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Veröffentlicht am 25.06.2023

sommerlich-leichte Jugendliebesgeschichte

Sunkissed
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Für Avery und ihre Schwester Lauren ist es nichts Neues mit ihrer Familie in den Sommerferien in ein Resort zu fahren. Dieses Mal ist es allerdings nicht am Strand sondern mitten im Wald, in der Nähe von ...

Für Avery und ihre Schwester Lauren ist es nichts Neues mit ihrer Familie in den Sommerferien in ein Resort zu fahren. Dieses Mal ist es allerdings nicht am Strand sondern mitten im Wald, in der Nähe von einem See. Ziemlich idyllisch und ziemlich frei von Internet. Für Avery eine mittlere Katastrophe. Nicht unbedingt um den Kontakt zur Außenwelt zu halten, sondern viel mehr weil sie an die ganze Musik, die sie in ihren Playlists gespeichert hat, nicht drankommt.
Dafür ist die Ausstattung des Camps sonst eher luxuriös und lässt nicht viele Wünsche übrig. Die Familien haben ihre eigenen, gut eingerichteten Hütten, es gibt viele Möglichkeiten für Aktivitäten, verschiedene Programmpunkte, an denen man teilnehmen kann und sogar eine Band beim Abendessen. Ebendiese Band weckt Averys Aufmerksamkeit und Neugier. Nicht, weil sie so unglaublich spielen, wenn die Leute vertieft in ihre Mahlzeiten sind, sondern eher wegen dem, was sie bei ihren privaten Bandproben spielen und weil ihr Brooks, eines der Bandmitglieder, ins Auge sticht. Doch dem Personal ist es verboten, sich intensiver auf die Gäste einzulassen. Und trotzdem treffen die beiden immer wieder aufeinander und beschließen, sich gegenseitig auf ihren Wegen zu unterstützen.

„Sunkissed“ ist eine sommerlich-leichte, musikgeprägte Jugendliebesgeschichte, die viel Spaß beim Lesen gemacht hat. Insgesamt eher unaufgeregt, über weite Strecken recht ruhig in der Handlung, aber trotzdem schön zu verfolgen, wie Protagonistin Avery ihren Sommer verlebt, was sie Neues probiert und welche Mauern sie niederreißt bzw. überwindet. Es gibt nicht so viele Überraschungen, die Handlung ist recht gradlinig und vorhersehbar, hier und da mal ein kleines Missverständnis oder Minidrama, ein bisschen Versteckspiel, damit nicht rauskommt, dass Avery und ihre Schwester viel beim Personal abhängen, aber ansonsten viel Fokus auf die Figuren, ihre Gedanken und Gefühle.
Besonders viel erfährt man aufgrund der Ich-Perspektive von Avery. Die Siebzehnjähirge steht kurz vor ihrem letzten Highschool-Jahr, da geht es jetzt nicht nur um Spaß im Resort, sondern auch um Zukunftspläne, die noch mal ein wenig ins Wanken zu geraten scheinen. Durch die detaillierten Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt kann man die Protagonistin ziemlich gut einschätzen und ihre Reaktionen nachvollziehen. Avery steht nicht so gern im Mittelpunkt, sie ist nicht so extrovertiert, wie ihre jüngere Schwester Lauren, insgesamt ruhiger und besonnenen. Sie mag es am liebsten, wenn es keine Konflikte gibt und passt ihr Verhalten oft entsprechend an, um keine unliebsamen Situationen heraufzubeschwören. Aber Avery nimmt auch nicht alles einfach hin, ohne dass es ihr etwas ausmachen würde. Manchmal sind es vielleicht nur kleine Auslöser, die sie verletzen oder nachdenklich machen, meistens konnte ich es aber trotzdem verstehen. Avery macht die Dinge allerdings dann lieber erst mal mit sich aus, als drüber zu reden, was es für andere manchmal schwer macht. Im Laufe des Sommers wird sie aber offener und mutiger, sowohl in dem Punkt, aber auch wenn es darum geht, Komfortzonen zu verlassen, Ängste zu überwinden und neue Dinge auszuprobieren. Brooks und sie haben sich zusammengetan, um neue Erfahrungen zu machen, sich gegenseitig zu helfen und zu unterstützen. Verlieben stand ursprünglich nicht auf dem Plan, das gab es dann gratis obendrauf. Im Verlauf des Buches kann man auch bei dem Camp-Musiker dann hinter die Fassade blicken und einige persönliche Dinge erfahren.
Auch wenn hauptsächlich Avery und Brooks im Fokus der Geschichte stehen, bekommt man auch kleine Informationen zu den anderen Charakteren, es werden neue Freundschaften geschlossen und es gab auch ein paar schöne Schwesternmomente, die mir gut gefallen haben. Der Schreibstil ist mitnehmend, leichtgängig und geprägt von den vielfältigen Emotionen, die ebenso in der Luft liegen wie die Musik, die ein großes Thema ist. Immer wieder gibt es auch schöne Dialoge, in denen die eine oder andere tolle Botschaft mitschwingt. Es war schön zu verfolgen, wie Avery ein wenig aus sich herausgeht, wie sie sich mehr traut, zu den Dingen steht, die sie denkt und will, ohne dass sie dabei von einem Tag auf den anderen eine völlig neue Person wird.

Fazit

Eine süße, sommerliche Liebesgeschichte, die mir von der Dynamik und dem Aufbau gut gefallen hat. Auch wenn die Geschichte eher ruhig und unaufgeregt daherkommt, fühlte ich mich gut mitgenommen und habe mich in dem idyllischen Setting im Camp wohlgefühlt. Eine große Portion Musik, ein bisschen Mut, eine Spur Neuanfang, ein wenig Herausforderung, eine Prise Ängste überwinden, gepaart mit einer Ladung Freundschaft, Zusammenhalt, Schwesternpower und ganz viel Gefühl.

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Veröffentlicht am 27.05.2023

spannender Dilogieauftakt, komplexe Welt

SOL. Das Spiel der Zehn
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Seitdem sich die Sonnengottheit Sol geopfert hat, finden alle zehn Jahre die Sonnenspiele in Reino del Sol statt, um die Energie der Sonnensteine neu aufzuladen und damit die Welt vor dem Bösen zu schützen. ...

Seitdem sich die Sonnengottheit Sol geopfert hat, finden alle zehn Jahre die Sonnenspiele in Reino del Sol statt, um die Energie der Sonnensteine neu aufzuladen und damit die Welt vor dem Bösen zu schützen. Dabei treten zehn Nachfahren der Gottwesen in verschiedenen Prüfungen gegeneinander an, um herauszufinden, wer als nächster das Licht der Sonne in die einzelnen Städte bringen wird. Es geht allerdings nicht nur um Ruhm und Ehre bei den Herausforderungen. Wer auf dem letzten Platz landet, wird das nächste Opfer für den Schutz der Welt.
Als Teo bei der Auswahlzeremonie als einer der zehn Teilnehmenden für die Spiele ausgesucht wird, kann er es kaum fassen. Als Nachfahre einer Jade Gottheit wurde er nicht auf die Prüfungen vorbereitet und weiß nicht, was ihn erwarten wird. Gemeinsam mit seiner besten Freundin Niya, die auf der Akademie der Golds war, um für die Spiele und das Leben als Heldenhafte ausgebildet zu werden, und Xio, einem stillen Dreizehnjährigen, der ebenso wie Teo nicht weiß, was auf ihn zukommt, versucht Teo so gut wie möglich durch die Prüfungen zu kommen. Seine Strategie ist dabei eine andere, als die der Golds, was ihn immer wieder anecken lässt. Das ist allerdings nicht das größte Problem, das sich auftun wird…

Der Einstieg ins Buch ist mir nicht ganz leicht gefallen. Den Prolog habe ich zwei Mal gelesen, um die Ursprünge der Gottwesen (Golds, Jades, Obsidians) und der göttlichen Nachfahren und was sie ausmacht auch wirklich zu verinnerlichen. Es gibt besonders zu Beginn sehr viele Namen, die man erst mal alle sortieren, auseinanderhalten und miteinander in Verbindung bringen muss. Da wäre eine Übersicht der Gottwesen und ihrer Nachkommen sehr hilfreich gewesen, um zwischendurch noch mal nachzuschauen, wer zu wem gehört und auch wofür sie verantwortlich sind. Mit der Zeit wurde es etwas besser, auch weil der Fokus dann konzentrierter auf die Teilnehmenden der Sonnenspiele war und ich die Charaktere und ihre Herkunft dann auf dem Schirm hatte. Die Welt ist recht komplex, eine Mischung aus modern und altertümlich, interessant gestaltet und ich mochte auch die ganzen unterschiedlichen Fähigkeiten der Gottwesen und Halbgötter, die aus ihrem Zuständigkeitsbereich resultieren. Jede göttliche Familie hat eine Glyphe und einen Ort, der ihnen unterstellt ist. Im Laufe des Buches besucht man verschiedene dieser Orte und lernt damit unterschiedliche Schauplätze kennen, die alle ihre Eigenarten haben. Mit einer Übersichtskarte wäre es auch hier noch leichter gewesen, die Reiseroute der Spiele nachzuvollziehen, aber da die Städte ja nach und nach wechselten, konnte man dem auch so folgen.
Etwas schade fand ich, dass es einige spanische(?) Ausdrücke im Buch gibt, die nicht so richtig erläutert werden. Teilweise gibt es Erklärungen und Übersetzungen, manchmal direkt nach dem Wort, manchmal dann auch im Satz danach, damit klar wird, was gemeint ist. an einige Stellen wurde es jedoch nicht wirklich aufgelöst. Dabei ging es Hauptsächlich um Lebensmittel, was mich nicht so sehr störte, bei anderen Bezeichnungen stört es dann schon mehr den Lesefluss, der grobe Sinn hat sich aber erschlossen.

Es gibt im Buch zahlreiche queere Charaktere, ohne dass das extra thematisiert wird. Zumindest nicht in dem Sinne, dass es ein Problem darstellt. Es gibt zwar eine Stelle, an der das Thema Transsexualität etwas ausführlicher eingebunden ist, eigentlich geht es dabei aber mehr darum, herauszufinden, wer man selbst wirklich ist und wie man sich definiert und nicht so sehr ums queer sein an sich. Ich empfand das als sehr angenehm, weil es eben einfach als normal angesehen wurde. Einige der Figuren waren auch mit dem Neopronomen „sier“ und den dazugehörigen Formen eingebunden. Daran musste ich mich beim Lesen etwas gewöhnen, aber nicht, weil mich nonbinäre Charaktere stören, sondern weil es einfach noch ungewohnt ist. Der Cast ist sehr divers angelegt und auch von den charakterlichen Eigenschaften bieten die Figuren eine große Vielseitigkeit, was es immer wieder abwechslungsreich macht und zusätzlich Potenzial für Auseinandersetzungen bietet.

Der personale Erzähler beschränkt sich innerhalb der Geschichte auf Teo, wodurch man ihn am intensivsten kennenlernt und viel von seinen Gedanken und seiner Entwicklung mitbekommt. Mit im Fokus stehen immer wieder Niya, Xio und auch Aurelio, ein weiterer Gold, den Teo schon seit Kindertagen kennt, zu dem er zwischendurch jedoch den Kontakt verloren hatte.
Die Jades, zu denen Teo gehört, sind viel näher am Volk dran, haben einen guten Kontakt zu den Bewohnern der Stadt und sind von außen betrachtet nicht so abgehoben, wie viele der Golds. Ihre Fähigkeiten sind häufig nützlich, jedoch nicht so spektakulär und mächtig, wie die der Golds. Manchmal hadert Teo ein wenig mit seinem Schicksal und der Ungerechtigkeit, dass er nicht auf die Akademie der Golds gehen durfte. Auf der Akademie werden die Halbgötter sowohl auf die Sonnenspiele als auch auf das Leben als Heldenhafte vorbereitet. Die Golds sollen ihre Fähigkeiten nutzen, um anderen zu helfen, große Aufgaben zu erledigen, Katastrophen abzuwenden, eben alles, was so anfällt und wofür sie nützlich sind. Dafür werden sie vom Volk gefeiert, viel private Zeit bleibt ihnen jedoch oft nicht.
Teo, 17, ist nicht so hochgewachsen und kräftig, wie viele der Golds, für die Menschen, die ihm wichtig sind, würde er durchs Feuer gehen, er wirkt manchmal etwas zerstreut, was aber auch daran liegt, dass ihn die neue Situation immer wieder überfordert und aus dem Konzept bringt. Im Verlauf des Buches muss er auch über sich selbst noch Dinge lernen, Aspekte annehmen und sich damit auseinandersetzen, was daraus resultiert, was ich eine schöne Entwicklung fand. Während der Prüfungen hat er deutlich mehr Skrupel, als andere. Ihm ist es wichtig, dass Niya und Xio ebenfalls gut durchkommen, nicht nur dass er selbst ganz vorn landet.
Niya ist eine interessante Figur, die mich immer wieder zum Schmunzeln brachte. Sie ist eine imposante Erscheinung, groß und muskulös, allerdings oft eher plump, nicht besonders feinfühlig und hat oft auch nicht so das Gespür dafür, wenn Zurückhaltung gut wäre. Sie ist sehr direkt, manchmal etwas verplant, aber irgendwie total liebenswert. Teo und sie sind sehr verschieden, gemeinsam mochte ich sie aber total gern.
Xio ist erst 13, klein, eher unauffällig und ziemlich verunsichert durch die Teilnahme an den Sonnenspielen. Niya und Teo haben es sich zur Aufgabe gemacht, ihn zu beschützen und ihm zu helfen, damit er durch die Herausforderungen kommt.
Aurelio ist einer der Golds, hat starke Fähigkeiten, wirkt oft sehr ernst, unnahbar und ist nicht so leicht zu durchschauen. Von ihm erfährt man im Verlauf dann aber auch noch etwas mehr, wodurch er greifbarer wird. Auch wenn man vielleicht nicht jede Aktion gutheißen will, so konnte ich sein Verhalten doch dann viel besser verstehen.
Rundrum gibt es noch viele weitere Charaktere, einige spielen eine größere Rolle, besonders die anderen Teilnehmenden an den Sonnenspielen, andere bleiben eher im Hintergrund. Für mich waren diese vier aber die, um die es sich hauptsächlich drehte. Es war interessant zu sehen, wie sie sich geschlagen haben und wie sie mit den Resultaten der Prüfungen umgegangen sind.

Nachdem ich mich im Buch und der Welt eingefunden hatte, hat sich die Geschichte flüssig lesen lassen. Es gab ruhigere Phasen mit Gesprächen und Charakterentwicklung, aber auch viele spannende und teilweise turbulentere Momente. Umso weiter man vorankommt, umso fesselnder wird die Handlung dann auch. Ein besonderes Augenmerk lag auf den einzelnen Prüfungen bei den Sonnenspielen. Die Aufgaben waren vielseitig angelegt, die Teilnehmenden mussten sich immer wieder anderen Herausforderungen stellen, für die sie teilweise auch ihre Fähigkeiten gut durchdacht einsetzen mussten. Die Beschreibungen waren hier mitnehmend und detailreich, so dass man sich die Szenen gut vorstellen konnte. Manchmal wurde es ziemlich gefährlich, bei anderen Prüfungen ging es eher um strategisches Denken. Hier konnte man die Charaktere gut kennenlernen und einen Eindruck von ihren Gaben erhalten. Es zeigte auch die Komplexität und den Facettenreichtum innerhalb des Buches schön. Es gab immer wieder Neues zu entdecken und zwischendurch gab es auch ein paar kleine Überraschungen. Andere Entwicklungen waren erwartbarer, aber nicht alles am Handlungsverlauf habe ich kommen sehen. Hier und da gab es kleine Elemente, die mich nicht komplett überzeugt haben, insgesamt wurde ich aber wirklich gut unterhalten. An der einen oder anderen Stelle schwingt auch eine gewisse Gesellschaftskritik mit, was gut in die Geschichte eingeflochten war. Ich bin auf jeden Fall auch gespannt, wie es sich im zweiten Band dann entwickeln wird. Eine Richtung, worum es geht, wird hier auf jeden Fall schon angedeutet und die Ausgangssituation bringt einiges an Potential mit sich.
Fazit

Ein spannender, abwechslungsreicher Dilogieauftakt in einer cool aufgebauten, facettenreichen Welt. Die Fähigkeiten der einzelnen Gottwesen waren sehr vielfältig und wurden auf verschiedene Weise eingebunden, was es immer wieder interessant machte und auch zu kleinen Wendungen führte. Die Kombination aus den zahlreichen diversen Charakteren, Fantasyelementen, Spannung, Freundschaft, aufkeimenden Gefühlen, die aber nicht zu sehr in den Mittelpunkt rückten und den immer wieder neuen Herausforderungen bei den Prüfungen hat mir gut gefallen. Durch den Teaser auf Band zwei bin ich auf jeden Fall neugierig geworden.

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Veröffentlicht am 23.05.2023

unheimliche Atmosphäre in den Bergen

Wolfskinder
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Jakobsleiter ist ein einsamer Ort in den Bergen, der von den Stadtmenschen kritisch beäugt wird. Die Leute, die dort in völliger Abgeschiedenheit der modernen Welt leben, werden als seltsam und sonderbar ...

Jakobsleiter ist ein einsamer Ort in den Bergen, der von den Stadtmenschen kritisch beäugt wird. Die Leute, die dort in völliger Abgeschiedenheit der modernen Welt leben, werden als seltsam und sonderbar empfunden. Man geht ihnen aus dem Weg, soweit man kann. So gut wie niemand verirrt sich so weit hoch in die Berge, um sich Jakobsleiter selbst anzuschauen. Und wenn sich die Bewohner der abgelegenen Gemeinde in die Stadt trauen, müssen sie mit schiefen Blicken und Anfeindungen rechnen. Als das Misstrauen gegenüber Jakobsleiter größer wird, wird der Sechzehnjährige Jesse sogar brutal angegriffen. Von seiner Sorge um die verschwundene Rebekka will von den Stadtmenschen auch niemand so richtig etwas wissen. Schließlich ist es kein Wunder, wenn man aus dieser seltsamen Bergregion entfliehen möchte. Allerdings verschwinden in der Gegend immer wieder junge Frauen. Ein Zufall?
Auch Smilla, die aktuell ein Volontariat bei der Zeitung macht, hat ihre Verbindung mit den Bergen, denn vor 10 Jahren verschwand ihre beste Freundin Juli. Sie versucht weiter Spuren zu finden und ungewöhnlichen Ereignissen miteinander zu verknüpfen. Bei ihren Recherchen stößt Smilla dann auch auf etwas, was bisher unter den Teppich gekehrt wurde. Eine bewusste Entscheidung oder ist es in Vergessenheit geraten? Ihre Entdeckung könnte alles ändern und bringt düstere Dinge ans Tageslicht.

Das Buch beginnt mit einem spannenden Prolog, der gleichzeitig einiges an Fragen aufwirft und für eine unheimliche Atmosphäre sorgt. Was es damit auf sich hat, erfährt man dann im Verlauf der Handlung. Und auch wenn man es dann nicht das erste Mal erlebt, verliert es nichts von seinem Schrecken. Es ist jedoch nicht durchweg so furchterregend und bedrohlich. Das Buch lebt eher von einer unterschwelligen Spannung und nicht von blutiger Brutalität. Ich mochte die erzeugte Atmosphäre und auch die Wechsel in der Stimmung. Immer wieder gab es Situationen, die schon ziemlich unheimlich waren und eine Gänsehaut erzeugten. Besonders zum Ende hin wird es dann auch noch mal etwas turbulenter und dramatischer.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Ich-Perspektiven geschildert. Zu Beginn der Kapitel steht der Name der Figur, die man begleiten wird, so dass man sich gut orientieren kann. Zunächst hatte ich befürchtet, dass es vielleicht etwas viel werden könnte, mit den Perspektiven, aber insgesamt mochte ich das Zusammenspiel und den Wechsel zwischen den einzelnen Charakteren sehr gern. Man bekommt einen guten Blick auf die Handlungsstränge, die alle in gewisser Weise miteinander zu tun haben. Am meisten begleitet man den Jugendlichen Jesse und die Neunjährige Edith, die beide in der kleinen Gemeinschaft Jakobsleiter auf dem Berg leben. Darüber hinaus gibt es Passagen mit Rebekka, Mitschülerin und Freundin von Jesse, ebenfalls aus Jakobsleiter, und dem Priester der Dorfgemeinschaft, bei dem schnell klar wird, dass er seine ganz eigenen Absichten verfolgt. Zwischendurch erhält man dann noch Einblicke in das Leben von Smilla, die nicht auf dem Berg wohnt und die eine ganz andere Motivation antreibt, sich mit dem Ort auseinanderzusetzen. Smilla hat in der Handlung einiges vorangetrieben durch ihre hartnäckigen Recherchen, zwischendurch bekommt man jedoch auch das Gefühl, sie könnte sich in dem einen oder anderen Punkt verrennen, nur um ihr Hoffnung aufrechtzuerhalten, Juli nach all den Jahren wiederzufinden.

Der Schreibstil ist flüssig, mitnehmend und atmosphärisch. An die Perspektivwechsel habe ich mich schnell gewöhnt und es war auch immer wieder interessant, die unterschiedlichen Charaktere zu begleiten, weil man neben der allgemeinen Handlung auch von ihren Eigenarten noch was mitbekommt. Besonders faszinierend fand ich Edith. Sie ist noch sehr jung, wirkt etwas verwildert und hat einen außergewöhnlichen Blick auf die Welt, der ohne Zweifel durch ihre Erziehung und ihre Lebensweise geprägt ist. Und obwohl manches wirklich etwas schräg anmutet, gab es auch Gedankengänge von ihr, die ich wirklich sehr beeindruckend fand. Aber auch Jesse habe ich sehr gern begleitet. Obwohl auch er in Jakobsleiter aufgewachsen ist, wirkt er nicht so fernab der Zivilisation wie Edith. Trotzdem gibt es immer wieder Dinge, die er nicht weiß oder nicht kennt, weil es in seiner Berggemeinschaft keine Relevanz hat. Für Jesse ändert sich vieles durch die Offenbarungen, die es im Verlauf gibt. Sein sicherer Hafen wird ziemlich aufgerüttelt, er muss manches verarbeiten und ich konnte gut verstehen, dass er auch nicht alles sofort glauben und begreifen konnte.
Jede Perspektive hat ihre eigenen Schwerpunkte und erzeugt damit auch eine unterschiedliche Stimmung innerhalb der Gesamthandlung. Alles hat jedoch miteinander zu tun und auch Smillas Perspektive vermischt sich immer mehr mit denen der anderen.

Stück für Stück wird die Handlung komplexer und man erhält weitere Puzzleteile, die sich ins Gesamtbild einfügen. Dabei gibt es immer wieder auch Wendungen und kleine Überraschungen, die für eine neue Dynamik innerhalb der Geschichte sorgen. Andere Dinge kündigen sich über die Zeit recht deutlich an und haben mich dann weniger überrascht. So war auch eine der „Enthüllungen“ am Ende nicht mehr wirklich überraschend, obwohl es mit der Verwirrung die darum gestiftet wird, trotzdem gut gemacht war.
Fazit

Ein atmosphärischer, mitnehmender Thriller, der eher durch die unterschwellige Spannung, die Andeutungen und Verflechtungen im Verlauf der Geschichte punktet und nicht so sehr mit Brutalität oder blutigen Szenen. Es gibt aber immer wieder auch Passagen, die Gänsehaut verursachen und eine unheimliche Atmosphäre nachklingen lassen. Besonders durch die neunjährige Edith schwingt auch eine poetische Note mit, wenn es manchmal auch etwas schräg anmuten mag. Nicht alle Offenbarungen kamen überraschend, insgesamt fühlte ich mich aber wirklich gut mitgenommen und unterhalten.

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Veröffentlicht am 24.04.2023

gelungener Auftakt, spannend, turbulent, einige offene Fragen

Warrior of Light 1: Gesandte des Lichts
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Die Geschichte geht mit einem ziemlich mysteriösen Prolog los, der neugierig darauf macht, was da in der Geschichte dann passiert. Komplett einordnen konnte ich die Dinge dann bis zum Ende nicht, man bekommt ...

Die Geschichte geht mit einem ziemlich mysteriösen Prolog los, der neugierig darauf macht, was da in der Geschichte dann passiert. Komplett einordnen konnte ich die Dinge dann bis zum Ende nicht, man bekommt aber das Gefühl, dass da eben noch mehr ist, als man bisher so weiß. Dazu passt dann auch der Epilog, der einen, zusätzlich zu den vorherigen Ereignissen, ziemlich gespannt auf die Fortsetzung aus dem Band gehen lässt. Ich werde also auf jeden Fall weiterlesen, um zu erfahren, wie es mit Miko und den anderen weitergeht.

Im Buch begleitet man Protagonistin Miko aus der Ich-Perspektive, wodurch man sehr detaillierte Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt bekommt, die immer wieder kräftig durcheinandergewirbelt und aufgerüttelt werden. Miko ist eher klein und zierlich, hält sich gern im Hintergrund, sucht nicht die Aufmerksamkeit von anderen und hat eine klare Vorstellung von ihrer Zukunft: sie möchte in den Innendienst, in einen schön ruhigen Bürojob. An der Front kämpfen ist eben einfach nicht ihrs. Obwohl sie keine schlechte Schülerin im Allgemeinen ist, gibt es so einige Fächer, in denen sie einfach so gar nicht aufgepasst hat, weil es sie nicht besonders interessiert oder für ihren selbstgewählten Weg nicht wichtig erschien. Das fällt ihr im Verlauf der Handlung ab und an auf die Füße, aber sie kann mit anderen Dingen punkten, die sie im Gegensatz zu anderen dann weiß. Und sie punktet besonders auch mit ihrem Köpfen, das sie für strategisches Denken einsetzt, immer wieder hinterfragt, beobachtet, kombiniert und Pläne schmiedet, die die anderen ungewöhnlich finden, die aber Sinn ergeben und ihre Schule weiterbringen. Wenn man nicht gnadenlos aufs Gewinnen fokussiert ist, kann man eben ganz anders an Herausforderungen herangehen.
Dass Miko eher eine Außenseiterin war, kam nicht von ungefähr, sie wollte unter dem Radar bleiben und sich lieber von allen fernhalten, als aufzufallen, auch um ihr Geheimnis besser wahren zu können. Einige Monate vor der Abschlussprüfung haben sich dann aber drei ihrer Mitschüler zu ihr gesellt und sind ihr seitdem auch nicht mehr von der Seite gewichen. Ich mochte sie als Truppe echt gern zusammen.
Miko muss entgegen ihrer eigentlichen Art ziemlich über sich hinauswachsen und viel Verantwortung übernehmen. In den Abschlussprüfungen braucht jede Schule eine Anführerin oder einen Anführer, unter anderem für das entgegennehmen und verteilen von Aufgaben. Sie stellt sich der Herausforderung, da ihre Schule sie auswählt – aus gutem Grund, wenn man die Handlung verfolgt. Mutig und aufmerksam geht sie an die neuen Situationen heran, sie nimmt nicht alles hin, sie versucht den Sinn hinter allem zu erfassen und für die, die sie schützen will, die richtigen Entscheidungen zu treffen, möglichst ohne dabei diktatorisch vorzugehen. Miko eckt an verschiedenen Stellen an, auch in Bezug auf die anderen Schulen. Aber nach und nach spürt man dann, dass ein Umdenken einsetzt und die gesamte Dynamik unter den Schülern sich ändert. Dabei schwingen auch immer wieder wirklich tolle Botschaften mit, die manchmal auch nachdenklich machen.
Gut gefallen hat mir auch, dass Miko durchaus auch ihre Schwächen hat und diese auch zeigt, nicht allen, aber eben denen, die ihr nahestehen. Innerlich zerbricht sie teilweise an den Herausforderungen und Ereignissen und es gelingt ihren Freunden nur mit einiger Mühe, sie soweit zusammenzuflicken, dass sie auch am nächsten Tag wieder nach außen hin stark in die Aufgaben geht. Sie ist insgesamt schon eine starke Protagonistin, aber sie ist eben auch erst Siebzehn und hat ihre Eigenarten, Zweifel und Ängste. Zwischendurch brechen ihre Zweifel auch auf eine ziemlich zickig-bockige Art aus ihr heraus. Auch wenn ich sie da als etwas nervig empfand, konnte ich sie trotzdem auch verstehen, weil man in dem Zusammenhang etwas mehr von ihrer Kindheit erfährt und den Dingen, die sie geprägt haben. Miko ist eben nicht die fehlerlose Überfliegerin, das und wie sie es schafft, ihre guten Gedanken auf andere zu übertragen und festgefahrene „Regeln“ aufzubrechen, machte sie mir sympathisch.

Der Einstieg ins Buch war ziemlich turbulent und es schwang gleich eine gewisse Dramatik mit, die wirkte, obwohl man eigentlich noch gar nicht so richtig wusste, wo man ist, was es mit dem Camp und der Abschlussprüfung auf sich hat und wie die Welt funktioniert. Nach und nach bekommt man dann mehr Einblicke zu den verschiedenen Fähigkeiten der Charakteren, zu den Strukturen und dem Grund, wieso sie sich an diesem abgelegenen Ort befinden. Alle Dinge wurden aber noch nicht aufgelöst, vielleicht auch, weil Miko nicht alles weiß, manche Fragezeichen sind für mich daher übrig geblieben. Da es sich um einen Auftakt handelt, finde ich das aber nicht ganz so schlimm, auch wenn man sich beim Lesen halt teilweise fragt, wieso das eine oder andere jetzt so und so ist oder was da noch hinterstehen könnte. Bei manchen Aspekten war ich aber schon etwas irritiert, wieso man es auf diese, teilweise sehr extreme, Weise angeht, also ausgehend von den Charakteren im Buch. Es hätte da sicher andere, einfachere Wege gegeben, die dann aber vermutlich nicht so spannend zu lesen gewesen wären. Und es vermittelte mir zusätzlich den Eindruck, dass es da vielleicht einfach noch deutlich mehr gibt, als man bisher weiß oder ahnt. Dass manches doch anders ist bzw. es mehr gibt, erfährt man am Ende des Buches ja auch in Ansätzen dann schon. Alles jetzt hier etwas kryptisch formuliert, aber ich will nicht spoilern, nur meine Eindrücke beim Lesen etwas offenlegen.
Den Schreibstil der Autorin mag ich, das Buch hat sich zügig und flüssig lesen lassen, es war spannend und immer wieder werden kleine Dinge aufgelöst und offenbart, auch wenn die gesamte Zeit so einige Fragezeichen bleiben. Es wird immer wieder turbulenter und durch die Kämpfe im Rahmen der Abschlussprüfungen teilweise auch ziemlich blutig und aufwühlend. Mir hat die Mischung aus emotionalen Passagen und den actionreicheren gut gefallen. Richtig genial fand ich auch die Aktionen, die Miko und ihre Mitschüler sich dann überlegen, um auf ihre Weise die Abschlussprüfung zu begehen. Innerhalb der Geschichte spielt auch Liebe eine Rolle, die für mich aber nicht so sehr ins Zentrum des Geschehens gerückt ist. Zusammenhalt, und Freundschaft waren für mich da fast präsenter, auch wenn es für Miko schon eine größere Rolle spielt, für wen ihr Herz schlägt, weil die gesamte Lage eben gefährlich ist und keiner so recht weiß, wohin ihr Weg dort führen wird. Sehr faszinierend finde ich die facettenreichen Fähigkeiten (z.B. besondere Stärke, Gestaltwandeln, Illusionen erschaffen), die die Charaktere haben. Das macht es sehr abwechslungsreich und bringt immer wieder neue Hürden mit sich, weil zusätzlich zu den antrainierten Fähigkeiten eben teilweise noch die angeborenen bei der Strategie mit beachtet werden müssen.
Fazit

Ein spannender Auftakt, der neugierig auf den Fortgang der Urban-Fantasy-Geschichte macht. Manches hat mich beim Lesen ein wenig irritiert, weil ich die Aktionen und Aufgaben doch sehr drastisch angelegt fand für die Schüler und man überlegt, wieso das so ist. Es offenbart aber auch, wie kopflos manchmal den gestellten Aufgaben nachgegangen wird, ohne Rücksicht auf Verluste. Außerdem machte es die gesamte Geschichte schon sehr spannend zu lesen und das Umdenken, was zwischendurch einsetzt umso eindrücklicher und intensiver. Eine gelungene Mischung aus übernatürlichen Fähigkeiten, abwechslungsreichen Charakteren, tollen Botschaften, Emotionen und verschiedenen Kämpfen. Ein bisschen Cliffhanger gibt es am Ende dann auch, was meine Neugier auf den nächsten Band noch steigert.

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Veröffentlicht am 24.04.2023

gutes Kindersachbuch, kompliziertes Thema

Wie wir Energie erzeugen
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Wo kommt unser Strom eigentlich her, bevor wir ihn aus der Steckdose bekommen? Wie können wir Energie erzeugen und welche Unterschiede gibt es dabei? Was ist Elektrizität? Mit diesen Fragen beschäftigt ...

Wo kommt unser Strom eigentlich her, bevor wir ihn aus der Steckdose bekommen? Wie können wir Energie erzeugen und welche Unterschiede gibt es dabei? Was ist Elektrizität? Mit diesen Fragen beschäftigt sich dieses Kindersachbuch und versucht dabei auf einfache Weise und mit vielen bunten Illustrationen die Aspekte zu erklären.

Man bekommt in dem Sachbuch einen guten Überblick über die erneuerbaren und nicht erneuerbaren Energiequellen, was sie für Vor- und Nachteile haben, wie die Stromgewinnung funktioniert, was wir tun können, um Strom zu sparen, wie früher Energie gewonnen wurde und solche Dinge.

Ausgeschrieben ist das Sachbuch ab 6 Jahren. Für Sechsjährige finde ich das Buch an einigen Stellen noch etwas kompliziert. Es sind zwar soweit möglich einfache Worte und kurze Sätze genutzt worden, durch die Verwendung von Fachbegriffen und die Komplexität der Vorgänge an sich, bleibt es aber teilweise eben trotzdem kompliziert. Manche Begriffe, wie Vakuum und Helium sind jetzt vermutlich auch nicht gerade im täglichen Gebrauch für Sechsjährige.
Der Zeitstrahl zu Beginn des Buches gibt eine Übersicht, wie sich die Energienutzung entwickelt hat, wann daraus technische Fortschritte resultierten und so weiter, dabei passten manche der Formulierungen nicht so recht bzw. waren etwas unglücklich gewählt.

Die Seiten sind schön und übersichtlich aufgebaut. Sehr farbenfroh, es gibt zahlreiche Schaubilder und Illustrationen, die die schwierigen Vorgänge etwas besser verständlich machen sollen und als Ergänzung zum Text dienen. Wie man auf dem Cover schon sehen kann, bekommt jede Energiequelle Augen, das hätte ich nicht gebraucht, da man in Sachbüchern aus meiner Sicht nicht alles künstlich auf niedlich trimmen muss, ist aber sicher Geschmackssache. Auch hätte man von mir aus gern auf die Portion Humor verzichten können, die scheinbar unbedingt ins Buch musste und bei mir so gar nicht ankam. Es wirkte sehr erzwungen, flach und teilweise auch einfach unpassend.

Fazit
Alles in allem, trotz kleiner Kritikpunkte, ein schön gestaltetes Kindersachbuch, das mit den vielfältigen Schaubildern und möglichst einfacher Sprache die unterschiedlichen Energiequellen erklärt. Kompliziert und komplex ist das Thema aber trotzdem, auch wenn das Erdöl (und alles andere) im Buch Augen bekommen hat, um niedlicher zu wirken.

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