Profilbild von ArsAstrologica

ArsAstrologica

Lesejury Profi
offline

ArsAstrologica ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit ArsAstrologica über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.06.2023

etwas sektenhaft ...

Der Weg des Künstlers
0

Vor einigen Jahren gab es geradezu einen Boom, was Julia Camerons Schreibtipps betrifft, sie verfasste immer mehr Folgebücher, Workshops wurden abgehalten, wer keine Morgenseiten (die mich irgendwie an ...

Vor einigen Jahren gab es geradezu einen Boom, was Julia Camerons Schreibtipps betrifft, sie verfasste immer mehr Folgebücher, Workshops wurden abgehalten, wer keine Morgenseiten (die mich irgendwie an Morgenurin erinnern) verfasste, war out.

Die Verbindung zwischen Literatur und Esoterik war groß in Mode, jedoch wurde darüber vergessen, dass Schreiben ein Handwerk ist, dass es mit Fleiß und hartnäckigem Überarbeiten zu tun hat.

Die Tipps, die sie gibt, sind mit Vorsicht zu genießen. Das Ausschließliche ihrer Botschaft, die im Grunde nur kurzfristig beim temporären Schreibblockaden von Nutzen sind, hat etwas Sektenhaftes.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.06.2023

Die Sprache des Unterbewusstseins

Deine Träume - Schlüssel zur Selbsterkenntnis
0

Ich kaufte dieses Buch Anfang der 80-er Jahre in der zweiten Auflage. Die Seiten sind inzwischen vergilbt und nur bei besonders hellem Licht kann ich darin lesen. Aber ich tue es immer noch, weil jene ...

Ich kaufte dieses Buch Anfang der 80-er Jahre in der zweiten Auflage. Die Seiten sind inzwischen vergilbt und nur bei besonders hellem Licht kann ich darin lesen. Aber ich tue es immer noch, weil jene Inspirationen, die Ann Faraday damals zur Traumdeutung gab, immer noch lesenswert sind.

Das wertvolle des Ratgebers der amerikanischen Psychologin, die in Großbritannien studierte, ist m.E. die respektvolle Art, in der sie den Leser in die Welt der Träume einführt, ohne marktschreierische Patentlösungen anzubieten. Vielleicht gerade deshalb bietet der S. Fischer Verlag auch 44 Jahre nach der Erstveröffentlichung dieses Werk immer noch als Taschenbuch an.

Träume sind die Sprache des Unbewussten. Auf sie zu hören, sich an Bruchfestzen zu erinnern, die einem beim Aufwachen gegenwärtig sind, darüber nachzudenken und Schlussfolgerungen für eine kluge Lebensführung zu ziehen, das ist die Intention der Autorin. Dabei geht sie vielleicht ein bisschen zu akademich vor. Jedoch vermeidet sie es, sensationelle Heilserwartungen zu wecken, wie sie heutzutage im Esoterik-Business gerade zu Standard geworden sind
_

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.06.2023

Packend geschrieben

Das Eulentor
0

Mystery? Nie gelesen, kein Interesse. Ich stehe auf Politthriller und Esoterik, am liebsten als Kombination, wie beispielsweise Colin Cotterills Dr.-Siri-Reihe.

Andreas Gruber? Nie gehört. Und wenn auf ...

Mystery? Nie gelesen, kein Interesse. Ich stehe auf Politthriller und Esoterik, am liebsten als Kombination, wie beispielsweise Colin Cotterills Dr.-Siri-Reihe.

Andreas Gruber? Nie gehört. Und wenn auf dem Cover "Bestseller-Autor" steht, bin ich generell misstrauisch, denn selbst große etablierte Verlage verticken heutzutage ungenießbaren Trash unter diesem Label.

Luzifer-Verlag? Wohl einer dieser Kleinverlage, die unbegabten Schreiberlingen eine nutzlose Chance geben.

Oder?

Zugegeben, ich bin etwas old-fashioned. Vor einem Jahrzehnt bin ich noch Woche für Woche im Morgengrauen mit dem Rad an der Neiße entlanggefahren, den Gepäckträger voll mit dicken Thriller, Hörbüchern und Filmen, damals damals allesamt auf CD bzw. DVD, klopfte in Zittau meine Rezensionen ins Internet, samt Videopodcasts, zu jener Zeit völlig unbekannt, was der Firma letztendlich die Pleite brachte, und radelte nachmittags mit neuen Büchern, CDs und DVDs zurück, mit ziemlich plattem Hinterreifen ob der gewaltigen Last. All dies Woche für Woche über mehrere Jahre. Bei der Frankfurter Buchmesse staubte ich dann sogar eine dicke Ballatine's-Whiskeyflasche ab, im eleganten Buchschuber. Sich gleichzeitig betrinken und die Buchseiten umblättern, das war schon eine Meisterleistung. Good old times!

Und jetzt dies:

Eine 369 Seiten dicke Scharte, die mich gleich im Vorwort mit einer warmherzigen Schreibe empfängt, gänzlich uneitel, jedoch nicht kriecherisch devot, sondern neugierig macht wie wenn der Oberkellner einer Beisel in Wien die Tageskarte vorträgt und einem sein seiner Beschreibung des Palatschinkens das Wasser im Munde zusammenläuft.

Der Mann macht einfach nichts falsch:

Wenn schon Mystik, dann bitte die Klassiker H.P. Lovecraft (Cthulhu) oder Edgar Allen Poe (The Raven, vom Alan Parsons Project genial vertont. Andreas Gruber aus dem sumpfigen Grillenberger Becken in Niederösterreich auf halber Strecke zwischen Wien und Wiener Neustadt, wo das Herz von Kaiser Maximilians I., dem Weißkunig, unter dem Altar der St.-Georgs-Kapelle begraben liegt, erwähnt diese Autoren im Vorwort und tritt wahrlich in ihre Fußstapfen.

Schon im Prolog wird die Hauptfigur Nele derart elegant eingeführt, dass sich der Leser unschwer mit ihr identifizieren kann. Nur zwei Seiten weiter eine überraschende Wendung und man ist mitten drin in der Handlung.

Der Autor quält uns nicht mit langweiligem Info-Dumping, wie das Lesen der meisten filigran durchkonstruierten Verschwörungsthriller zur Qual macht, sondern streut sie ganz leicht ein, wie Zuckerstreusel oder eine kleine Erdbeere am Rande besagten Palatschinkens, ab Seite 23 im ersten Kapitel, das kurz und übersichtlich ist und wie alle 70 Kapitel mit einem Cliffhanger endet, sodass sich "Das Eulentor" in leicht verdaulichen Gabelbissen genießen lässt.

Dort im ersten Kapitel kommt auch schon die nächste überraschende Wendung in Form eines Massakers. Da Andreas Gruber sein Schreibhandwerk versteht, vermeidet er plastische Schilderungen von sadistisch zerschnittenen Frauenleibern, was bei eingangs erwähnten Bestsellerautoren heutzutage anscheinend zum guten Ton gehört. Eine gute Story und dreidimensionale Charaktere können auf derartiges Beiwerk verzichten.

Kurze Flashbacks wie auf Seite 32 im dritten Kapitel helfen dem Leser, geschehenes zu rekapitulieren. Und wenn dann im fünften udn sechsten Kapiel leichte Rückblenden eingebaut werden, stört das nicht den Erzählfluss, genauso wenig wie technische Begriffe in Kapitel sechs auf Seite 42, wenn von nachtsichttauglichem Cockpit, digitalem Moving-Map-System und taktischen Funkgeräte die Rede ist. Dieser Autor will nicht seine Eitelkeit befriedigen, sondern die werte Kundschaft bewirten - gleich jenen erfahrenen Oberkellnern in Beiseln der Wiener Josefstadt.

Merken Sie etwas?

In dieser Buchrezension fehlt eine Beschreibung des Inhalts. Darauf können Sie vergeblich warten. Ein Buch ist ein Buch, wenn man sich als Leser ernst genommen fühlt, wenn man allen Sorgen und Nöten des Alltags enthoben wird und sich ganz leicht in eine andere Welt hinein träumen kann. Nicht, dass Sie jetz schon wieder an die österreichische Gastronomie denken! Und wenn doch? Nun gut: Das Restaurant Wilder Mann in der Währinger Straße im 18. Bezirk, so in etwas zwischen Volksoper und der Grabstätte Ludwig van Beethovens, dort können Sie solide und schmackhaft speisen, und nebenbei gänzlich ungestört ein wenig der Literatur frönen. Ich spreche aus Erfahrung.

Postscriptum:

Die Widmung "Für Jürgen, Kritiker und Testleser der ersten Stunde" enthält zwar meinen Vornamen, doch schwöre ich beim Leben meiner Großmutter (die schon in den 60-ern starb), niemals nicht zuvor keinesfalls Kritiker oder gar Testleser dieses wirklich großartigen österreichischen Schauspielers gewesen zu sein!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.06.2023

Ein Polit-Journalist auf den Spuren einer Wahrsager-Prognose

Fliegen ohne Flügel
0

Jahrzehntelang jettete der Asien-Korrespondent des Spiegel-Magazins hektisch von einem Ort zum anderen: Flughafen, Taxi, Hotel, Taxi, Flughafen etc. Und dann sagte ihm ein alter Chinese in Hongkong fürs ...

Jahrzehntelang jettete der Asien-Korrespondent des Spiegel-Magazins hektisch von einem Ort zum anderen: Flughafen, Taxi, Hotel, Taxi, Flughafen etc. Und dann sagte ihm ein alter Chinese in Hongkong fürs kommende Jahr einen Flugzeugabsturz voraus. Terzani entschied sich, 12 Monate lang nur noch per Bahn und Schiff zu reisen. Und er besuchte an jedem Ort die Wahrsager. Herausgekommen ist ein faszinierendes Buch, das mich in vielem an meine Begegnungen mit Berufskollegen in den letzten zwei Jahrzehnten erinnert, beispielsweise an die alte Zigeunerin Tante Helga in Magdeburg zu DDR-Zeiten.

Auch Terzani langweilt sich bei den Funktionären irgendwelcher Astrologen-Verbände, die es natürlich auch in Bangkok und Singapur gibt. Ihn interessieren die wahren Künstler der Prognose, der Weissagerei, der Sternendeutungskunst. Er lässt sich nicht spitzfindigen Berechnungstechniken oder psychologischen Allerweltsgeschwätz blenden. Er sucht den Menschen hinter der Glaskugel. Wie lebt man mit der Gabe des zweiten Gesichts. Sind Wahrsager im Privaten glückliche Menschen?

"Fliegen ohne Flügel" ist eine großartige Inspiration für all jene Astrologen, die jenseits von verbandsgeprüfter Verbeamtung und Horoskop auf Krankenschein noch wirkliche Ziel haben, deren geistiger Horizont noch bis zu den wirklichen Sternen reicht.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.06.2023

verzeihen können ...

... trotzdem Ja zum Leben sagen
0

Trotz Empfehlung zögerte ich, diese Buch zu lesen. Der Titel "Trotzdem Ja zum Leben sagen" stieß mich ab. War dies vielleicht doch nur eines jener billigen, nichtssagenden Psychoratgeber?

Der ursprüngliche ...

Trotz Empfehlung zögerte ich, diese Buch zu lesen. Der Titel "Trotzdem Ja zum Leben sagen" stieß mich ab. War dies vielleicht doch nur eines jener billigen, nichtssagenden Psychoratgeber?

Der ursprüngliche Titel "Ein Psycholog erlebt das KZ" bzw. die englische Ausgabe "Man's Search for Meaning" hätten einen seriöseren Eindruck auf mich gemacht. Und dann noch dieses lange Vorwort, in dem der Autor von einem glühenden Verehrer umständlichst gelobt wird, mit allen seinen Titel und Ämtern, wie es sich für standes- und titelbewusste Österreicher gehört.

Dann der eigentlich Text, von Viktor Frankl direkt nach dem Zweiten Weltkrieg verfasst: Eine recht lockere, erstaunlich uneitle Schilderung seiner Zeit in Konzentrationslager, in der er zwar all jene Grausamkeiten erwähnt, die man aus anderen Berichten bereits kenne, die er jedoch frei von jenem Pathos schildert, von dem besagtes Vorwort geradezu überquoll.

Frankl schildert mentale Überlebenstechniken, die auch heutzutage gut gebrauchen kann, wenn man, beispielsweise in Zweierbeziehungen oder am Arbeitsplatz, mit Mobbing und Sadismus konfrontiert wird. Und: Er setzt ein überzeugendes Plädoyer für die Kunst, für die Schöpferkraft und für die Verantwortung gegenüber anderen Menschen, was einem helfen kann, in schier ausweglosen 'Situationen trotzdem Ja zum Leben zusagen.

"Man's Search for Meaning" wäre, ins Deutsche mit als "Des Menschen Sinnsuche" sicherlich besser gepasst. Denn es braucht kein "Trotzdem", um Ja zum Leben zu sagen. Das Leben ist ein Geschenk, was man sich gerade in schwierigsten Situationen bewusst machen sollte.

Ein großes Verdienst des jüdischen Psychologen Frankl in seiner Rolle als Schriftsteller in diesem Buch sehe ich den Verzicht darauf, Mitleid zu heischen oder die Einzigartigkeit seines Leidens in den Vordergrund zu stellen. Gerade dadurch, dass er auf Gut-Böse-Antagonismus verzichtet und dem Leser anleitet, Licht und Schatten bei jedem Menschen zu erkennen - und allzu menschliche Entartungen letztendlich zu verzeihen - liegt m.E. die große Leistung dieses bis auf Buchtitel und Vorwort äußerst lesenswerten Buches.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere