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Veröffentlicht am 02.07.2023

Gobanos Absturz

Lebende Legenden
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Rufus Klipsch ist zufrieden mit seinem Leben. Zwar ist jeder Tag wie der davor, ermüdend und ereignislos, doch das bedeutet mehr Zeit für Träumereien. Auf der Arbeit wird ihm eine neue Aufgabe zugeteilt, ...

Rufus Klipsch ist zufrieden mit seinem Leben. Zwar ist jeder Tag wie der davor, ermüdend und ereignislos, doch das bedeutet mehr Zeit für Träumereien. Auf der Arbeit wird ihm eine neue Aufgabe zugeteilt, in der er sich mit Hass in den Sozialen Medien auseinandersetzen soll. Nebenbei wird er mit einer Software konfrontiert, die verspricht, die Arbeit im Polizeiamt zu erleichtern. Während einer Dienstreise entdeckt er das Kartenspiel ‚Lebende Legenden‘ und findet damit einen Weg, diesen Aufgaben und Herausforderungen der ‚neuen‘ digital geprägten Welt zu entfliehen.


Bei diesem Buch hat mich die Bewerbungsfrage für die Leserunde fasziniert. Es ging darum, ob man manchmal von der Zeit vor dem Internet und den ganzen Social Medias träumt. Ohne Internet lässt sich schwer sagen, weil ich zu der Zeit vermutlich noch nicht geboren war, doch im Vergleich zu manchen Kleinkindern heute habe ich relativ spät mein erstes Handy bekommen. Demnach hatte ich mit einem Buch gerechnet, welches sich kritisch mit dem Thema Internet auseinandersetzt und dabei die Position eines älteren Mannes einnimmt.

Sebastian Golla ist es sehr gut gelungen, die Atmosphäre und Stimmung des Buches auf seine Hauptfigur Rufus abzustimmen. Es fühlte sich für mich wirklich so an, als würde mir ein erschöpfter Mann mit immer wiederkehrendem Alltag Einblicke in seine Gedanken, Erinnerungen und Sorgen ermöglichen.

Rufus wirkte trostlos und ziellos, weswegen es umso schöner war, zu sehen, wie er in der neu-entdeckten Sammelkarten-Passion aufging. Es war ein deutlicher Umschwung in seiner Einstellung und Laune zu spüren und es verlieh dem Buch mehr Farbe.

In Bezug auf die Sammelkartenspiele, hat Sebastian Golla sehr ausführlich beschrieben, wie man sich die Karten vorstellen darf, welche Regeln es gibt, wie Turniere aufgebaut sind und welche Goodies es zusätzlich gibt.

Diese Ausführungen halfen, sich ein Bild von dem Spiel, der Technik und der Faszination für dessen Spieler zu machen. Leider war es mir in manchen Momenten etwas zu viel, weil beispielsweise ein ganzes Kapitel dem Herstellungs- und Abpackungsprozess gewidmet wurde.

Der Schreibstil war von solchen bildhaften Beschreibungen und detaillierten Beobachtungen geschmückt und verstärkte damit die generelle Atmosphäre des Buches.

Während der ersten Hälfte fand ich alles noch interessant, faszinierend und neu, doch ab der zweiten Hälfte fiel es mir zunehmend schwerer, mich für das Buch zu begeistern. Es gab keinen direkten Kurs, den die Handlung anschlug, weswegen sie nur vor sich hin schwamm und mein Interesse verlor.

Das Thema mit dem Internet kam mir zu kurz und auch Rufus war kein Charakter, der besonders viel Tiefe zu bieten hatte. In mindestens zwei Situationen handelte er nicht nach den Werten, die ich ihm beim Lesen zugesprochen hatte und verlor mich komplett.

Auch aus den Reimen/ Einschüben nach jedem Kapitel wurde ich nicht schlau und manchmal war die Handlungszeit nicht sofort ersichtlich, was mir die Einordnung des Geschehens erschwerte.

Gefallen hat mir wiederum, dass die Vergänglichkeit solcher Spiele und auch Hobbies angesprochen wurde sowie der Unterschied zwischen wirklichen Spielern und einfachen Sammlern.

Alles in Allem stellte dieses Buch eine neue Erfahrung für mich da und leider muss ich sagen, dass mir der Stil des Buches nicht ganz zugesagt hat, obwohl die Handlung teilweise wirklich interessant und lehrreich war.

Mir hat ein Ziel gefehlt, ein roter Faden. Doch diesen gibt es auch nicht immer im wahren Leben, weswegen dieser Roman eine gewisse Authentizität vorzuweisen hat, die das Buch für mich persönlich nicht ganz retten konnte, es aber deutlich verbesserte.

(https://book-souls.com/2023/07/02/lebende-legenden-aus-den-aufzeichnungen-eines-sammelkartenspielers-von-sebastian-golla/)

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Veröffentlicht am 15.06.2024

Munsells Abgründe

Grau
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Klappentext:

Es läuft gut für Eddie Russett: Seine Rotsicht ist exzellent, er wird mit etwas Glück auf der Farbskala nach oben heiraten, und sein Leben plätschert angenehm ereignislos dahin – bis zu dem ...

Klappentext:

Es läuft gut für Eddie Russett: Seine Rotsicht ist exzellent, er wird mit etwas Glück auf der Farbskala nach oben heiraten, und sein Leben plätschert angenehm ereignislos dahin – bis zu dem Tag, an dem er sich unrettbar verliebt. Denn Jane ist nicht nur geheimnisvoll und wunderbar stupsnasig, sie ist auch komplett farbenblind und gehört damit der gesellschaftlichen Unterschicht an: eine Graue! Jane hebt Eddies geordnete Welt aus den Angeln: Plötzlich hat er einflussreiche Feinde, wird mit unbequemen Wahrheiten konfrontiert, und zu allem Überfluss versucht seine Angebetete auch noch immer wieder, ihn umzubringen. Denn Jane hütet ein hochexplosives Geheimnis, und Eddie weiß bereits zu viel …

Mein Eindruck:

Dieses Buch wurde mir als Grundlage für eine Leserunde gestellt, damit ich den Folgeband verstehen kann. Doch um ehrlich zu sein, bin ich ziemlich unsicher, was ich aus dem Vorgänger mitnehmen soll. Jedes Mal, wenn mich jemand gefragt hat, was ich gerade lese und worum es in diesem Buch geht, habe ich eine andere Antwort gegeben (deswegen gibt es diesmal auch keine eigene Inhaltsangabe).

Die Grundidee des Autoren einer gesellschaftlichen Ordnung basierend auf der Farbrezeption finde ich kreativ und interessant, doch er scheitert daran, diese Idee zu vermitteln. Seine Geschichte ist so gut strukturiert und durchdacht worden, dass sie fast schon zu komplex ist und oft kam es mir so vor, als hätte er etwas einfach benannt, um klug rüberzukommen oder um zu verwirren.

Durch die Einschübe von Eigenwörtern und Fachbegriffen wurde ich konstant in meinem Lesefluss gestört und bin deshalb extrem langsam vorangekommen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich wirklich in die Handlung finden konnte. Es fühlt sich viel eher so an, als wäre ich nur in die oberste Schicht eingetaucht und die Schichten darunter waren zu dicht, als dass es mir möglich gewesen wäre, sie zu durchdringen. Die gesamte Leseerfahrung glich einem Kampf.

Einen wirklichen Spannungsaufbau kann ich diesem Buch nicht zusprechen. Viele Szenen sollen spannend sein, doch die Not, alles aufgrund der Komplexität der Welt erklären zu müssen, hat den Effekt dieser Enthüllungen zu stark geschwächt. Dazu kam, dass der Großteil dieser Enthüllungen ziemlich vorhersehbar war, was die Handlung ein Stück langweiliger machte.

Ein minimales Maß an Spannung und Aktion konnte ich im letzten Drittel des Buchs feststellen, doch bis ich dort ankam, habe ich schon dreimal überlegt, es einfach abzubrechen. Die Handlung umfasst 5 Tage und das Buch knapp 480 Seiten und es fühlt sich unglaublich langatmig an, obwohl sie nie wirklich zum Stillstand kommt. Ich kann mir das nicht erklären, aber so hat es sich angefühlt.

Besonders gefallen hat mir dafür die Entwicklung von Eddie Russett. Er startet als regelkonformer, treuer und vorbildlicher Bürger und fängt im Laufe der Handlung immer mehr an diese Gesellschaftsform in der er lebt zu hinterfragen und neben Korruption und Mord viele weitere Dinge zu entdecken, die sein Weltbild erschüttern.

Jane, die Graue, die eine große Rolle spielt, finde ich insofern interessant, als dass man schlecht einschätzen kann, was sie als nächstes tun wird und welches genaue Ziel sie verfolgt. Leider bleiben viele der einfach genannten Dinge unbeantwortet, doch vielleicht finden sich die Antworten in ‚Rot‘, dem zweiten Band.

Alles in allem finde ich die Idee und Welt, die dieses Buch verkörpert, super faszinierend und kreativ. Es fühlt sich befremdlich an, weil es viele Parallelen zu unserer Welt zu geben scheint, die nur am Rande erwähnt werden und irgendwie konnte Jasper Fforde zwar mein Interesse wecken, doch nicht meine ungeteilte Aufmerksamkeit einfangen, was ich schade finde, denn es gibt extrem tiefgründige Passagen in diesem Buch. Wäre ‚Rot‘ nicht das eigentliche Rezensionsexemplar, würde ich es vermutlich nicht lesen wollen.

(https://book-souls.com/2024/06/11/grau-von-jasper-fforde/)

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