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Veröffentlicht am 06.09.2023

Luft nach oben

Vampyria - Der Hof der Wunder
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Nach dem Finale des ersten Teils war ich gespannt, wie es nun weitergehen sollte mit Jeanne. Und wurde ziemlich überrascht, da sie charakterlich fast schon eine Kehrtwende hingelegt hat. War sie anfangs ...

Nach dem Finale des ersten Teils war ich gespannt, wie es nun weitergehen sollte mit Jeanne. Und wurde ziemlich überrascht, da sie charakterlich fast schon eine Kehrtwende hingelegt hat. War sie anfangs noch ziemlich naiv, hat sie inzwischen fast schon sowas wie einen Plan. Ebenfalls ließ im ersten Teil ihre Impulskontrolle sehr zu wünschen übrig, doch sie hat dazugelernt und überlegt sich nun vorher, ob ihre Racheaktionen auch tatsächlich sinnvoll sind. Nichtsdestotrotz gab es auch Momente, in denen sie das typische Verhalten aus dem Vorgänger an den Tag legte, die waren allerdings sehr selten.

Die Atmosphäre war durchweg düster und gruselig, was in der Realität am Tag gar nicht so zu Paris, der Stadt der Liebe, passt. Doch hier, im Reich der Finsternis, ist alles anders. Es regieren nicht die Menschen, sondern die Kreaturen, die wir nur aus unserer Fantasie kennen. Passend zur Story greift der Autor die unterirdischen Gänge auf, von denen Paris durchzogen ist, und macht sie zu einem wichtigen Teil der Geschichte. Diese Tunnel tragen sehr zur schaurigen Atmosphäre bei.

Die unheilvolle Spannung zieht sich durch das gesamte Buch. Der Autor versteht sich gut darauf, verschiedene Nuancen einfließen zu lassen. Action und Grusel sind hier zu gleichen Teilen vertreten und erfüllen ihre Aufgabe sehr gut. Tatsächlich wollte ich stets wissen, wie es weitergeht. Die Charaktere sind ebenfalls gut gezeichnet, für mich macht die Hauptprotagonistin allerdings nicht viel her. Für eine Spionin benimmt sie sich nicht professionell genug, sie geht zu unvorsichtig mit ihrer Tarnung um. Aber vielleicht ist das auch Meckern auf hohem Niveau, denn unterhalten hat mich das Buch dennoch.

Fazit: Insgesamt wäre der erste Band für mich auch ohne diese Fortsetzung beendet gewesen. Vollständig überzeugt bin ich noch nicht. Für Fans, die sich in die Welt der Untoten zurückwünschen, ist diese Lektüre allerdings genau das richtige!

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Veröffentlicht am 03.08.2023

Bleibt in Erinnerung

Und morgen ein neuer Tag
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Zwischen all den Krimis und Thrillern brauche ich auch manchmal was für’s Herz. Da kam mir „Morgen ein neuer Tag“ gerade recht. Dachte ich, denn bei diesem Cover habe ich mir vorgestellt, dass es eine ...

Zwischen all den Krimis und Thrillern brauche ich auch manchmal was für’s Herz. Da kam mir „Morgen ein neuer Tag“ gerade recht. Dachte ich, denn bei diesem Cover habe ich mir vorgestellt, dass es eine seichte Geschichte ist, die man mal zwischendurch lesen kann. Weit gefehlt, denn dies ist alles andere als ein Buch, was einen wohlig zurücklässt.

Die Autorin Claire Alexander sagte, dass Meredith ihr ähnlicher sei, als ihr lieb ist. Wie viel Persönliches in diesem Roman steckt, lässt sich aber nicht sagen. Die Bandbreite der Themen reicht von Depression über Angststörungen bis hin zu Missbrauch und Gewalt. Also alles andere als seicht. Meredith hat einiges hinter sich, weswegen sie diese Themen beschäftigen. Trotz ihrer Ängste ist sie eine starke Frau, die versucht, wieder nach vorne zu blicken. Erzählt wird die Geschichte parallel aus Gegenwart und Vergangenheit, so dass wir erfahren, was Meredith widerfahren ist und weswegen sie sich in dieser Situation befindet. In der Isolation, abgeschottet. Sie puzzelt gerne, hat am liebsten die Gesellschaft ihrer Katze. Ihre Freundin Sadie ist ebenfalls willkommen, auch wenn Meredith jedes Mail zu spüren bekommt, dass die Unterschiede zwischen ihnen sehr groß sind.

Im Gegensatz zu den vielen Schicksalsschlägen steht die Sprache. Die ist sehr umgangssprachlich und lockert die Handlung dadurch zwar etwas auf, kann die Schwere jedoch nicht ganz vertreiben. Denn auch in der Übersetzung gehen die Emotionen nicht verloren, sind genauso, wie sie gefühlt werden sollen. Das ist eines der wenigen Bücher, bei dem ich sagen kann, dass die Übersetzerin Stefanie Retterbush ganze Arbeit geleistet hat, um die Geschichte rund zu machen und ihr das gewisse Etwas zu geben. Im Nachhinein nicht verwunderlich, da sie zum Beispiel auch „Ohne ein einziges Wort“ und „Mr Wrong Number“ übersetzt hat, die sprachlich ebenfalls super waren.

Fazit: Für mich persönlich steckt zwischen den Zeilen zu viel Negativität, dennoch empfehle ich dieses Buch ob der Themen und der Sprache wegen weiter. Es ist berührend, regt zum Nachdenken an, kann durchaus pieksen - und bleibt garantiert in Erinnerung.

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Veröffentlicht am 30.06.2023

Es läuft einem eiskalt den Rücken runter

Zwei Fremde
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Dass ein Hotel als Kulisse für spannenden Stoff bestens geeignet ist, hat ja schon Stephen King mit „Shining“ gezeigt. Thriller, deren Setting ein abgeschiedener oder abgeschnittener Ort ist, sind ebenfalls ...

Dass ein Hotel als Kulisse für spannenden Stoff bestens geeignet ist, hat ja schon Stephen King mit „Shining“ gezeigt. Thriller, deren Setting ein abgeschiedener oder abgeschnittener Ort ist, sind ebenfalls beliebt und Martin Griffin hat diese beiden Attribute nun miteinander verbunden.

Remie als Protagonistin hat mir gut gefallen. Ihre Beweggründe werden mit fortlaufender Geschichte immer sichtbarer. Ihr Hintergrund macht sie zu einer würdigen Gegnerin der beiden Fremden in deren Verwirrspiel. Man versteht mehr und mehr, wie Remies Bruder in diesem Geflecht von Lügen verwoben ist und was seine Rolle in dieser verschneiten Winternacht ist. Das Band zwischen den Geschwistern ist stark, obwohl die beiden unterschiedlicher nicht sein könnten.

Spannung ist durch die Atmosphäre unterschwellig immer vorhanden. Remie weiß, dass ein Fehler ihr Leben bedeuten könnte. Sie weiß jedoch nicht, wem sie vertrauen kann. Als Leser findet man sich in einem Ping-Pong-Spiel zwischen Misstrauen und Vermutungen wieder, während man selbst versucht, den Gefangenen und den echten Officer zu entlarven. Das führt dazu, dass die Spannungskurve steigt. Ein paar Längen hat die Geschichte, dennoch, die waren für mich aber nicht weiter schlimm. Als Leser ist so eine kurze Pause ganz gut, um sich nochmal ins Gedächtnis zu rufen, welche Figur welche Hinweise gegeben hat, die sie (oder ihn) entlarven könnten.

Fazit: Zu einer Frau an abgeschiedenen Ort fügt man ein gewaltiges Naturereignis hinzu und würzt das Ganze mit zwei Fremden. Heraus kommt eine spannende Story, die einem eiskalt den Rücken hinunterläuft. Brrr!

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Veröffentlicht am 30.06.2023

Zweiter Blick lohnt sich

Heimwärts
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Mit ihrem 688 Seiten starken Buch hat Kate Morton die Erwartungen mal wieder hochgeschraubt. Lange genug mussten die deutschen Fans auf ihren neuesten Spannungsroman warten.

Zugegeben, das Konstrukt ...

Mit ihrem 688 Seiten starken Buch hat Kate Morton die Erwartungen mal wieder hochgeschraubt. Lange genug mussten die deutschen Fans auf ihren neuesten Spannungsroman warten.

Zugegeben, das Konstrukt „junge Frau kommt nach langer Zeit zurück nach Hause und lüftet dann ein ewig gehütetes Familiengeheimnis“ ist schon ziemlich ausgelutscht. Allerdings hat jede Familie ihre eigenen Geheimnisse, sodass jede einzelne dieser Geschichten auch wieder etwas Neues mit sich bringt. Und hier gibt es einen Bonus: ein Buch im Buch. Kate Morton erweckt den Autor Daniel Miller zum Leben und präsentiert uns Lesenden so einen ungelösten Mordfall in Form einer True Crime Story in ihrem Roman. Ab da hat das Buch einen Sog auf mich ausgeübt, den ich lange beim (allgemeinen) Lesen vermisst hatte.

Wie Morton immer wieder betont, schreibt sie keine Krimis oder Thriller, sondern Romane mit dramatischen oder tragischen Elementen. Das beschreibt ihren Stil tatsächlich sehr gut. Denn obwohl die Spannung vorhanden ist, ist sie nicht das vordergründige Element. Es sind eher die Atmosphäre, die Dynamik der Familie, die Umstände, außergewöhnliche Charaktere, die die Lesenden in ihren Bann ziehen.

Auch hier ist die Protagonistin sehr eigen, mir anfangs sogar unsympathisch. Sie hat ihren ganz eigenen Weg gefunden und beschritten. Wie sie mit ihrer Familiengeschichte umgeht und den Geheimnissen, die sie im Laufe der Story lüftet, kann man vielleicht nur nachvollziehen, wenn man selbst schon in dieser Situation gesteckt hat.

Die Geschichte spannt sich über einen Zeitraum von sechzig Jahren - und ja: Sie hatte ihre Längen an der einen oder anderen Stelle. Dennoch macht dieser Kritikpunkt das Buch nicht schlecht. Es gibt eben Geschichten, die brauchen eine Weile, bis sie anlaufen und überzeugen. Fast wie bei einem Käsekuchen. Der muss schließlich auch erst aufgehen, bevor er schmeckt.

Fazit: Wieder einmal eine Geschichte, die auf den zweiten Blick so viel mehr ist, als das Wörtchen „Roman“ verspricht. Eine Erzählung über die Verbundenheit, die man mit der Heimat hat. Über Mutterschaft und Muttersein und vor allem über Verrat. Kann man gut und gerne ein zweites Mal lesen.

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Veröffentlicht am 17.05.2023

Lässt einen bedrückt zurück

Die Schwester
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Maras Schwester Lisa ist die perfekte Frau, Mutter und Ärztin - hat immer alles im Griff und beschwert sich nie. Und dann ist sie eines Tages einfach verschwunden...

Pia Meyer von der Kripo Neustadt ...

Maras Schwester Lisa ist die perfekte Frau, Mutter und Ärztin - hat immer alles im Griff und beschwert sich nie. Und dann ist sie eines Tages einfach verschwunden...

Pia Meyer von der Kripo Neustadt kann keine Hinweise auf ein unfreiwilliges Verschwinden finden und so werden die Ermittlungen eingestellt. Mara kann aber nicht glauben, dass ihre Schwester freiwillig ihre Familie zurückgelassen hat, und versucht den Tag, an dem sie zuletzt gesehen wurde, zu rekonstruieren. Dabei stößt sie auf immer mehr Ungereimtheiten.

Zitat Pos. 1004:
"Aus Erfahrung wusste Pia, dass von den zweihundert bis dreihundert Personen, die an jedem Tag in Deutschland vermisst gemeldet wurden, nicht nur die meisten innerhalb kurzer Zeit von selbst wieder auftauchten, sondern dass sie im Nachhinein oft gar nicht wirklich verschwunden gewesen waren."

Die Geschichte wird hauptsächlich aus Sicht von Mara und der Kommissarin Pia erzählt. Die erste Hälfte des Buches waren daher hauptsächlich Spekulationen und "Was-wäre-wenn"-Szenarien. Es gibt einige verschiedene Figuren, die teilweise recht interessant sind. Aber auch ein paar private Details aus dem Leben der beiden Protagonisten, die meiner Meinung nach überflüssig waren und die nur vom Geschehen ablenkten. So dümpelte die Story vor sich hin - bis eine Leiche gefunden wird. Schlagartig schnellt der Spannungsbogen nach oben und es kam endlich etwas ins Rollen.
Die Aufklärung des Falls war aufregend und konnte mich so doch noch von diesem Titel begeistern. Auf Details möchte ich diesmal nicht weiter eingehen, weil sie zu viel verraten würden, aber der Hintergrund des Ganzen ist höchst erschütternd und fast nicht nachvollziehbar, obwohl ich sicher schon mal von "so etwas" gehört hatte. Ein richtiges Happy End ist in diesem Buch nicht zu finden und ließ mich noch einige Zeit bedrückt zurück.

Fazit: Nach einem etwas langatmigen Start gipfelt dieser Kriminalroman in einer dramatischen Story, die einen sehr bedrückt und über deren Thema es mehr Aufklärung geben müsste.

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