Yesterday, all my troubles seemed so far away...Beatles
Die Kinder von Beauvallon - Der Spiegel-Bestseller nach wahren BegebenheitenBettina Storcks ist einfach die ungekrönte Königin, wenn es darum geht, packende zeitgeschichtliche Romane zu schreiben, die sich mit der dunklen Vergangenheit unseres Landes auseinandersetzen. Mit "Die ...
Bettina Storcks ist einfach die ungekrönte Königin, wenn es darum geht, packende zeitgeschichtliche Romane zu schreiben, die sich mit der dunklen Vergangenheit unseres Landes auseinandersetzen. Mit "Die Kinder von Beauvallon" verwebt sie Gegenwart und Vergangenheit zu einem mehr als spannenden, aufrüttelnden und mitreißenden Roman, der von der ersten Seite an tief unter die Haut geht.
Zwischen Kindheitserinnerungen, Fragen nach dem Verbleib der einstigen Freundin und einer Wand des Schweigens lernen die Leser;innen Agnes kennen, die sich auf eine mehr als aufwühlende Reise begibt. Es ist, als würde die zerrissene Hälfte des Kindheitsfotos bewirken, dass auch ihr ein Stück fehlt...sei es Klarheit, Gewissheit oder Antwort auf die Fragen, die ihr unter den Nägeln brennen.
Ihre Recherche ist auch gleichzeitig das Ergebnis der sehr gelungenen Recherchearbeit von Bettina Storcks, die die Suche nach Lilly zu einer Geschichtsstunde der ganz besonderen Art werden lässt. Die unbeschwerte Kindheit ist abrupt zu Ende, dafür ist die Angst ständiger Begleiter. Zwei Handlungsstränge halten die Spannung hoch und katapultieren die Leser:innen aus dem Hier und Jetzt in die Zeit, als der Zweite Weltkrieg mit all seinen Gräueln und Schrecken getobt hat und furchtlose Widerstandskämpfer:innen der Resistance Kinder vor dem sicheren Tod bewahrt haben. Auch der zweite Erzählstrang in den 1960er Jahren ist sehr authentisch gestaltet, hat sowohl politische als auch gesellschaftliche und musikalisch eingefärbte Hintergründe und zeichnet so ein sehr plastisches Bild der damaligen Zeit.
Agnes hat sich regelrecht in die Suche nach Antworten festgebissen, bleibt beharrlich am Ball und der Erfolg gibt ihr Recht - aber genau das wollen die Bosse im Radiosender unterdrücken, weil eben nicht sein kann, was nicht sein darf. Gewissenskonflikte, Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit und letztendlich das Einlösen eines gegebenen Versprechens machen dieses Buch sehr emotional.
Storcks findet zu jeder Zeit den richtigen Ton für diese sensible Thematik, hat präzise beobachtet und lässt ihre Figuren die richtigen Schlüsse ziehen. Gespenster der Vergangenheit, die bis heute ihr Unwesen treiben, suchen die Überlebenden heim und verursachen tiefe Trauer. Aber Storcks wäre nicht Storcks, wenn sie aus all den tiefen Narben nicht auch noch etwas Positives entstehen ließe: Lilly hört die Textzeilen der Beatles aus Yesterday und beginnt, sich mit sich selbst auszusöhnen, um ohne Hass in die Zukunft blicken zu können.
Ein sehr feinfühliges, sensibles, sowie wort- & bildgewaltiges Buch gegen das Vergessen !