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Veröffentlicht am 23.06.2023

Spurensuche in der Vergangenheit

Der Anwalt
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Kim Browers wendet sich an Privatdetektiv Martin Dreyer, weil sie nach zehn Jahren immer noch nicht an den Selbstmord ihres Vaters Edward glaubt. Dreyers Suche führt ihn nach Moskau und Berlin, und schließlich ...

Kim Browers wendet sich an Privatdetektiv Martin Dreyer, weil sie nach zehn Jahren immer noch nicht an den Selbstmord ihres Vaters Edward glaubt. Dreyers Suche führt ihn nach Moskau und Berlin, und schließlich sogar selbst in Gefahr. Chief Inspector Henry Taylor und Constable Patricia Duncan beschäftigen sich inzwischen mit dem Tod zweier Teenager. Hängt dieser Fall womöglich sogar mit dem Tod des Anwalts Edward Browers zusammen?
Das Cover wirkt mit dem beschaulichen Haus mit Garten recht unspektakulär; der Inhalt des Krimis ist allerdings sehr spannend aufgebaut. Die Kapitel wechseln je nach Schauplatz zwischen den verschiedenen Handlungsorten. Diese und die nachvollziehbaren Handlungen des Krimis sind so detailliert beschrieben, dass sie stellenweise an ein Drehbuch erinnern. Lebhafte und lebensechte Dialoge lassen einen durch den insgesamt angenehmen Schreibstil gut im Buch vorankommen. Eine Landkarte am Ende des Buches gibt einen Überblick über die fiktive Provinz Esenshire, die Chief Inspector Taylor und Constable Patricia Duncan als Arbeitsplatz dient.
Wer den Vorgängerband „Die Entführung“ kennt, wird sich über weitere Einblicke ins Privatleben der beiden Polizisten freuen. Das Buch kann aber auch sehr gut ohne Vorwissen gelesen werden. In diesem Band gibt eine eifrige Klatschreporterin ihre Einblicke in den englischen Adel preis; der Aufenthalt in Moskau und die internationalen Verbindungen des Privatdetektivs bringen einem die Verstrickungen der russischen Mafia näher.
Dem Autor ist hier ein recht abwechslungsreicher und spannender Krimi gelungen, der etliche Stunden solider Unterhaltung bietet.

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Veröffentlicht am 22.06.2023

Die Buchhandlung auf dem Hügel

Ein Garten voller Bücher
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Alba Donati erzählt in Tagebuchform die wahre Geschichte einer der kleinsten Buchhandlungen Europas, die sie in einem Dorf eröffnete, das im Aussterben begriffen war. Diese „Libreria sopra la Penna“ wurde ...

Alba Donati erzählt in Tagebuchform die wahre Geschichte einer der kleinsten Buchhandlungen Europas, die sie in einem Dorf eröffnete, das im Aussterben begriffen war. Diese „Libreria sopra la Penna“ wurde von einem Traum mit Hilfe von Crowdfunding und einiger Wunder zur Wirklichkeit.
Das Cover zeigt ein Fenster mit Blick auf eine Hügellandschaft und eingerahmt von Büchern und gibt einen Vorgeschmack auf Alba Donatis toskanisches Märchen. Der kompakte Einband liegt angenehm in der Hand. Die Autorin hat ihr Werk als Tagebuch angelegt, das sich über ein halbes Jahr erstreckt. Durch etliche Rückblenden erzählt sie nicht nur die Entstehungsgeschichte der Buchhandlung sondern auch Geschehnisse aus ihrem Leben; sie schreibt über den Literaturbetrieb als solchen, über Bürokratie und dann wieder über den Zusammenhalt innerhalb des Dorfs, auch und vor allem auch durch zugewanderte Bewohner. Viele ihrer Gedanken werden und bleiben nur angedeutet. Immer wieder gibt es auch Verweise auf die strengen Covid-Verordnungen in Italien, die – zusammen mit anderen Widrigkeiten – das Öffnen der Buchhandlung oft behinderten. Ein konkreter Erzählstrang liegt nicht vor; dieser sollte bei einem Tagebuch aber auch nicht erwartet werden.
Dieses Buch beinhaltet viele Titel bekannter und weniger bekannter Bücher; teils als Liste der von Kunden bestellten Bücher am Ende eines Tages, teils innerhalb des Textes von der Autorin erwähnt. Die Buchhandlung, deren Garten und das gesamte Dorf sind präzise beschrieben; man kann sich gut vorstellen, warum auch Kunden von außerhalb oft lange Wege in Kauf nehmen, um dieses umgebaute Cottage zu besuchen.

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Veröffentlicht am 22.06.2023

Kira mit dem Hippiesack

Todeslied – Kira Lunds zweite Reportage
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Ein norddeutscher Kammerchor vermisst bei der Generalprobe seine Solosopranistin. Zwei Wochen später entdecken Urlauber ihre Leiche. Deutsche und dänische Polizisten erkennen gleich bei mehreren Personen ...

Ein norddeutscher Kammerchor vermisst bei der Generalprobe seine Solosopranistin. Zwei Wochen später entdecken Urlauber ihre Leiche. Deutsche und dänische Polizisten erkennen gleich bei mehreren Personen ein Tatmotiv, selbst der Ehemann der Toten scheint verdächtig. Und die deutsche Journalistin Kira Lund beendet sogar ihren Urlaub früher, um für ihren Sender die Umstände des Mordes darzulegen. Nach dem Suizid eines weiteren Chormitglieds kommt Kira dem Geheimnis der ermordeten Sopranistin auf die Spur und bringt sich dadurch selbst in höchste Gefahr.
Das Coverbild der Meeresbrandung ist düster, fast nur in schwarz-weiß, gehalten und bereitet zusammen mit dem spannenden Prolog auf den Krimi vor. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und variieren je nach Schauplatz der Geschehnisse. Im Gegensatz zur Meinung einiger anderen Rezensenten gefallen mir Stimme und Intonation des Hörbuchsprechers Orlando Gzuk sehr gut. Seine fast bedächtige Aussprache erhöht die Spannung des Krimis noch zusätzlich.
Der Spannungsbogen wird bis zum Ende gehalten, die Handlung ist nachvollziehbar, die Charaktere sind realitätsnah geschildert und die Dialoge lebhaft gestaltet. Der aktivste Part fällt hier sicher der Journalistin Kira zu. Auch ihr Privatleben nimmt einen Teil der Geschichte ein; Kommissarin Helene ist ihre Arbeit betreffend zwar ebenso engagiert, spielt aber eine eher kleinere Rolle im Buch. Die länderübergreifende Zusammenarbeit deutscher und dänischer Journalisten und Polizisten geben dem Krimi um eine gut gehütetes Familiengeheimnis noch zusätzliche Spannung.
Als Hörbuch bietet „Todeslied“ etliche Stunden gute Unterhaltung.

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Veröffentlicht am 18.05.2023

Von einem, der auszog, die Freiheit zu finden

So viele Paradiese
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Antonio Grillo träumt mit seinen 20 Jahren in seinem sizilianischen Heimatdorf Gesso von der Freiheit, die er in nur Amerika vermutet. Er will dorthin, wo sogar eine Statue für seine Sehnsucht errichtet ...

Antonio Grillo träumt mit seinen 20 Jahren in seinem sizilianischen Heimatdorf Gesso von der Freiheit, die er in nur Amerika vermutet. Er will dorthin, wo sogar eine Statue für seine Sehnsucht errichtet wurde. 1923 macht er sich daher auf zu einer Schiffsreise in die Neue Welt. Die Überfahrt entwickelt sich aber zu einer wahren Odyssee; Antonio begegnet den unterschiedlichsten Personen und erlebt ein fantastisches Abenteuer nach dem anderen.
Die Farben des Covers sind augenfreundlich; hinterlegt mit einer Landkarte, umrahmt von Orangenzweigen und Philodendronblättern, verweist – ganz klein – ein Segelschiff auf die Reise des Protagonisten. Wie unglaublich diese Fahrt allerdings wirklich verläuft, darauf bereitet einen dieses ruhige Bild nicht vor.
Die Kapitel weisen eine angenehme Länge auf und sind mit aussagekräftigen Überschriften versehen. Die Geschichte wird von der Großnichte des Protagonisten erzählt, die ihr Wissen um Antonio mit dessen Briefen an die Familie belegt. Einige dieser Briefe baut sie direkt in die Geschichte ein. Das soll sicher authentischer wirken, bei all den unglaublichen Geschehnissen, die dem Protagonisten widerfahren. Ich hätte die Korrespondenz des Großonkels gesammelt am Ende des Buches vorgezogen. In der Handlung verpackt wiederholen sie lediglich das zuvor schon Gelesene.
Die Sprache der Geschichte nimmt einen sofort mit auf die abwechslungsreiche Reise; teils sehr poetisch, mit Weisheiten und Metaphern versehen, und gespickt mit einigen Neuschöpfungen von Wörtern, für die es bisher noch keine Bezeichnungen zu geben schien. In den Dialogen sind ab und zu auch ganze Sätze in Umgangssprache untergebracht, die meines Erachtens nicht notwendig gewesen wären. Sicherlich ist es in einer Übersetzung schwierig, Dialekte verschiedener Regionen Italiens einzubauen, allerdings sprechen in der deutschen Ausgabe Menschen aus Palermo, Neapel und Genua ein und denselben Dialekt, um dann im nächsten Satz zur Standardsprache zu wechseln. Abgesehen davon ist die Übersetzung von Elisa Harnischmacher sehr gelungen.
Die Geschichte um den naiven Protagonisten ist ungewöhnlich und erfrischend – aber schwer in ein Genre einzuordnen. Die Autorin greift darin Themen aus Märchen, der Mythologie, der Bibel und insgesamt aus verschiedensten Quellen der Weltliteratur auf. Die detaillierten Beschreibungen der Schauplätze, aber auch der Aromen, Düfte und Speisen nehmen den Leser sofort mit in die Atmosphäre dieser außergewöhnlichen Erlebnisse von Antonio. Man könnte das Buch als Entwicklungsroman sehen, mit einem unerfahrenen Protagonisten, dem die Gesellschaft von Tieren mehr zusagt als zwischenmenschliche Beziehungen, der andererseits immer wieder aufs Neue begeistert ist von schönen Frauen, und der verschiedenste Aufgaben meistern muss. Ob er tatsächlich eine wirkliche Entwicklung durchmacht, bleibt dem Leser überlassen, der sich auf dieses Buch voller Bilder einlässt. Und es zahlt sich aus, sich auf diesen ungewöhnlichen Roman einzulassen – für jene, die noch träumen können und die sich ein kleines bisschen ihrer kindlichen Unbefangenheit bewahren konnten.

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Veröffentlicht am 26.03.2023

Milla sucht das Glück

Die Modiglianifrau
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Milla führt ein recht chaotisches Leben. Da sollte es sie nicht überraschen, dass sie plötzlich von der Modiglianifrau verfolgt wird. Diese ist für andere Menschen allerdings unsichtbar. Und obendrein ...

Milla führt ein recht chaotisches Leben. Da sollte es sie nicht überraschen, dass sie plötzlich von der Modiglianifrau verfolgt wird. Diese ist für andere Menschen allerdings unsichtbar. Und obendrein kommt Milla noch in den Besitz eines geheimnisvollen Koffers. Damit startet ein Roadtrip, der für Milla den Beginn eines neuen Lebens bedeuten könnte, inklusive Begegnung mit ihrer leiblichen Mutter und der Freundin Rosalie aus Kindertagen.
Am Cover prangt unverkennbar das Portrait der Modiglianifrau mit langem Hals. Daneben, fast unscheinbar, ein Scherenschnitt von Millas Gesicht, inklusive Haube. Die Kapitel sind übersichtlich und schlicht mit Zahlen betitelt. Die Dialoge sind sehr lebhaft – vor allem auch jene, die Milla mit der Modiglianifrau führt. Der Ausgangspunkt der Geschichte, der die Protagonistin auf ihre Reise zu sich selbst schickt, ist mit einem alten Koffer aus einer Versteigerung hervorragend gewählt. Milla begegnet auf ihrem Roadtrip den verschiedensten Charakteren, auch recht skurrilen Persönlichkeiten, und man wünscht der jungen Frau nicht nur einmal, dass sie endlich bei sich selbst angekommen ist. Doch nicht nur die Anwesenheit der Modiglianifrau, die Milla immer und überall ihre Fehler unter die Nase hält, verzögert die Auflösung der Geschichte. Die junge Frau steht sich oft genug selbst im Weg oder wird durch unerwartete Begebenheiten von ihrem Weg abgelenkt. Stellenweise wirken Wendungen als zu viel des Guten – bei näherer Betrachtung fügen sie sich aber recht passend ins Geschehen ein.
Insgesamt ist der Autorin hier ein recht ansprechender und zeitgemäßer Entwicklungsroman gelungen, in dem immer wieder der Zufall als Antriebsfeder dient. Ein Vergnügen, dem eine Leseempfehlung gebührt.

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