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Veröffentlicht am 28.08.2023

Man muss viele Muscheln öffnen, um eine Perle zu finden...

Das Haus der Perlen – Schimmern der Hoffnung
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1844 München. Die Perlenohrringe ihrer verstorbenen Mutter sind der größte Schatz der 21-jährigen Marie Thomass, denn sie liebt den Glanz der kleinen runden Juwelen über alles. Als sie der Einladung ihres ...

1844 München. Die Perlenohrringe ihrer verstorbenen Mutter sind der größte Schatz der 21-jährigen Marie Thomass, denn sie liebt den Glanz der kleinen runden Juwelen über alles. Als sie der Einladung ihres Bruders Carl Thomass folgt und nach München reist, wo er als Goldschmiedelehrling beim Juwelier Neustätter arbeitet, kommt sie eher zufällig an eine Anstellung als Schmuckverkäuferin. Diese bringt sie eines Tages auch ins Vogtland zu den Perlenfischern, wo sie sich Hals über Kopf in Moritz Schmerler verliebt, der dort im elterlichen Betrieb als Perlenfischer arbeitet. Da Moritz Marie als Zweitgeborener nichts zu bieten hat, begibt er sich auf Wanderschaft nach Bayern, um bei einem anderen Perlenfischer zu arbeiten, sich so einen eigenen Betrieb zu erarbeiten und in der Nähe von Marie zu sein, während diese in München weiterhin als Verkäuferin tätig ist. Ein Unglück und ein Missverständnis sorgen für die Trennung von Marie und Moritz…
Das Autorenduo hinter dem Pseudonym Charlotte Jacobi hat mit „Schimmern der Hoffnung“ den Auftakt für ihre Haus-der-Perlen-Trilogie vorgelegt, die nicht nur die Entstehung und den Werdegang des Münchner Traditionsjuweliers Carl Thomas am Marienplatz erzählt, das heute noch existiert, sondern den Leser mit viel Hintergrundwissen vor allem über Perlenschmuck zu unterhalten weiß. Der flüssig-leichte und bildhafte Erzählstil lässt den Leser schnell gedanklich ins 19. Jahrhundert reisen, wo er sich an die Seite der jungen Marie Thomass heftet und ihr Schicksal hautnah miterlebt. Marie liebt den Zauber von Schmuck und vor allem Perlen, so dass die Arbeit als Schmuckverkäuferin für sie ein absoluter Traumberuf ist. Mit ihrer Gabe, jedem Kunden genau das Richtige zu präsentieren, erarbeitet sie sich schon bald einen guten Ruf. Ebenso hat sie wunderbare Ideen für Maßanfertigungen des königlichen Hofes, vorerst glänzt damit ein Mitglied der Juweliersfamilie. Marie saugt alles auf, was die Schmuckherstellung und das Entstehen der Perlen betrifft. Dabei hilft ihr Moritz Schmerler sehr, in den sie sich sofort verliebt. Während die Autoren dem Leser die schwierige Perlenfischerei näher bringen, schaffen sie ein farbenfrohes Bild der Landschaften und Örtlichkeiten, so dass der Leser das Gefühl hat, vor Ort zu sein. Gesellschaftliche Normen werden innerhalb der Handlung zwar nur gestreift, sind jedoch aussagekräftig genug, um die damaligen Sitten und Gebräuche zu erfassen.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und in Szene gesetzt. Authentische menschliche Eigenschaften verleihen ihnen etwas Lebendiges, so dass der Leser sich ihnen gern an die Fersen heftet. Marie Thomass ist eine offene und ehrliche junge Frau, der schnell die Sympathien zufliegen. Sie durfte ihre Leidenschaft zum Beruf machen und liebt es, edle Schmuckstücke an den Kunden zu bringen. Ihre herzliche, liebevolle Art lässt sie schnell Freunde gewinnen. Moritz Schmerler ist ein herzensguter Kerl, der seine Arbeit als Perlenfischer liebt und dessen Erfahrung allseits geschätzt wird. Er ist hilfsbereit und unterstützt jeden, der seine Hilfe benötigt. Simon Neustätter, der Neffe des Juweliers ist ein strebsamer Mann, der sich allerdings mit fremden Federn schmückt und zuweilen aufdringlich und arrogant daher kommt. Carl Thomass, Maries Bruder, ist ein eher ruhiger Zeitgenosse. Luise Neustätter ist eine patente Frau, die ein großes Herz hat. Aber auch die weiteren Protagonisten machen die Handlung lebhaft und interessant.
„Schimmern der Hoffnung“ ist nicht nur ein gelungener Einstand in eine große Familiensaga, sondern erzählt neben einer Geschichte von Liebe und Freundschaft auch die Entstehung eines alteingesessenen Münchner Juweliergeschäfts. Unterhaltsame Lesestunden mit verdienter Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 23.07.2023

Eine Schwester ist sowohl dein Spiegel – als auch dein Gegenstück.

Seeglasschwestern
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Lisa Wingate vereint in ihrem Buch „Seeglasschwestern“ drei unterhaltsame Kurzgeschichten, die jede eine Verbindung zu Hattaras Island haben, eine Beziehung unter Geschwistern unter die Lupe nehmen und ...

Lisa Wingate vereint in ihrem Buch „Seeglasschwestern“ drei unterhaltsame Kurzgeschichten, die jede eine Verbindung zu Hattaras Island haben, eine Beziehung unter Geschwistern unter die Lupe nehmen und in sich abgeschlossen sind.
In den „Seeglasschwestern“ versucht ElisabethGallagher gemeinsam mit ihrer Mutter, ihre Tante Sandy zurück nach Michigan zu holen. Ein Hurricane, der sich Hatteras Islands nähert, torpediert das geplante Vorhaben und die drei Frauen haben viel Zeit zum Reden und zum Wiederannähern. Vor allem aber hilft die Zeit während des Sturms Elizabeth, nach einer beruflichen Pechsträhne wieder nach vorn sieht.
Zwei zerstrittene Schwestern treffen in „Die Gezeitenschwestern“ nach langer Zeit wieder aufeinander. Tandi Reese, steht kurz vor ihrer Hochzeit, als ihr eine Anklage wegen Betrugs in Haus flattert, hinter der ihre ältere durchtriebene, egoistische Schwester Gina steckt. Als Tandi das herausfindet, stellt sie sich Gina mutig entgegen, gewinnt an Selbstbewusstsein und vor allem findet sie noch einiges aus ihrer Vergangenheit heraus. Ihrer Ehe mit Paul steht nun nichts mehr im Wege.
„Die Sandburgschwester“ handelt von Jen, die gerade einen Heiratsantrag von ihrem Freund Evan bekommen hat und aufgrund ihrer negativen Erfahrungen mit ihren Eltern innerhalb einer Sekte in der Vergangenheit nicht weiß, was sie tun soll. Deshalb reist sie mit ihrer kleinen Schwester Lily auf die Insel und trifft dort auf eine Frau, die sich als ihre Schwester herausstellt.
Der flüssige, bildhafte und gefühlige Erzählstil lässt den Leser kurzzeitig an dem Leben der Protagonisten teilhaben, die alle auf der Suche nach Konfliktlösungen mit ihren engsten Verwandten sind. Die in den einzelnen Geschichten erwähnten Probleme reichen alle bis tief in die Vergangenheit zurück und wurden nie ausdiskutiert, lieber trennte man sich, kehrte unter den Teppich oder mied die Konfrontation. Aufgrund der Kürze der einzelnen Handlungen werden gewichtige Themen nur an der Oberfläche angekratzt und bieten nicht viel Tiefe, gleiches gilt für die Protagonisten. Die schöne Hintergrundkulisse von Hatteras Island wird farbenfroh beschrieben, die Insel ist den Naturgewalten ausgesetzt und spiegelt dabei auch sehr intensiv die Stimmungen einer der drei Geschichten wieder. Der Spannungslevel ist gemächlich angelegt, vielmehr geht es um emotionalen Sprengstoff, den es endlich zu entschärfen gilt. Auch wenn die Autorin nur eine begrenzte Seitenzahl für die jeweilige Geschichte hat, werden die Themen für den Leser zufriedenstellend aufgelöst. Der christliche Aspekt ist unaufdringlich in den einzelnen Handlungen eingearbeitet worden und handelt vom Verzeihen, Vergeben und den Mut zu einem Neuanfang.
„Seeglasschwestern“ vereint drei unterschiedliche Konflikte zwischen Schwestern vor dem Hintergrund der Insel Hatteras Island in North Carolina. Empathisch sowie warmherzig bringt Wingate dem Leser die einzelnen Problemfälle näher, die auf eine Auflösung hinstreben. Kurzweilige, unterhaltsame Lektüre mit verdienter Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 25.06.2023

In den Ruinen der Vergangenheit liegen die Perlen von morgen.

Inselperlen und Meer
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Die 28-jährige Goldschmiedin Matilda hat sich mit ihrem kleinen Ladengeschäft „Perlenzauber und Meer“ einen Traum erfüllt. Mit ihren Ladennachbarinnen Teresa, Amelie, Josy und Liz verbindet sie eine innige ...

Die 28-jährige Goldschmiedin Matilda hat sich mit ihrem kleinen Ladengeschäft „Perlenzauber und Meer“ einen Traum erfüllt. Mit ihren Ladennachbarinnen Teresa, Amelie, Josy und Liz verbindet sie eine innige Freundschaft, und mit ihrem langjährigen Freund Alvaro steuert sich auf die Hochzeit zu. Durch einen Zufall lernt Matilda den Münchner Tom kennen und es gibt sofort eine Verbindung zwischen ihnen. Als Alvaros Mutter stürzt und Pflege braucht, muss sich Matilda nicht nur um ihre zukünftige Schwiegermutter kümmern, mit der sie sich nicht so gut versteht, auch ihre Eltern haben finanzielle Sorgen, die Matilda umtreiben. Während Matilda versucht, alles unter einen Hut zu bekommen, merkt sie, dass Alvaro und sie sich schon längst fremd geworden sind. Und dann steht bei ihrem angebotenen Trauring-Workshop plötzlich Tom mit seiner Verlobten Ines in Matildas Laden, um die eigenen Eheringe zu fertigen…
Anja Saskia Beyer hat mit „Inselperlen und Meer“ den vierten Band ihrer Mallorca-Sehnsucht-Reihe vorgelegt, der mit spanischem Inselflair und einer Liebesgeschichte gut zu unterhalten weiß. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lädt den Leser zu einem Kurztrip auf die spanische Balearen-Insel ein, um dort das Schicksal von Matilda, ihren Eltern und ihren Freunden mitzuverfolgen. Matilda macht sich nicht nur Sorgen um ihre Familie, es plagen sie auch selbst finanzielle Sorgen, weshalb sie immer wieder nach neuen Ideen sucht, um ihren Umsatz anzukurbeln, denn ihre liebevoll gefertigten Einzelstücke sind bei den Touristen beliebt. Ihre langjährige Beziehung zu Alvaro, dem Sohn einer alteingesessenen Glasbläserfamilie, erfüllt Matilda nicht mehr, denn die beiden sind sich fremd geworden. Die geplante Hochzeit verursacht ihr Bauchschmerzen, doch es dauert lange, ehe Matilda sich das selbst eingesteht. Es braucht erst die Begegnung mit Tom, den guten Rat ihrer Freundinnen sowie ein mitgehörtes Telefonat, um Matilda klar zu machen, dass es wichtiger ist, auf sein Herz zu hören und mit alten Gewohnheiten zu brechen. Tom, der in seiner Beziehung zu Ines auch nicht glücklich ist, muss sich dies ebenfalls eingestehen. Die Autorin hat die zwischenmenschlichen Beziehungen ihrer Protagonisten untereinander gut eingefangen, das Band zwischen den Ladenfreundinnen ist eng geknüpft, sie unterstützen sich in allen Lebenslagen. Auch die Landschaftsbeschreibungen sind bildhaft in die Handlung eingeflochten, so dass das Urlaubsgefühl sofort auf den Leser überschwappt.
Die Charaktere sind liebevoll gestaltet und in Szene gesetzt, mit ihren menschlichen Eigenschaften nehmen sie den Leser in ihre Mitte, der sich als Teil von ihnen fühlt. Matilda ist eine ruhige, sensible Frau mit viel Kreativität und Liebe für ihre Goldschmiedearbeit. Sie ist mitfühlend und hilfsbereit, allerdings auch sehr zurückhaltend, wenn es um ihre eigenen Gefühle geht. Sie braucht lange, bis sie endlich Nägel mit Köpfen macht. Alvaro ist der Macho schlechthin, der Matilda nach der Hochzeit am liebsten im Haus festbinden würde. Tom ist ein Mann, dem Unehrlichkeit ein Gräuel ist. Er ist offen, abenteuerlustig, ebenso naturverbunden und sportlich. Amelie, Freddy, Teresa, Josy, Eric, Christoph sowie Matildas Eltern sind Matildas Gerüst, an das sie sich immer klammern kann, wenn sie den Boden unter den Füssen verliert.
„Inselperlen und Meer“ ist ein Roman vor der malerischen Kulisse Mallorcas, der mit einem Mix aus Freundschaft, Liebe, geschäftlichen und privaten Sorgen den Leser unterhält. Und um das Urlaubsfeeling während der Lektüre in die eigenen vier Wände zu holen, unterstützen die im Anhang aufgeführten Rezepte. Allerdings ist die Geschichte sehr vorhersehbar und bietet keinerlei Überraschungen. Leseempfehlung für einen Tag am Strand!

Veröffentlicht am 18.06.2023

Schicksal ist, wenn sich zwei Menschen finden, die sich nie gesucht haben.

Here With Me
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Nach einem schicksalhaften Einsatz, bei dem sie schwer verletzt wurde, hat Robyn ihre Karriere als Polizistin in Boston an den Nagel gehängt. In der Fotografie hat sie eine Aufgabe gefunden, aber noch ...

Nach einem schicksalhaften Einsatz, bei dem sie schwer verletzt wurde, hat Robyn ihre Karriere als Polizistin in Boston an den Nagel gehängt. In der Fotografie hat sie eine Aufgabe gefunden, aber noch wichtiger ist ihr, endlich den Kontakt zu ihrem Vater Mac aufzunehmen, den sie seit Jahren nicht gesehen hat. Mac arbeitet in Schottland als Sicherheitschef des ehemaligen Hollywoodstars Lachlan Adair, der dort ein exklusives Resort für die Reichen und Schönen leitet. Bei der ersten Begegnung zwischen Robyn und Lachlan ist die Antipathie zwischen ihnen sofort spürbar. Als Mac von einem Unbekannten niedergestochen wird, erfährt Robyn von den mysteriösen Vorfällen in dem Resort, die langsam bedrohliche Ausmaße annehmen. Kurzerhand beschließt Robyn, den Täter zu finden, der sich vor allem Lachlan als Zielscheibe ausgesucht hat. Während Robyn sich auf dem Resort umsieht und nach und nach Kontakt zu allen Besuchern und Familienmitgliedern erhält, kommen sie und Lachlan sich näher. Ob sie gemeinsam den Täter finden werden?
Samantha Young hat mit „Here with me” den ersten Teil ihrer Adair-Dilogie vorgelegt, der nicht nur mit einer spannenden Tätersuche aufwartet, sondern auch mit einer knisternden Liebesgeschichte den Leser zu unterhalten weiß. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser über Perspektivwechsel mal an die Seite von Robyn, mal an die von Lachlan gleiten, um deren Gedanken- und Gefühlswelt sehr genau kennenzulernen. Robyn leidet schon ihr ganzes Leben lang darunter, keinen Kontakt zu ihrem Vater gehabt zu haben. Nun möchte sie die Gründe dafür erfahren, um endlich ihrem Leben eine Zukunft zu geben. Wie Robyn und Mac sich annähern, ist einfach schön zu beobachten, zumal beide sich viel Raum lassen, um ihre Beziehung zu erneuern und zu festigen. Der zu lösende Kriminalfall wurde von der Autorin sehr gut in die Handlung integriert, und da es immer wieder jemand anderen trifft, liegt die Lösung nicht sofort auf der Hand. Durch die Spurensuche lernen Robyn und Lachlan sich besser kennen und müssen schon bald feststellen, dass eine große Anziehungskraft zwischen ihnen besteht. Doch während Robyn viele Zugeständnisse macht, will Lachlan sich einfach nicht festlegen und lässt Robyn immer wieder hängen. Die Autorin lässt den Spannungslevel sowohl in der Beziehung zwischen Robyn und Lachlan als auch bei den Taten in dem Resort immer weiter ansteigen und in einem fulminanten Knall enden. Der Leser folgt Robyn bei der Suche des Täters und kann dabei das Buch kaum aus der Hand legen.
Die Charaktere sind mit glaubwürdigen Ecken und Kanten ausgestattet, so dass sie den Leser mit ihrer Authentizität und Lebendigkeit sofort für sich einnehmen und dieser ihnen nicht mehr von der Seite weicht. Robyn ist nach außen eine sehr toughe Frau, die sich nichts vormachen lässt. Sie ist liebenswürdig, mutig, stur und mit Einfühlungsvermögen gesegnet. Ihre Unsicherheit verbirgt sie vor den Augen anderer, versucht aber, diese endlich zu überwinden. Lachlan wirkt zu Beginn wie ein arroganter Mistkerl, der viel von sich selbst hält. Doch nach und nach kann der Leser hinter die Fassade schauen und findet dort großen Familiensinn und Verantwortungsgefühl, aber auch Angst aufgrund Geschehnisse in der Vergangenheit. Mac ist ein toller Typ, der sich seinen Fehlern stellt, er ist warmherzig und offen. Aber es gibt auch so manch merkwürdige Gestalt, die schnell in den Fokus rückt, ob gerechtfertigt oder nicht.
„Here with me“ ist ein unterhaltsamer Auftakt, der mit Familiengeschichte, Freundschaft, Liebe und einem spannenden Kriminalfall den Leser schöne Lesestunden beschert. Auf den zweiten Band darf man gespannt sein. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 11.06.2023

Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, und das Geheimnis der Freiheit ist der Mut. (Perikles)

Der Freiheit entgegen (Die Gutsherrin-Saga 3)
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1962. Die 18-jährige Fotografin Clara Thorau hat nach einem Konflikt mit der Polizei während der Unruhen in Schwabing genug von München. Gemeinsam mit Freundin Sanni, die keine Lust auf die Arbeit in der ...

1962. Die 18-jährige Fotografin Clara Thorau hat nach einem Konflikt mit der Polizei während der Unruhen in Schwabing genug von München. Gemeinsam mit Freundin Sanni, die keine Lust auf die Arbeit in der Bäckerei ihrer Eltern hat und lieber Schauspielerin werden will, zieht Clara nach Hamburg, um dort einen Neuanfang zu wagen und ihrer Liebe Freddy nahe zu sein. Ein Job als Schreibkraft in einem Verlag bringt sie ihren Träumen, Journalistin zu werden, ein Stückchen näher, was Freddy gar nicht schmeckt. Clara muss schon bald feststellen, dass ihr nicht jeder den Erfolg gönnt und sie gegen Widerstände ankämpfen muss. Währenddessen erhält Sanni die Chance, als Fotomodell zum Star zu werden, während die italienische Zufallsbekanntschaft Maria auf ein eigenes Café hinarbeitet…
Theresia Graw hat mit „Der Freiheit entgegen“ den dritten Band ihrer Gutsherrin-Saga vorgelegt, der sich diesmal ausschließlich um Doras Tochter Clara und deren Freundinnen in den 60er Jahren dreht. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Schreibstil lässt den Leser sofort ins 20. Jahrhundert abdriften, um Clara bei ihrem Start ins Berufsleben mit allen Tücken und Vorurteilen zu beobachten. Kurzweilig lässt die Autorin den Zeitgeist der 60er wieder lebendig werden. Über einen Zeitrahmen von 2 Jahren von 1962 bis 1964 erlebt der Leser nicht nur mit Clara die Schwabinger Unruhen, den Kennedy Besuch, die erste große Liebe, den Umzug nach Hamburg und die ersten Schritte ins Berufsleben. Die gesellschaftlichen Konventionen der damaligen Zeit sind spießig und lassen die jungen Leute ausbrechen, um auf eigenen Beinen zu stehen. Dabei wird es gerade Frauen immer noch sehr schwer gemacht, sich durchzusetzen, auch wenn sie die Leistung bringen. Ihnen werden immer wieder Steine in den Weg gelegt, um sie an ihrer Karriere zu hindern. Die Autorin verbindet historische Fakten und Ereignisse sehr gekonnt mit ihrer Handlung, so dass der Leser das Gefühl bekommt, hautnah dabei zu sein. Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen unter den drei Frauen Clara, Sanni und Marie sind authentisch und gelungen. Allerdings ist der Spannungslevel in diesem Roman auf niedrigem Niveau und zeitweilig plätschert die Handlung vor sich hin. Ebenso fehlt es den Charakteren die Tiefgründigkeit, die die Elterngeneration in den Vorgängerbänden an den Tag legte. Trotzdem fliegen die Seiten nur so dahin und gönnen dem Leser entspannte Leestunden.
Die Charaktere sind gut in Szene gesetzt und nehmen den Leser unter ihre Fittiche, der sie auf ihren Abenteuern begleitet. Clara ist eine Träumerin, naiv und eigensinnig, die sofort die Segel streicht, wenn etwas nicht so passt, wie sie es gern hätte. Erst das harte Arbeitsleben, das sich Durchbeißen und seine Frau stehen machen Clara mutiger und verleihen ihr Stärke. Freundin Sanni ist eine offene Frau, die genau weiß, was sie will und jede Chance ergreift, um ihre Ziele zu erreichen. Sie ist Clara eine gute Freundin, ebenso wie Marie, die eigentlich nur nach Deutschland gekommen ist, um ihren Bruder zu unterstützen, um dann festzustellen, dass sie ganz eigene Lebensvorstellungen hat.
„Der Freiheit entgegen“ ist eine kurzweilige und unterhaltsame Zeitreise in die 60er Jahre, die historische Ereignisse wieder zum Leben erweckt und das damalige Gesellschaftsbild gut wiederspiegelt sowie das Schicksal von drei Freundinnen erzählt. Verdiente Leseempfehlung!