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Veröffentlicht am 09.08.2023

Kommt erst im letzten Drittel in Fahrt

Melody
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Mein erstes Buch von Martin Suter...ist es zu glauben. Worum geht es?
Tom Elmer ist ein arbeitsloser Anwalt, der dringend einen Job benötigt, nachdem sein Vater gestorben und damit sein Geldhahn abgedreht ...

Mein erstes Buch von Martin Suter...ist es zu glauben. Worum geht es?
Tom Elmer ist ein arbeitsloser Anwalt, der dringend einen Job benötigt, nachdem sein Vater gestorben und damit sein Geldhahn abgedreht wurde. Da entdeckt er ein ungewöhnliches Angebot. Alt-Nationalrat Dr. Peter Stotz ist schwer krank und sucht jemand mit juristischen Kenntnissen, der seinen umfangreichen Nachlass ordnen und in eine präsente Form bringen soll. Tom willigt ein und unterschreibt einen Vertrag, der ihn für ein Jahr verpflichtet. Solange er für Stotz arbeitet, kann er in seiner Villa am Zürichberg zu wohnen. Zusätzlich erhält er ein ansehnliches Gehalt.
Schon ab dem ersten Tag wird bei Kamingesprächen und diversen Weinen und Spirituosen geplaudert. Immer wieder kommt dabei die Sprache auf Melody, die ehemalige Verlobte von Peter Stotz, die kurz vor der Hochzeit verschwunden ist. Unzählige Portraits der jungen Frau füllen die Villa, denn Stotz kann seine große Liebe nicht vergessen. Nach und nach erzählt er Tom, wie er Melody kennen und lieben gelernt hat, von den muslimischen Eltern, die ihn abgelehnt haben. Bis heute kommt er über den Verlust nicht hinweg. Doch erzählt Peter auch die ganze Wahrheit?

Der Anfang gestaltet sich beim Lesen leider etwas zäh. Es dauert bis der Roman Fahrt aufnimmt, doch danach wird die Story richtig interessant. Es wird sehr viel gegessen und getrunken. Mariella, die italienischstämmige Haushälterin, tischt gut und üppig auf und bei dem einen oder andern Glaserl Wein oder Aperitif erzählt Doktor Stotz aus seiner Vergangenheit.
Suter serviert die Geschichte um Melody nur häppchenweise und so erfährt der Leser immer nur genauso viel, wie Tom und Laura, die Großnichte von Peter Stotz. Doch mit der Zeit kommen nicht nur mir Zweifel, ob Stotz die Wahrheit spricht, sondern auch unserem jungen Anwalt. Dieser versucht neben seiner Arbeit um den Nachlass von Peter Stotz mehr über Melody herauszufinden...

Das etwas angestaubte Ambiente, welches nicht wirklich dem heutigen Zeitgeist entspricht, erinnert mit der Zeit immer mehr an diverse britische Krimis, obwohl der Krimianteil sehr gering ist. Das Mysterium um Melody hält die Geschichte am Laufen und hat mich schlussendlich ans Buch gefesselt, denn ich wollte unbedingt wissen, was mit der jungen Frau passiert ist.
Ein absolut gelungener Twist im letzten Drittel dreht die Handlung komplett um und bringt endlich mehr Spannung in den Roman. Ab diesen Zeitpunkt habe ich das Buch in einem Rutsch fertig lesen müssen.

Der Schreibstil von Martin Suter ist atmophärisch, aber ruhig. Die Dialoge haben oftmals auch einige humorvolle Spitzen. Der wirklich starke Alkoholkonsum hat mir allerdings nicht gefallen.
Die Charaktere sind sehr lebendig gezeichnet und das Ambiente wird sehr bildhaft geschildert. Als Leser sitzt man mitten im Zimmer und hört den Geschichten des alten Nationalrates gebannt zu. Aber auch einige der handelnden Personen kommen zu Wort und erzählen aus ihrer Sicht. Die Story ist eher ruhig und nimmt erst im letzten Drittel richtig Fahrt auf.

Fazit:
"Melody" hat mich überrascht. Es dauert zwar einige Zeit, bis die atmosphärisch erzählte Geschichte Fahrt aufnimmt, aber dann muss man wissen, was es mit der titelgebenden Melody auf sich hat. Nach dem Zuschlagen hat man genug zum Nachdenken über die Auslegung von Wahrheiten...

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Veröffentlicht am 16.07.2023

Die Nerdy Formel

Liebe ist eine komplizierte Phase
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Die ist mein erster Roman bzw. meine erste RomCom, die ich zum Thema MINT Setting lese. Was ist MINT denn?
Das habe ich mich auch gefragt, nachdem ich schon die Hälfte des Romans gelesen hatte und diese ...

Die ist mein erster Roman bzw. meine erste RomCom, die ich zum Thema MINT Setting lese. Was ist MINT denn?
Das habe ich mich auch gefragt, nachdem ich schon die Hälfte des Romans gelesen hatte und diese Abkürzung immer wieder bei den Rezensionen oder Leseabschnitten fiel. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Wusstet ihr das?

Noch immer sind Männer in diesen Berufen oder Fächern vorherrschend. Mit Charlie lernen wir eine junge Frau kennen, die in diesem Bereich glänzt. Sie ist ein Nerd, wie er im Buche steht. Charlie arbeitet gerade an ihrer feministischen KI, die sie liebevoll Emily nennt. Die Doktorarbeit steht bei ihr an erster Stelle, obwohl sie an der Uni von ihrer betreuenden Professorin und den männlichen Studienkollegen belächelt wird. Auch privat fühlt sie sich unverstanden. In der Beziehung zu ihrem langjährigen Freund David scheint die Luft raus zu sein. David sitzt die meiste Zeit vor seiner Spielkonsole oder trifft sich mit Freunden am Fußballplatz. Ihre Freundin Maxi ist hingegen immer für sie da, obwohl Charlie auch privat fast immer an Fehlercodes und die Arbeit an ihrer KI denkt. Das führt auch bei ihrer Familie immer wieder zu Irritationen, die sichtlich stolz auf die baldige Hochzeit ihrer jüngeren Tochter Sarina sind, die einen erfolgreichen Unternehmer heiratet. Als Charlie von der Verlobung ihrer Schwester mit Jan-Philipp erfährt, merkt sie, dass sie nach zwölf Jahren Beziehung vielleicht doch ganz gerne heiraten würde. Für sie und David war immer klar, dass eine Hochzeit nicht in Frage kommt. Nun wurmt es sie jedoch, dass David eigentlich nie das Wort Hochzeit in dem Mund genommen hat. Charlie ist jedoch niemand, der seine Gefühle in Worten offenbaren kann und sich auch mit zwischenmenschlichen Beziehungen sehr schwer tut. Als sie eines Tages Nate kennenlernt, gerät ihr bisheriges Leben aus den Fugen...

Nach der Hype um Ali Hazelwoods "Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe" erscheinen nun einige Geschichten um junge Frauen im MINT Bereich - und ich finde es gut so. Endlich kann man auch über Frauen in naturwissenschaftlichen Berufen lesen. Ich mochte auch "Eine Frage der Chemie" sehr gern und war deswegen auf diesen Roman von Marilena Sommer gespannt.

Charlie ist eine liebenswürdige Protagonistin, auch wenn ich selbst absolut keine Gemeinsamkeiten mit ihr habe. Sie lebt für Zahlen, Codes und Formeln und analysiert alles auf ihre eigene Weise. Für mich war Mathe und Physik ein Horror und ich verstehe auch heute nur Bahnhof. Hingegen habe ich Sprachen und alles Kreative geliebt. Ihren Enthusiasmus für eine Sache kann ich hingegen sehr gut verstehen und Unverständnis von der eigenen Familie ebenfalls. David, der Charlie liebevoll Nerdy nennt, scheint sich in letzter Zeit immer mehr von ihr zu distanzieren - da kommt Nate, der charmante Chef von David, gerade rechtzeitig...oder doch nicht?

Die Autorin hat nach etwa dem ersten Drittel der Geschichte einen Twist eingebaut, den ich nicht erwartet habe. Zuerst hat er mich irritiert, doch dann fand ich ihn ganz gut. Trotzdem hat er die Handlung etwas "zerissen".
Auch Davids und Sarinas Wandlung ging mir leider etwas zu schnell und fand ich zu konstruiert. Charlies plötzliche Erkenntnis bei der Firmenfeier konnte mich ebenfalls nicht ganz überzeugen.

Der Schreibstil ist lebendig und locker. Während ich Charlie - trotz null Gemeinsankeiten - als Figur mochte und sie für mich greifbar war, waren es weder David, noch Nate. Beide blieben mir zu farblos.

Trotzdem habe ich den Roman sehr gerne gelesen. Er ist humorvoll und abwechslungsreich. Gerne sehe ich mich noch weiter in diesem speziellen Genre um...

Fazit:
Eine nette RomCom, die mich gut unterhalten hat, aber noch ein paar Schwächen aufweist. Ich vergebe 3 1/2 Sterne und runde bei anderen Portalen gerne auf 4 Sterne auf.

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Veröffentlicht am 24.06.2023

Unaufgeregt

Das Café ohne Namen
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"Das Café ohne Namen" ist mein erster Roman von Robert Seethaler. Seit Ewigkeiten will ich ein Buch von ihm lesen, wobei "Der Trafikant" ganz oben auf meiner Wunschliste steht. Deswegen habe ich jetzt ...

"Das Café ohne Namen" ist mein erster Roman von Robert Seethaler. Seit Ewigkeiten will ich ein Buch von ihm lesen, wobei "Der Trafikant" ganz oben auf meiner Wunschliste steht. Deswegen habe ich jetzt in der Bücherei bei seinem neuen Roman gleich zugegriffen. Alles rund um Kaffee und Café interessiert mich. Außerdem spielt es in Wien und startet in meinem Geburtstjahr.

Die stimmungsvolle Erzählung führt uns ins Jahr 1966 in die Leopoldstadt nach Wien. Robert Simon lebt zur Untermiete bei einer Kriegswitwe. Der 31jährige Mann ist selbst Waise und arbeitet als Gelegenheitsarbeiter. Er ist fleißig und packt überall mit an. Seit Jahren träumt er von einem eigenen kleinen Café. Als eine Gastwirtschaft unweit des Karmelitermarktes leer steht, ergreift er die Chance und erfüllt sich seinen langgehegten Traum. Er eröffnet sein eigenes Café. Das Angebot ist überschaubar, aber bald hat er seine Stammkundschaft aus dem Grätzl: Handwerker, Schichtarbeiter und Markthändler. Nur ein passender Name will ihn partout nicht einfallen. Bald braucht Robert Hilfe. Als die arbeitslose Näherin Mila ohnmächtig vor seiner Tür zusammenbricht, bekommt er eine tüchtige und zuverlässige Mitarbeiterin.

Robert Seethaler wirft einen liebevollen Blick auf die damalige Zeit und haucht seinen Figuren Leben ein. Sie kommen aus demselben Viertel und sind Arbeiter.
Mila, seine Mitarbeiterin, verliebt sich in René, einem gutmütigen, aber unzuverlässigen Ringer vom Heumarkt, der Sympathien für den Kommunismus hegt. Roberts Nachbar, Fleischermeister Johannes Berg, der seine immer größer werdende Familie kaum mehr ernähren kann und außerdem seinen demenzkranken Vater bei sich hat, blieb mir neben den Hauptprotagonisten noch am meisten im Gedächtnis. Mehr Eindrücke konnte ich jedoch trotzdem nicht von ihm gewinnen. Manche Figuren betreten nur kurz die Szenerie und lassen den Leser etwas ratlos zurück, wie die Jugoslawin Jascha, die Simon kurz den Kopf verdreht.

Der Roman ist ruhig und liefert eher Momentaufnahmen und Episoden aus dem Leben kleiner Leute. Es ist eine Art Milieustudie, die das harte Leben der Menschen zu dieser Zeit, ihre Sorgen und Nöte einfängt. Es sind alltägliche, wenig spektakuläre Schicksale, die der Autor mit uns Leser:innen teilt.
Der Schreibstil ist jedoch bildhaft und stimmungsvoll. Man fühlt sich während des Lesens als Beobachter oder als Gast in Roberts "Café ohne Namen". Den damalige Zeitgeist hat der Autor perfekt eingefangen - und doch war es mir etwas zu wenig.

Fazit:
Robert Seethaler hat ein stimmungsvolles Portrait dieser Zeit geschaffen. Leider blieb mir der Roman trotzdem zu sehr an der Oberfläche, wie auch die Figuren. Am Ende erhält man eine Geschichte, die mir nicht wirklich langne im Gedächtnis bleiben wird, was sehr schade ist.

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Veröffentlicht am 19.06.2023

Eine Hommage an die Küche

Wiener Melange für zwei
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Auf diesen Roman von Nadine Fauland hab ich mich sehr gefreut. Inhaltsangabe und das schöne Cover mit den Kaffeetassen haben mich sehr angsprochen. Als "Coffeeholic" und Österreicherin empfand ich "Wiener ...

Auf diesen Roman von Nadine Fauland hab ich mich sehr gefreut. Inhaltsangabe und das schöne Cover mit den Kaffeetassen haben mich sehr angsprochen. Als "Coffeeholic" und Österreicherin empfand ich "Wiener Melange für zwei" als perfekte Lektüre. So ganz wurde sie es leider dann doch nicht...

Lissy betreibt in Wien einen Lieferservice der besonderen Art. Sie kocht nach dem Gefühlen der Gäste, die sich per Mail an den "Pizzakummerkasten" wenden. Zugeschnitten auf die jeweilige Nachricht erhält jeder Kunde sein individuelles Menü. Lissy, ihr Koch Pierre und Lehrling Max geben sich dabei ganz besondere Mühe ihren Gästen mit ihren kulinarischen Genüssen den Kummer zu vertreiben. Doch bei Matthias greift Lissy daneben. Er hinterlässt eine schlechte Bewertung, die Lissy vollkommen aus dem Gleichgewicht bringt. Deshalb versucht sie Matthias, den sie "Mr. Crunch" nennt, etwas Neues zu kochen und bringt ihm ihr neues Menü bis vor die Tür.

Ich hatte anfangs ein paar Probleme in die Geschichte zu kommen. Ich musste mich zuerst an die langen, verschachtelten Sätze, die jedoch mit einem wunderschönen poetischen Schreibstil erzählt werden, gewöhnen. Mit Hunger sollte man diesen Roman auf keinen Fall lesen!
Man bekommt laufend leckere Kreationen vorgesetzt und selbst nachdem man gut gegessen hat, läuft einem bei den bildhaften Beschreibungen das Wasser im Mund zusammen. Obwohl ich selbst nicht wirklich ein Genuss-Esser bin und auch nicht gerne koche, musste ich mich zusammenreißen, nicht den Kühlschrank zu plündern. Ich denke aber auch, dass genau diese Eigenschaften von mir auch dazu beitragen, dass ich für "Wiener Melange für zwei" nur eine durchschnittliche Bewertung geben kann. Hier geht es wirklich fast nur ums Essen....und das ist nicht wirklich meine Thema.
Daneben beschreibt die Autorin unsere wunderschöne Hauptstadt und was vielen vielleicht aufstoßen wird: die Geschichte spielt während der Pandemie und des Lockdown. Mich störte es nicht wirklich.

Lissy ist eine lebensfrohe und humorvolle Person, die ihren Kunden liebevolle Spitznamen gibt. Pierre ist der typisch klischeehafte französische Koch, der mit Genuss und Liebe kocht. Mit Max erlebt man immer wieder lustige Situationen, die den Roman auflockern, genauso wie Lissy's beste Freundinnen Lenka und Angi. Matthias ist hingegen unfreundlich, wirkt unnahbar und knurrig. Er befindet sich zur Zeit in einer schwierigen Lebensphase, in der er nur schlecht Hilfe annehmen kann.
Positiv möchte ich anmerken, dass der Verlag österreichische Wörter nicht eingedeutscht hat. Dies hätte den Wiener Charme nämlich komplett ruiniert. Danke, Bastei Lübbe!

Nochmals betonen muss ich den wunderbaren poetischen Schreibstil und die tollen Metapher, die Nadine Fauland immer wieder einbaut. Dabei greift sie auch ernste Themen auf, die der Süße einen kleinen bitteren Nachgeschmack geben. Die Liebesgeschichte spielt natürlich auch eine größerer Rolle, wobei diese außergewöhnlich ist und sich nicht in die 08/15 Lovestories einreiht. Warum? Das müsst ihr selbst lesen!

Fazit:
Eine Hommage an das Essen und Kochen mit Wiener Charme und einer nicht alltäglichen Liebesgeschichte. Für mich leider nicht das erwartete Highlight, aber eine wunderschön poetische Geschichte, die das Leben trotz Pandemie feiert.

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Veröffentlicht am 16.05.2023

Gelobtes Land?

Polnischer Abgang
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Jarek Sobota und seine Eltern leben im oberschlesischen Dorf Salesche. Nach dem Mauerfall will die Familie auf ins "gelobte Land" Deutschland. Vor acht Jahren ist Jareks Großmutter Agnieszka still und ...

Jarek Sobota und seine Eltern leben im oberschlesischen Dorf Salesche. Nach dem Mauerfall will die Familie auf ins "gelobte Land" Deutschland. Vor acht Jahren ist Jareks Großmutter Agnieszka still und leise in die damalige Bundesrepublik geflohen. Ohne es ihrem Mann oder ihren Söhnen mitzuteilen, war sie eines Tages verschwunden. Getarnt mit einem Touristenvisa und der Einladung der Großmutter fahren die Sobotas mit dem Schlepper Hübner Richtung Grenze. Zuhause wurde alles verschenkt und verkauft.
Im Zwischenlager Unna-Massen leben sie auf engstem Raum mit anderen Flüchtlingen. Dort lernt Jarek Monika kennen, mir der er sich anfreundet.
Vom Aussiedlerlager geht es weiter in Notquartiere und Jarek fragt sich, wann er endlich seine Großmutter Agnieszka treffen wird. Doch das Geheimnis um ihre Flucht halten die Eltern selbst am Weihnachtstag aufrecht...

Die Geschichte spielt 1990 nach dem Fallen des eisernen Vorhangs. In vierzig kurzen Kapiteln erzählt der Autor von der Flucht und der ersten Zeit in Deutschland. Dazu gibt es immer wieder Rückblicke in die nahe Vergangenheit, in die damals sehr unruhige Zeit in Polen. Mariusz Hoffmann wechselt dabei zwischen verschiedenen zeitlichen Ebenen, die nicht wirklich gekenntzeichnet sind. Das hat mich manchmal in meinem Lesefluss gebremst.

Die erste Hälfte hat mir sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist humorvoll. Besonders geschmunzelt habe ich über die Episode mit dem Gartenzwerg. Es gibt jedoch auch einige kritische Töne.
Die Zeit in Polen und die Flucht wurde sehr bildhaft und emotional dargestellt. Ich habe mit Jarek und seinen Eltern an der Grenze mitgezittert und die Anspannung gespürt, war entsetzt von den Auffanglagern, in die sie untergebracht wurden und neugierig auf die verschiedenen Menschen, die sie getroffen haben. Die pfiffige Monika nimmt dabei einen größeren Teil ein. Jarek und seine Familie erkennen bald, dass die Bürokratie in Deutschland eine größere Hürde ist, als sie dachten. Die Behördenwege sind lange und aufreibend, die Aufnahme durch die Bewohner nicht immer herzlich. Ihnen schlagen viele Vorurteile und typische Klischees entgegen. Wir begleiten Jarek und seine Familie in eine ungewisse Zukunft, die nicht ganz so rosig aussieht, wie sie dachten.

Die zweite Hälfte konnte mich hingegen nicht mehr so mitreißen. Die Figuren werden nicht greifbarer und bleiben eher blass. Von den Gefühlen und Ängsten der Eltern hat man kaum etwas erfahren. Einzig Jarek konnte ich durch die Ich-Perspektive besser kennen lernen. Der Aufenthalt in Deutschland war zeitweise auch etwas langatmig. Das Ende bleibt leider auch etwas offen.

Fazit:
Das Buch hat mir in der ersten Hälfte sehr gut gefallen, jedoch fand ich die zweite Hälfte leider nicht mehr so stark. Mir fehlte etwas die Tiefe der Figuren und die emotionale Erzählweise, die bis zur Ausreise vorhanden war. Dennoch finde ich die Thematik - besonders für Jugendliche - sehr interessant und aufschlussreich und empfehle den Roman für diese Altersgruppe gerne weiter.

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