Profilbild von Freakajules

Freakajules

Lesejury Star
offline

Freakajules ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Freakajules über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.10.2017

Überzeugende Vorbereitung auf das Finale

Die Gabe der Auserwählten
0

Schon seit dem ersten Teil bin ich ein absoluter Fan der "Chroniken der Verbliebenen". Denn die Autorin schafft es wie keine andere, eine tolle, umfassende und spannende Welt zu erschaffen, die ständig ...

Schon seit dem ersten Teil bin ich ein absoluter Fan der "Chroniken der Verbliebenen". Denn die Autorin schafft es wie keine andere, eine tolle, umfassende und spannende Welt zu erschaffen, die ständig neues für ihre Figuren bereithält, ohne dabei den eigentlichen Fokus zu verlieren. Wie ich bei meinen Rezensionen zu den vorherigen Teilen schon festgestellt habe, spielt es dabei nicht mal eine Rolle, ob Mary E. Pearson ihre Geschichte dynamisch (wie in "Der Kuss der Lüge") oder gemächlich (wie in "Das Herz des Verräters") erzählt, ob sie körperlichen oder emotionalen Schmerz thematisiert oder ob sie auf den Krieg oder Beziehungsprobleme eingeht. Die Autorin packt mich mit Lia, Rafe und Kaden einfach jedes Mal.

Die Handlung knüpft mehr oder weniger nahtlos an die Ereignisse am Ende des zweiten Bandes an. Zwar hatte ich genau deswegen Bedenken, in die Geschichte zu starten; schließlich ist es bei mir schon eine Weile her, dass ich "Das Herz des Verräters" beendet habe. Aber diese Bedenken wurden sofort ausgeräumt, denn es fiel mir unglaublich leicht, den Geschehnissen am Anfang zu folgen und die Verbindungen zum vorherigen Buch herzustellen. Es gibt viele Auf und Abs in der Geschichte, viele verschiedene Handlungsstränge und sehr unterschiedliche Beziehungsdynamiken, die den Plot spannend halten, weswegen ich mich an keiner einzigen Stelle gelangweilt habe. Während der erste Band "Der Kuss der Lüge" in die Geschichte und Lias Welt einführt und der zweite Band "Das Herz des Verräters" auf die Ereignisse und Handlungen im dritten Band hinführt, erzählt "Die Gabe der Auserwählten" zum einen die Entwicklung der beiden Königreiche Dalbreck und Morrighan nach der Befreiung der beiden Hauptfiguren und zum anderen, was eben jene Veränderung für Lia und Rafe bedeutet – und letztlich nun auch für Kaden.

So hundertprozentig hat mir diese Entwicklung aber nicht zugesagt. Das lag nicht am Plot selbst oder dessen Ausführungen. Und auch nicht daran, dass Lia in ihr Königreich zurückkehren möchte und dabei Rafes Versprechen einfordert, sondern vor allem daran, wie sich die Beziehungsdynamik zwischen den beiden im Allgemeinen verändert. Es ist unglaublich schwer, das zu kritisieren und dabei spoilerfrei zu bleiben. Dennoch hat mir in großen Teilen Rafes Verhalten einfach überhaupt nicht gefallen. Ich bin mir nicht sicher, ob es daran liegt, dass man ihn zum ersten Mal in seinem gewohnten Terrain (in der Heimat) erlebt, ihm Ruhm und Macht zu Kopf gestiegen sind oder ob er sich schlichtweg aufgrund all der Ereignisse aus den ersten beiden Bänden so entwickelt hat. Ich mochte Rafe immer noch gerne, ebenso wie seine neue Rolle, in der er zugegebenermaßen auch erstmal hineinwachsen muss. Aber gerade im Umgang mit Lia und seinen "Lektionen" ist er für mich einfach einen Schritt zu weit gegangen und hat einiges an Sympathiepunkten einbüßen müssen.

Lia dagegen hat mir von der Entwicklung her sehr gut gefallen. Sie ist weiterhin sehr stark, zielstrebig und ehrgeizig und sie weiß ganz genau, was sie will, auch wenn es nicht dem entspricht, was Rafe will. Mir hat es sehr gut gefallen, wie eigenständig sie handelt, wie sie versucht, sich nichts gefallen zu lassen und Rafe mehr als einmal in seine Schranken weist. Selbst, wenn sie damit nicht direkt etwas erreicht, war das für mich ein starker Ausdruck ihrer wachsenden Persönlichkeit. Aus diesem Grund fand ich es auch passend, dass sie am Ende ihren Willen durchsetzt und dass sie ihre eigene Reise antritt.

Das Setting hat mich weiterhin eingenommen und finde ich nach wie vor sehr gelungen. Diese Welt nimmt mich einfach jedes Mal mit und nimmt mich auch vollkommen ein. Alles ist so greifbar und realitätsnah, dass ich überhaupt keine Probleme hatte, klare Bilder in meinem Kopf entstehen zu lassen. Die Autorin hat da meiner Meinung nach ein absolut tolles, einzigartiges und sehr umfassendes Setting erschaffen, in das ich mit jedem neuen Band nochmal gerne eintauche – und das ich sehr ungerne wieder verlasse, sobald ich einen neuen Teil beendet habe. Spürbar wird das zusätzlich noch an dem Schreibstil. Nicht nur die Welt ist wunderbar beschrieben, auch die Charaktere sind authentisch und tiefgründig. Außerdem kommen die Gefühle der Figuren sehr gut herüber, egal ob Lias Wut oder Rafes Sorge. Allgemein liest sich das Buch sehr gut, weswegen ich sicher auch die 800 Seiten an einem Stück gut hätte durchlesen können.

Grundsätzliche äußere ich immer sehr ungern und sehr sparsam Kritik an Verlagen, da ich mich im Verlagswesen nicht auskenne und ich immer der Meinung bin, dass es für jede Entscheidung wohl seine Gründe geben wird. Schade finde ich es nach wie vor natürlich trotzdem, dass der letzte Band in Deutschland in Band drei und vier geteilt wurde. Meiner Meinung nach hätte das nicht unbedingt sein müssen. Und damit meine ich nicht, dass ich jetzt Ewigkeiten (naja, ein paar Monate) auf die Fortsetzung warten muss, sondern, weil durch den Cut verschiedene Stellen viel gewichtiger wirkten, als sie meiner Meinung nach im Endeffekt sind. Ich finde es schade, dass ich nach diesem Buch einen "schlechten" Eindruck von Rafes Charakterentwicklung habe, obwohl ich fest davon ausgehe, dass sich das irgendwie wieder bereinigen wird. Ich finde diese Entscheidung im Allgemeinen leider nicht besonders nachvollziehbar, denn ein Gesamtwerk bleibt nun mal ein Gesamtwerk, auch wenn die Autorin das Ende extra für diese Ausgabe umgeschrieben hat.

Fazit
"Die Gabe der Auserwählten" ist eine tolle, sehr lesenswerte Fortsetzung der "Chroniken der Verbliebenen". Ich bin wieder mal begeistert, auch wenn mich Rafes Verhalten stellenweise enttäuscht hat und der eigentliche Plot durch diese Beziehungskrise kaum voran kam. Trotzdem hat Mary E. Pearson die Geschichte wieder wundervoll verpackt und ein tolles Buch abgeliefert, das mich sehr neugierig auf den Abschlussband zurücklässt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
  • Gefühl
Veröffentlicht am 16.10.2017

Spannender, atmosphärischer zweiter Band

GötterFunke 2. Hasse mich nicht
0

Den ersten Teil der GötterFunke-Reihe habe ich im Februar gelesen und seither habe ich so sehr auf die Erscheinung des zweiten Teils hin gefiebert, weil ich doch unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. ...

Den ersten Teil der GötterFunke-Reihe habe ich im Februar gelesen und seither habe ich so sehr auf die Erscheinung des zweiten Teils hin gefiebert, weil ich doch unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. Wer meine Rezension zum Auftaktband gelesen hat, der weiß, wie sehr ich dieses Buch geliebt habe und wie sehr ich darauf gespannt war, wie sich alles weiterentwickelt. Nicht nur in Bezug auf die Gefühle und die Wette zwischen Jess und Cayden, sondern auch bezüglich Jess’ „Gabe“ und der weiteren Einmischung vonseiten der Götter.

Und was soll ich sagen? Auch der zweite Band hat eingeschlagen wie eine Bombe und mich so mitgerissen. Ich habe an einer Leserunde auf Lovelybooks teilgenommen und hatte mir wirklich vorgenommen, mir Zeit zu lassen. Allerdings habe ich es dann doch nicht ausgehalten und das Buch im Nullkommanichts durchgelesen. Besonders gut hat mir gefallen, wie leicht die Autorin alte Ereignisse in die Geschichte einfließen lässt. Bei Reihen, die man zum Erscheinungstermin liest, habe ich oft das Problem (da ich kein Fan von Re-Reads bin), dass ich nicht mehr alle Details zusammenbekomme. Deshalb bin ich immer wieder froh, wenn Autoren es schaffen, kleine Gedankenstützen einzubauen, ohne, dass sie direkt als solche erkennbar sind, aber doch so stark um mich an alte Beziehungen und Gegebenheiten zu erinnern. Marah Woolf macht es da einem wirklich einfach – vor allem für Vielleser. So war der Einstieg für mich ein Kinderspiel. Ich habe es geliebt, wie schnell ich doch wieder in Jess' Welt gefangen war und wie sehr ich diese Charaktere vermisst hatte.

Auch der Plot ist wunderbar ausgearbeitet. Ich persönlich habe mich ja nicht nur auf das Wiedersehen von Jess und Cayden gefreut und die Entwicklung der Wette, sondern auch sehr auf den Showdown mit Agrios. Ich hatte an keiner einzigen Stelle das Gefühl mich zu langweilen, denn es gibt immer wieder Spannung, sehr witzige Schlagabtausch-Momente zwischen Cayden und Jess und natürlich sehr sehr viele unterdrückte Gefühle. Mir war ja schon klar, dass gerade das einen großen Raum im zweiten Band einnehmen wird und auch die Dreiecksgeschichte war ja irgendwie schon vorprogrammiert. Doch mir hat es trotzdem sehr gut gefallen, weil die Thematik des Buches einfach nicht in dem ganzen Kitsch und dem Gefühlsgewusel untergeht. Es wird immer wieder deutlich gemacht, dass Jess in Gefahr ist, dass sie niemandem vertrauen soll und dass Agrios etwas plant. Jess wird auch immer wieder von verschiedenen Figuren vor der Gefahr gewarnt und auch die unterschwellige Spannung, die der neue Charakter Mateo mit sich bringt, ist auf jeder Seite deutlich spürbar. Also keine Angst: Der zweite Teil ist definitiv kein Füll- oder Zwischenband, sondern er trägt maßgeblich – und das auch noch spannend – zur Entwicklung der Geschichte bei.

Ein bisschen schade fand ich dagegen, dass die Götterfamilie – außer Cayden/Prometheus – mir ein bisschen zu kurz kamen. Gerade Athene, Apoll und Hera hatte ich im ersten Band in mein Herz geschlossen, doch ihre Auftritte waren diesmal eher begrenzt oder sie standen schlichtweg nicht im Vordergrund und waren deshalb eher nebensächlich. Für den dritten Band würde ich mir wieder mehr Interaktion mit ihnen wünschen. Gerade Apoll scheint ja mittlerweile schon eine große Fangemeinde zu haben. Ich mag ihn zwar sehr gerne; ich bin aber definitiv ein großer Fan von Hera und Kalchas.

Als sehr positiv wahrgenommen habe ich die Charaktere, die bis auf Robyn alle eine Entwicklung durchmachen; obwohl ... Robyn macht auch eine Entwicklung durch, allerdings in die völlig falsche Richtung. Während ich sie in meiner Rezension zum ersten Teil als "potenziellen Hasscharakter" bezeichnet habe, kann ich das diesmal definitiv bestätigen. Ich habe selten eine Romanfigur so sehr verabscheut. Jess dagegen erschien mir in diesem Band wesentlich schlagkräftiger und stärker, obwohl ich stellenweise wegen ihrer nicht abgelegten Naivität schmunzeln musste. Und auch Cayden hat sich für mich in eine positive Richtung entwickelt. Im ersten Band konnte ich ihn noch nicht so genau einordnen, weil ich doch immer wieder das Gefühl hatte, die Wette ist das einzige, was ihm wichtig ist. Doch dieses Mal habe ich auch seine emotionale Reife wahrgenommen und richtig gespürt, dass ihm was an Jess liegt. Auch wenn er sich immer noch sehr wankelmütig verhält und ich manchmal gerne wissen möchte, was eigentlich in seinem Kopf vorgeht. Meiner Meinung ist da wahnsinnig viel Potenzial gegeben, was die Autorin gerne in Band drei umsetzen kann – schließlich benimmt er sich an der ein oder anderen Stelle immer noch ziemlich unmöglich ;)

Marah Woolfs Schreibstil finde ich einfach klasse! Es ist mir ein Rätsel, wie sie es schafft, mich jedes Mal so einzunehmen, dass ich alles um mich herum vergesse und einfach nur ihr Buch beenden will. Ich finde ihre Sprache und die Tiefe, die sie ihren Charakteren verpasst, einfach nur absolut einnehmend und kurzweilig. Hasse mich nicht! ist leider erst mein zweites Buch von ihr, aber ich werde mir ihre anderen Bücher definitiv noch anschauen. Vielleicht kann ich mich damit bis zum Erscheinungstermin des dritten Bandes (derzeit März 2018) trösten.

Fazit
Götterfunke – Hasse mich nicht! ist eine wunderbare Fortsetzung des Auftaktbandes, die mich sehr begeistert hat. Der Cliffhanger am Ende lässt einige Spekulationen zu, das Potenzial zur weiteren Charakterentwicklung ist gegeben und der Plot ist super spannend und sehr atmosphärisch aufbereitet. Ich kann den Fortsetzungsband gar nicht erwarten. Ich drücke Jess die Daumen!
[4,5 Sterne]

Veröffentlicht am 29.08.2017

Authentische und emotionale "New Adult"-Geschichte

The Score – Mitten ins Herz
0

"The Score" ist der erste Teil, den ich lese, obwohl es schon der dritte Band aus der "Off-Campus"-Reihe ist. Die Geschichte von Hannah und Grace habe ich verpasst und obwohl ich bisher noch kein Buch ...

"The Score" ist der erste Teil, den ich lese, obwohl es schon der dritte Band aus der "Off-Campus"-Reihe ist. Die Geschichte von Hannah und Grace habe ich verpasst und obwohl ich bisher noch kein Buch von Elle Kennedy gelesen habe, hatte ich natürlich trotzdem hohe Erwartungen. Mittlerweile liebe ich "New Adult"-Bücher und habe durch die wundervollen Autorinnen Mona Kasten, Bianca Iosivoni und Abbi Glines auch schon so einige richtig gute Bücher in dem Genre gelesen.

Obwohl "The Score" der dritte Teil der Reihe ist, bin ich super in die Geschichte gestartet. Für mich waren Hannah und Garrett, sowie Grace und Logan zwar unbekannt, aber die Autorin hat die verschiedenen Pärchen und Nebenfiguren perfekt in die Geschichte eingepflegt und wichtige Aspekte (zum Beispiel entstandene Spitznamen, witzige und besondere Momente aus den vorherigen Büchern) nochmal hervorgehoben bzw. wiederholt, so dass ich an keiner Stelle das Gefühl hatte, irgendwas Großartiges verpasst zu haben. Was natürlich nicht bedeutet, dass ich die anderen Bücher von Elle Kennedy nicht mehr lesen werde; sie sind schon auf meiner Wunschliste gelandet. Die Mischung aus den unterschiedlichen Charakteren und einer sehr einfühlsam ausgearbeiteten Liebesgeschichte hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte wirkt sehr authentisch und realitätsnah, nicht zu übertrieben oder mit zu vielen Problemen und Drama aufgeblasen. Allerdings hatte ich mit dem Erotik-Aspekt überhaupt nicht gerechnet. Ich habe nichts gegen Sexszenen in Liebesgeschichten, auch nicht mal dann, wenn er als Mittel zum Zweck eingesetzt wird, denn so läuft es nun mal am College. Allerdings waren mir die erotischen Szenen irgendwann doch zu viel, weil ich eben nur eine schöne, leichte Liebesgeschichte erwartet hatte und es einige solcher Szenen gibt, manchmal sogar ziemlich lange ausgearbeitet.

Trotzdem hat der Plot mich überzeugt. Ich mochte das Zusammenspiel der Charaktere, ich mochte Dean und Allie zusammen, ich mochte, wie die Autorin mit den Höhen und Tiefen der Beziehung der beiden umgeht, aber auch mit ihren persönlichen Auf und Abs. Beide haben es sicher nicht einfach, beide kämpfen sich mit den verschiedenen Mitteln durch's Leben und es war sehr schön mitanzusehen, wie beide in- und aneinander ein wenig Halt finden. Aber neben Liebe und Erotik spielt die Autorin auch noch mit anderen Aspekten und Emotionen. Es gab verschiedene Stellen im Buch, die mich absolut mitgenommen und berührt haben. Der Kummer der beiden Hauptprotagonisten ist mit Händen greifbar und haben sich absolut auf mich übertragen. Die Trauer, die beide empfanden, die Hilflosigkeit, keinen Ausweg zu finden und schlechte, traurige, erschütternde Dinge zu verarbeiten, das Aufgeben und enttäuschte Hinschmeißen, als Allie einfach nicht mehr weiter weiß. Elle Kennedy hat mich da an einer Stelle eiskalt erwischt – was wahrscheinlich auch ihre Absicht gewesen war – und mich auch absolut mitgenommen, weil ich vor kurzem selbst erst so eine Situation erleiden musste.


Allie und Dean sind beide sehr tolle Hauptprotagonisten, die gestützt durch ihre besten Freunde, ein tolles Team abgeben. Mit Dean musste ich anfangs erst warm werden. Nach seinem ersten Auftreten war er nicht unbedingt der Kerl, den ich mir für Allie gewünscht hätte, aber seine positiven Charaktereigenschaften stechen desöfteren im Laufe des Plots noch hervor. Er ist mehr als nur der Frauenheld, als den er dargestellt wird, mehr als die "männliche Hure", für den ihn jeder hält. Klar, er provoziert es gerne, legt es auch darauf an, so wahrgenommen zu werden, aber er ist doch ein Mann, dessen Gedanken und Gefühle man erst wirklich verstehen kann, wenn man sich mit ihm befasst – als Außenstehender fiel mir das am Anfang schwer, aber die Kapitel, in denen er aus seiner Sicht erzählt, haben mich dann doch von ihm überzeugen können. Auch Allie ist ein toller Charakter, der mich zwar manchmal mit ihrer Wankelmütig in den Wahnsinn getrieben hat, die aber nach leicht durchschaubaren Motiven handelt. Sie möchte einfach nur geliebt werden, irgendwo ankommen und Halt finden, nachdem in ihrem Leben, vor allem in ihrer Familie, vieles nicht so lief, wie es sein sollte. Ihre Geschichte hat mich sehr bewegt, weswegen ich mir auch nichts anderes gewünscht habe, als dass sie endlich glücklich wird und denjenigen findet, den sie verdient. Anfangs dachte ich ja noch, die beiden passen überhaupt nicht zueinander und Dean wird Allie niemals glücklich machen können, aber Elle Kennedy hat mich überzeugt.

Den Schreibstil der Autorin fand ich wirklich toll. Er war genau das, was ich eben von einem "New Adult"-Buch auch erwarte: eine leichte, lockere Schreibweise, die dem Leser die Gefühle der Figuren näher bringt und diese auch auf ihn überträgt. Mitgefühlt habe ich nämlich auf jeden Fall. Auch die erotischen Szenen fand ich authentisch geschildert, was auch nicht so oft der Fall ist (oft sind sie ja so übertrieben oder plump, was ich überhaupt nicht mag). Mich persönlich hat einfach nur die Menge derer gestört. Ein bisschen weniger und das Buch hätte von mir volle Punktzahl erhalten.

Und auch das Cover gefällt mir sehr gut. Ich finde, der "New Adult"-Aspekt wurde gut eingefangen und ich persönlich bin ja auch ein Fan davon, wenn man keine kompletten Gesichter auf der Außengestaltung sieht. Ich bin wirklich traurig, dass ich nur das eBook von The Score habe. Die anderen Bände werde ich mir dann vermutlich als Printbücher kaufen, denn zusammen im Schrank sehen sie alle bestimmt super aus.

Fazit
"The Score – Mitten ins Herz" bietet eine wunderschöne Liebesgeschichte, zwei sehr authentische Hauptprotagonisten und jede Menge Emotionen und traumatische Erlebnisse, die es zu verarbeiten gilt. Mich hat der dritte Teil der "Off-Campus"-Reihe überzeugt, auch wenn ich mir persönlich ein bisschen mehr Liebe und ein bisschen weniger Erotik gewünscht hätte. Trotzdem werden die anderen Teile auf jeden Fall noch bei mir einziehen.

Veröffentlicht am 23.08.2017

Spannend und actionreich – ein sehr lesenswerter Thriller

Projekt Orphan
0

"Projekt Orphan" ist der zweite Teil der "Orphan X" oder auch "Evan Smoak"-Reihe, wobei ich zugegebenermaßen aufgrund des Gewinns bei einer Leserunde direkt den zweiten Band gelesen und den Vorgänger "Orphan ...

"Projekt Orphan" ist der zweite Teil der "Orphan X" oder auch "Evan Smoak"-Reihe, wobei ich zugegebenermaßen aufgrund des Gewinns bei einer Leserunde direkt den zweiten Band gelesen und den Vorgänger "Orphan X" ausgelassen habe. Obwohl ich dachte, dass mir die Geschichte deswegen Schwierigkeiten bereiten würde, hat mir der Plot wahnsinnig gut gefallen und fehlende Wissenslücken hat der Autor mühelos und gekonnt mit Wiederholungen und kurzen Erklärungen geschlossen. Allgemein hat mich die Geschichte rund um den Nowhere Man sehr gepackt und mich davon überzeugt, dass ich den ersten Teil auf jeden Fall nachholen muss!

Bei Thrillern ist es ja immer so eine Sache. Bei mir ist es meistens so: Entweder sie hauen bei mir richtig rein und überzeugen oder sie sind einfach nur so lala. "Projekt Orphan" hat definitiv bei mir eingeschlagen. Grund dafür ist zum einen einfach die Geschichte. Zwar ist sie ein bisschen inhaltsarm und während des Buches passiert vom Fortlauf der Geschichte nicht so wahnsinnig viel, allerdings gleicht Gregg Hurwitz dies mit wunderbar, actionreichen Szenen, logischen Handlungen und jeder Menge Spannung aus. Normalerweise schwärme ich ja oft nur bei Fantasy- oder Science-Fiction-Romanen von dem Einfallsreichtum der Autoren, aber auch hier gehört dem Autor auf jeden Fall dafür ein Lob ausgesprochen. Die verschiedenen Spannungsbögen fand ich toll und logisch ausgearbeitet und mit der richtigen Portion Gewalt, Blut und Zerstörung – so wie es sich für einen richtig guten Thriller gehört – getopt. Durch das wiederkehrende Warten auf den nächsten Knall und den nächsten Höhepunkt, von denen es einige gibt, wirkt die Geschichte von vorne bis hinten dynamisch. Ein paar traurige Momente (die Verarbeitung des Todes eines geliebten Menschen), verschiedene Flashbacks, ein bisschen Wehmut und ein Cliffhanger, der es in sich hat, runden den Plot perfekt ab.

Evan Smoak, der Hauptprotagonist und Hauptakteur des Buches, hat mir sehr imponiert. Da "Projekt Orphan" mein erstes Buch der Orphan-Geschichte ist, kannte ich seine Eigenschaften in diesem Buch natürlich nicht, war aber mehr als überrascht über seine analytischen Fähigkeiten, seinen leichten Humor, seine Art zu kämpfen und niemals aufzugeben. Darüber, dass er tötet, ohne seine Menschlichkeit zu verlieren, darüber, dass er das dringende Bedürfnis hat, immer jedem zu helfen, sei es ein unschuldiges Mädchen, ein hilfsbedürftiger Junge oder einfach nur sich selbst. Die Tricks, die er drauf hat, erinnern an so manchen "James Bond" oder "Mission Impossible" Film, was bei Gregg Hurwitz' Hintergrund als Hollywood-Drehbuchautor auch wirklich nicht wundert. Aber gerade in Situationen mit seinen Liebsten merkt man ihm seine menschliche und emotionale Seite doch an. Ich hätte mir zwar mehr davon gewünscht, seine Entscheidung am Ende ein bisschen anders vorgestellt, aber Evan ist nun mal Evan und als Nowhere Man alles in allem ein sehr überzeugender Charakter.

Aber auch die verschiedenen Bösewichte konnten mich überzeugen. Sie sind zwar stellenweise wirklich abartig und psychopathisch mit ihren neusten technischen Standards, Innovationen (Privatsphäre-Spray, Albtraum-Spritzen) und ihrem Kontrollzwang, aber dieser ständige Kampf mit Evan, wer der klügere und stärkere ist, war doch schon sehr amüsant. Vor allem, weil man sich während des ganzen Buches sicher ist, dass Evan doch ohnehin als Sieger hervorgehen wird. Die Geschichte rund um René, sein Labor und Evans Entführung fand ich super spannend geschildert und letztlich auch gut, wenn auch vorhersehbar, zu Ende gebracht. Und obwohl René jetzt erstmal aus dem Weg geschafft wurde, so weiß man doch, dass man die Orphans und Van Sciver auf jeden Fall wiedersehen wird. Schließlich wartet der Leser noch auf den großen Showdown, der vermutlich mit dem Ende schon angedeutet wurde.

Den Schreibstil von Gregg Hurwitz empfand ich als wahnsinnig gut. Zum einen ließ sich der Thriller gut lesen. Die Sprache war angenehm und ich bin auch nicht über Logik-Fehler gestolpert. Auch wenn ich ein oder zwei Mal dachte, einen erkannt zu haben, wurde ich doch am Ende eines besseren belehrt. Ich hatte wirklich das Gefühl, Hurwitz hat bei seinem Buch alles bedacht. Zum anderen hat es mir natürlich gefallen, dass ich die meisten Handlungsstränge verstanden habe, ohne den Vorgänger gelesen zu haben. Natürlich fehlten mir an der ein oder anderen Stelle ein paar Hintergrundinfos, aber ich hatte an keiner Stelle das Gefühl, den aktuellen Plot deswegen nicht zu verstehen. Auch die Kombination aus Flashbacks und der Gegenwart fand ich grandios. Nicht nur, weil es die Geschichte an sich aufgelockert hat, sondern weil man auch einiges mehr über den jungen Evan erfahren konnte. Zu guter Letzt hat mich der Autor allerdings auch mit seinem Ende überzeugt. Der Cliffhanger ist einerseits ziemlich hart, aber andererseits so gewählt, dass man es überlebt, den nächsten Teil erst in ein paar Monaten lesen zu können (auch wenn ich natürlich sofort weiterlesen möchte!). Einige Fragen bleiben offen und versprechen daher auch einen unterhaltsamen dritten Teil der "Orphan X"-Reihe.

Fazit
"Projekt Orphan" ist definitiv ein hochspannender und actionreicher Thriller, dem ein bisschen mehr Inhalt sicher gut getan hätte, der mich aber trotzdem (fast) vollends überzeugen konnte. Gregg Hurwitz ist ein genialer Autor, der mit seinem Buch einen richtig guten Thriller mit klaren, rasanten und dynamischen Kopfkino-Bildern geliefert hat. Eine Verfilmung wäre definitiv sehenswert!

Veröffentlicht am 16.08.2017

Persönliches Highlight der Reihe

Hardlove – verliebt
0

"Hardlove – Verliebt" ist der fünfte Band der Hard- bzw. Hacker-Reihe und ist somit auch der Abschlussteil und das Ende der Liebesgeschichte von Erica und Blake. Nachdem ich die ersten vier Bücher in den ...

"Hardlove – Verliebt" ist der fünfte Band der Hard- bzw. Hacker-Reihe und ist somit auch der Abschlussteil und das Ende der Liebesgeschichte von Erica und Blake. Nachdem ich die ersten vier Bücher in den letzten Wochen (mehr oder weniger) hintereinander weggelesen hatte, habe ich die beiden Hauptprotagonisten sehr in mein Herz geschlossen und ich war gespannt, was der letzte Teil noch für die beiden bereithält. Werden die beiden sich endlich bekommen und glücklich miteinander werden?

Was mich an der Hard-/Hacker-Reihe besonders begeistert hat, ist, dass meine Befürchtung bezüglich des Plots nicht erfüllt wurden. Die Reihe behandelt keine On-Off-Beziehung, kein ständiges Hin und Her und kein Leugnen von Gefühlen, ewig langer Druckserei oder ein ständiges Hin und Her. Erica und Blake haben einfach nur unglaublich viel zu bewältigen. Ihr Umfeld, die beiden selbst, Menschen um sie herum legen ihnen dauernd Steine in den Weg, gefährden ihre Beziehung und lassen sowohl Erica, als auch Blake eine Achterbahn der Gefühle durchmachen. Dass das im letzten Band "Hardlove" nicht anders sein würde, hatte ich erwartet und auch bekommen. Noch ein letztes Mal müssen die beiden um ihre Liebe kämpfen, tapfer sein und füreinander einstehen. Die Handlung im genannten Buch fand ich überzeugend dargestellt und ich habe vor allem mit Erica sehr mitgelitten. Nachdem sie schon so viel miterleben und erleiden musste, war dies hier natürlich die Krönung des Ganzen und für mich auch der Höhepunkt der Reihe. Neben dem ersten Band der Reihe hat mir "Hardlove" am besten gefallen.

Wie oben schon geschrieben sind mir beide Hauptprotagonisten sehr ans Herz gewachsen, obwohl die Geschichte größtenteils nur aus Ericas Sichtweise erzählt wird. Blake ist zwar schon stellenweise ein großspuriger Millionär/Milliardär, der meint, sich alles erlauben zu können und unantastbar zu sein scheint, aber gerade in Situationen mit Erica merkt man ihm seine Emotionen an, seine Zerbrechlichkeit und seine Menschlichkeit. Gerade deswegen konnte ich ihn lieben lernen und sein Umgang mit Erica ist zwar nicht immer vorbildlich, aber doch sehr liebevoll. Beide sind auf jeden Fall sehr interessante Charaktere, die mich beide an den verschiedensten Stellen fast zur Weißglut gebracht haben. Als Leser weiß man es eben doch meist besser ;) Ich persönlich hätte bei dieser Reihe ja gerne auf den SM/-Sub-Dom-Bezug verzichtet, da er aber nicht so groß ausgeprägt und nicht zu Tode ausgelutscht wurde, habe ich mich damit abfinden können. Man merkt auf jeden Fall, dass die erotischen Szenen zwar zur Geschichte dazugehören, sie aber nicht ersetzen wollen. Es gibt sehr viele Nebenplots, viele Nebencharaktere, die auch so ihre Problemchen haben und viele Spannungsbögen, die von den SM-Spielchen doch sehr gut ablenken. Gerade in "Hardlove" ist davon eher weniger zu sehen und der Fokus liegt definitiv auf Ericas und Blakes Problembewältigung, auf ihrer Liebe und ihrer Zukunft.

Für mich war ein großer Pluspunkt, dass "Hardlove" aus beiden Perspektiven geschildert wurde. Anfangs hatte ich zwar so meine Bedenken, da ich Blakes Gedanken nicht gewohnt war, aber schließlich fand ich's toll. Blake alleine ist schon ein faszinierender Charakter und seine Kontrollsucht und seine ständige Sorge um Erica konnte ich dann doch ein wenig besser verstehen. Seine Emotionen sind definitiv gut geschildert und nachvollziehbar – in manchen Situationen eben mehr, in anderen weniger, aber so erging es mir auch oftmals bei Erica. Man muss eben nicht immer jede Handlung verstehen. Ebenso habe ich mich über das Bonus-Kapitel am Ende gefreut, das die Geschichte meiner Meinung nach perfekt abgerundet hat und bei mir nostalgische Gefühle ausgelöst hat – denn ich bin ja schon ein kleiner Erica-Blake-Fan geworden.

Der Schreibstil der einzelnen Bücher und auch von "Hardlove" hat mir sehr gut gefallen, so dass ich mir bereits schon andere Bücher der Autorin auf meine Wunschliste gesetzt habe. Die Mischung aus eigentlicher Handlung und erotischen Szenen ist gut ausbalanciert und auch die Sprache mochte ich sehr gerne. Nicht nur, dass man nur so durch die Seiten fliegt und die Geschichte auch locker an einem Wochenende beendet kann, die mühelose Identifizierung mit den verschiedenen Charakteren hat mich dabei besonders angesprochen. Mir ist es immer sehr wichtig, Handlungsstränge nachzuvollziehen, eine Entwicklung von Figuren zu beobachten und die Gefühle und Gedanken der Charaktere einordnen zu können – nur so können sie für mich "real" werden. Das hat die Autorin mit ihrer wunderbaren Geschichte und ihrem tollen Schreibstil bei mir definitiv umsetzen können.

Fazit
Für mich ist "Hardlove – Verliebt" nach einer tollen Reihe mit Spannung, Emotionen und viel Drama der perfekte Abschlussband, der genauso viel von den gerade genannten Aspekten mitbringt wie seine vier Vorgänger. Die Geschichte ist spannend und dramatisch, aber auch voller schöner und liebevoller Momente. Für mich auf jeden Fall eine tolle Reihe und ein gelungener Abschluss.