Ein zeitloses Thema
Wie ein Stern in mondloser NachtAugust 1947: Henni, ihre Mutter und ihr Bruder leben, man sollte besser sagen, überleben im verstörten Berlin, sie wohnen in einer Kellerwohnung. Die Mutter putzt bei den von Rothenburgs, Henni geht zum ...
August 1947: Henni, ihre Mutter und ihr Bruder leben, man sollte besser sagen, überleben im verstörten Berlin, sie wohnen in einer Kellerwohnung. Die Mutter putzt bei den von Rothenburgs, Henni geht zum Gymnasium und muss immer mal wieder die Mutter beim Putzen vertreten, wenn diese sich nicht wohlfühlt. So lernt sie eines Tages den Sohn des Hauses, Eduard, kennen, die beiden treffen sich heimlich, verlieben sich und träumen von einer gemeinsamen Zukunft. Doch der Traum zerplatzt, Ed geht nach England und studiert dort Medizin und Henni wird Hebamme.
Auf einer zweiten Zeitebene begegnen wir Liv, die, nachdem sie erfahren hat, dass sie ein Findelkind ist, auf der Suche nach ihren Eltern bzw. ihrer Herkunft ist. Sie stößt bei ihren Nachforschungen auf Henni Bartholdy, eine Berliner Hebamme.
Marie Sand erzählt uns die Geschichte der Entstehung der ersten „Babyklappe“ in Berlin. Es war eine ausgepolsterte Kiste in einem Berliner Hinterhof im Jahr 1956. Alles musste heimlich passieren, da es illegal war. Henni Bartholdy ist mit Leib und Seele Hebamme, sie unterstützt die werdenden und jungen Mütter so gut sie kann und geht auch oft unkonventionelle Wege. Die Autorin bringt uns die Nöte dieser Frauen nahe, sie schreibt in einem flüssigen, sehr gut lesbaren Schreibstil. Auch lernen wir Liv näher kennen, die unbedingt erfahren möchte, wo ihre Wurzeln sind. Die Suche ist sehr schwierig.
Heute kann man sich kaum vorstellen, dass es erst im Jahr 2000 die erste offizielle Babyklappe gab. Der Weg dorthin war sehr lang. Dieses Buch erzählt von den Anfängen, es konzentriert sich auf die Geschichte von Henni, Ed und Liv. Ich hätte gerne noch mehr über die Frauen, die in diesen Notlagen waren bzw. sind, erfahren. Auch mit diesem kleinen Abzug eine lesenswerte Geschichte.