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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.06.2023

Fesselnd bis zur letzten Seite

Die Tote am Fastensee
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Ich habe schon einige Krimis aus der Reihe mit Lena Lorenzen gelesen, die üblicherweise an der Nordsee spielen. Doch diesmal verschlägt es Lena Lorenzen und ihre neue Kollegin Naya Olsen aus dem LKA Kiel ...

Ich habe schon einige Krimis aus der Reihe mit Lena Lorenzen gelesen, die üblicherweise an der Nordsee spielen. Doch diesmal verschlägt es Lena Lorenzen und ihre neue Kollegin Naya Olsen aus dem LKA Kiel nach Fehmarn, das bekanntlich in der Ostsee liegt.

Worum geht’s?

Merle Harmsen, eine Polizistin, die sich gerade im Krankenstand befindet, wird auf Fehmarn erstochen aufgefunden. Ein Motiv für das Verbrechen könnte neben dem geplanten Windpark, von dem auch Merles elterlicher Ferienhof betroffen ist, als auch ihre Ermittlungen zu Korruption innerhalb der eigenen Dienststelle sein. Und was ist dran an den Vorwürfen der sexuellen Belästigung? Davon kann Lena Lorenzen ein Lied singen, denn - wie man aus den Vorgängerfällen weiß, war sie eine Betroffene. Seither gilt sie bei vielen männlichen Kollegen als Nestbeschmutzerin. Dementsprechend mühsam sind die Befragungen.

Als dann ein weiterer Polizist ermordet wird, bekommt der Mord an Merle eine besondere Wende. Es werden mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gefunden. Immer wieder löst sich eine anfangs gut geschmiedet geglaubte Indizienkette mangels echter Beweise auf. Ermittler wie Leser tappen im Dunkeln, bis sich eine überraschende, aber schlüssige Auslösung ergibt.

Meine Meinung:

Dieser Krimi wirft nicht nur den manchmal falsch verstanden Korpsgeist auf, bei Verfehlungen von Kollegen der eigenen Dienststelle um jeden Preis decken zu wollen, sondern auch (wieder einmal) Vorurteile Frauen gegenüber auf sowie rassistische Bemerkungen. Nayla ist gleich zweifach betroffen, stammt doch ihr Großvater aus Grönland und ist ein Betroffener jenes Experimentes der dänischen Regierung, Waisenkinder aus Grönland, durch einen Aufenthalt in Dänemark, zu einer neuen (grönländischen) Elite zu formen. Nayla wird regelmäßig auf ihr grönländisches Aussehen angesprochen. Sie entpuppt sich als tolle Partnerin für Lena.

Anna Johannsen legt zahlreiche Spuren, die in Sackgassen münden und sowohl Ermittler als auch Leser auf den Holzweg führen.

Ein klein bisschen geht mir das hin-und-her Lenas in Privatleben auf die Nerven. Ich verstehe natürlich ihre Bedenken, Beweggründe und auch ihre Liebe zu Job, Mann und Kind. Vielleicht sollten sich Erck und Lena einmal ordentlich zusammensetzen und über ihre Zukunft sprechen. Aber das ist vermutlich Thema des nächsten Krimis.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Krimi, der bis zur letzten Seite spannend bleibt, 5 Sterne.

Veröffentlicht am 26.06.2023

Eine Hommage an eine fast Vergessene

Emmy Noether. Ihr steiniger Weg an die Weltspitze der Mathematik
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Emmy Noether - Ein Leitstern für die theoretische Physik

Lars Jaeger, Autor und Naturwissenschaftler, nimmt sich in diesem Buch einer fast vergessenen Frau an: der brillanten deutschen Mathematikerin ...

Emmy Noether - Ein Leitstern für die theoretische Physik

Lars Jaeger, Autor und Naturwissenschaftler, nimmt sich in diesem Buch einer fast vergessenen Frau an: der brillanten deutschen Mathematikerin Emmy Noether (1882-1935). Sie gilt als Begründerin der Modernen Algebra, ohne die zahlreiche Erkenntnisse in der Physik nicht möglich (gewesen) wären.

Emmy Noether wächst in einer liberal-jüdischen Familie auf und hat, wie Vater Max und Bruder Fritz einen messerscharfen, brillanten mathematischen Verstand. Nach einem Abschluss als Sprachlehrerin nimmt sie mit einer Sondererlaubnis ein Mathematikstudium auf. Lange verwehrt man ihr die Promotion. Sie geht nach Göttingen und arbeitet dort mit den Koryphäen ihrer Zeit. Weil sie eine Frau ist, erhält sie weder Gehalt noch eine akademische Position. Dennoch sind ihre Vorlesungen bestens besucht. Ihre, für die Physik, bahnbrechenden Arbeiten werden von Kollegen und Professoren ohne Nennung ihres Namens und Mitwirkens veröffentlicht.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wird sie der Universität verwiesen. Unbeirrt lehrt sie in ihrer kleinen Dachkammer weiter, muss aber einsehen, dass sie Nazi-Deutschland verlassen muss. Sie überlegt in die Sowjetunion zu emigrieren, nimmt aber dann die Einladung in die USA an und lehrt u.a. in Princeton.

Emmy Noether stirbt wenige Tage nach einer Unterleibsoperation im April 1935 mit nur 53 Jahren.

Meine Meinung:

Das Buch ist eine wissenschaftliche Biografie, vielleicht weil es über den privaten Menschen Emmy Noether wenig bekannt ist. Sie lebt für die Mathematik. Zeit ihres Lebens bleibt ihr die gebotene Anerkennung versagt. Selbst ihre engsten Kollegen mokieren sich in despektierlicher Weise über ihre Lebensweise und ihr Aussehen. Emmy Noether muss, weil ja ihre Arbeit nicht bezahlt wird, von ihrem schmalen Erbe leben. Da sind keine großen Sprünge möglich.

„Als Studentin und junge Mathematikerin wurde sie von ihren männlichen Kollegen nach den Maßstäben der damaligen Zeit beurteilt. Fast ausnahmslos gingen sie bei der Einschätzung ihrer beruflichen Leistungen auf die Tatsache ein, dass es sich bei Emmy Noether um eine Frau handelte - immer mit dem Ergebnis, dass weniger talentierte Mathematiker ihr vorgezogen wurden.“ (S. 166)

Und selbst in ihrer Trauerrede wird sie klein gemacht und ihre wissenschaftliche Arbeit herabgewürdigt.-

Um das Buch wirklich genießen zu können, ist einerseits eine hohe Konzentration und andererseits gewisse Vorbildung in Mathematik und Physik notwendig. Der Autor setzt doch ein wenig mehr als Abiturwissen voraus. Manchmal schweift er von Emmy Noethers Biografie ab, um später nachfolgenden Wissenschaftlern breiten Raum zu geben. Überhaupt liest sich das Buch wie das Who-is-Who der Mathematik und Physik. Von Albert Einstein, Erwin Schrödinger, Max Planck zu Ernst Mach oder den wenigen Mathematikerinnen wie Grete Herrmann (Noethers erste Doktorandin) und Olga Taussky-Todd bis zu Kenjiro Shoda oder Baartel Leendert van der Waerden.

Sehr gut, weil kritisch, sind die Anmerkungen des Autors zu den diskriminierenden Aussagen von Emmy Noethers Zeitgenossen.

Ergänzt wird diese Biografie von zahlreichen Abbildungen, eine Vielzahl von Fußnoten sowie ein ausführliches Quellenverzeichnis und Hinweise auf weiterführende Literatur.

Fazit:

Dieser Hommage an eine zu Unrecht fast vergessene brillante Mathematikerin, ohne deren Kunst zur mathematischen Abstraktion, zahlreiche Erkenntnisse für die Physik und Mathematik nicht möglich gewesen wären, gebe ich gerne 5 Sterne.

Veröffentlicht am 26.06.2023

Fesselnd bis zur letzten Seite

Obsidiangold
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Dieser 12. Fall für Franz Haderlein & Co. spielt nicht nur in Franken, sondern in einem zweiten bedeutsamen Handlungsstrang in Afghanistan.

Worum geht’s?

Zunächst verschwindet eine junge, namenlose Frau ...

Dieser 12. Fall für Franz Haderlein & Co. spielt nicht nur in Franken, sondern in einem zweiten bedeutsamen Handlungsstrang in Afghanistan.

Worum geht’s?

Zunächst verschwindet eine junge, namenlose Frau aus der Klinik im unterfränkischen Ebern, nachdem sie monatelang im Koma gelegen ist. Fast gleichzeitig brennt ein nagelneuer Mähdrescher, in dem sich eine bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte, männliche Leiche befindet. Das Einzige, was sicher ist: Er ist mit Weltkriegsmunition erschossen worden und zur Entsorgung im Mähdrescher abgelegt. Dieser Tote wird nicht der Einzige bleiben. Und auch die Serie der abgefackelten Autos reißt nicht ab.

Während Haderlein & Co. jeder noch so kleinen Spur nachgehen, tauchen die Leser in den zweiten Handlungsstrang nach Afghanistan ab, der einige Zeit vorher spielt.

Wie die beiden Handlungsstränge zusammenhängen, die in einem furiosen Showdown in Franken enden, lest bitte selbst.

Meine Meinung:

Zunächst einmal müssen sich die Leser auf eine Reihe von Toten einstellen, sowohl in Deutschland als auch in Afghanistan. Hier wie dort werden rücksichtslos Ziele verfolgt.

Wie wir es von Helmut Vorndran gewöhnt sind, besticht auch dieser 12. Fall für die Bamberger Ermittler durch schwarzen Humor und die beiden Ermittlerschweine Riemenschneider und Presssack. Wobei Presssack seiner Mutter Riemenschneider beinahe die Show stiehlt.

Neben den üblichen humorigen Einlagen rund um Chef Robert „Fidibus“ Suckfüll, finden sich auch ernste Themen wie die Machenschaften rechtsextremer Gruppen sowie das Leben der Frauen in Afghanistan nach Abzug der diversen Truppen.

Obwohl ich recht bald die beiden Handlungsstränge in meinem Kopf zusammenführen konnte, ist dieser Krimi für mich überaus spannend gewesen, sodass ich ihn kaum aus der Hand legen konnte.

Fazit:

Wer einen fesselnden Krimi lesen will, ist hier genau richtig. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 26.06.2023

allerletzter Tanz auf dem Vulkan

Pompeji oder Die fünf Reden des Jowna
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Der allerletzte Tanz auf dem Vulkan

Autor Eugen Ruge erzählt eine Geschichte von Dekadenz, von Populisten und einem, der mehr erreichen will, als ewig Sklave zu bleiben.

Jowna oder Josse imitiert die ...

Der allerletzte Tanz auf dem Vulkan

Autor Eugen Ruge erzählt eine Geschichte von Dekadenz, von Populisten und einem, der mehr erreichen will, als ewig Sklave zu bleiben.

Jowna oder Josse imitiert die aktuellen Machthaber, lernt verbissen Griechisch und liest Philosophen, um mitreden zu können. Er macht sich die Trägheit der Menschen und deren Kurzzeitgedächtnis zunutze. Er schart zahlreiche Anhänger, unter ihnen hauptsächlich Arbeitslose, Gauner und andere Erfolglose um sich. Zu Beginn seiner „Karriere“ weist er auf den möglichen Ausbruch des Vulkans hin, was aber niemand hören will. Dann ändert er seine Meinung und ruft die Bürger Pompejis zum Bleiben auf, obwohl er sie zuerst zum Fortgehen überreden wollte.

Obwohl man Ärger über den Verlust so mancher Annehmlichkeit verspürt (die öffentliche Thermen sind aufgrund geborstener Wasserleitungen nicht benutzbar), will man den Kassandra-Rufen des Jowna nicht wirklich folgen. Man müsste da das bequeme Leben schon aufgeben. Aber, wie man weiß ist der Mensch ein Gewohnheitstier und so nehmen nur die wenigsten die Warnungen vor dem Monte Summa, wie man den Gipfel des Vulkans nennt, ernst. Selbst Jowna ist nach seinem 180°-Schwenk nicht bereit, die rechtzeitig zu verlassen. Nur wenige entkommen dem Inferno wie wir wissen.

Meine Meinung:

Dieser historische Roman hat mir sehr gut gefallen, spielt er doch im antiken Pompeji, kurz vor dem Ausbruch des Vesuvs, der die Stadt bekanntlich zerstört hat.

Der Roman ist eine Beschreibung von Sein und Schein, mehr Satire als Berichterstattung. Natürlich werden hier alle möglichen Vorurteile der Zeit ausgewalzt: Die Christen waren’s! Dabei hält uns Autor Eugen Ruge einen blank polierten Spiegel vor Augen. Korruption und politische Agitation, wohin man schaut.

Herrlich sind die Charaktere beschrieben - hier werden alle Klischees bedient! Der populistische Jowna, der lange Zeit Erfolg hat, um letztlich über seine eigenen Füße zu stolpern oder Livia, eine reiche wie intrigante Strippenzieherin, die die Gerüchte um den bevorstehenden Ausbruch des Vulkans ernst nimmt.

Gut gefällt mir, dass Eugen Ruge nicht die Geburt Christi als Zeitrechnung hernimmt, sondern „ab urbe condita“ (also „nach der Gründung der Stadt Rom“) rechnet. Ein bisschen hätte er noch auf den julianischen Kalender achtgeben können und statt 28. Februar die richtigen Kalenden nehmen können, aber das ist Jammern auf allerhöchstem Niveau.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem historischen Roman 5 Sterne.

Veröffentlicht am 12.06.2023

Eine unbedingte Leseempfehlung!

Kriegspropaganda und Medienmanipulation
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"Propaganda wirkt nur so lange, bis man sie als solche entlarvt"

Bücher, wie das vorliegende von Christian Hardinghaus sind absolut notwendig. Denn, wer kann sich der Dauerberieselung von Nachrichten ...

"Propaganda wirkt nur so lange, bis man sie als solche entlarvt"

Bücher, wie das vorliegende von Christian Hardinghaus sind absolut notwendig. Denn, wer kann sich der Dauerberieselung von Nachrichten wirklich entziehen? Wohl niemand. Und wer kann schon eindeutig und von sich aus beurteilen, was von den vielen Informationen, die auf uns einprasseln, Propaganda und Medienmanipulation ist oder nicht? Und wie ist es möglich, diese von sauber recherchierten Aussagen zu unterscheiden?

Dazu braucht es ein Rüstzeug, das uns Autor Christian Hardinghaus mit diesem Buch in die Hand gibt.

In folgenden Kapiteln erhalten wir Werkzeuge, die uns helfen können, Propaganda und ihre Mechanismen zu entlarven:

Propaganda erkennen
Propaganda verstehen
Propaganda entlarven
Kriegspropaganda
Propaganda im Ukrainekrieg
Ukraine-Berichterstattung in deutschen Medien und ein Plädoyer für einen besseren Journalismus

Wenn uns der Autor am Ende des ersten Kapitels (S. 28) rät, die Vielfalt der Medien zu nutzen, ist das natürlich anstrengend, lohnt sich aber, um den Propagandisten und ihren Machenschaften nicht auf den Leim zu gehen. Und, es ist nicht verboten, etwas Neues zu lernen und seine bisherige Meinung zu ändern.

„Alle Medien sind zwar abhängig von Ihrer Gunst,
Sie aber sind unabhängig und dürfen alle Medien zurate ziehen!
Nutzen Sie diesen Vorteil unbedingt aus!“

Als Österreicherin bin ich mit der deutschen Medienlandschaft nicht ganz so vertraut, aber was ich so en passant in den letzten Jahren mitbekommen habe, ist das Wort „Qualität“ aus dem Vokabelschatz der meisten Journalisten gestrichen worden.

Wenn ich auf die österreichischen Medien blicke, wo es einerseits manchen Zeitungen oder Magazinen durch Entzug von Geldern aus der Presseförderung extra schwer gemacht und anderen durch großzügige Inseratenschaltung mehr Geld zugeschossen wird, wird mir ziemlich übel. Diese mehr oder weniger versteckten Subventionen sind nichts anders als gekaufte Berichte, um die Leser in eine bestimmte Richtung zu drängen. Mehr oder weniger nachdrücklich, und wenn dann noch selbst ernannte Experten ihren Senf zu einem vielleicht heiklen Thema abgeben, haben wir die reinste Meinungsmanipulation. Denn, „Sie wissen ja, die Leute glauben gleich alles, nur, weil′s in der Zeitung steht!" (© Reinhard Mey).

Ein wichtiges, wie notwendiges Anliegen ist es, Kindern und Jugendlichen das Wesen der Propaganda und den damit verbundenen Manipulationen zu erklären. Daher führt kein Weg an Vorträgen und Workshops in Schulen vorbei. Doch zuvor muss man noch die Lehrkräfte aufklären, denn die sind ja auch Betroffene und Opfer der immer wiederkehrenden Strategien und Prinzipien der Propaganda.

Christian Hardinghaus klärt über die Mechanismen der Propaganda auf, die nicht nur in Kriegs- oder Krisenzeiten verwendet werden, sondern auch in Friedenszeiten zum Repertoire der Politiker gehören. Manchmal hilft es schon, den Spruch aus dem Römischen Recht „audiatur et altera pars“ (in etwa: „man höre auch die andere Seite/Meinung“) zu beherzigen.

Fazit:

Durch Aufklärung, Bildung und Bücher wie dieses ist es möglich, den Manipulationen entgegenzutreten, denn "Propaganda wirkt nur so lange, bis man sie als solche entlarvt". Gerne gebe ich diesem Buch 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung.