Mit den Augen eines Kindes…
Samuel Finzis Schauspiel begeistert. Doch kann er dieses Talent auch in Literatur übersetzen? Er kann es! Man kann das Buch als noch eine Schauspielerbiographie lesen. Oder, und das macht es für mich eigentlich ...
Samuel Finzis Schauspiel begeistert. Doch kann er dieses Talent auch in Literatur übersetzen? Er kann es! Man kann das Buch als noch eine Schauspielerbiographie lesen. Oder, und das macht es für mich eigentlich erst besonders und uneingeschränkt lesenswert, als einen kurzweiligen und sehr unterhaltsamen Einblick in das Bulgarien der 70er und 80er Jahre, und das Aufwachsen, die Träume und Gedanken eines neugierigen und schon früh seines Unterhaltungstalents bewussten Jungen, in einem künstlerisch- intellektuell geprägten Subsystem des Staatssozialistischen Landes. Finzi schreibt in prägnanten Bildern, die auch beim Leser unmittelbar ein Gefühl für die Situation evozieren. So zum Beispiel, wenn er über die Zeit bei seinen Großeltern außerhalb von Sofia schreibt „Ich bleibe noch eine Weile liegen, ich mag diese Geräusche, die mir sagen, dass Sommer ist und ich bei meinen Großeltern bin.“ In einer fast schon unbedarften Erzählweise thematisiert Finzi auch ernste Themen wie Antisemitismus, die Zwänge des und alltäglichen Herausforderungen im Staatssozialismus und seine Militärzeit. Am Ende des Buches, nach knapp 200 Seiten, ist Finzi Anfang 20 und startet in eine neue Etappe seines Lebens. Das einzig Negative des Buches ist, dass es hier endet und den Leser auf eine Fortsetzung hoffen lässt.