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Nilchen

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Veröffentlicht am 01.07.2023

Aufklären - aber in gut und in Romanform!

Yunus, Zocken, Liebeszeugs
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So langsam wird das was mit den guten Aufklärungsbüchern! Hier ist ein phänomenal gutes Duo am Start, die schon zwei Bücher zum Thema Aufklärung im leykam Verlag veröffentlich haben.
Laura Melina Berling ...

So langsam wird das was mit den guten Aufklärungsbüchern! Hier ist ein phänomenal gutes Duo am Start, die schon zwei Bücher zum Thema Aufklärung im leykam Verlag veröffentlich haben.
Laura Melina Berling schreibt wunderbare Texte (auch bekannt durch ihren Kanal @littlefeministblog) und Hannah Rödel illustriert das ganze gekonnt und kindgerecht.
Es sind beides Kinderromane ab 10 Jahren, die den jungen Menschen auf dem Weg ins Neuland helfen soll. Welches Neuland? Pubertät! Daher auch erst ab 10 Jahren geeignet. Die beiden geben an, dass das Ganze bis 14-15 Jahren gut geht.
Laura Melina Berling ist von Hause aus Sozialpädagogin in Frankfurt ist und setzt sich dezidiert mit all den Themen rund um die Pubertät auseinander und wie es den Kindern erleichtert werden kann sich zu finden und zu verstehen was abgeht mit ihrem Körper.
Der erste Band richtet sich in erster Linie an Mädchen, aber eben auch an alle die sie verstehen möchten: „Selma, Küsse, Kuddelmuddel“. Es geht vor allem um die 12jährige Selma, die zum ersten Mal ihre Periode bekommt, die Laune fährt Achterbahn und irgendwie wird alles ein wenig anders und doch will sie noch ein bisschen Kind bleiben dürfen.
Der zweite Band „Yunus, Zocken, Zeugs“ richtet sich eher an Jungs, aber auch hier sind alle eingeladen zu verstehen. Hier ist der 12jährige Yunus die Hauptfigur und er möchte eigentlich den ganzen Tag auf seiner Konsole rumhämmern, aber da geht noch mehr ab bei ihm, dass er sortieren muss.
In beiden Bänden geht es übrigens nicht nur um die weltbewegende Pubertät, das Gange ist jeweils in eine spannende Geschichte eingebettete für den es einen Klassen-Detektiv-Club benötigt!
Fazit: Roman und Aufklärung zugleich – sehr sehr gelungen!!!! Ich kann allen Eltern nur raten ihre Kinder mit diesen Büchern zu beglücken. Wenn es nicht gleich gelesen wird, macht nix. Irgendwann wird es zu Rate gezogen.

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Veröffentlicht am 01.07.2023

Klassisches französisches Sujet

Feuer
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Wenn man es nicht schon etliche Male gelesen hätte in der französischen Literatur, wäre man inhaltlich stärker berührt. So stellte sich bei mir mit „Feuer“ eher ein positives Gefühl des Wiedersehens ein. ...

Wenn man es nicht schon etliche Male gelesen hätte in der französischen Literatur, wäre man inhaltlich stärker berührt. So stellte sich bei mir mit „Feuer“ eher ein positives Gefühl des Wiedersehens ein. Denn die brillant schreibende Maria Pourchet, die zugleich auch Soziologin und Drehbuchautorin ist, präsentiert eine Fremdgeherin und ihr Leben. Die französische Literatur hat da so seinen ganz eigenen Sound und beleuchtet auch hier wieder brutal ehrlich und gnadenlos was passiert, wenn das Feuer der Ehe erlischt und ein anderer ins Spiel kommt. Lesenswert!
Laure ist Universitätsdozentin, über 40 Jahre alt, gut situiert, 2 Töchter, wohnt im Großraum Paris und ist gelangweilt vom Leben. Und dann taucht da Clément auf, ein Banker, den sie aus der Praxis für ein Kolloquium an die Uni holt. Die beiden kommen sich näher und es endet in einer Affäre.
Spannend ist wie die Entfremdung Laures zu ihrer eigenen Familie geschildert wird und zugleich der depressive Clément, dem der Glaube an alles verloren gegangen ist. Sei es der Sinn des Lebens, seines Job. Eigentlich kennt nur sein krebskranker Hund die volle Wahrheit.
Der Strudel wird im Laufe der Handlung stärker und die Fängen hinterlassen Spuren. Vor allem die 17jährige Tochter Véra hat eine Antenne dafür, dass ihre Mutter sich verändert hat und kommt ihr auf die Schliche. Auch hier wieder gut aufgearbeitet wie die junge Frau und ihr Blick auf das Leben eine erweiterte Perspektive bietet und indirekt reflektiert, dass die Welt andere Sorgen hat als die Langeweile der Mutter.
Literarisch ist die Situation großartig eingefangen und wirklich nicht verschönend erzählt. Ich hatte Mitleid mit den Protagonisten so schwarz und düster das Innenleben gezeichnet. Eine gute Lektüre, die uns dank der sehr guten Übersetzung von Claudia Marquardt zugänglich ist.
Fazit: Wer Leila Slimani gerne liest, wird hier auch literarisch reich beschenkt!

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Veröffentlicht am 25.06.2023

Vom Lagerfeuer zur Lebenslangen Odysee

Vom Ende der Nacht
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Rosie und Willy. Die beiden sind der Kern und auch der Nukleus um den es in dieser Geschichte geht. Eine Liebe, die sich zart entwickeln. Zwei, die sich magisch anziehen und dann auch wieder auseinandertreiben. ...

Rosie und Willy. Die beiden sind der Kern und auch der Nukleus um den es in dieser Geschichte geht. Eine Liebe, die sich zart entwickeln. Zwei, die sich magisch anziehen und dann auch wieder auseinandertreiben. Sich suchen, sich finden, immer wieder, aber es ist und bleibt ihnen nicht vergönnt einfach ein Gemeinsames zu sein. Wie zwei Magnete, jede Berührung macht etwas mit ihnen.
Herrlich romantisch wie die ersten gemeinsamen Stunden am Lagerfeuer eine unüberwindbare Nähe schafft. Willy ist ein Freund und Tutor ihres Zwillingsbruders Josh. Es hätte der Anfang einer klassischen Liebesgeschichte sein können, aber dann wäre es uns Leser:innen doch recht schnell fad geworden. Doch Rosie und Willy wird es nicht einfach gemacht von der Autorin Clarie Daverley und sie streut bereits im zweiten Satz ein Schicksalsschlag ein. Nicht der einzige und nicht der letzte in diesem Roman. Rosie versucht wider ihre Gefühle stets das richtige zu tun und macht sich so auch das Leben selbst ein wenig schwer.
Trotz aller Dramatik ist es ein leiser und zarter Roman mit stark melancholischem Tonfall. Mir hat das Debüt der oxford-studierten Clarie Daverley gut gefallen.
Wer Fan war von `Zwei an einem Tag` von David Nicholls oder auch von Salley Rooneys `Normale Menschen`, wird auch hier seine Freude haben.

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Veröffentlicht am 20.06.2023

Kinder, die zum Denken anregen!

Der Sinn von allem – oder zumindest fast
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Wer ihn noch nicht kennt, sollte sich mit diesem interessanten Mann beschäftigen, denn Scott Hershovitz ist Jurist und Philosoph und hat nicht nur an diversen Universitäten gelernt wie Yale und Oxford, ...

Wer ihn noch nicht kennt, sollte sich mit diesem interessanten Mann beschäftigen, denn Scott Hershovitz ist Jurist und Philosoph und hat nicht nur an diversen Universitäten gelernt wie Yale und Oxford, sondern auch am US Supreme Court unter Ruth Bader Ginsburg gearbeitet. Geballte juristische Kompetenz trifft hier auf seine Leidenschaft der Philosophie. Beides passt aus meiner Sicht gut zusammen, denn viele Fragen des Rechts sind auch philosophische Betrachtungen. Heute ist er Philosophieprofessor an der Universität Michigan.
Nun hat Scott Hershovitz ein Sachbuch geschrieben, dass da heißt „Der Sinn von allem oder zumindest fast – Überraschende Einsichten eines Philosophen“. Spannend wie er sich im Grunde über drei große Blöcke dem Verstehen widmet und uns auf dieser Reise mitnimmt. Das Buch ist unterteilt in: 1) Moral verstehen, 2) Uns verstehen und 3) Die Welt verstehen. Wir begegnen Themen wie Gott, Wahrheit, Rache, Rechte, Geschlechterrollen und vielem mehr.
Die Reise ist leicht lesbar gestaltet, denn viele Fragen die er im Buch verhandelt, haben seinen Ursprung in Gesprächen mit seinen Kindern! Diese Gespräche sind hier enthalten und haben mich gleich eingenommen. Daraus entsteht eine sehr kurzweilige Lektüre und Lust am eigenen Philosophieren. Obwohl Scott Hershovitz geballte Kompetenz hat, nimmt er sich nicht zu wichtig und schreibt teilweise erfrischen flapsig. Natürlich gibt es etliche Referenzen und Quellen wo man sich weiter austoben könnte um mehr zu erfahren.
Mich hat dieses Sachbuch überzeugt und philosophisch unterhalten. Wer Kinder hat oder mit welchen arbeitet, kann dieses Buch als wertvolle Stütze und Inspiration betrachten im Umgang und diskutieren von vielen Themen, denn vieles ist philosophieren.
Ich finde übrigens den Originaltitel mit „Nasty, Brutish and Short“ ein wenig spannender, im Grunde ein Zitat von Thomas Hobbes. Aber, ja im Deutschen untauglich.
Fazit: Selber Denken macht schlau!

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Veröffentlicht am 20.06.2023

Das Ende einer Ära Mann

Der Sandkasten
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Ich erinnere mich noch gut an die Lektüre von Wolfgang Koeppens Treibhaus in der Oberstufe, auch wenn es aus heutiger Perspektive lange her ist. Spricht für das Geschriebene und nun hat Christoph Peters ...

Ich erinnere mich noch gut an die Lektüre von Wolfgang Koeppens Treibhaus in der Oberstufe, auch wenn es aus heutiger Perspektive lange her ist. Spricht für das Geschriebene und nun hat Christoph Peters ihn gleich auf der ersten Seite erwähnt und seinen Roman „Der Sandkasten“ ins Verhältnis gesetzt. Kühn, aber berechtigt.
Es ist auf knappen 250 Seiten zum einen eine Satire über den Typus erfolgreicher weißer Medienmann im besten Alter von 52 Jahren mit sehr viel jüngerer Frau und als Moderator einer Morgensendung im öffentlich rechtlichen Fernsehen erfolgreich. Er fragt sich zu Recht was kommt nun? Denn seine Art der medialen Weltbeschallung ist Schnee von gestern und er eckt an und weiß aber nicht so Recht warum und wie da raus!
Zum anderen ist der Roman eine Persiflage auf das politische Berlin. Der Roman spielt im November 2020 und wir sehen förmlich den ein und anderen Politiker vor dem Auge, auch wenn die Namen andere sind. Auch Corona wird hier ein Thema, wie es eben so war im Jahr 2020.
Geballte bitterböse Satire – mir hat die Lektüre Spaß gemacht und ich freue mich auf den bald erscheinenden zweiten Roman von Christoph Peters „Krähen im Park“.

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