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Veröffentlicht am 15.09.2016

Moderne Technik und alte Ressentiments

Der Jahrhundertsturm
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Dieser erste Teil der Jahrhundertsturm-Serie umfasst den Zeitraum von 1840 bis 1871, also eine Epoche, in welche viele für den weiteren Verlauf der deutschen Geschichte bedeutsame Ereignisse fallen.

Die ...

Dieser erste Teil der Jahrhundertsturm-Serie umfasst den Zeitraum von 1840 bis 1871, also eine Epoche, in welche viele für den weiteren Verlauf der deutschen Geschichte bedeutsame Ereignisse fallen.

Die Protagonisten erleben diese aus verschiedenen Perspektiven: Alvin von Briest ist in der Tradition des preußischen Junkertums verhaftet. Als er erfährt, dass nach dem Tod des Vaters sein Bruder der Alleinerbe des Familienbesitzes ist, entschließt er sich zu einer Karriere beim Militär.
Weitaus friedlichere Ambitionen hegt der Bayer Paul Baermann. Er ist begeistert von der modernen Technologie der Eisenbahn und sieht in ihrem weiteren Ausbau einen wichtigen Beitrag zu gegenseitigem Verständnis und Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Ländern.
Alvin und Paul schließen eine langjährige und manche Schicksalsschläge überdauernde Freundschaft, was umso erstaunlicher ist, als beide dieselbe Frau lieben: Louise Ferrand, die in den Armutsvierteln von Paris eine schlimme Zeit überstehen musste und sich dabei gefährliche Feinde gemacht hat.
Eine weitere Gefahr geht von Pauls Schwester Lily aus, die von frühster Kindheit an ständig das Gefühl hatte, benachteiligt zu sein, und nun entschlossen ist, sich zu rächen.
Zu all diesen erfundenen Figuren kommt noch eine wahrhaft historische Persönlichkeit: Otto von Bismarck.

Der Inhalt dürfte sehr gut recherchiert sein, wie auch das ausführliche Nachwort beweist. So sind beispielsweise einige von Bismarcks Aussagen direkt aus seinen Briefen oder Reden entnommen. Die historischen Hintergründe und politischen Prozesse werden nachvollziehbar dargestellt. Auch das Lokalkolorit kommt nicht zu kurz, vor allem die immer wieder eingeschobenen Zitate im Berliner Dialekt sorgen für Authentizität.

Allerdings werden die Auswirkungen der teilweise tiefgreifenden Veränderungen auf die normalen Bürger nur am Rande angesprochen. Die Protagonisten befinden sich doch großteils in eher „privilegierten“ Positionen und wenn sie doch einmal einen Rückschlag erleiden, lässt die Rettung nicht lange auf sich warten.
Auch sonst sind die Figuren nicht wirklich überzeugend gezeichnet, sie wirken teilweise eher flach und machen, obwohl sich die Geschichte über mehr als 30 Jahre erstreckt, kaum eine persönliche Entwicklung durch. Außerdem sind manche Handlungselemente unrealistisch, insbesondere was Louises Hin-und-Her zwischen zwei Männern betrifft.

Dafür ist der Roman flott geschrieben, die relativ kurzen Kapitel und häufigen Perspektivenwechsel animieren immer wieder zum Weiterlesen.

Insgesamt ist dieses Buch für Histo-Fans und an der Bismarck-Ära Interessierte durchaus empfehlenswert, ich habe von dem Autor aber schon bessere Werke gelesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Geheimnis der letzten Druidin

Das Lied der Nebelinsel
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Applecross im Norden Schottlands, 1306: Die 17jährige Flora muss am Vorabend ihrer Hochzeit entsetzt mitansehen, wie ihr Verlobter David den Barden Iain niedersticht. Diese Bluttat dürfte etwas mit einem ...

Applecross im Norden Schottlands, 1306: Die 17jährige Flora muss am Vorabend ihrer Hochzeit entsetzt mitansehen, wie ihr Verlobter David den Barden Iain niedersticht. Diese Bluttat dürfte etwas mit einem Lied zu tun haben, das auf der Insel Skye spielt und sich auf die tragische Geschichte von Eilidh und Kieran bezieht, deren Liebe nicht sein durfte.
Flora erscheint es unmöglich, David zu heiraten, solange sie nicht weiß, was ihn zu der Tat bewogen hat. Gemeinsam mit Iains Schüler Ailean macht sie sich auf den Weg nach Skye, um mehr über die Hintergründe zu erfahren.
Skye, 1249: Zwei kleine Mädchen treffen aufeinander: Scota, die selbstbewusst und furchtlos wirkt und entschlossen ist, Druidin zu werden, obwohl diese längst vom Christentum verdrängt wurden, - und Eilidh, die den grausamen Tod ihres Vaters miterleben muss und daraufhin für viele Jahre verstummt. Erst nach der Begegnung mit Kieran beginnt sie wieder zu sprechen – vor allem aber zu singen.

Diese beiden Geschichten werden hier abwechselnd erzählt, wodurch der Roman eine interessante Dynamik bekommt und einige Spannung erzeugt wird.
Zwar ist schon eine gewisse Konzentration vonnöten, um den Überblick zu behalten über all die oftmals fremdartigen Namen, die in die Handlung eingebauten Hinweise und die Zusammenhänge, die sich nach und nach offenbaren, es ist aber auch schön, während des Lesens immer mitzurätseln, worin das Geheimnis der Nebelinsel bestehen könnte. Manches kann man zwar relativ leicht erraten, es gibt aber immer wieder auch große Überraschungen.
Die Auflösung ist alles in allem stimmig, es bleiben nur ein paar kleinere Fragen und Ungereimtheiten bestehen (wie es ja auch in der Realität meist der Fall ist) und vieles, was zu Beginn unlogisch oder unrealistisch wirkt, wird am Ende doch verständlich.

Weiters hat mir die Darstellung der Protagonisten gut gefallen. Es kommen nur wenige eindimensionale Charaktere vor, die meisten weisen sowohl Stärken als auch Schwächen auf, sind in ihren Handlungen oft widersprüchlich, ihre persönlichen Motive sind aber meist doch nachvollziehbar.

Allerdings schreitet die Geschichte bisweilen ziemlich schleppend voran, vor allem Floras und Aileans Reise durch Schottland weist manche Längen auf, und auch wenn sich am Ende herausstellt, dass zumindest der Großteil der Umwege doch einen gewissen Sinn hatte, wird das Lesevergnügen dadurch dennoch etwas getrübt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Geheimnis der Gräfin

Meisterin der Runen
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Wie schon die Vorgängerromane „Tochter des Nordens“ und „Kinder des Feuers“ ist auch dieses Werk in der Normandie des Frühmittelalters angesiedelt.
Die Geschichte beginnt im Fecamp des Jahres 996: Während ...

Wie schon die Vorgängerromane „Tochter des Nordens“ und „Kinder des Feuers“ ist auch dieses Werk in der Normandie des Frühmittelalters angesiedelt.
Die Geschichte beginnt im Fecamp des Jahres 996: Während der Graf der Normandie im Sterben liegt, belauscht die 10jährige Agnes ein Gespräch zweier Mönche, aus dem hervorgeht, dass die beiden ein Geheimnis aufzudecken planen, welches die Zukunft der Normandie bedrohen kann. Wird es dem Mädchen gelingen, den Zusammenbruch der ihr bekannten Welt zu verhindern?
Die Haupthandlung des Buches – in die immer wieder ein paar Szenen aus Fecamp eingeschoben werden – setzt dann aber bereits über 30 Jahre früher ein: 962 landen Gunnora und ihre Familie von Dänemark kommend an einem Strand der Normandie. Doch ihre Hoffungen auf ein besseres Leben werden jäh zerstört als eine Horde Krieger über die Neuankömmlinge herfällt. Gunnoras Eltern und fast alle anderen werden grausam niedergemetzelt, nur ihr selbst und ihren drei jüngeren Schwestern gelingt die Flucht. Sie schwört Rache für den Tod der Eltern und ist entschlossen, die Erinnerung an ihre nordische Heimat auch in dem von ihr als feindlich empfundenen, fremden Land weiter aufrecht zu erhalten – insbesondere diejenige an die Kraft der Runen, welche ihre Mutter sie gelehrt hatte.
Doch auch der Mann, der für den Überfall auf die dänischen Siedler verantwortlich war, nimmt sich vor, die unliebsame Zeugin seines Tuns aufzuspüren.
Am Hof in Rouen hat Alruna inzwischen ganz andere Probleme. Schon lange ist sie in Graf Richard verliebt, doch das dieser ihre Liebe nicht erwidert, droht ihr Herz zu vergiften.

Das Buch spielt in einer interessanten historischen Epoche. Es beschreibt die spannungsgeladene Situation in einem Land, das zu einem Schmelztiegel verschiedener Völker wird und in dem fränkisch-christliche sowie nordisch-heidnische Einflussfaktoren miteinander ringen. Es thematisiert die schwierige Lage von Graf Richard, dem, obwohl er sich zum Christentum bekennt, als Nachfahre der gefürchteten Nordmänner seine Nachbarn mit Misstrauen und Verachtung begegnen, sich andererseits aber Aufständen dänischer Einwanderer gegenüber sieht, die ihm vorwerfen, seine Herkunft zu verleugnen. Aber auch die Situation der einfachen nordisch-stämmigen Menschen wird dargestellt, die sich oftmals der Christianisierung gänzlich verweigern oder trotz Taufe weiterhin den alten heidnischen Bräuchen anhängen.
Man kann hier also – insbesondere durch Gunnora – vieles über die alte nordische Kultur und Götterwelt, vor allem aber über die Runen und ihre magische Macht, erfahren.

Der Erzählstil ist mitreißend, durch den Wechsel zwischen den verschiedenen Handlungssträngen entsteht eine fesselnde Dynamik und obwohl einiges vorhersehbar ist und manche Zusammenhänge leicht erahnbar sind, wird doch bis zum Schluss eine gewisse Spannung aufrecht erhalten.

Ich hatte allerdings oftmals Schwierigkeiten, mit den Protagonistinnen richtig warm zu werden. Gunnora war mir vor allem zu Beginn zu kühl und stur und in ihrem Verhalten häufig widersprüchlich. Im Laufe der Zeit konnte man aber doch gut ihre innere Zerrissenheit spüren, zwischen dem Willen, ihrer Kultur treu zu blieben, dem Hass auf die Christen, denen sie die Schuld am Tod ihrer Eltern gibt, den sich dennoch entwickelnden Sympathien und der Notwendigkeit (auch zum Wohle ihrer Schwestern) trotz allem ihren Platz in dem fremden Land zu finden.
Bei Alruna ist es mir dagegen schwer gefallen, irgendwelche positiven Eigenschaften auszumachen. Sie ist zu ich-bezogen und zu gleichgültig gegenüber den Gefühlen anderer. Aber sicherlich haben auch solche Figuren ihre Berechtigung.

Fazit: Obwohl mir diese Werk nicht ganz so gut gefallen hat wie frührer Romane der Autorin, kann ich es insgesamt doch weiterempfehlen, vor allem an Leser, die sich für die alte nordische Kultur und/ oder die Geschichte der Normandie interessieren.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mathilda und Arvid

Kinder des Feuers
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Die Normandie im Jahr 936: Mathilda hat beinahe ihr ganzes Leben im Kloster Saint-Ambrose verbracht. Sie war als Kleinkind dort abgegeben worden und hat Fragen danach, woher sie kommt und wer ihre Eltern ...

Die Normandie im Jahr 936: Mathilda hat beinahe ihr ganzes Leben im Kloster Saint-Ambrose verbracht. Sie war als Kleinkind dort abgegeben worden und hat Fragen danach, woher sie kommt und wer ihre Eltern waren bisher immer als unwichtig abgetan. Nur in seltsamen Träumen wird sie manchmal mit Erinnerungsfetzen aus ihrer Vergangenheit konfrontiert.
Doch dann gerät ihre Welt von einer Minute auf die andere aus den Fugen. Eine Gruppe von Kriegern überfällt das Kloster und richtet ein Massaker unter den Nonnen an. Mathilde kann sich retten und vom Ort des Schreckens fliehen – zusammen mit Arvid, einem jungen Novizen, dessen Vergangenheit ebenfalls von dunklen Geheimnissen umrankt war. Erst vor kurzem hat er erfahren, dass er der Verwandte eines mächtigen Mannes ist, und dass dieser ihn am liebsten tot sehen würde.
Doch der Angriff auf das Kloster hatte nicht ihm, sondern Mathilda gegolten und die darauf folgenden Ereignisse werden sie letztlich zwingen, sich ihrer Herkunft zu stellen.
Ebenso müssen sich Mathilda und Arvid auch ihren Gefühlen füreinander stellen, denn obwohl ihre Wege sich häufig trennen, führt das Schicksal sie immer wieder zusammen.

Wie schon der Vorgängerroman „Tochter des Nordens“ spielt auch dieses Buch im Frühmittelalter, einer Epoche, die trotz ihrer großen Bedeutung für den weiteren Verlauf der Geschichte in historischen Romanen relativ selten behandelt wird.
Die Autorin zeichnet dabei ein eher düsteres, vermutlich aber auch realistisches Bild dieser Epoche, die Protagonisten müssen ständig um ihr Leben fürchten und sich in einer Welt zurecht finden, die von Kriegen und Überfällen, von enttäuschten Hoffnungen und tiefer Verzweiflung geprägt ist und in der viele Menschen darum ringen müssen, in einem Land, das von einem Gemisch verschiedener Völker bewohnt wird, ihre Identität zu finden.
Dazwischen gibt es aber doch immer wieder auch helle Momente, wo Liebe oder Freundschaft über die Dunkelheit triumphieren können.
Weiters wird durch das Rätsel um Mathildas Herkunft einige Spannung erzeugt, viele Andeutungen werden geschickt eingestreut, sodass man beim Lesen immer ein bisschen miträtseln kann.
Die handelnden Figuren sind mit viel psychologischem Einfühlungsvermögen und weitgehend ohne die üblichen Klischees gezeichnet, wobei die Autorin sich bei den historischen Persönlichkeiten aber ziemlich viel künstlerische Freiheit genommen haben dürfte.

Allerdings ist die Lektüre bisweilen etwas anstrengend, weil die Handlung ständig zwischen verschiedenen Schauplätzen im Frankenreich, der Normandie und der Bretagne hin- und herpendelt. Außerdem werden viele Zusammenhänge nur angedeutet, sodass man beim Lesen immer mitdenken und sich vieles selbst zusammenreimen muss.

Dennoch ein lesenswerter historischer Roman, der sich positiv vom üblichen Einheitsbrei dieses Genres abhebt.

Veröffentlicht am 29.06.2023

Beiträge der Physik zur Archäologie

Liegt die Antwort in den Sternen?
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Die bereits aus diversen Fernsehsendungen und sonstigen populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen bekannten Autoren stellen in diesem reich bebilderten Band zahlreiche interessante, überraschende und ...

Die bereits aus diversen Fernsehsendungen und sonstigen populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen bekannten Autoren stellen in diesem reich bebilderten Band zahlreiche interessante, überraschende und rätselhafte archäologische Funde vor und beschreiben, was die Naturwissenschaft zu ihrer Untersuchung und Interpretation beitragen kann. Sie besuchen dabei verschiedenste Teil der Welt – den römischen Limes an der Grenze zu Germanien, eine Spiralstadt im Ural, ein afrikanisches Volk von Jägern und Sammlern mit (angeblich) großem Wissen über Astronomie, Nasca-Linien, Azteken-Tempel, …. und immer wieder das alte Ägypten – und konzentrieren sich dabei natürlich vor allem auf Entdeckungen, die besonders spektakulär waren und/ oder sich gut für pseudowissenschaftliche Deutungen und Verschwörungstheorien eignen.
Auch die Aussagen zur Wissenschaft decken daher ein breites Spektrum ab, von der Möglichkeit, archäologische Stätten aus der Luft zu erforschen über die Zusammensetzung alter Metalle und die Evolution des Menschen bis hin zur (Un)wahrscheinlichkeit von Reisen durch den Weltraum. Die Autoren sind um wissenschaftliche Stringenz bemüht, sagen klar, was wissenschaftlich erklärbar ist und was (noch)nicht und betonen immer wieder, dass letzteres noch lange nicht als Beweis für die Existenz von Aliens oder „alternative Geschichtsschreibungen“ gelten kann.
Es gibt allerdings (zumindest aus meiner Sicht) einige Schwachpunkte: Wie schon die Aufmachung dieses Werkes erwarten lässt, sind die Beschreibungen und Gedankengänge eher oberflächlich und die Auswahl der Themen orientiert sich am Massengeschmack. Naturwissenschaftlich interessierte Leser werden hier nichts Neues erfahren.
Außerdem hat mir der rote Faden gefehlt. Der Inhalt wirkt eher wie eine wahllose Aneinanderreihung von Schauplätzen und Epochen.