Profilbild von honigbuch

honigbuch

Lesejury Star
offline

honigbuch ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit honigbuch über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.07.2023

Starke Frauen

Die Hafenärztin. Ein Leben für das Recht auf Liebe (Hafenärztin 3)
0

Dies ist der dritte Teil um die mutige Hafenärztin Anne. Sie hat ihre ärztliche Kunst den Schutzlosen am Rande der Gesellschaft gewidmet. Selbst doch mit einem silbernen Löffel im Mund geboren, sind ihr ...

Dies ist der dritte Teil um die mutige Hafenärztin Anne. Sie hat ihre ärztliche Kunst den Schutzlosen am Rande der Gesellschaft gewidmet. Selbst doch mit einem silbernen Löffel im Mund geboren, sind ihr die skrupellosen Geschäfte ihres Vaters zuwider. Und obwohl sie sich furchtlos gegen so manchen Mann durchsetzt, verursacht die Tatsache, dass der Hafenfrauenmörder immer noch nicht gefasst ist, so manche Angstattacke bei ihr. Auch der Kommissar Berthold Rheydt hat so manche schlaflose Nacht. Und die bereitet ihm nicht nur die junge Helene, sondern auch der aufkeimende Markt mit Heroin, der aus China seinen Weg nach Hamburg gefunden hat. Henrike Engel hat es erneut vermocht mich tief in das Kaiserreich um 1911 versinken zu lassen. Detailverliebt hat sie mir insbesondere die Welt der Frauen und das Ringen um Emanzipation vermittelt. Das Wiedersehen mit Anne, Helene und Berthold war einfach vertraut und zum Wohlfühlen. Ich habe die drei mittlerweile sehr gerne und fiebere bei ihrem wilden Leben mit ihnen mit. Die Mischung aus Spannung, Action und Gefühl ist der Autorin sehr gut gelungen. Ebenso liebe ich es wie sie die Gegebenheiten der vergangenen Zeit wieder zum Leben erweckt und damit ein Setting erschafft, dass einem Hollywood-Blockbuster in nichts nachsteht. Ich bin sehr gespannt, ob es ein Wiedersehen geben wird. Ich wäre dafür.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.07.2023

Freiheit und Last

Der Freiheit entgegen (Die Gutsherrin-Saga 3)
0

Dies ist der dritte Teil der Reihe um die Gutsherrentochter Dora. Und doch ist er ganz neu und für sich. Wie das Leben, geht auch diese Geschichte weiter. Doch dieses Mal steht nicht Dora im Mittelpunkt ...

Dies ist der dritte Teil der Reihe um die Gutsherrentochter Dora. Und doch ist er ganz neu und für sich. Wie das Leben, geht auch diese Geschichte weiter. Doch dieses Mal steht nicht Dora im Mittelpunkt sondern ihre 18-jährige Tochter Clara. Diese möchte der Enge der ländlichen Idylle entfliehen und folgt ihrem Schwarm Freddy nach Hamburg. Die 60er Jahre sind angebrochen. Die Menschen wollen wieder ihr leben genießen und ihre Freiheit ausleben. Doch geschichtliche Ereignisse prägen die Zeit, wie der Bau der Berliner Mauer und der Besuch John F. Kennedys. Losgelöst und voller Hoffnung auf eine rosige Zukunft lebt Clara in den Tag hinein. Doch wie so viele junge Menschen muss auch sie lernen, dass niemand auf sie gewartet hat. Wie auch schon die Vorgängerromane habe ich diesen hier förmlich verschlungen. Ich liebe den Schreibstil von Theresia Graw. Die Figuren wirken so liebenswürdig und real, so wie sie sind mit ihren Fehlern, Schwächen und Stärken. Die 60er Jahre stehen jedoch nicht nur für das Jahrzehnt der Freiheit und der Emanzipation, sondern auch für die Aufarbeitung der Kriegsgräultaten und dem Verbrechen und Mord an der jüdischen Bevölkerung. Neben allem Fröhlichen und Ausgelassenem, sind dies die bewegendsten und beklemmensten Momente des Romans. Voller Emotionen und bravourös umgesetzt. Ich bin wieder einmal schwer begeistert und zähle auch dieses Buch schon jetzt zu einem meiner Jahreshiglights. Wer die Reihe noch nicht kennt, dem kann ich sie nur aus vollen Herzen empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.06.2023

Nur keine Angst

Flieg, kleiner Vogel. Fly, little Bird. Spielerisch Englisch lernen
0

Der Kleine hat Höhenangst, dumm nur, dass er ein Vogel ist. Er liebt den Himmel, traut sich jedoch nicht hinauf. Er wird von den anderen Vögeln ausgelacht und sucht traurig nach neuen Freunden. Doch die ...

Der Kleine hat Höhenangst, dumm nur, dass er ein Vogel ist. Er liebt den Himmel, traut sich jedoch nicht hinauf. Er wird von den anderen Vögeln ausgelacht und sucht traurig nach neuen Freunden. Doch die anderen Tiere werden von eigenen Eigenschaften geprägt. So wird dem kleinen Vogel klar: „Ich muss fliegen.“ Auf kindgerecht Weise wird hier das Thema Angst und Umgang mit der Angst vermittelt. Niedliche Illustrationen von Liubov Gorbova schmücken die Erzählung. Aber der Clou des Buches ist die Zweisprachigkeit. Wir haben uns für Deutsch-Englisch entschieden, da meine Tochter seit einem Jahr Englisch in der Schule lernt. Erstaunt stelle ich fest, dass sie die Texte bereits sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch lesen kann. Sie war mächtig stolz und liebt das Buch sehr. Zur Wahl stehen neben Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Ukrainisch. Mit viel Spaß lernen Kinder hier den Umgang und den Klang einer anderen Sprache und haben Erfolgserlebnisse. Wir sind begeistert und geben deshalb eine absolute Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.06.2023

Löschen mit Alkohol

Blue Skies
0

Wie zu erwarten war hat es die Menschheit nicht geschafft irgendetwas effektives gegen den Klimawandel zu unternehmen. Und so lebt auch diese hier beschriebene amerikanische Familie mittendrin im Horrorszenario. ...

Wie zu erwarten war hat es die Menschheit nicht geschafft irgendetwas effektives gegen den Klimawandel zu unternehmen. Und so lebt auch diese hier beschriebene amerikanische Familie mittendrin im Horrorszenario. Eltern und Bruder leben im brennenden Kalifornien, dass mehr und mehr zur Wüste verkommt, während die Tochter Cat mit ihrem Mann in einem ständig überfluteten Strandhaus in Florida wohnt. Während die Welt dort draußen wahlweise verglüht oder ersäuft wird drinnen gesoffen, gepostet und diniert. Und alles könnte man irgendwie als fiktive Zukunftsvision abtun, wäre da nicht der unglaubliche Realismus mit dem Boyle uns abholt. Diese Szenerie, in die er uns bringt, die so vertraut wirkt. Die Blödheit der Spezies Mensch, die einem plötzlich bewusst wird, durch die Reduktion auf eine Handvoll Protagonisten die doch nur ihr Leben leben wollen und das möglichst gut und erfüllend, es jedoch in Schutt und Asche legen. Man verlässt sich und seinen Alltag und begibt sich auf die Metaebene. Und unweigerlich kommt die Frage auf: Was machen wir hier eigentlich? Als wäre dieses Szenario nicht schon schlimm genug, treibt es Boyle noch auf die Spitze, indem er seinen Protagonisten viele (und wie man ihn so kennt, abgefahrene) Schicksalsschläge zumutet. Jedoch nichts aus heiterem Himmel, sondern meist selbst verschuldet. So torkelt man als Leser sehenden Auges und benebelt vom Alkoholabusus der Protagonisten von einer Katastrophe in die nächste. Mir hat das Buch überhaupt keine Ruhe gelassen. Jede freie Minute habe ich mit ihm verbracht. Und hatte dabei das Gefühl schockiert in eine Glaskugel zu blicken. Boyle zeigt mal wieder das richtige Gespür für den Zeitgeist und die diffizile Psychologie der Spezies Mensch, zu der man manchmal einfach lieber nicht gehören möchte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.06.2023

Vom Fliegen und Landen

Kleine Schule des Fliegens
0

Gerade hat Alexander Höch seine Chemotherapie überstanden, doch nach Hause darf er noch nicht, denn seine Frau lässt gerade ihr Reihenhaus renovieren. Also wird der Rekonvaleszente in die Wohnung seines ...

Gerade hat Alexander Höch seine Chemotherapie überstanden, doch nach Hause darf er noch nicht, denn seine Frau lässt gerade ihr Reihenhaus renovieren. Also wird der Rekonvaleszente in die Wohnung seines Bruders verfrachtet, der gerade nicht im Lande ist. Hier soll er sich, fernab von Aufregung und Keimen, erholen. Doch wohl fühlt sich Alexander nicht, alles ist fremd. Zudem muss er sich mit der übergriffigen Haushaltshilfe Melitta Miller arrangieren. Die hat den Krähen auf den Platanen vor den Fenstern den Kampf angesagt. Vergrämt sollen sie werden, ganz zum Missfallen der Bewohner der Seniorenresidenz von gegenüber. Es entbrennt ein Wettkampf um Territorialansprüche und Daseinsberechtigung und der Leser ahnt schon, hier geht es nicht nur um die Krähen. Mit seinen knapp 200 Seiten bereitet uns die Autorin mit ihrer Geschichte eine kurze Momentaufnahme in das Leben von Alexander. Durch seine Krebserkrankung ist plötzlich alles anders. Ein längerer Leidens- und Genesungsweg liegt hinter ihm und man versteht recht schnell, wie sehr ihn das geprägt hat. Die Geschichte wirkt düster und erdrückend, was aufgrund der Schwere des Themas auch durchaus angebracht ist. Der Kampf um und mit den Krähen hat teils surrealistische Züge. Wie auch Alexander kaum seinen eigenen Empfindungen traut, so ist man auch als Leser nicht sicher, was man glauben kann. So war ich mir am Ende auch nicht schlüssig darüber, welche Aussage das Buch hat. Soll es Hoffnung geben, soll es die Schwere der Lebenssituation darstellen oder ist dies individuell anpassbar? Denn dass es sich hierbei um mehr als Zeitvertreib handelt ist gewiss. Dazu hat es mich viel zu sehr berührt uns zum Nachdenken gebracht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere