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Veröffentlicht am 29.06.2023

Der tiefe Sturz eines Selfmade-Man

Ein ganzer Kerl
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Tom Wolfes Thriller beginnt mit der Beschreibung des muskulären Rückens unseres Helden, "A Man in Full" der Buchtitel der US-amerikanischen Erstausgabe.

Wenn ein Thriller so beginnt, dann es eigentlich ...

Tom Wolfes Thriller beginnt mit der Beschreibung des muskulären Rückens unseres Helden, "A Man in Full" der Buchtitel der US-amerikanischen Erstausgabe.

Wenn ein Thriller so beginnt, dann es eigentlich bergab gehen mit dem Helden. Doch wie tief hinab, das versetzt dem Leser in erstaunen. Und so beginnt man, mit diesem neureichen Ekel von Menschen mitzuleiden und mit ihm zu hoffen, dass ihm all jene schmutzigen Tricks, die ihm einst zu Reichtum verholfen haben, auch in der Hölle einer brutalen Gefängniswelt helfen.

Es war Tom Wolfes zweiter Roman nach seinem Weltbestseller "Fegefeuer der Eitelkeiten" und er nahm in seinem Leben viel Prise entgegen. Seine politische Haltung kann im besten Sinne als linksliberal gekennzeichnet werden. Er war und blieb ein Aufklärer, der seine Finger auf die Wunden der Gesellschaft legte - stets unterhaltsam, nie Mitleid heischend und gerade deshalb so beliebt.

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Veröffentlicht am 29.06.2023

Hochaktuell in seiner Gesellschaftskritik

Der Schnee war schmutzig
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Den belgischen Autor kennt man hierzulande eigentlich nur durch seine oft verfilmten Krimis mit dem grummeligen Kommissar Maigret, der auf eigenwillige Weise seine Fälle löst, stur und unnahbar, jedoch ...

Den belgischen Autor kennt man hierzulande eigentlich nur durch seine oft verfilmten Krimis mit dem grummeligen Kommissar Maigret, der auf eigenwillige Weise seine Fälle löst, stur und unnahbar, jedoch derart unterhaltsam vom Autor beschrieben, dass es sogar für die breite Masse ein absolutes Lesevergnügen.

Vor wenige Jahren hatte der schweizerische Kampa-Verlag die Rechte am Gesamtwerk George Simenons übernommen und seinen 1948 geschriebenen und erstmals in den 70-er Jahren in Deutschland herausgebrachten Roman "Der Schnee war schmutzig" neu aufgelegt.

Es handelt sich nicht um einen Krimi, sondern um eine Kriegsroman, um die Verrohung ganz normaler Menschen in Zeiten, wo das Militär die Straßen beherrscht. Vermutlich spielt Simenon damit auf die Zeit der Besetzung Belgiens durch deutsche Truppen während des Zweiten Weltkriegs an - wobei er seine belgischen Landsleute nicht sämtlich als Engel darstellt, sondern das Abgleiten einiger von ihnen in die Kriminalität schildert, sicherlich damals kurz nach dem Zweiten Weltkrieg nicht sonderlich populär, sah sich doch fast jeder in Europa damals als Opfer dar, egal welcher Nation er angehörte.

Daniel Kehlmann wurde 2018 vom Verlag um ein Vorwort gebeten. Er gibt vollkommen unvoreingenommen an das Werk heran, hatte nach eigener Aussage niemals zuvor ein Buch George Simenons in der Hand gehabt. Sein Text ist eine gute Einführung in das Werk, lesenswert - zumal Kehlmann mit "Till" einen Roman schrieb, der zur Zeit des DreißigjährigenAuch Krieges spielt, bei dem die Hälfte der Menschen Europas starben.

Hochaktuell Simenons "Der Schnee war schmutzig" jetzt in 2022. Auch der Ukraine betrifft mehr und mehr die Zivilbevölkerung. Nicht alle werden als brave Engel darauf reagieren. Krieg führt zur Verrohung der Menschen. Wie dies ganz unmerklich geschieht, ist im Roman von 1948 eindrücklich geschildert.

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Veröffentlicht am 29.06.2023

Gute Literatur.

Der achte Schöpfungstag
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Ein schweres Werk des berühmten, vielfach preisgekrönten US-amerikanischen Autors. Im Grunde ein Justiz-Thriller im Stil von Grisham - ob jener sich von Thornton Wilder inspirieren ließ? Es ist anzunehmen!

Ein schweres Werk des berühmten, vielfach preisgekrönten US-amerikanischen Autors. Im Grunde ein Justiz-Thriller im Stil von Grisham - ob jener sich von Thornton Wilder inspirieren ließ? Es ist anzunehmen!

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Veröffentlicht am 29.06.2023

Tote Kinder, einst verscharrt und nun endlich ...

Unter dem Maulbeerbaum
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Ein historischer Roman, bunt und vielfältig und elegant, im Grund lesenswert, wenn ... ja wenn ... der Autor, ein Historiker, in seinem ersten belletristischen Werk nicht auf professionelles Lektorat und ...

Ein historischer Roman, bunt und vielfältig und elegant, im Grund lesenswert, wenn ... ja wenn ... der Autor, ein Historiker, in seinem ersten belletristischen Werk nicht auf professionelles Lektorat und ordentlichen Buchsatz verzichtet hätte.

Und so quält sich der Leser durch Textwüsten, die seitenweise ohne irgendeinen Absatz oder sonstige Gestaltung auf elender Breite mit schmalsten Rand dahin geklatscht wurden. Endlose Bandwurmsätze torpedieren das Lesevergnügen, nicht nur auf anständiges Lektorat, sondern auch auf Korrektorat wurde verzichtet. Anscheinend wurde der Text nicht einmal durch eine automatische Word-Korrektur gejagt, denn ansonsten wäre aufgefallen, dass oftmals Leerzeichen am Ende von wörtlicher Rede falsche Ausführungszeichen bewirken.

Verdammt schade, denn es ist ein großartiges Epos, das jenseits der heutzutage gängigen Schwarz-Weiß-Malerei an plastisch und unterhaltsame geschilderten Charakteren aufzeigt, wie sehr Europäer seit der Kaiser- und Zarenzeit bis jetzt im 21sten Jahrhundert eingebunden sind in weltpolitische Strömungen, wie sich innerhalb einer einzigen Person Täter- und Opferbiografien mischen.

Der Autor Klaus Bachmann ist ein großartiger Historiker mit weitem Horizont. Jedoch fehlt ihm als Hochschulprofessor anscheinend jene Demut, die nötig ist, um im Alter noch dazuzulernen, und sich ins für ihn neue Genre der Belletristik einzuarbeiten. Wenn sich schon kein großer Publikumsverlag für sein Werk interessieren konnte, so hätte er zumindest aus eigenem Budget eine deutschsprachige Lektorin finanzieren und sich von ihr belehren lassen.

So aber ist dieser von ihm an der Warschau Universität geschriebene und für Polen eigentlich hochinteressante Roman nicht nur für Deutsche schier unlesbar, sondern auch eine absolute Quälerei für polnische Übersetzer, kommt doch bekanntlich im Deutschen im Gegensatz zu fast allen anderen Sprache das Wichtigste am Ende eines Satzes und da Bachmann fast ausschließlich endlose Bandwurmsatze verfasst, ist dies im Grunde eine deutsch-polnische Quälerei, die niemandem zuzumuten ist.

All dies sind wertvolle Hinweise für den Autor, denn in ihm schlummert ein echtes Erzähltalent. Sein Buch ist eine bunte Perle in fest verschlossener Muschel, er selbst in puncto Belletristik ein ungeschliffener Diamant.

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