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Veröffentlicht am 14.09.2017

Roadtrip to Hell

Vintage
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Ein Buch über Musik und ein Musikinstrument - da musste ich mich einfach für den Roman des französischen Autors Grégoire Hervier bei Lovelybooks bewerben. Ich freue mich sehr, dass ich Glück hatte und ...

Ein Buch über Musik und ein Musikinstrument - da musste ich mich einfach für den Roman des französischen Autors Grégoire Hervier bei Lovelybooks bewerben. Ich freue mich sehr, dass ich Glück hatte und einen wirklich tollen Roman kennenlernen durfte!

Thomas ist Musiker und Journalist und leider in beiden Berufen ziemlich erfolglos. Deshalb arbeitet er noch in einem Musikladen, der sich "Prestige Guitars" nennt und sich auf ganz besonder Gitarrenmodelle spezialisiert hat. Als ein anonymer Anrufer das teuerste Modell des Ladens kaufen möchte, sind Alain, der Inhaber, und Thomas außer sich vor Freude. Jedoch fordert der Käufer eine persönliche Lieferung des Instrumentes direkt in sein Landhaus in Schottland. Die Kosten der Reise werden übernommen. Daraufhin schickt Alain Thomas mit der berühmten Gold top, eine Les Paul aus dem Jahre 1954, los. Der geheimnisvolle Anrufer entpuppt sich als ein Lord, der das ehemalige Anwesen von Jimmy Paige, dem Gitarristen von Led Zeppelin, gekauft hat und dort eine erstaunliche Sammlung an wertvollen alten Gitarren sein Eigen nennt. Nur eine ganz bestimmte Gitarre fehlt ihm: die Gibson Moderne. Diese wurde ihm angeblich gestohlen und nun benötigt er für die Versicherung den Beweis, dass es die Moderne tatsächlich gibt. Doch diese Gitarre ist ein Mythos! Niemand weiß, ob es sie je gegeben hat. Es gibt nur den Beweis, dass Gibson Mitte der 50-iger Jahre einige neue Modelle in einem völlig neuem Design entwerfen wollte. Es entstanden die Entwürfe für völlig neuartige Modelle, wie die Explorer, die Moderne und die Flying V. Da die Serie anfangs nicht angenommen wurde, ist bis heute ungeklärt, ob die Moderne überhaupt je gebaut wurde oder es nur den Entwurf und einige Prototypen dazu gab. Für eine äußerst großzügige Belohnung soll sich Thomas auf die Suche nach Beweisen der Existenz der Gibson Moderne machen. Für ihn beginnt eine spannende und abenteuerliche Reise, die ihn von Schottland in den Süden der USA führt - der Geburtsstätte des Blues.

"Vintage" ist eine Geschichte so ganz anders, als ich sie bis jetzt gelesen habe. Eine Mischung aus Musikgeschichte, Roadmovie und Krimi - absolut kultig erzählt. Als Leser begibt man sich gemeinsam mit Thomas auf die Spuren der Gibson Moderne. Man begegnet einigen merkwüdigen Gestalten und erlebt gefährliche Situationen. Denn wer würde schon von sich aus verraten, dass er ein so wertvolles Instrument tatsächlich besitzt? Schreckt man sogar vor Mord nicht zurück, um sein Geheimnis zu wahren?
Bis Thomas schlussendlich auf den geheimnisvollen Musiker Li Grand Zombie Robertson stößt, dauert es einige Zeit. Doch der unbekannte Musiker hat - wie die berühmte Gitarre - kaum Spuren hinterlassen.

Die Charaktere sind facettenreich und sehr interessant gezeichnet. Neben dem äußerst sympathischen Thomas begegnen wir einigen ziemlich merkwürdigen Figuren, wie dem mysteriösen Auftraggeber Lord Winsley oder dem verschlagenen Elvis-Imitator Bruce. Zur interessantesten Figur wird aber schlussendlich der charismatische und geheimnisvolle Li Grand Zombi Robertson....

Der Autor hat hier Fakten (ob es die Moderne je gab oder nicht, ist bis heute nicht geklärt!) und Fiktion zu einer wahnsinnig tollen Geschichte verwoben, die die Musikszene ab den 50er Jahren widerspiegelt. Die Begeisterung für Musik und Vintage Gitarren, die er seinem Protagonisten in die Wiege gelegt hat, ist von Anfang an und in jeder Zeile spürbar. Sie steckt auch augenblicklich an - bei mir hat es auf jeden Fall funktioniert. Grégoire Havier spielt aber auch mit der grundlegenden Frage, wie weit Leidenschaft und Begeisterung gehen können und wo diese ihre Grenzen haben sollten....

Am Ende legt der Autor noch eine Spur Spannung nach und driftet damit fast ein bisschen ins Unglaubliche bzw. ins Action-Genre ab. Dadurch, dass mich allerdings die Geschichte bis dahin wirklich absolut begeistern konnte, bleibe ich den 5 Sternen, die ich bereits im Gedanken vergeben habe, treu.

Schreibstil:
Begeistern konnte mich auch der Schreibstil des Autors. Er ist nicht nur flüssig und punktet mit humorvollen Passagen, sondern Grégoire Harvier hat in seinem Roman Musikgeschichte mit Literatur verbunden.
Auf allen 400 Seiten erfährt man mehr über die Geschichte des Blues, des Rock und auch des Heavy Metal. Man darf auch ein kleines bisschen in die Welt der Gitarrenbaukunst hineinschnuppern und trotzdem ist das Buch auf keiner Seite langweilig. Die vielen Fachbegriffe wurden so grandios in die Handlung eingebaut, dass man sich auch als Laie auskennt.
Seine Geschichte hat der Autor nicht in Kapitel, sondern in Abschnitte gegliedert, die er Intro, erste, zweite und dritte Strophe, Refrain, Bridge, Solo und Outro genannt hat.

Fazit:
Ein musikalischer Leckerbissen, der auch Nichtmusikinteressierte in den Bann ziehen kann. Vielschichtig, kultig und eine Mischung aus Roadmovie und Krimi; eine Musikgeschichte mit Literatur verbunden. Für Musikfans ein Leseempfehlung und für alle anderen Leser ebenso ;)

Veröffentlicht am 14.09.2017

Eine grandiose Reihe!

Bevor der Morgen dämmert
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*****ACHTUNG, KANN SPOILER ENTHALTEN!****

Auch der dritte Band der Sturmzeiten-Tetralogie schließt nahtlos an den Vorgängerband an.
Die drei Hayes Töchter kämpfen jede für sich im Krieg; Eine im Untergrund ...

*****ACHTUNG, KANN SPOILER ENTHALTEN!****

Auch der dritte Band der Sturmzeiten-Tetralogie schließt nahtlos an den Vorgängerband an.
Die drei Hayes Töchter kämpfen jede für sich im Krieg; Eine im Untergrund auf den Philippinen, eine als Journalistin in Moskau und die Jüngste gegen die Vorurteile im Internierungslager.

In Amerika beginnt nun ebenfalls der Krieg Einfluss auf das Leben der Bevölkerung zu nehmen. Die Lebensmittel werden rationiert und die japanische Bevölkerung wird nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbour interniert. Auch Sam und seine Familie kommen ins Lager und die schwangere Jackie folgt ihm nach, da auch ihr Ungeborenes zur Hälfte japanischer Herkunft ist. Durch die ungerechte Behandlung und die Perspektivlosigkeit beginnt es unter den Gefangenen bald zu brodeln. Es bilden sich unterschiedliche Gruppierungen. Sams Bruder T.J. steckt voller Hass und schließt sich einer radikalen Bewegung an, während die älteren Japaner um ihre Würde fürchten. Ein diskriminierender Fragebogen zur Rekrutierung in die amerikanische Armee lässt schließlich das Blut überkochen....

Blair lebt unterdessen im Untergrund im philippinischen Dschungel. Gemeinsam mit Gary und anderen Untergrundkämpfer versuchen sie zu überleben. Dabei kämpfen sie nicht nur gegen die Japaner, sondern auch gegen Hunger und die Malaria. Blair hat wohl die größte Wandlung durchgemacht und nichts erinnert mehr an die verwöhnte junge Frau, die im Dunstkreis Hollywoods und als Barsängerin völlig in den Tag hinein lebte.

Auch Cameron und Alex müssen ihre Liebe weiterhin geheimhalten. Eine Verbindung zwischen einem Russen und einer Amerikanerin ist nicht möglich und hat keine Zukunft. Als Cameron einmal doch zu unvorsichtig ist, müssen Beide mit den Folgen leben...

Der Glaube nimmt im dritten Band mehr Raum ein, als in den Vorgängerbänden. Durch die unmenschlichen Situationen in denen vorallem Blair steckt, beginnen sich die Menschen wieder mehr an Gott zu orientieren und durch Gebete Hoffnung zu schöpfen. Dies wird in "Bevor der Morgen dämmert" sehr überzeugend und eindringlich dargestellt.

Der Schreibstil ist wie gewohnt bildhaft und hat Atmosphäre. Man versinkt in den Romanen der Autorin und taucht erst wieder auf, wenn man die letzte Seite zugeschlagen hat.
Judith Pella fasziniert auch im 3. Band der Sturmzeit-Tetralogie den Leser mit ihrer unvoreingenommenen Art und der bildreichen Erzählweise. Man versinkt regelrecht in ihren Geschichten, die das Leben während des Zweiten Weltkrieges auf den drei Kontinenten bereithält. Differenziert und ohne dem typischen zu viel an amerikanischen Nationalstolz erzählt Judith Pella wieder völlig frei von Vorurteilen. Wir erleben Verbrechen auf beiden Seiten bzw. sind diese leider im Krieg alltäglich. Mit dieser Familiensaga ist der Autorin wirklich etwas Großartiges gelungen!


Fazit:
Auch der dritte Band der Sturmzeit-Tetralogie überzeugt ebenso, wie seine Vorgänger. Hier gibt es weder einen schwachen Mittelteil, noch ein Ende....alle drei Bücher halten das hohe Nieveau. Nun bin ich gespannt auf den vierten und letzten Band und blicke dem Ende der Geschichte mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen.

Veröffentlicht am 24.08.2017

Wieder großartig!

Todesreigen
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Mehr als ein halbes Jahr habe ich bereits auf den vierten Band der Reihe rund um Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez hingefiebert und als das Buch am Freitag eingetroffen ist, habe ich es sofort ausgepackt ...

Mehr als ein halbes Jahr habe ich bereits auf den vierten Band der Reihe rund um Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez hingefiebert und als das Buch am Freitag eingetroffen ist, habe ich es sofort ausgepackt und am Wochenende verschlungen. Besonders interessiert hat mich, welche Lösung der Autor nach dem Ende von "Todesmärchen" gefunden hat, damit es in "Todesreigen" weitergeht, wie es sich der Leser wünscht. Ja, das klingt jetzt etwas kryptisch, aber wer alle Bände gelesen hat, weiß was ich meine. Und der Autor hat "den Übergang" wirklich hervorragend gelöst - meine Hochachtung! Wie nicht anders zu erwarten, war auch dieser neue Gruber wieder unglaublich gut!

Sabine Nemez, die durch Sneijders Suspendierung ohne Partner ankommt, wird in diesem vierten Band zur Hauptprotagonistin. Zu ihrem Job in der Mordkommission erhält sie noch zusätzliche Unterrichtsstunden an der Akademie. Neben den Ausfall von Sneijder soll sie noch kurzfristig die Module ihrer Kollegin Anna Hagena übernehmen und lehren. Von Langeweile kann Nemez also nicht sprechen, als sich Präsident Hess persönlich bei ihr meldet und ihr einen neuen Fall übergibt. Dabei handelt es sich nicht einmal um Mord, sondern um den angeblichen Selbstmord von Anna Hagena's Schwester Katharina. Doch es bleibt nicht bei diesem einen Selbstmord von Familienangehörigen aus BKA-Kreisen. Mit Hilfe von Tina Martinelli, die einen weiteren angeblichen Freitod untersucht, versucht Sabine den gemeinsamen roten Faden zu diesen Fällen zu finden. Doch vor ihr herrscht eine Mauer des Schweigens und auch Sneijder rät ihr die Finger davon zu lassen. Was haben einige ihrer Kollegen zu verbergen? Gibt es wirklich Feinde in den eigenen Reihen? Als Sabine bei ihren Nachforschungen auf eine Tragödie von vor 20 Jahren stößt, verschwindet sie kurz darauf spurlos und die Machenschaften ihrer Kollegen scheinen vom Tisch zu sein....

Andreas Gruber ist seinem Konzept treu geblieben und hat einen sehr raffinierten und komplexen Thriller geschrieben, der einem kaum Luft holen lässt. Der Spannungsbogen ist von Anfang an sehr hoch und bleibt konstant bis zum rasanten und temporeichen Finale! Die 576 Seiten habe ich in eineinhalb Tagen ausgelesen! Jedoch geht es in diesem vierten Band etwas weniger brutal zu, als in seinen letzten Büchern. Dafür ist das Ende des Thrillers ziemlich actionreich geworden. Kurz habe ich dabei überlegt, ob es nicht doch etwas zu übertrieben ist, aber es passt...schließlich bekämpfen sich hier BKA-Spezialisten...

Die gewohnten Charaktere sind dem Leser bereits ans Herz gewachsen und man lässt sich die kleinen Sticheleien zwischen Sneijder und Nemez auf der Zunge zergehen. Maarten S. Sneijder zeigt seine gewohnte "Liebenswürdigkeit" und Exzentrik, aber er vermittelt Sabine auch, dass nicht alles schwarz-weiß ist, sondern es selbst bei der Polizei Grauzonen gibt. Von einigen Figuren müssen wir uns diesmal verabschieden. Dafür wartet Gruber ganz am Ende mit einer interessanten Neuigkeit auf, die das Warten auf den nächsten Band wieder um einiges länger werden lässt.....

Schreibstil:
Der rasante Schreibstil des Autoren lässt einem kaum zu Atem kommen. Andreas Gruber hat wieder viele Dialoge eingebaut und hat auch nicht auf den gewohnten Humor vergessen.
Der Thriller ist in fünf Teile aufgeteilt und hat wie gewohnt zwei Handlungsstränge, die alle beide in der Zeit zwischen dem 26. Mai und dem 1. Juni spielen. Einer davon ist der Zeit vorgesetzt und verrät so dem Leser mehr und mehr von den Hintergründen. Zum Ende hin gibt es auch einige wenige Rückblenden in die Vergangenheit, cirka 20 Jahre zuvor. Das Datum steht jeweils über den einzelnen Kapiteln.

Fazit:
Auch der vierte Band der Reihe hat mich wieder vollkommen in den Bann gezogen. Der Autor versteht zu fesseln und sein Duo Nemez und Sneijer hat bereits Kultstatus erlangt. Nervenkitzel pur! Klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 22.08.2017

Auch ein perfekter zweiter Teil der Sturmwind-Tetralogie

Von ferne klingt mein Lied
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*****ACHTUNG, KANN SPOILER ENTHALTEN!****

Der zweite Band der Sturmzeiten-Tetralogie schließt nahtlos an den ersten Band "Geschrieben im Wind" an und spielt diesmal hauptsächlich auf den Philippinen, ...

*****ACHTUNG, KANN SPOILER ENTHALTEN!****

Der zweite Band der Sturmzeiten-Tetralogie schließt nahtlos an den ersten Band "Geschrieben im Wind" an und spielt diesmal hauptsächlich auf den Philippinen, was man auch auf dem Cover erkennen kann.....Palmen und Strand sind hier abgebildet. Doch der Schein trügt, denn auch die Philippinen hat der Zweite Weltkrieg erreicht. Die Japaner überrennen die Insel förmlich und Blair, die nach einer langen Schifffahrt endlich angekommen und auch Gary wiedergefunden hat, lebt in ständiger Gefahr. Gary legt ihr Nahe aus Manila zu fliehen. Doch anfangs denkt Blair gar nicht daran und lebt in ihrer eigenen Welt. Mit Claudette, einem philippinischen Mädchen, das sie als Hausmädchen anstellt und dem Pastorensohn Mateo,
macht sie sich schlussendlich doch auf den Weg in die Berge. In der Missionsstation der Doleys finden sie zunächst Schutz, doch auch dieser ist nicht von Dauer.
Ich musste immer wieder den Kopf schütteln, wie egoistisch und blauäugig Blair anfangs handelt. Sie hat überhaupt nicht begriffen, was Krieg bedeutet. Doch auf der Flucht erkennt sie sehr schnell, wie priviligiert sie bis dahin gelebt hat. Und bis zum Ende des zweiten Bandes erkennt man Blair kaum wieder....
Judith Pella lässt uns auch an Gary's Soldatenleben teilhaben. Besonders auf den letzten hundert Seiten des Buches spürt man die Verzweiflung und Mutlosigkeit der amerikanischen Truppen, die gegen die Japaner keine Chance haben. Hunger und Malaria sind ihre ständigen Begleiter. Die Autorin hat hier die Gefühlswelt der Soldaten und den Wandel von Blair großartig beschrieben.

Cameron verliebt sich hingegen immer mehr in Russland und auch in Alex. Jedoch beginnen die Beiden aus religiösen Dingen auseinanderzudriften und schlussendlich trennen sie sich. Auch bei der Kriegsberichterstattung tritt Cameron auf der Stelle. So widmet sie sich den Briefen von Jakow an ihre Mutter. Man erhält ein bisschen Einblick in sein Leben bzw. zu den ersten Lebensjahren von Semjon. Eine erschütternde Geschichte. Ob Cameron ihren Halbbruder je finden wird???
Im letzten Kapitel gibt es noch einen Schockmoment, der mich wirklich sehr betroffen gemacht hat.

Jackie und Sam erleben all den Hass der Amerikanier auf die Japaner hautnah mit. Sie dürfen nicht zu ihrer Liebe stehen. Der Aufruf der amerikanischen Regierung, dass alle Japaner in Internierungslager gesteckt werden sollen, zwingt sie zu Handeln.
Das Schicksal von Sam und Jackie hat mich sehr berührt und zeigt auf, wie schnell wir Menschen Schuldige gefunden haben. Sam, der in Amerika geboren wurde und die amerikanische Staatsbürgerschaft hat, hat genauso wenig Chancen wie sein Vater, der zwar in die USA gekommen ist, aber noch immer japanischer Staatsbürger ist. Die Grausamkeit und der offene Rassismus hat nicht nur in Europa stattgefunden, wie uns die Amis oft so schön unterstellen wollen....

In diesem zweiten Teil erleben Blair und Jackie die Auswirkungen des Krieges nun ebenso hautnah mit. Der Glaube spielt in "Von ferne klingt ein Lied" eine größere Rolle als im ersten Band. Besonders auch durch den Konflikt zwischen Cameron und Alex, wo dieser als Trennungsgrund herhalten muss.
Neben Blair scheinen auch Keagon und Cecilia eine größere Wandlung durchzumachen. Leider kann ich hier nicht mehr dazu sagen, ohne zu spoilern.

Schon im ersten Teil habe ich bewundert, wie Judith Pella, eine amerikanische Autorin, so wertfrei erzählen kann. Sie verurteilt hier niemand und rühmt auch keineswegs ihr eigens Volk - im Gegenteil. Schongslos erzählt sie auch von den Verbrechen der Amerikanier im Krieg. Der Krieg verändert alle.

Auch hier zeigt das Cover, dass Blair diesmal im Mittelpunkt des zweiten Romans steht. Man sieht sie im Vorder- und Gary im Hintergrund. Unten wird der Blick noch zu den bombardierten Flecken auf den Philippinen gelenkt.

Fazit:
Auch der zweite Band der Sturmwind-Tetralogie konnte mich begeistern und steht dem ersten Band der Reihe keineswegs nach. Krieg und Glauben stehen hier etwas mehr im Mittelpunkt als bei "Geschrieben im Wind". Es war wieder ein tolles Erlebnis die drei Schwestern zu begleiten und ich freue mich schon auf den dritten Band "Bevor der Morgen dämmert".

Veröffentlicht am 04.07.2017

3110 Tage

Babydoll
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Diesmal finden wir - meiner Meinung nach - eine umgekehrte Situation vor: Ein Buch, das als Roman betitelt wird und fast als Psychothriller durchgehen könnte. Denn obwohl "Baby Doll" erst dort beginnt, ...

Diesmal finden wir - meiner Meinung nach - eine umgekehrte Situation vor: Ein Buch, das als Roman betitelt wird und fast als Psychothriller durchgehen könnte. Denn obwohl "Baby Doll" erst dort beginnt, wo andere Bücher enden, fand ich den Verlauf der Geschichte und die Erzählweise der Autorin richtig gut. Das zeigt sich auch daran, dass ich den Roman in einem Rutsch durchgelesen und meine Fingernägel abgekaut habe.

Wie schon im Klappentext beschrieben beginnt die Geschichte kurz vor der Flucht des Entführungsopfers und der Rückkehr zu ihrer Familie. Schon zu Beginn waren deswegen meine Nerven angespannt, auch wenn man aus der Kurzbeschreibung herauslesen kann, dass Lily entkommen kann. Man bekommt auf diesen ersten Seiten bereits einen kleinen Einblick in Lilys Martyrium der letzten acht Jahre und wie sie manipuliert wurde. Diese Rückblenden werden im Laufe des Romans immer wieder eingebunden, obwohl der Augenmerk auf der Zeit nach Lilys Rückkehr und den Folgen der Entführung liegt.

Die Autorin lässt die Protagonisten abwechselnd aus ihrer Sicht aus der Ich-Perspektive erzählen. Man blickt in die Seelen der entführten Lily Riser, ihrer Zwillingsschwester Abby, ihrer Mutter Eve und in die des Täters, Rick Hanson.
Besonders verstörend und grausam sind die Einblicke in die Gedanken des Entführers. Er zeigt keinerlei Reue und empfindet sich noch immer im Recht. Er versteht es die Menschen in seinem Umfeld perfekt zu manipulieren. Rick versteht es nach außen hin den perfekten und hilfbereiten Bürger vorzugeben. Als Lehrer an seiner Schule ist er sowohl bei Kollegen, als auch bei den Schülern beliebt. Doch hinter seiner Fassade schlummert das Böse. Ich fieberte die ganzen 352 Seiten, ob es Rick vom Gefängnis aus gelingen wird, sich an Lily und ihrer Familie zu rächen.

Die Folgen der Entführung werden sehr eindringlich erzählt und man erhält eine perfekte Einsicht in die Gefühle jedes Einzelnen. Besonders Lilys Schicksal ging mir sehr nahe, aber auch das ihrer Zwillingsschwester Abby, denn Zwillinge haben ein ganz besonderes Band. Lily ist eine Kämpfernatur und unglaublich stark. Besonders berührend wird die innige Beziehung zu ihrer Tochter Sky erzählt, die sie in Gefangenschaft bekommen hat und von ihrem Entführer gezeugt wurde.
Für die Familie ist es auch nach dem Wiederauftauchen unmöglich an ihr altes Leben anzuschließen, denn die Folgen der Entführung haben bei allen tiefe Wunden hinterlassen. Diese Auswirkungen hat die Autorin gekonnt beschrieben und veranschaulicht.

Oftmals musste ich beim Lesen an Natascha Kampusch denken und an dem Tag, als ich im Radio hörte, dass sie flüchten konnte und wieder aufgetaucht ist. Ein Szenario, das man sich kaum vorstellen kann! Der Presserummel war enorm und auch bei den Riser Zwillingen spielt die Presse in diesem Roman oftmals eine entscheidende Rolle, indem sie die Familie mit unbedachten Äußerungen in Konflikte und große Gefahr stürzt. Während die Familie versucht zur Normalität zurückzukehren, zieht Rick die Schlinge immer enger.
Im letzten Drittel gibt es noch ein paar überraschende Wendungen, mit denen ich überhaupt nicht gerechnet habe und die zu einem spannenden Finale führen. Obwohl auf dem Cover "Roman" steht, ist vorallem am Ende die Spannung oft greifbarer, als in manchen Krimi.

Charaktere und Schreibstil:
Hollie Overton hat die Emotionen und Gefühle der Familie Riser gekonnt dargestellt. Ihr Schreibstil ist flüssig und lässt sich prima lesen. Die Kapitel haben eine perfekte Länge und die abwechselnden Sichtweisen der handelnden Personen sind authentisch dargestellt.
Die Charaktere sind großartig ausgearbeitet und haben Ecken und Kanten. Bei allen Personen hat die Entführung tiefe Wunden hinterlassen und das Leben von einem Tag auf den anderen auf den Kopf gestellt. Wie jede Figur damit umgeht, hat Hollie Overton einfach grandios beschrieben.

Fazit:
Ein emotionaler Roman, der mich positiv überrascht hat und den ich innerhalb kürzester Zeit verschlungen habe. Grandiose Ausarbeitung der Charaktere und eine bewegende Story, die mich überzeugt hat. Ein erstklassiges Debüt!