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Veröffentlicht am 08.07.2023

Leben auf dem Pulverfass

Malibu Rising
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Die Riva-Party ist das Highlight des Jahres. Man wird nicht eingeladen zur Riva-Party. Wer weiß, wo Nina Riva wohnt, geht zur Party und feiert dann mit den Großen, den Models, den Hollywood-Stars. Denn ...

Die Riva-Party ist das Highlight des Jahres. Man wird nicht eingeladen zur Riva-Party. Wer weiß, wo Nina Riva wohnt, geht zur Party und feiert dann mit den Großen, den Models, den Hollywood-Stars. Denn Nina Riva hat es geschafft. Immerhin ist sie die Tochter des legendären Sängers Mick Riva.

Soweit der äußere Schein.

Taylor Jenkins Reid seziert mit feinem Besteck Schicht um Schicht dieser ach so traumhaften Scheinwelt rund um das Surfermodel und gewährt uns Blicke hinter die Kulissen. Dabei gilt der Spruch „Beauty lies within“ ganz offensichtlich nicht für die Welt der Schönen und Reichen, denn je mehr wir uns dem Inneren dieser Welt nähern, desto mehr Hässliches tritt zutage. Und auch Nina muss schmerzlich begreifen, dass sie einer Scheinwelt aufgesessen ist.

In Rückblenden springen wir weit in die Vergangenheit, als Mick Riva noch ein Niemand war, und mit seiner June den Traum von einer Familie träumt. Wir sehen, wie die kleine Nina diesen Traum scheinbar wahr werden lässt, und beobachten den Niedergang. Alkoholismus und bittere Armut begleiten die Riva-Kinder durch ihre Kindheit und Jugend, und doch gibt es Raum für magisch schöne Erlebnisse. Unvergessen die Szene, in der sich die Kinder am Strand mit einem „geliehenen“ Surfbrett selbst das Wellenreiten beibringen und losgelöstes Glück erleben. Es ist vor allem eine Familiengeschichte, verbunden mit der Frage, inwieweit wir frei sind oder Opfer unserer Herkunft.

Wie immer schafft Taylor Jenkins Reid, ein eigenes Universum so meisterhaft zu schildern, dass man irgendwann Realität und Fiktion kaum mehr voneinander unterscheiden kann, so meisterhaft sind sie verwoben. Nicht zuletzt liebe ich die Querverweise zwischen ihren Romanen und habe mich ganz besonders über ein Wiedersehen mit Carrie Soto gefreut.

Das Zeitgefühl der 1950er bis 1980er Jahre lässt sie höchst lebendig wiederauferstehen, die Schilderungen auch hässlicher Seiten und Exzesse ist erschütternd realistisch geschildert. Und so ist es nur konsequent, dass Malibu am Ende nichts Geringeres als in Flammen aufgeht.

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Veröffentlicht am 02.07.2023

Abschied vom Salzgarten

Sterne über dem Salzgarten
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Die Erwartungshaltung an den letzten Band einer Reihe ist hoch, schließlich wünscht man sich, dass alle Fäden zusammengeführt, alle Konflikte gelöst und man als Leser:in sehnsüchtig mit einem zufriedenen ...

Die Erwartungshaltung an den letzten Band einer Reihe ist hoch, schließlich wünscht man sich, dass alle Fäden zusammengeführt, alle Konflikte gelöst und man als Leser:in sehnsüchtig mit einem zufriedenen Seufzen zurückbleibt. Tabea Bach hat das bei mir geschafft: „Sterne über dem Salzgarten“ ist ein Nachhausekommen ins Méson Flor de Sal und greift noch einmal die tragenden Motive der Reihe auf. Heldin Julia muss sich ungeahnten Problemen stellen und ihr gesamtes diplomatisches Geschick in die Waagschale werfen, wenn es um Patenkind Emil oder ihre Angestellte geht. Farbe und Lebendigkeit erhält der Roman von der einzigartigen Landschaft La Palmas, den geschilderten kulinarischen Köstlichkeiten und den mittlerweile lieb gewonnenen Charakteren. Diese werden um neue Gesichter bereichert; so tritt der schottische Wissenschaftler Douglas auf den Plan, der im Observatorium die Sterne beobachtet – und ganz offensichtlich ein Auge auf Julia geworfen hat. Besonders schön zu sehen war in diesem Band, welche Entwicklungen einige Charaktere durchlaufen haben. Besonders Julias Bruder Jens, der immer für einen Konflikt gut war, lässt nun endlich hinter seine raue Fassade blicken, was das Verhältnis der Geschwister grundlegend ändert. Aber auch Julia selbst behauptet sich beeindruckend und zeigt sich reifer und selbstbewusster.

Was dem Finale die Krone aufsetzt, ist nichts weniger als der Vulkanausbruch, der La Palma 2021 erschütterte. Tabea Bach hat bereits in den Vorgängerbänden bewiesen, wie grandios sie actionreiche Szenen beherrscht, und so hält man auch hier vor Dramatik die Luft beim Lesen an.

Am Ende schafft es die Autorin meisterhaft, alle losen Fäden miteinander zu verknüpfen und nahezu alle Konflikte zu bereinigen. Dabei tappt sie jedoch nicht in die Falle eines allzu kitschigen Happy Ends, sondern einiges bleibt bewusst offen und vage, die Richtung jedoch angedeutet.

Ein fulminanter Abschluss einer wunderschönen Reihe!

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Veröffentlicht am 29.06.2023

Stöckelschuh und Gummistiefel

Landluftküsse und andere Missgeschicke
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Katja ist ein echtes Stadtmädchen: Immer schick gekleidet, toller Bürojob, sie lebt quasi in ihren Pumps und liebt ihr Leben in Nürnberg. So ganz anders halt als ihre Freundin Mimi, die zu ihrem Mann aufs ...

Katja ist ein echtes Stadtmädchen: Immer schick gekleidet, toller Bürojob, sie lebt quasi in ihren Pumps und liebt ihr Leben in Nürnberg. So ganz anders halt als ihre Freundin Mimi, die zu ihrem Mann aufs Land gezogen ist und dort nun ganz in der Dorfgemeinschaft aufgeht.

Da hat Katjas Chef einen Spezialauftrag für sie, der sie ausgerechnet in Mimis Dorf führt. Sie soll den dickschädeligen Bauern Kristof zum Grundstücksverkauf überreden. Doch bei der Ankunft wirft sie erst einmal ein Kuhfladen im wahrsten Sinne des Wortes aus der Bahn, und ihr Retter ist ausgerechnet Kristof. Der stellt sich allerdings als gar nicht so verstockt wie angekündigt heraus, als Katja ungeahnt die Möglichkeit erhält, ihn näher kennenzulernen. Näher als geplant…

Die Geschichte ist liebevoll und witzig erzählt, nimmt sich auch die Zeit, das Leben auf dem Land und speziell auf einem Bauernhof näherzubringen, für das sogar ein Stadtmädchen wie Katja ihre Pumps gegen Gummistiefel eintauscht! Mir gefiel das Setting mit Hof und Dorf außerordentlich gut, besonders weil es wirklich realistisch geschildert, aber dennoch mit vielen witzigen Szenen gespickt ist. Die Kühe sind an Niedlichkeit kaum zu überbieten. Und ein klein wenig Magie darf bei Michelle Schrenk natürlich auch nicht fehlen!

Die frechen Dialoge und der Humor machen das Lesen zu einem Vergnügen, so dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen mag. Und die süße Flirterei zwischen Katja und Kristof prickelt so schön beim Lesen. Schließlich muss ja noch geklärt werden, ob echte Kerle vom Land besser küssen!

Ein richtig goldiger und frecher Sommerroman!

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Veröffentlicht am 27.06.2023

Wild wie ein Fluss

So weit der Fluss uns trägt
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Rau und ungezähmt, so ist die Landschaft Colorados.

Rau und ungezähmt, so fließt der Gunnison River durch diese Landschaft.

Rau und ungezähmt, so sind auch die Menschen in dieser Gegend.

Und mitten ...

Rau und ungezähmt, so ist die Landschaft Colorados.

Rau und ungezähmt, so fließt der Gunnison River durch diese Landschaft.

Rau und ungezähmt, so sind auch die Menschen in dieser Gegend.

Und mitten in all diesen rauen Gegebenheiten findet die zarteste aller Begegnungen statt, so zart wie ein Nash-Pfirsich, so zart ist die Begegnung der 17jährigen Victoria Nash mit Wilson Moon. Und wie ein reifer Pfirsich geradezu explodiert, wenn man in ihn hineinbeißt, so explodieren auch die Gefühle zwischen den beiden jungen Fremden, die einander plötzlich ganz nah und vertraut sind. Doch Wilson ist ein Fremder, ein Native American, und im Colorado des Jahres 1969 damit nicht willkommen. Und so wird das Raue, das Ungezähmte vor allem in Gestalt von Victorias Bruder Seth dem sanftmütigen jungen Mann zum Verhängnis. Und Victoria findet sich in einer ungeahnten Notlage.

Der Roman war für mich eine wahre Überraschung. Ich hatte mit Schilderungen des Lebens in Iola, Colorado, gerechnet, ehe die Stadt vom neu gebauten Staudamm geflutet wurde. Nicht jedoch hatte ich mich gegen die Flut von Gefühlen gewappnet, die mich mit dieser Erzählung überrollt hat. Victoria Nash ist eine außergewöhnlich stark ausgeformte Protagonistin, und so bin ich beim Lesen nicht nur in den Stausee, sondern auch in ihre Gefühlswelt völlig abgetaucht und wurde von ihren Nöten, ihrer Wut, ihren Ängsten und ihrem unbändigen Überlebenswillen mitgerissen wie in einem Strudel des Gunnison River. Die Autorin versteht es auf einzigartige Weise, Bilder vor dem inneren Auge entstehen zu lassen und uns in das Geschehen mitzunehmen. Ein aufwühlendes, intensives Leseerlebnis.

Für diesen Roman gibt es von mir eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 20.06.2023

Der Kreis schließt sich

Gretas Versprechen
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Ein guter Wein braucht Zeit. Er muss angebaut, gepflegt werden. Selbst mit der Lese ist es noch nicht getan, denn ist er erst einmal gekeltert, kommt der lange Prozess der Lagerung, und erst mit viel Geduld ...

Ein guter Wein braucht Zeit. Er muss angebaut, gepflegt werden. Selbst mit der Lese ist es noch nicht getan, denn ist er erst einmal gekeltert, kommt der lange Prozess der Lagerung, und erst mit viel Geduld und Können entfalten sich mit der Reife die hinreißendsten Aromen.

Ähnlich ist es mit guten Erzählungen. Auch die brauchen Zeit, müssen sich entfalten dürfen, Handlungsstränge wie Weinreben austreiben, und am Ende steht einfach nur das Genießen der Geschichte, wenn sich die losen Enden zusammenfügen.

„Gretas Versprechen“ ist der Abschlussband der Winzerin-Trilogie, und nachdem wir Greta von Kindheit an begleitet, mit ihr die 70er Jahre durchlitten und die 80er Jahre erlebt haben, später ihre Ehe mit Bruno und die Geburten ihrer vier Kinder, finden wir uns nun plötzlich im Jahr 2019 wieder. Die Kinder sind in alle Himmelsrichtungen verstreut, Greta ist seit knapp 20 Jahren spurlos verschwunden. Brunos plötzlicher Tod bringt dann jedoch Bewegung in die Geschichte, und so finden sich nach und nach fast alle Familienmitglieder wieder auf Gut Freudberg in der Pfalz ein.
Der letzte Teil der Reihe hält einige Überraschungen bereit, und es müssen noch zahlreiche Hindernisse überwunden und Geheimnisse aufgedeckt werden. Dennoch besteht dieser Band für mich vor allem aus purer Wiedersehensfreude mit vertrauten Charakteren und dem großen und spannenden Vergnügen, zu sehen, wie diese sich weiterentwickelt haben. Es fühlte sich beim Lesen an wie ein Nachhausekommen.

Ganz besonders berührend fand ich auch die in New York spielenden Szenen. Nachdem ich gerade erst dort gewesen war und teilweise genau diese Orte besucht hatte, gingen mir diese so richtig unter die Haut.

Für mich ein wirklich emotionaler Abschluss der wunderbaren Winzerin-Trilogie.

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