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Veröffentlicht am 07.08.2023

Ein fiebernder Thriller, geisternd in der dunklen Geschichte des Blues

White Tears
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Postmoderne Nerds straucheln bei kultureller Aneignung sogenannter Negermusik

Was durchschnittliche Thrillerautoren, die den deutschen Buchmarkt überschwemmen, an literarischer Qualität vermissen lassen, ...

Postmoderne Nerds straucheln bei kultureller Aneignung sogenannter Negermusik

Was durchschnittliche Thrillerautoren, die den deutschen Buchmarkt überschwemmen, an literarischer Qualität vermissen lassen, wird deutlich, wenn man sich »White Tears« des Briten Hari Kunzru zu Gemüte führt. In einem vielhundert Seiten dicken Wälzer führt er den Leser ungeheuer detailreich, mit immer neuen Fachbegriffen, Fakten und Fiktivem in die Welt der Musik ein, mäandert die fein ziselierte Erzählung dahin, steigert sich zu einem furios delirierenden Finale – doch niemals man sich vom Detailreichtum erschlagen, kommt beim Leser Langeweile auf.

Wie macht er das bloß? Im Grunde ist es ganz einfach. Die Qualität eines Schriftstellers zeigt sich in seiner Liebe zur Figurengestaltung, an der Ernsthaftigkeit, mit Sprache umzugehen. Wer es, wie der Romancier, zur Meisterschaft gebracht hat und sein Schreibhandwerk beherrscht, kann souverän mit dem Instrument spielen, gleich einem Popmusiker, der klassische Musik am Konservatorium studiert hat und auf Basis jener Fingerfertigkeit und entsprechend geschultem Gehör die Regeln bricht und uneitel Klangwelten entwirft, die jedermann als Ohrwurm ins Gehör dringen.

Die Story: Hippe weiße Musiker starten durch in der abgefuckten New Yorker Kunstszene, werden reich und berühmt mit Klangcollagen, bei denen sie sich traditioneller schwarzer Sklavenmusik bedienen, werden eingeholt von der grauenvollen Historie des US-amerikanischen Rassismus. Den Autor Hari Kunzru wird die eigene Herkunft motiviert haben, entstammt er doch mütterlicherseits der weißen Kolonialmacht Großbritannien und väterlicherseits der farbigen Kronkolonie Britisch-Indien.

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Veröffentlicht am 29.06.2023

Eine "Querdenkerin" ohne Querdenker-Wahnsinn

Frauen bleiben, Männer werden
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In der 70er Jahren des 20sten Jahrhunderts traten Alice Schwarzer (Der kleine Unterschied) und Esther Vilar (Der dressierte Mann) in Fernseh-Talkshows gegeneinander an. Die eine Autorin sah in den Frauen ...

In der 70er Jahren des 20sten Jahrhunderts traten Alice Schwarzer (Der kleine Unterschied) und Esther Vilar (Der dressierte Mann) in Fernseh-Talkshows gegeneinander an. Die eine Autorin sah in den Frauen das unterdrückte Geschlecht, die andere stritt auf Seiten der Männer. Das die Wahrheit in der Mitte liegt, war damals mein Eindruck, und in "Die Masken der Sexualität" Camille Paglia, Mitte der 80er erschienen, fand ich meine geistige Heimat.

Dreißig Jahre später in 2023 hat sich die in den Medien omnipräsente Alice Schwarzer von einer Radikalemanze zur Putin-Versteherin gewandelt und verbreitet Verschwörungstheorien. Esther Vilar hingegen, aus einer jüdischen Familie stammend, engagierte sich in der Giordano-Bruno-Stiftung, studierte Medizin, Psychologie und Soziologie, schrieb weitere Bücher, auch Romane, und Theaterstücke. Die empfindet sich nicht als Frauen- oder Männerrechtlerin, sondern als Menschenrechtlerin, siehe Interview von 2021 auf YouTube.

Camille Paglia, amerikanischen Hochschulprofessorin, die sich als bisexuell bezeichnet und ihre Kinder in einer lesbischen Ehe großzieht, wehrt sich einerseits entschieden gegen die Vereinnahmung der Frauenemanzipation durch den radikalen Feminismus, und andererseits gegen Vereinnahmung durch neurechte Verlage, wie 2018 in Deutschland geschehen, siehe Artikel in DIE ZEIT.

"Die Masken der Sexualität" ist lesenswert, gerade heutzutage in 2023, wo Lagerdenken vorherrscht und das Differenzieren fast zur Randerscheinung geworden ist.

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Veröffentlicht am 29.06.2023

Seriöses Standardwert

Geschichte der Astrologie
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Dieses Standardwerk zur Geschichte der Astrologie von 1967 ist empfehlenswert. Es reißt eine Reihe von Themen an, die ich in 1997 in einer großen Museumsausstellung zur Geschichte der Astrologie, einem ...

Dieses Standardwerk zur Geschichte der Astrologie von 1967 ist empfehlenswert. Es reißt eine Reihe von Themen an, die ich in 1997 in einer großen Museumsausstellung zur Geschichte der Astrologie, einem 1998 erschienenen Fachbuch, beide 2021 neu aufgelegt, sowie in einem unterhaltsamen Roman 2022 verarbeitete.

Eine wichtige Ergänzung hierzu ist "Der Mensch griff nach den Sternen" von Sementowsky-Kurilo 1970, der eine liberalere, aufgeklärtere Haltung vertritt als Knappich, der einen sehr trockenen Stil vertritt.

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Veröffentlicht am 29.06.2023

Ein Meisterwerk der Erzählkunst!

Gustave Flaubert, Madame Bovary
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Das Faszinierende an diesem Roman ist zweifelsohne jene Kutschfahrt Madame Bovarys mit ihrem Liebhäber hinter verschlossenen Vorhängen, die Gustave Flaubert aus der Außenperspektive geschrieben hat.

Es ...

Das Faszinierende an diesem Roman ist zweifelsohne jene Kutschfahrt Madame Bovarys mit ihrem Liebhäber hinter verschlossenen Vorhängen, die Gustave Flaubert aus der Außenperspektive geschrieben hat.

Es rumpelt der Wagen durch die Gassen einer französischen Kleinstadt, stundenlang über Kopfsteinpflaster, immer schneller werdend, sodass die Rösser heftig schnauben, dann ermüdet im Schritttempo ein Verschnaufpäuschen hinlegend, anscheinend um Kraft zu sparen für den nächsten Gang, der sich wiederum ekstatisch steigert, wie zu einem Höhepunkt, das Ganze noch und nöcher.

Ein Schelm, der böses dabei denkt, beispielsweise an Pornografie. Und so wurde der Autor, nachdem sein Roman zuerst verboten wurde und er vor Gericht, letztendlich freigesprochen.

Denn alles, was an kleinen oder großes Schweinigeleien sich der Leser vorstellt, spielt sie hinter geschlossenen Vorhängen ab, hinter die Gustave Flaubert nicht blickt. Er lässt es den Leser ahnen und zieht ihn als Voyeur mit hinein eins Geschehen.

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Veröffentlicht am 29.06.2023

Ein visionärer Endzeit-Thriller

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Öko-Terroristen im letzten Gefecht gegen die naturzerstörende Zivilisation: faszinierende Endzeitdystopie der 70er-Jahre, zeitlos aktuell.

Öko-Terroristen im letzten Gefecht gegen die naturzerstörende Zivilisation: faszinierende Endzeitdystopie der 70er-Jahre, zeitlos aktuell.

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