Blieb aus verschiedenen Gründen für mich hinter den Filmen zurück.
Die "Eberhofer"-Krimis von Rita Falk kenne ich bisher nur als Verfilmungen des bayrischen Rundfunks. Da ich bisher alle 8 erschienen Heimatkrimis urkomisch fand, habe ich beschlossen, auch mal in eine ...
Die "Eberhofer"-Krimis von Rita Falk kenne ich bisher nur als Verfilmungen des bayrischen Rundfunks. Da ich bisher alle 8 erschienen Heimatkrimis urkomisch fand, habe ich beschlossen, auch mal in eine der Buchvorlagen reinzulesen und mir dazu Falks neustes Werk "Rehragout-Rendezvous" ausgesucht. Auch wenn ich die Figuren beim Lesen genauso lebendig vor Augen hatte, wie in den Filmen und der zünftige Schreibstil durchaus seinen Charme hat, blieb das Buch aus verschiedenen Gründen für mich leider hinter den Filmen zurück.
Die Gestaltung ist mit dem rot-karierten Hintergrund, dem Hirschgeweih mit der Rose, dem karierten Tischtuch, der Servierschüssel mit Rehragout, zwei Gläsern Rotwein und einer Axt der optische Inbegriff eines Provinzkrimis und passt damit sehr gut zur Geschichte. Gut gefallen hat mir auch das Glossar am Ende des Buches sowie die zusätzlichen Rezepte zu in der Geschichte vorkommenden Leckereien, die auf den letzten Seiten beigefügt sind.
Inhaltlich ist "Rehragout-Rendezvous" jedoch nicht so quirlig, wie das Cover es vermuten lassen würde. Die Handlung dieses elften Bandes ist leider etwas in die Länge gezogen, im Großen und Ganzen vorhersehbar und auch wenig komplex. Der eigentliche Mordfall wird komplett in die zweite Hälfte verströstet und dann auf wenigen Seiten uninspiriert abgefrühstückt, sodass das Buch trotz der kurzen 288 Seiten für mich ein paar Längen hatte. Da der Krimiplot aber in der gesamten Reihe eher nebensächlich ist und die großen und kleinen Konflikte und Eigenheiten der Figuren von Niederkaltenkirchen im Vordergrund stehen, kann man das der Geschichte aber gerne verzeihen. Mit Susis neuem Karriereplan, dem Kochstreik der Eberhofer-Oma, Leopolds in Asien festsitzender Familie und Heiratsdrama bei der Familie Simmler ist trotzdem einiges los.
Rita Falk erzählt mit viel Witz, Charme und Situationskomik vom ländlichen Alltag ihrer Figuren und spart dabei nicht an kuriosen Szenen und der Erwähnung von Fleischkäsesemmeln! Auch wenn mir ihr Schreibstil grundsätzlich gut gefallen hat, empfand ich es zunächst als sehr irritierend, dass Rita Falk auch außerhalb ihrer wörtlichen Rede bayrische Mundart verwendet. Viele Begriffe kannte ich zwar, Unbekannte konnte man im Glossar nachschlagen und insgesamt konnte man sich so auch gut beim Lesen den bayrischen Dialekt der Hauptfigur vorstellen. Ich bin aber immer wieder über "falsch konjugierte" Verben oder umgangssprachliche Formulierungen gestolpert und musste mich daran erstmal gewöhnen.
Auch die Hauptfigur Franz Eberhofer ist gewöhnungsbedürftig. Dass er absolut egoistisch, arbeitsfaul und ein absoluter Macho ist, wusste ich ja schon aus den Filmen. Das gesamte Buch aus seiner Perspektive zu lesen, gab der Handlung und vor allem den Nebenfiguren aber doch eine eher unangenehmen Touch. Durch ihn und die ganzen Hinterwäldler-Nebenfiguren ist mir vor allem eines immer wieder negativ aufgestoßen: der Sexismus, mit dem weibliche Figuren beschrieben werden. Sei es die klassische Arbeitsteilung zuhause oder die Abstempelung der "Verwaltungsschnepfen" als hysterische, missgünstige Zicken, die nicht in der Lage sind, eine Freundschaft zu führen - aus der Feder einer weiblichen Autorin hätte ich da ein bisschen moderneres Frauenbild erwartet. Dass es im Kopf eines bayrischen Dorfpolizisten nicht immer politisch korrekt zugeht, mag zwar sein. Regelmäßige abwertende Beschreibungen von Frauen á la "die Dicke mit der Warze" oder "die Dünne mit den Titten" müssen aber einfach nicht sein.
Die Nebenfiguren sind so herrlich greifbar und überspitzt, dass man beim Lesen sofort ein lebendiges Bild vor Augen hat. Während dem Lesen ist mir an vielen Stellen aufgefallen, wie gut die Filme gecastet sind und wie treffend die DarstellerInnen Rita Falks Figuren umsetzen. Meine absoluten Favorit waren schon immer der Rudi Birkenberger und die Oma. Auch bei den Nebenfiguren sind jedoch viele Klischees verbaut und über die ein oder andere rassistische Darstellungen habe ich ebenfalls die Nase gerümpft. Ich halte also fest, dass mich der Ausflug in die Welt des Provinzkrimis gut unterhalten hat, ich in Zukunft aber wahrscheinlich wieder bei den Filmen bleiben werde. Am 10. August diesen Jahres startet übrigens der Film zu "Rehragout-Rendezvous". Wie die Geschichte auf der Leinwand umgesetzt wurde, interessiert mich natürlich trotz allem wieder sehr!
Fazit:
Mit einem vorhersehbaren, uninspirierten Krimiplot, einigen Längen, der gewöhnungsbedürftigen Hauptfigur und den rassistischen und sexistischen Darstellungen von Nebenfiguren hat mich "Rehragout-Rendezvous" leider ein bisschen enttäuscht. Auch wenn ich die Figuren beim Lesen genauso lebendig vor Augen hatte, wie in den Filmen und der zünftige Schreibstil durchaus seinen Charme hat, blieb das Buch aus verschiedenen Gründen für mich hinter den Filmen zurück.