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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.02.2018

Humorvoll

Der Gärtner war's nicht!
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„...Ich bin sozial nicht kompetent genug, um mit Leuten, die mich langweilen, über dinge zu sprechen, die mich nicht interessieren...“

Die beiden Zwillingsschwestern Konny und Kriemhild sind über 60 und ...

„...Ich bin sozial nicht kompetent genug, um mit Leuten, die mich langweilen, über dinge zu sprechen, die mich nicht interessieren...“

Die beiden Zwillingsschwestern Konny und Kriemhild sind über 60 und führen eine Pension. Die läuft mehr schlecht als recht. Da meldet sich eine Band namens Cordt an. Sie buchen für eine Woche alle freien Zimmer. Doch die Freude wird bald durch einen Mord getrübt.
Die Autorin hat einen humorvollen Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.
Gegensätzlicher wie Konny und Kriemhild können zwei Schwestern nicht sein. Mit obigen Zitat charakterisiert sich Kriemhild selbst. Sie ist für die Küche zuständig und muss aufpassen, dass sie bei den Gästen nicht von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt.
Konny ist offen und kann deshalb mit den Gästen gut umgehen.
Die Band entpuppt sich als eine Gruppe von Individualisten, die sich brauchen, aber trotzdem häufig in den Haaren haben. Die Frauen stehen auf Leon, den Sänger. Der scheint aber mit ihnen nur zu spielen.
Der Schriftstil des Buches zeichnet sich durch seine humorvollen Spitzen und die gut ausgearbeiteten Dialoge aus. Allerdings dauert es etwas, bis wirklich Spannung aufkommt.
Zwei Protagonisten geben der Geschichte ein besonderes Flair. Das ist zum einen der Kater Amunhotep. Er entstammt einer Rasse ohne haarendes Fell und weiß genau, was er will. Hier ist seine, kursiv wiedergegebene, Reaktion, als er Frauchen in den Keller begleiten soll.
„...Da runter? Bin ich meschugge? Never ever!...“
Zum anderen ist es Herr Hirsch. Den ehemaligen Filialleiter einer Bank haben die Schwestern nach seinem Schlaganfall bei sich zeitweise ein Heim geboten. Er ist Aphasiker. Er antwortet immer mit zusammengesetzten Substantiven, und nur die Schwestern wissen, was er damit meint.
Zu den sprachlichen Glanzleistungen gehören die Abschnitte, in denen die Inhaber und Gäste der Pension nach und nach den Toten sehen. Ihre Reaktionen und köstlich amüsant, trotz dem Ernst der Situation.
Auch die Ermittlungsmethoden der Schwester haben mir häufig ein Lächeln entlockt.
Um die Haushaltskasse aufzubessern, beantwortet Konny für eine Zeitschrift Leserbriefe und gibt Lebensratschläge. Je ein Brief mit ihrer Antwort steht vor jedem Kapitel. Wie die Briefschreiber wohl reagiert haben?
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Das folgende Zitat fasst das Geschehen gekonnt zusammen:
„...Immer, wenn etwas zu gut aussieht, um wahr zu sein, ist es nicht wahr. Und hat einen Haken...“

Veröffentlicht am 28.12.2017

Nette Geschichte

Die Weihnachtsliste
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Die Protagonistin ist gut organisiert. Während ihres Spanienurlaubs kauft sie zehn Tonschalen. Damit ist das Problem Weihnachtsgeschenke erledigt – denkt sie. Doch schon auf dem Rückflug gibt es die ersten ...

Die Protagonistin ist gut organisiert. Während ihres Spanienurlaubs kauft sie zehn Tonschalen. Damit ist das Problem Weihnachtsgeschenke erledigt – denkt sie. Doch schon auf dem Rückflug gibt es die ersten Scherben, und es sollen nicht die letzten bleiben.
Die Geschichte wird im Stile eines Tagebuches von der Protagonistin erzählt. Während sie auf humorvolle Art beschreibt, wie sich ihre Weihnachtsgeschenke nach und nach in Luft auflösen, ist sie mit ihren Gedanken bei ihrem letzten Freund. Der arbeitet nun in Norwegen, und eine Fernbeziehung wollten sie nicht führen. Ihre Gedanken allerdings sprechen eine andere Sprache.
Die Geschichte hat mir gut gefallen. Der kurze, prägnante Stil, der schnell auf den Punkt kommt, passt zum Inhalt.

Veröffentlicht am 06.10.2017

Einblicke in ein fremdes Land

Mein Russland
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„...Europäische Werte werden sich hier nie durchsetzen. Russland ist anders, wir haben eine andere Geschichte...“

Das Buch beinhaltet 11 Begegnungen, die die Autorin mit Menschen Russlands hatte. So unterschiedlich ...

„...Europäische Werte werden sich hier nie durchsetzen. Russland ist anders, wir haben eine andere Geschichte...“

Das Buch beinhaltet 11 Begegnungen, die die Autorin mit Menschen Russlands hatte. So unterschiedlich wie die Menschen sind auch die Gespräche. Allerdings beschränken sie sich auf drei Orte in der Weite Russlands: Moskau, Sibirien, Krim.
In der ersten Erzählung unterhält sich die Autorin mit einer 90jährigen Menschenrechtsaktivistin. Sie sieht die Lage realistisch und verweist auf die russische Geschichte.
Im zweiten Interview setzt sich ein Künstler mit Hilfe von Humor und Sarkasmus mit den aktuellen Zuständen auseinander.
Danach geht es um den zunehmenden Einfluss der russisch-orthodoxen Kirche.
Die vierte Geschichte hat mir am besten gefallen. Auf einem russischen Bauernhof in Sibirien produziert die Bäuerin Käse nach westlichen Rezepten. Der Blick ins Alltagsleben ergibt eine andere Sicht auf die Dinge. Sie sind auch nicht mit allem zufrieden, wählen aber trotzdem Putin.
Danach wechselt das Buch erneut nach Moskau. Ein junges Ehepaar hat sich mit einem Cafè selbstständig gemacht. Es berichtet von Schwierigkeiten und Erfolgen.
Die nächsten beiden Interviews zeigen politisch zwei gegensätzliche Standpunkte, bevor das Thema Krim zur Sprache kommt.
In den letzten Kapiteln geht es um Korruption und fehlende soziale Absicherung.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Einige der Interviews fanden 2015 statt und wurden einige Zeit später vertieft.
Bei der Auswahl hätte ich mir weniger politisch engagierte Personen, sondern mehr Menschen gewünscht, die einen ganz normalen Alltag leben. Eines wird allerdings an vielen Stellen deutlich. Wir sollten uns hüten, Russland mit unseren Maßstäben zu beurteilen. Mehrere Gesprächspartner haben auf die ganz eigene russische Geschichte hingewiesen. Gleichzeitig wird deutlich, dass es trotz der Unzufriedenheit kaum eine nennenswerte Opposition gegen Putin gibt. Von Aufbruchstimmung ist in den Gesprächen wenig zu spüren, dafür von Resignation. Andererseits werden auch minimale Fortschritte in der Entwicklung positiv gesehen, selbst von Regimegegnern. An manchen Stellen hatte ich allerdings den Eindruck, dass geschickt Vorurteile bedient werden. Die Fragen von Korruption und sozialer Absicherung sind nicht nur in Russland ein Problem. Andererseits kann natürlich mit einer schlaglichtartigen Betrachtung des Landes nur ein kleiner Teil erfasst werden. Je nach Auswahl der Gesprächspartner dürfte sich das Bild anders zeigen. Dabei muss ich der Autorin zugute halten, dass sie durchaus unterschiedliche Standpunkte berücksichtigt hat.
Die beigefügten Bilder geben den Interviewpartnern ein Gesicht.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.
Mit einem Zitat möchte ich meine Rezension abschließen, dass ich nicht nur in dem Fall, sondern überhaupt im Zusammenleben von Völkern für wichtig halte:
„...Lehrt uns nicht im Westen, wie wir zu leben haben. Wir kommen zurecht. Lasst uns einfach in Ruhe leben...“

Veröffentlicht am 22.08.2017

Blick in die Zukunft

Homo Deus
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„...Vor 20000 Jahren verfügte der durchschnittliche Sapiens vermutlich über eine höhere Intelligenz und bessere Fertigkeiten beim Werkzeugbau als der durchschnittliche Sapiens von heute...“

Das Buch gliedert ...

„...Vor 20000 Jahren verfügte der durchschnittliche Sapiens vermutlich über eine höhere Intelligenz und bessere Fertigkeiten beim Werkzeugbau als der durchschnittliche Sapiens von heute...“

Das Buch gliedert sich in vier Teile. In der umfangreichen Einleitung beschäftigt sich der Autor mit der menschlichen Agenta. Darin belegt er mit Zahlen, wie wir zunehmend Hunger, Krieg und Krankheit in den Griff bekommen. Als Ziele des 21. Jahrhunderts prognostiziert der Autor den Kampf gegen den Tod und für das persönliche Glück. Dabei geht er davon aus, dass es der Biotechnologie gelingen wird, den menschlichen Körper zu optimieren. Schon in diesem Abschnitt finden sich eine Reihe provozierender Thesen. Damit bin ich als Leser gezwungen, mich mit den Themen auseinanderzusetzen, sie im Licht der eigenen Erfahrung zu beleuchten und ihre Realisierbarkeit abzuschätzen. Letztendlich läuft es auf die Frage hinaus, inwieweit ich bereit wäre, diese Entwicklung mit zu gehen und wo ich Möglichkeiten sehe, dem entgegen zu wirken.
Im nächsten Abschnitt beschäftigt sich der Autor mit der Frage, was den Menschen vom Tier unterscheidet und woran es liegt, dass wir zu Leistungen fähig waren, die Tiere nie erreicht haben. Kritisch beleuchtet er unseren Umgang mit Tieren. Überzeugend ist er immer dann, wenn er Entwicklungsstadien der Menschheit analysiert und in Beziehung zur Gegenwart stellt. Zu obigen Zitat wird sich jeder Leser die eigene Meinung bilden. Andererseits bricht er den Rückgriff auf Ursachen immer dann ab, wenn er die Frage nach dem „Woher“ nicht rational beantworten kann.
Das menschliche Handeln wird als Folge biochemischer Algorithmen dargestellt. Auch Gefühle sind nichts anderes als Algorithmen.
Im nächsten Kapitel geht es darum, welchen Sinn der Mensch dem Leben gibt oder im Leben sieht. Die meisten Religionen legt er sofort al menschliche Phantasiegebilde zur Seite. Sie werden bestenfalls kurz gestreift. Der Humanismus, seine Entstehung und sein zu erwartender Niedergang werden allerdings ausführlich analysiert.
Die letzten Seiten wenden sich der Zukunft zu. Datenströme und hochintelligent Maschinen sind das wesentliche Thema dabei.
Der Schriftstil verlangt ein konzentriertes Lesen. Fachbegriffe werden erstaunlich weit gefasst. Der Begriff des Algorithmus wurde anschaulich erläutert, wichtige Eigenschaft aber hat der Autor ignoriert. Auch hätte ich den Kommunismus nie als Religion betrachtet und den Nationalsozialismus nicht in die Kategorie Humanismus eingeordnet.
Von einem Fachbuch erwarte ich, dass Begriffe eindeutig und klar definiert werden. Hier bleibt der Autor an vielen Stellen schwammig und begnügt sich mit Beispielen. Deutlich sagt er, was er ablehnt, hat aber dann Probleme, seine Begrifflichkeiten klar davon abzugrenzen. Er reduziert den Menschen auf einen biochemischen Algorithmus ohne eigenen Willen und Individualität, spricht aber vom inneren Selbst, ohne zu erklären, was er darunter versteht. Menschliche Entscheidungen sind seiner Meinung nach deterministisch oder zufällig. Wann was warum zutrifft, erklärt er nicht.
Sehr gelungen finde ich allerdings die sarkastische Betrachtung der momentanen politischen Lage, wie das folgende Zitat zeigt.
"...Noch nie in der Geschichte wusste eine Regierung so viel über das, was auf der Welt vorgeht - doch wenige Imperien habe auf so dämliche Weise Mist gebaut wie die Vereinigten Staaten. Sie sind wie ein Pokerspieler, der genau weiß, welche Karten seine Gegner in der Hand haben und es trotzdem schafft, jede Runde zu verlieren..."
Die häufige Wiederholung seiner Thesen hätte ich nicht gebraucht. Es mag zwar ein Stilmittel sein, um Wichtiges hervorzuheben, kann aber mit der Zeit nerven. Am Ende weist er darauf hin, dass all seine Prognosen nur ein Spiel mit Möglichkeiten sind und dass alles auch ganz anders kommen kann.
Vielfältiges Bildmaterial veranschaulicht die Ausführungen.
Eine Danksagung, vielfältige Anmerkungen und ein Register vervollständigen das Buch.
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Es hat mich stellenweise intellektuell gefordert, auch wenn ich in grundlegenden Fragen mit der Meinung des Autors nicht konform gehe, da ich ein anderes Welt- und Menschenbild habe.
Mit einem Blick des Autors in die Zukunft möchte ich meine Rezension abschließen:
"...Als das Auto die Pferdekutsche ersetzte, haben wir die Pferde nicht optimiert - Wir haben sie in den Ruhestand geschickt. Vielleicht ist es Zeit, das Gleiche mit Homo sapiens zu tun..."

Veröffentlicht am 15.08.2024

Eher ruhiger Krimi

Frau Maier hört das Gras wachsen
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„...Nein, sie sind gestern Nachmittag weggegangen und noch nicht wieder da. Niemand weiß, wo sie hinwollten und aus dem Zimmer scheint nichts zu fehlen...“

Aus dem Hotel sind Frau Lenz und ihre Tochter ...

„...Nein, sie sind gestern Nachmittag weggegangen und noch nicht wieder da. Niemand weiß, wo sie hinwollten und aus dem Zimmer scheint nichts zu fehlen...“

Aus dem Hotel sind Frau Lenz und ihre Tochter Vivien verschwunden. Das erfährt Frau Maier, als sie zur Arbeit erscheint.
Die Autorin hat einen eher ruhigen Krimi geschrieben. Der Schriftstil erzählt die Geschichte aus der Sicht von Frau Maier, ohne dass diese als Ich-Erzählerin fungiert. Es ist für mich er erste Krimi aus der Reihe. Trotzdem hatte ich kein Problem, der Handlung zu folgen.
Frau Maier ist eine Einzelgängerin. Die Ursache dafür liegt schon Jahre zurück und wird immer mal wieder thematisiert.
Bei ihrem Abendspaziergang fällt Frau Müller auf, dass in einem abgelegenen verlassenen Haus Licht brennt. Ihre Neugier führt sie dort hin. So findet sie Frau Lenz. Sie informiert die Polizei anonym.
Frau Maier hört Dinge, die normalerweise nicht für ihr Ohr bestimmt waren. Nicht immer zieht sie die richtigen Schlussfolgerungen. Sie beginnt sich aber permanent in Gefahr. Häufig arbeitet sie das Erlebte in ihren Träumen auf. Ihre Katze spielt im Buch nur marginal eine Rolle, verteilt aber an die Besucher gekonnt Sympathie- und Antipathiepunkte.
Ab und an darf ich die Gedanken des entführten Mädchens verfolgen.
Der Krimi hat mir gut gefallen, lässt aber stellenweise die Spannung vermissen.

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