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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Berlin Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 29.06.2023
  • ISBN: 9783827014948
Sandra Hoffmann

Jetzt bist du da

Roman | Ein Roman über Sehnsucht, Selbstschutz, die Natur ... und eine unerwartete Begegnung

Claire liebt ihr einsames Leben im Wald. Als Pädagogin lehrt sie Schulklassen in einem Wildniscamp, wie aufmerksame Wahrnehmung das Verhältnis zur Natur verändern kann. Einige Kilometer von ihrer Arbeit entfernt, bewohnt die 42-jährige Frau zusammen mit der Hündin Nora ein Haus auf einer Waldlichtung. Hier ist ihr Körpergefühl das Barometer für ihr Wohlbefinden. Als jedoch nach einer Campwoche der 16-jährige Janis auf ihrem Grundstück auftaucht, verbirgt sie sich zuerst vor ihm. Erinnerungen an Momente sexuellen Verlangens werden in ihr wach. Bilder, die sie scheut. Sie spürt eine Angst, die sie erst, als der Junge da ist, wirklich verstehen kann. Literarisch brillant erzählt »Jetzt bist du da« von einem Tag und einer Nacht der Umkreisung und der Wucht menschlicher Sehnsüchte.

»Sandra Hoffmann schafft es auf wundersame Weise, das reiche und geheimnisvolle Leben im Wald zu verbinden mit der Sehnsucht nach einem anderen Menschen, seinem Körper, seinem Geist, und danach, Teil eines größeren Ganzen zu sein.«  Zora del Buono

»Eine Expedition in die Wildheit unseres Menschseins, wo Alter und Geschlecht verwischen und nur eine Frage bleibt: Welche Verantwortung tragen wir für unser Verlangen?« Katharina Adler

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.07.2023

Grenzerforschend und lohnenswert

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So ganz war ich nicht vorbereitet auf dieses schwierige und disputable Thema, das Sandra Hoffmann in ihrem Roman behandelt. Und doch beschäftigt mich das Thema Verantwortung und Begehren seit längerem ...

So ganz war ich nicht vorbereitet auf dieses schwierige und disputable Thema, das Sandra Hoffmann in ihrem Roman behandelt. Und doch beschäftigt mich das Thema Verantwortung und Begehren seit längerem im weiteren Zusammenhang und wird in meinem näheren Umfeld diskutiert.

Hoffmanns Protagonistin ist Claire, eine lebenserfahrene Frau, die sich aus dem sozialen und gesellschaftlichen Netz entfernt hat und sich alleine in einer Hütte im Wald am wohlsten fühlt.
Es sind ihre Gedanken, ihr Lebensweg und ihre Entscheidungen, die Hoffmann ins Zentrum des Romans stellt.

Nach und nach erfahre ich in Rückblicken, warum Claire den sozialen Beziehungen den Rücken gekehrt hat und sie nicht mehr das Risiko einer Beziehung eingehen möchte.
Ihre sichere Welt gerät ins Wanken, als sie bei einem Waldcamp für Jugendliche, die sie leitet, den 16-jährigen Janis kennenlernt. Zwischen den beiden entwickelt sich eine besondere beidseitige Anziehung und Verbindung. Nach dem Camp bricht ihr Kontakt ab, aber in Gedanken beschäftigt die Begegnung beide nachhaltig.
Eines Tages taucht Janis überraschend und unangemeldet bei Claire am Waldhaus auf…

Die äußere Handlung von “Jetzt bist du da” ist sehr reduziert, Hoffmann gestaltet ihren Roman wie ein Kammerspiel.
Es gibt zwei Handelnde und zwei Perspektiven.

Hoffmann lässt keinen Zweifel über die Gegensätze zwischen Janis und Claire und stellt sie gegenüber: der unerfahrene Jugendliche, der gerade mitten im sensiblen Prozess des Erwachsen werdens nach Orientierung sucht, und die ältere Frau, die die Welt nicht mehr romantisieren kann.

Der Charakter und die Natur der Anziehung und Beziehung zwischen Claire und Janis lotet Hoffmann tief gehend aus und geht dahin, wo es schmerzt. Sie geht in die Vergangenheit von Claire als Kind und Jugendliche und beschreibt dort eine große Scham und ihre Ursachen. Hier geht Hoffmann äußerst sensibel vor und vermeidet jede Pauschalisierung und schwarz-weiß Malerei.

Das gefällt mir, und ich empfinde es teilweise als widersprüchlich unangenehm und intim, so tief in die komplexe Gedankenwelt Claires einzudringen.
Mir gefällt der literarisch meisterliche Romanaufbau, in dem Hoffmann die Handlung und die Motive der jungen Claire in der Gegenwart spiegelt und doch verfremdet.
Der Roman lädt mich ein, in Gedanken mit den Rahmenbedingungen der von Hoffmann gewählten Konstellation zu spielen und so durch die Genzverschiebungen meinen eigenen moralischen Rahmen zu finden.

Meine persönlichen Kritikpunkte: Das ausufernde Beschreiben von Wald, Natur und Tiere setzt Hoffmann als Stilmittel ein und erzeugt dadurch die waldgrüne Stimmung einer abgeschiedenen Welt. Doch genauso wie der kammerspielartige Fokus auf detaillierte Tätigkeitsbeschreibungen, ist das in dieser Dosierung nicht so mein Ding. Es entsteht bei mir in manchem Lesemomenten der Eindruck einer schriftstellerischen Fingerübung. Die Figur und die Gedankenwelt von Janis bleiben für mich etwas blaß. Umso stärker und nachvollziehbar finde die Gedankengänge von Claire.

Für mich war das ein grenzerforschender, lesens- und lohnenswerter Roman. Die fesselnde und sensible Bearbeitung eines vielleicht schwierigen Themas aus ungewöhnlichem und mutigen Blickwinkel.

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