Skurril und jugendlich, aber auch für Erwachsene geeignet
Von Carl Hiaasen habe ich schon das eine oder andere Buch in den Händen gehalten, das sich wunderbar skurril angehört hat. Und Einäugige Echse hat mich in diesem Eindruck nur noch bestätigt. Auf eine ...
Von Carl Hiaasen habe ich schon das eine oder andere Buch in den Händen gehalten, das sich wunderbar skurril angehört hat. Und Einäugige Echse hat mich in diesem Eindruck nur noch bestätigt. Auf eine positive Art.
Die Figuren sind allesamt in gewisser Weise stark überzeichnet, doch gerade das macht ihre Lebendigkeit und ihren Charme aus. Der Autor hat sich besondere Mühe gegeben, jedem Charakter ganz eigene Züge zu verpassen und ihn so individuell wie möglich zu gestalten. Man kann sie sich alle sehr bildlich vorstellen und verfolgt mit Spannung, welche Seiten sie als nächstes enthüllen. Gerade Skink ist unglaublich unberechenbar und herrlich schräg gezeichnet in seinem Ökoterrorismus und seiner scheinbaren Unverwüstlichkeit. In der Hinsicht ist er der perfekte Partner zu dem eher zurückhaltenden und wenig mutigen Richard, der jedoch zu allem entschlossen ist, um seine Cousine zu retten.
Die übrigen Erwachsenen bleiben etwas blass, aber das stört kaum, da ihre Rollen nur wenig zur eigentlichen Handlung beitragen.
Der Schreibstil passt zu dem Ich-Erzähler, denn Richard führt einen selbst durch die Geschichte. Mit jugendlicher Sprache und meist kurzen Sätzen lässt sich der Roman sehr flüssig lesen. Besonders gut gefallen haben mir die vielen Anspielungen und der sarkastische Witz, mit dem so manche Situation kommentiert wird. Ob nun die Technikversessenheit der heutigen Teenager, Skinks übersteigerten Drang, jeden Umweltsünder zur Rechenschaft zu ziehen oder gezielte Bemerkungen zu Florida und seinen Bewohnern, all das brachte mich immer wieder zum Lachen. Gerade weil der Humor nie übertrieben aufgesetzt oder belehrend gewirkt hat.
Was mich jedoch hin und wieder gestört hat, war, dass die eine oder andere Szene nicht sehr realistisch war. Auf der einen Seite verurteilt der Schriftsteller zu Recht, dass Jugendliche einfach mit Wildfremden weglaufen. Auf der anderen Seite tut Richard genau dasselbe. Einzig die Tatsache, dass dies übersteigert und selbstironisch erzählt wird, versöhnt mich etwas. Doch gerade deswegen würde ich das Alter der Zielgruppe eher bei vierzehn statt zwölf ansetzen.
Fazit
Einäugige Echse ist ein skurriler und extrem verrückter Roadtrip für Jugendliche aus der Feder von Carl Hiaasen. Mit beißendem Humor, lebendigen und sehr individuell gezeichneten Charakteren und einer spannenden Handlung konnte der Autor mich schnell von seinem Roman überzeugen.
Leider werden bestimmte Dinge unter den einen Voraussetzungen einfach so leichtfertig hingenommen, unter anderen jedoch strikt abgelehnt, was bei mir ein zwiespältiges Gefühl ausgelöst hat.
Wer richtig unberechenbare Figuren liebt, gutem Sarkasmus und übertriebener Selbstironie viel abgewinnen kann und auch sonst die leicht durchgeknallten Geschichten des Schriftstellers mag, der kommt an diesem Buch absolut nicht vorbei!