und die vermeintlich naheliegende Erklärung, dass nur Hal der Täter sein kann, wurde sehr deutlich.

Die Entwicklungen sind nachvollziehbar, die wichtigen Ermittlungsschritte werden größtenteils durch Milo, Peggys kleinen Bruder, erreicht und die Auflösung erscheint mir schlüssig - gerade für die Zeit.

Ein solider Kriminalroman mit sehr ländlichem Kleinstadt-Flair.

Veröffentlicht am 04.06.2023

Eine tragische Geschichte

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In Gunthrum, Nebraska, 1985, ist das erste Wochenende der Jagdsaison eröffnet. Auch der geistig beeinträchtige Hal geht mit seinen angeblichen Freunden auf die Jagd. Hal ist ein Landarbeiter auf der Farm ...

In Gunthrum, Nebraska, 1985, ist das erste Wochenende der Jagdsaison eröffnet. Auch der geistig beeinträchtige Hal geht mit seinen angeblichen Freunden auf die Jagd. Hal ist ein Landarbeiter auf der Farm von Alma und Clyle und sozusagen ihr Adoptivsohn. An diesem Wochenende verschwindet ein Mädchen spurlos. Und als Hal von seinem Ausflug zurückkommt, befindet sich am Kühlergrill seines Pick-ups eine Delle und Blut auf der Ladefläche. Die Erklärung von Hal glaubt niemand und schon fängt die Gerüchteküche an zu brodeln. Und sogar Alma und Clyle fragen sich, ob Hal zu so einer Tat fähig wäre.

Die Geschichte wurde aus verschiedenen Sichten erzählt. Einmal aus den Sichten von Alma und Clyle und aus der Sicht von Milo. Milo Ahern war der jüngere Bruder der vermissten Peggy und ein unglaublich sympathischer und aufgeweckter zwölfjähriger Junge. Alma und Clyle waren die Nachbarn der Aherns. Sie betrieben eine Farm. Nach unzähligen Fehlgeburten war Alma sehr betrübt. Und als Zugezogene hatte sie auch keine Zugehörigkeit in der kleinen Stadt. Sie wurde nach wie vor wie eine Außenseiterin behandelt. Als sie vor Jahren Hal einen Wochenendjob gaben, begann ihre Zuneigung für diesen besonderen Jungen, der aufgrund eines Badeunfalls im Alter von zwei Jahren, geistig eingeschränkt war. Später stellten sie in ganz ein und er gehörte zu ihrer Familie. Und die beiden kämpften wie Löwen für Hal.

Die Geschichte gefiel mir gut. Allerdings war es für mich kein Kriminalroman, sondern eine tragische Geschichte. Weil Hal in der Vergangenheit sich schon mal in Schwierigkeiten gebracht hatte und letzten Sommer in Peggy verliebt war, war er sofort der Schuldige. Die ganze Stadt hatte sich auf ihn eingeschossen. Und Hal verstand es überhaupt nicht. Zum Glück hatte er Alma und Clyle. Einen großen Teil der Geschichte nahm auch die Beziehung zwischen Alma und Clyle ein. Und so richtig ermittelt wurde gar nicht. Nur Schuldzuweisungen. Richtige Spannung fehlte ebenfalls. Aber diese bedrückende Atmosphäre kam gut rüber. Deswegen gefiel mir das Buch auch.

Fazit:
Kein richtiger Krimi, aber eine gute tragische Geschichte.

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Veröffentlicht am 02.06.2023

Subtiles Psychogramm einer Ehe und einer Kleinstadt

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„Ich habe ein beschissenes Leben in einer beschissenen Stadt“

Gunthrum, Nebraska, 1985, ist ein kleines Kaff mit den üblichen Provinzproblemen: Alkoholismus, lieblose Ehen, eine enges soziales Korsett ...

„Ich habe ein beschissenes Leben in einer beschissenen Stadt“

Gunthrum, Nebraska, 1985, ist ein kleines Kaff mit den üblichen Provinzproblemen: Alkoholismus, lieblose Ehen, eine enges soziales Korsett und alles überdeckt mit religiöser Scheinheiligkeit.
Da ist es nicht verwunderlich, dass die junge, lebenshungrige Peggy von zu Hause verschwindet. Doch bald schon häufen sich die Anzeichen, dass ein Verbrechen geschehen sein muss.
Der mögliche Verdächtige ist schnell ausgemacht: der zurückgebliebene Hal (ja, 1985 nennt man Menschen mit Lernschwierigkeiten noch zurückgeblieben, oder auch schlimmeres). Im Ort steigern sich die Feindseligkeiten gegen den nicht als friedfertig bekannten jungen Mann, auch wenn es keine Beweise oder eine Leiche gibt.
Hal arbeitet als Hilfsarbeiter bei dem älteren Ehepaar Alma und Clyle auf ihrer Farm und wurde von ihnen liebevoll unter die Fittiche genommen. Beide sind ungewollt und schmerzhaft kinderlos geblieben und vor allem Almas Bedürfnis, Liebe zu schenken konzentriert sich ganz auf Hal.
Wie weit würde Alma gehen um Hal zu schützen, wenn er ein Verbrechen begangen hätte? Und würde Clyle ihr dabei folgen?

Ich finde es wunderbar, dass Flanagan hier entgegen den Regeln des Genres der langjährigen Ehe der beiden so viel Platz einräumt. Sehr vielschichtig beschreibt sie die Schwierigkeiten in deren langjähriger Beziehung, die durch den vergeblichen Kinderwunsch, den Umzug aufs Land, Fehler und Schuldzuweisungen stark gelitten hat. Auch die toxischen Wirkmechanismen einer engen Kleinstadtgemeinde mit dem zerstörerischen sozialen Druck fängt Flanagan toll ein.

Ich lese sehr gerne solche Krimis, wo nicht die klassischen Mordermittlungen im Vordergrund stehen, sondern die psychologische Ausarbeitung der Figuren und des Milieus.

„DUNKELZEIT“ kann hier stark punkten, denn Flanagan gibt es (fast) keine Ermittler*innen, sondern sie stellt die Perspektiven von Alma und Clyle in den Mittelpunkt. Und die von Milo, dem jüngeren Bruder von Peggy. Mit Milo gibt Flanagan den Angehörigen der verschwundenen jungen Frau eine Stimme und zeigt die emotionalen Auswirkungen auf dieses festgefahrene Gefüge einer Kleinfamilie.

Ein vielversprechendes Krimidebüt, das sich vom Standard-Whodunit abhebt und das ich gerne gelesen habe!

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Veröffentlicht am 24.05.2023

Atmosphärisch und packend – Erzählerisch toll, mit einer subtilen Spannung

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„Dunkelzeit“ von Erin Flanagan erzählt eine sehr dichte Geschichte, voller unterschiedlicher Facetten und menschlicher Abgründe, welche im ländlichen Nebraska in den 1980er Jahren spielt. Sehr gelungen ...

„Dunkelzeit“ von Erin Flanagan erzählt eine sehr dichte Geschichte, voller unterschiedlicher Facetten und menschlicher Abgründe, welche im ländlichen Nebraska in den 1980er Jahren spielt. Sehr gelungen fängt die Autorin darin, die Dynamiken einer amerikanischen Kleinstadt ein und erzählt fesselnd und mit einer subtilen Spannung. Auch wenn sich alle Geschehnisse um das Verschwinden von Peggy drehen, so liegt doch der Fokus eher auf dem psychischen Innenleben der Hauptfiguren und weniger auf den Ermittlungen zum Kriminalfall. Atemlose Spannung und eine temporeiche Handlung findet man daher nicht. Dafür beschreibt die Autorin wie ich finde sehr gekonnt, unterschiedliche Perspektiven und lässt ihre Charaktere authentisch und emotional nahbar erscheinen. Das Buch konnte mich durchgehend in seinen Bann ziehen, auch wenn ich leider zugeben muss, dass sich das Ende etwas in der Beliebigkeit verliert. Hier wird die stetig aufgebaute Spannung nämlich nicht in einem großen Knall entladen, sondern die Geschichte dümpelt eher langsam aus. Für diese Entwicklung gibt es von mir auch einen Stern Abzug. Ansonsten, gefielen mir aber Umsetzung und Handlung aber so gut, dass ich durchaus wieder zu einem Buch der Autorin greifen würde.

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Veröffentlicht am 23.05.2023

Kleinstadtleben

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Alma und Clyle beschäftigen den jungen Hal auf ihrer Farm. Hal ist nach einem Unfall in seiner Kindheit geistig beeinträchtigt, führt aber trotzdem ein relativ selbstständiges Leben, hat seine Arbeit und ...

Alma und Clyle beschäftigen den jungen Hal auf ihrer Farm. Hal ist nach einem Unfall in seiner Kindheit geistig beeinträchtigt, führt aber trotzdem ein relativ selbstständiges Leben, hat seine Arbeit und seine Freunde. Als ihn zwei Kumpels zu einem Jagdausflug einladen ist er begeistert, allerdings läuft das Ganze nicht wie geplant.

Vorab! Schon das Cover des Buches gibt Hinweise auf das landwirtschaftlich geprägte Kleinstadtleben, das den Leser hier erwartet. Und eben dieses Kleinstadtleben, dieses spezielle soziale Gefüge, die Atmosphäre sind es auch, was das Buch vorrangig behandelt. Natürlich ist das Buch als Kriminalroman untertitelt und der Klappentext unterstreicht diesen Eindruck. Der Kriminalfall um die verschwundene Peggy ist dann auch Thema, allerdings nicht in dem Maße, wie man es in einem klassischen Krimi erwarten würde.

Ich würde das Buch eher in die Kathegorie Milieustudie, oder Gesellschaftsdrama einordnen. Die Figuren sind gefangen in den festgefahrenen Strukturen ihres Umfelds. Lebensläufe scheinen vorgezeichnet, Andersartigkeit wird zwar oberflächlich akzeptiert, aber immer auch argwöhnisch beäugt. So verwundert es den Leser nicht, dass recht schnell nach dem Verschwinden der jungen Frau der "Dorftrottel" als Täter präsentiert und vorverurteilt wird. Hier zeigt die Autorin dann auch ihre Stärken, denn das Verhalten der Figuren ist hier sehr klar und treffend gezeichnet.

Großen Raum in der Geschichte nimmt die Beziehung von Alma und Ehemann Clyle ein. Bei den Bemühungen Hal zu verteidigen kommen die Beiden nicht umhin ihre Beziehung zueinander zu überdenken. Der Leser nimmt hier an der Aufarbeitung lang verdrängter Gefühle teil und erlebt eine Ehe auf dem Prüfstand. Hier ist man als Leser manchmal etwas von den Figuren und ihrerm "herumgeeiere" genervt, aber letztlich passt das ganz gut, den so sind die Charaktere eben. Einen erfrischenden Kontrast dazu bietet die Figur von Milo, dem Bruder der verschwundenen Peggy, der in seiner Trauer so echt ist und mit seiner kindlichen, aber gleichzeitig so reifen Art hinter die Fassade der Erwachsenen blickt und so letztlich als Erster die Wahrheit erkennt. Allein das macht den Roman sowas von lesenswert.

Der Roman lebt von den leisen Tönen, das kleinstädtische, landwirtschaftliche Leben Mitte der achtziger Jahre wird treffend dargestellt, die Träume und Hoffnungen der Jugendlichen ebenso, wie das Hadern der Erwachsenen mit verpassten Möglichkeiten und Chancen. Wer hier einen spannungsgeladenen Krimi erwartet wird enttäuscht sein, wer sich aber auf die Geschichte einlässt und einen Blick unter die Oberfläche riskiert, wird sich gut unterhalten fühlen. Eine absolut lesenswerte Milieustudie mit starken Figuren. Der Stern Abzug bezieht sich nur auf die, für mich falsche, Genrezuordnung des Buches.

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