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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.06.2023

Spannender Politthriller

Die Begnadigung
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US-amerikanischer Wirtschaftskrimineller wird zu seinem großen Erstauen begnadigt und nach Italien abgeschoben. Sein angeborenes Misstrauen hilft ihm, eine große Intrige zu durchschauen:

Letztendlich ...

US-amerikanischer Wirtschaftskrimineller wird zu seinem großen Erstauen begnadigt und nach Italien abgeschoben. Sein angeborenes Misstrauen hilft ihm, eine große Intrige zu durchschauen:

Letztendlich soll er dort in Europa von CIA-Geheimdienstlern sauber entsorgt werden. Es gelingt ihm trickreich, mit rudimentären Italienisch-Kenntnissen, die er sich in harte Disziplin erarbeitet, undercover zum echten Italiener zu werden und sein Leben zu retten.

Zwei Jahre nach Erscheinen von "Die Begnadigung" entführt Grisham uns Leser wieder nach Italien. Dort verzichtet er gänzlich auf das Thriller-Genre und beweist sich mit "Touchdown" souverän im Slow-Reading-Genre.



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Veröffentlicht am 29.06.2023

harter POlizeialltag

Der Polizistenmörder: Ein Kommissar-Beck-Roman
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Heutzutage ist beim Boom blutrünstiger Skandinavien-Thriller auf dem deutschen Buchmarkt fast in Vergessenheit geraten, dass alles in der 90-er Jahren im damals sozialdemokratisch regierten Schweden anfing.

Der ...

Heutzutage ist beim Boom blutrünstiger Skandinavien-Thriller auf dem deutschen Buchmarkt fast in Vergessenheit geraten, dass alles in der 90-er Jahren im damals sozialdemokratisch regierten Schweden anfing.

Der heutzutage gängige sexistisch-sadistisch-voyeuristische Touch, geradezu ein Markenzeichen, stand damals überhaupt nicht im Vordergrund. Das weiblich-männliche Autorenpaar Maj Sjöwall und Per Wahlöö agierte gleichberechtigt, schrieb gesellschaftskritisch. Aufklärung über Intrigen in der Politik standen im Vordergrund, die Arbeit der Polizei wurde kritisiert, sofern sie den Anforderungen einer demokratisch regierten Gesellschaft nicht gerecht wurde.

Ganz anders als heute gibt es in diesem Roman keine weltweite Verschwörung irgendwelcher global agierender Fädenzieher, den sich den Globus untertan machen wollen, und auch keinen mit perverser Lust geschilderte Triebtäter, die bevorzugt Frauenkörper verstümmeln, was in Details geschildert wird, fast wie in Fachbüchern für Schlachtermeister - wenn es denn solcherart Literatur gibt.

Auch dieser Krimi, in dem es um einen vorgeblichen Polizistenmörder geht (mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden), kommt ohne all das aus - und ohne Heroisierung einsam agierender Kriminalkommissare im Kampf gegen die Verbrecherwelt an vorderster Front. Vielmehr wird der nervenaufreibende Polizeialltag geschildert, und ganz realistisch Umstände, die dazu führen, dass Menschen an dieser Arbeit zerbrechen und ihren Dienst quittieren.


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Veröffentlicht am 29.06.2023

spannende Undercover-Ermittlungen

Der Verrat
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Grisham ist in all den Jahrzehnten seiner literarischen Arbeit seinen idealen treu geblieben. Er ist ein Aufklärer, ein Anwalt der Schwachen, stets auf der Seite von jenen, die von den Mühlen des US-amerikanischen ...

Grisham ist in all den Jahrzehnten seiner literarischen Arbeit seinen idealen treu geblieben. Er ist ein Aufklärer, ein Anwalt der Schwachen, stets auf der Seite von jenen, die von den Mühlen des US-amerikanischen Justizapparats zerrieben werden.

Dieser Thriller hat mich ungeheuer fasziniert, weil er so gänzlich gegen den Strich gebürstet ist. Es fängt an mit mit einer Action-Szene, in der ein Obdachloser in einer großen Kanzlei erschossen wird. Doch dann die Überraschung: Scheinbare Langweile, die sich schiere endlos hinzieht. Warum funktioniert der Thriller trotzdem?

Es liegt an den liebevollen und eindrücklichen Charakterbeschreibungen, die man bei deutschen Bestseller-Krimiautoren, die sich ganz auf die Konstruktion des Plots konzentrieren, leider oft vermisst.

Der "Held" des Romans ist ein desillusionierter, motivationsloser Anwalt, der nach dem Vorfall einfach nicht wie gewohnt in sein Büro gehen kann, sondern die riesige Kanzlei, in der er angestellt ist, schnurstracks verlässt, frühmorgens in eine Kneipe geht und sich ausgiebig betrinkt. Dies ist so großartig beschrieben, dass der Leser echt gute Literatur genießen kann.

Einigen jüngere Leser, bei denen im Zeitalter kurzer SMS- und Twitter-Posts die Aufmerksamkeitsspanne knapp bemessen ist, werden sich langweilen. Nun gut, für die gibt es mittlerweile genug Trash. Der eBook-Markt will bedient werden, vielen Autoren geht es heutzutage nur ums Geschäft. Die goldenen Zeiten, als John Grisham noch mit Qualität Literaturagenten und Verlage für sich einnehmen konnte und seitdem jedes Buch von ihm gedruckt wird, weil er mittlerweile zum Establishment gehört, sind lange vorbei.

Zurück zu "Der Verrat": Der Anwalt betrinkt sich in der Kneipe, lässt alle Anrufe der Großkanzlei, in der er arbeitet, unbeantwortet, erholt sich nur langsam von dem Schock über den Mord, den er dort gesehen hat.

Irgendetwas stimmt nicht in der Szene, die er rein zufällig beobachtet. Wollte sich der Arbeitslose erschießen lassen, war es gar kein Terrorist? Die spannenden Undercover-Ermittlungen unseres Helden beginnen ...



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Veröffentlicht am 29.06.2023

Auch als Hörbuch ein Genuss, die souveräne Kulturgeschichte des Wieners Egon Fridell

Kulturgeschichte der Neuzeit
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Egon Friedell brilliert mit jenem Wiener Charme, der Unverschämtheiten und Beleidigungen auf eine Weise serviert, dass man denkt, es handele sich um leckere Sachertorte mit Fiaker, einem dieser berühmten ...

Egon Friedell brilliert mit jenem Wiener Charme, der Unverschämtheiten und Beleidigungen auf eine Weise serviert, dass man denkt, es handele sich um leckere Sachertorte mit Fiaker, einem dieser berühmten österreichischen Kaffeezubereitungen.

Er verstarb zu früh,, um seine Kulturgeschichte um die Unkultur-Geschichte seiner Landsleute nach dem "Anschluss" seines Heimatlandes in der Zeit des Holocaust erleben zu müssen - vielleicht ein Segen?.

Nun bitt'schön, Herrschaften, wollen'S bei der Wahrheit bleiben: Am 16. März 1938 gegen 22 Uhr stürzte sich dieses jüdische Genie im Morgenmantel aus dem dritten Stock seiner Wiener Etablissements, um den SA-Männer zuvorzukommen.

Dies nur am Rande erwähnt, denn seine "Kulturgeschichte der Neuzeit" ist ein Genuss und mit einer derartigen Souveränität geschrieben, dass sich potentielle Leser durch das unschöne Ableben des Autors nicht von der Lektüre abhalten lassen sollten.

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Veröffentlicht am 29.06.2023

Surreale Teufelsgeschichte, Stalin hat's gelesen

Der Meister und Margarita
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Michael Bulgakow hat viele Jahre an diesem Werk gearbeitet, es waren wohl Jahrzehnten. Erstmals von ihm gehrt habe ich im Jahr 2005 auf einer langen Eisenbahnfahrt nach Krakau, einer magischen Stadt, wo ...

Michael Bulgakow hat viele Jahre an diesem Werk gearbeitet, es waren wohl Jahrzehnten. Erstmals von ihm gehrt habe ich im Jahr 2005 auf einer langen Eisenbahnfahrt nach Krakau, einer magischen Stadt, wo ich, Meister der Filme, auf die Malerin Małgorzata traf.

Das Buch ist nicht leicht zu lesen, man muss sich erst einmal in die Anspielungen und Metaphern slawischem Okkultusmus hineindenken. Dann jedoch, besonders wenn es im zweiten Teil um einen Hexenritt durch die Wolke geht, einem Drogenrausch vergleichbar und vielleicht auf diesem basierend, wird man in den Bann osteuropäischer Esoterik und Mystik hineingezogen, aus dem es so schnell kein Entkommen gibt.

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