Eine echtes Schreckensszenario
Inhalt:
Autumn und Leaf sind Produkte. Sie wurden in einem Institut künstlich hergestellt und statt eines Gehirns besitzen sie einen Computer. Sonst sind sie wie Menschen, haben aber keinerlei Rechte. ...
Inhalt:
Autumn und Leaf sind Produkte. Sie wurden in einem Institut künstlich hergestellt und statt eines Gehirns besitzen sie einen Computer. Sonst sind sie wie Menschen, haben aber keinerlei Rechte. Ihre Besitzer können mit ihnen machen, was sie möchten.
Doch die beiden setzen sich über die Regeln hinweg und treffen sich immer wieder. Bald schon verlieben sie sich ineinander und als sie erfahren, dass Leaf an einen skrupellosen und perversen Mann verkauft werden soll, beschließen sie gemeinsam wegzulaufen.
Das Schicksal hat jedoch andere Pläne mit ihnen. Pläne, die nicht nur ihr Leben für immer auf den Kopf stellen … .
Meine Meinung:
Bei Dystopien kann ich ja nie widerstehen und J.K. Bloom hat mich bereits mit anderen Büchern total begeistert, deswegen war „Autumn & Leaf“ ein absolutes Muss für mich.
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir sehr leicht. Ich freute mich, dass Autumn und Leaf schon ein Paar waren und sich nicht erst finden mussten. Das fand ich auf jeden Fall schon einmal sehr erfrischend. Anfangs erfährt man natürlich auch einiges über das System und ich war wirklich fasziniert, was J.K. Bloom sich da hat einfallen lassen, vor allem, als ich noch mehr Informationen dazu bekam. Unweigerlich beschäftigte ich mich mit der Frage, ob ich mir auch ein Wunschkind „gestalten“ lassen würde, wenn ich selbst keine bekommen könnte. Ein wirklich interessantes Thema. Doch das Institut hat sich ja weiterentwickelt und so kann sich jeder quasi einen „Menschen ohne Rechte“ kaufen, um damit zu machen, was er möchte. Puh, wie gruselig! Dass diese Idee dem Grundgedanken des Instituts widerspricht und dazu führt, dass skrupellose und kranke Menschen das ausnutzen ist ja fast schon klar. Es klingt ja quasi wie eine Einladung und ich muss sagen, mir lief wirklich oft die Gänsehaut über den Rücken. Ein echt krankes System und ich wunderte mich sehr, dass es nicht schon lange eine Revolte dagegen gab.
Doch als Autumn und Leaf getrennt werden, taucht man tiefer in das Geschehen ein und erfährt, was außerhalb des Instituts passiert. Hier hat die Autor für mich ein authentisches Bild geschaffen: Es gibt diejenigen, die einfach versuchen, für sich den richtigen Weg zu finden, die einen Kompromiss eingehen, um in Ruhe und Frieden zu leben, die aber auch wegsehen. Dann gibt es aber auch diejenigen, die etwas verändern wollen und dabei verschiedene Wege gehen. Mir gefiel es sehr gut, die unterschiedlichen Ansätze zu lesen und mir meine eigenen Gedanken dazu zu machen, welchen Weg ich wohl wählen würde. Mich hat J.K. Bloom mit ihrem System auf jeden Fall sehr fasziniert. Dabei verschweigt sie auch nicht die Schrecken, die ein solches Vorgehen mit sich bringt. Ihre Protagonisten haben es dadurch nicht leicht, aber für mich machte es das Buch nur „glaubwürdiger“ und ich mag es auch nicht, wenn in einer Dystopie alles verharmlost wird.
Deshalb fand ich es auch richtig gut, dass die Autorin das Thema Therapie in ihr Buch mit eingebaut hat. Die Protagonistin erlebt schreckliche Dinge. Diese gehen natürlich nicht spurlos an ihr vorüber, aber solche Erlebnisse kann man einfach nicht alleine verarbeiten, dafür braucht man Hilfe und genau diese bekommt Leaf. Und das auch über einen längeren Zeitraum und erst nach und nach findet sie zurück ins Leben und kann daran wieder halbwegs normal teilnehmen. Sehr authentisch und ich finde es großartig, dass J.K. Bloom, das wie selbstverständlich in ihre Geschichte eingebaut hat. So zeigt sie, dass es etwas ganz Natürliches ist, sich Hilfe zu holen, eine sehr wichtige und wertvolle Botschaft.
Auch das übliche Familiensystem wirft die Autorin erst einmal komplett über den Haufen. Da gibt es die Adoptivmutter, das Kind und die leibliche Mutter dient als Tante. Das funktioniert wirklich gut für alle Beteiligten und ich fand es schön, dass es einmal nicht das übliche Vater-Mutter-Kind war. Leider bleibt J.K. Bloom diesem neuen Familienbild jedoch nicht bis zum Ende treu, was einen kleinen Wermutstropfen bei mir hinterließ.
Zur Mitte des Buches ließ meine anfängliche Euphorie jedoch leider etwas nach. Zwar fand ich die Suche nach Antworten sehr interessant und war wirklich neugierig darauf, was tatsächlich hinter den Produkten steckt, doch die Geschichte konnte mich leider nicht überzeugen. Mir persönlich war der Hintergrund nicht „rund“ genug. Es wirkte auf mich zu eindimensional und wollte für mich nicht so recht zu der Welt passen, die ich anfangs kennengelernt habe.
Außerdem hat die Autorin ein paar Ereignisse eingebaut, die für mich aus heiterem Himmel kamen und mir „zu viel“ waren. (Leider kann ich nicht näher darauf eingehen, ohne zu spoilern.) Je näher ich dem Ende kam, desto erzwungener kam mir alles vor. Vieles lief mir zu glatt und auch für das Ende hätte ich mir persönlich, nach dieser tollen Idee, einfach etwas anderes gewünscht.
Fazit:
Ich liebe Dystopien und J.K. Bloom hat mich mit ihrer Idee auch richtig begeistert. Menschen, die künstlich erschaffen werden, aber keinerlei Rechte haben, das kann nur zu einem schrecklichen Szenario führen, das die Autorin auch glaubhaft und ohne Rücksicht geschildert hat. Leider hielt meine anfängliche Begeisterung nicht komplett bis zum Ende, denn das Buch bekam eine Richtung, die für mich nicht so richtig passte und vieles lief mir zu „glatt“. Es gab Überraschungen, die in meinen Augen zu erzwungen waren und das Ende ZU perfekt machten. Deshalb konnte mich diese Dystopien leider nicht ganz überzeugen.
Von mir bekommt das Buch 4 Punkte von 5.