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Veröffentlicht am 02.07.2023

Lesenswerter Roman mit einer guten Botschaft

In all seinen Farben
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Robins Leben läuft gerade nicht so gut, sein Wunschtraum hat sich nicht erfüllt und die Beziehung zu seinem Freund Connor ist schwierig. Connor hat sich, im Gegensatz zu Robin, noch nicht geoutet, im Gegenteil, ...

Robins Leben läuft gerade nicht so gut, sein Wunschtraum hat sich nicht erfüllt und die Beziehung zu seinem Freund Connor ist schwierig. Connor hat sich, im Gegensatz zu Robin, noch nicht geoutet, im Gegenteil, sein Freundeskreis ist homophob, und hat es vor allem auf Robin abgesehen.

Als seine besten Freunde Natalie und Greg Robin an seinem 18. Geburtstag zu einer Dragshow einladen, ist das für ihn eine Offenbarung, er weiß nun, was er möchte und hat wieder eine Vorstellung von seiner Zukunft. Doch ganz so einfach macht es ihm sein Umfeld dann doch nicht.

Ich bin ein großer Drag-Fan, und so habe ich mich gefreut, einmal einen Roman zu lesen, der in diesem Umfeld spielt. Der Autor ist selbst Drag-Queen, der Roman somit auf gewisse Weise autobiographisch, wie man auch in Interviews lesen kann.

Mich haben vor allem die Szenen im Club unterhalten und berührt. Die verschiedenen, größtenteils fiktiven, Drag-Künstler im Roman haben mir gut gefallen. Auch Robin selbst mochte ich sehr gerne, ich konnte mich gut in ihn hineinversetzen, auch wenn seine Lebenswelt meiner doch sehr wenig gleicht. Der Autor hat ihn mir sehr nahegebracht und ihn lebendig werden lassen. Robin hat das Glück, einige gute Freunde und weitere Menschen zu haben, die ihm zur Seite stehen, und ihn so akzeptieren, wie er ist. Gern mochte ich auch Seth, einen neuen Schüler an Robins Schule, der seine eigenen Probleme mitbringt, aber auch eine Unterstützung für Robin sein kann.

Es gibt aber auch Szenen, die mich gestört, zum Teil auch geärgert haben, und das nicht nur, wenn Connor und seine Freunde aufgetauchen. Auch seine Vertrauenspersonen verändern sich im späteren Verlauf in meinen Augen negativ. Ich kann nicht nachvollziehen, warum auch sie Robin Steine in den Weg legen müssen bzw. ihm gegenüber weniger verständnisvoll auftreten. Für mich ist das tatsächlich ein Charakterbruch. Sicher hat auch Robin Fehler gemacht, aber das Verhalten dieser wichtigsten Menschen in seinem Leben erscheint mir hier sehr übertrieben. Womöglich sollte das Dramatik erzeugen, ist aber gar nicht nötig, Probleme gibt es ja sonst auch schon genug.

In meinen Augen hat es dem Roman nicht gut getan, aber auch nur wenig geschadet, denn er ist weiterhin lesenswert, und seine Botschaft von Selbstfindung, Akzeptanz und Toleranz bleibt bestehen – in diesem Zusammenhang finde ich auch den deutschen Titel sehr passend gewählt.

„In all seinen Farben“ ist ein Roman, dem ich viele Leser:innen wünsche. Hier wird die Lebenswelt einer queeren Person auf einfühlsame Weise dargestellt, aber auch Nöte und Ängste nicht ausgespart. Und man erhält einen guten Einblick in die Drag-Kunst.

Veröffentlicht am 03.06.2023

Gelungener Trilogie-Auftaktband

Der Siegelarmreif
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Tristorien verleibt sich immer mehr Länder ein und blutet sie aus. Doch es gibt auch Widerstand, und so macht sich eine Gruppe Verbündeter auf den Weg, den Erben des Siegelarmbandes zu finden, der sich ...

Tristorien verleibt sich immer mehr Länder ein und blutet sie aus. Doch es gibt auch Widerstand, und so macht sich eine Gruppe Verbündeter auf den Weg, den Erben des Siegelarmbandes zu finden, der sich erfolgreich gegen Tristorien stellen könnte.

Ganz unterschiedliche Charaktere kommen hier zusammen, darunter ein Heiler, eine Bogenschützin, die von einem Einhorn begleitet wird, ein Prinz, manche von ihnen mit besonderen Fähigkeiten. Nicht jeder schließt sich zunächst freiwillig an, doch letztlich halten alle zusammen, immerhin geht es gegen einen gemeinsamen Feind.

Sowohl die sieben Protagonist:innen als auch die beiden Antagonist:innen erhalten ihre eigenen Perspektiven, wodurch man sie besser kennenlernt und mehr über ihre Hinter- und Beweggründe erfährt. Manches wird aber noch nur angedeutet, wie etwa die Herkunft Norells, der sich der Gruppe auf Grund eines Orakelspruches angeschlossen hat.

Die Charaktere sind durchweg gut gezeichnet, und fast jeder bringt sein eigenes mehr oder weniger großes Geheimnis mit. Im Anhang erklärt die Autorin dass die neun Hauptcharaktere auf den Persönlichkeitstypen des Enneagramms beruhen. Auch wenn das für mich ein Touch zu esoterisch ist, haben mich die Charaktere alle auf ihre Weise berührt. Besonders Nathal, den Heiler, und Alsha die Bogenschützin, die von einem Einhorn begleitet wird, mochte ich schnell. Nur Nashiri, Nathals Schwester, ist mir nicht so nahe gekommen, obwohl sie eine wichtige Rolle einnimmt. Möglicherweise wird sich das in den beiden Folgebänden noch ändern.

Auch die Antagonistenseite ist gut besetzt, wobei sich vor allem Idoria, die Prinzessin von Tristorien, hervortut, die nicht nur böse, sondern regelrecht gruselig ist. Auf die Entwicklung ihres Generals Kreyn im weiteren Verlauf bin ich schon gespannt.

Die Welt, die Marlene von Hagen erschaffen hat, gefällt mir ebenfalls gut, es gibt manches magische, nicht nur Wesen wie das Einhorn, auch Fähigkeiten wie die Nathals, der mehr als ein „normaler“ Heiler ist. Insgesamt wirkt es wie aus einem Guss, auch hier kann man gespannt sein, was man noch erfahren wird.

Erzählt wird bildhaft, flüssig und spannend, so dass man den Roman kaum aus der Hand legen mag. Mein Kopfkino bekam viel zu tun. Der Roman endet – bis auf eine Sache – ohne allzu schlimmen Cliffhanger, doch die Weichen für den nächsten Band sind schon gestellt, ich bin gespannt darauf.

Der Auftaktband der Trilogie macht Lust auf mehr, bietet interessante Charaktere, eine gut durchdachte Welt und eine spannende Geschichte. Sehr gerne empfehle ich ihn weiter.

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Veröffentlicht am 27.05.2023

Atmosphärisch, aber auch anspruchsvoll

Tochter einer leuchtenden Stadt
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Im September 1905 wird in Smyrna ein Mädchen geboren. Dieser Roman erzählt ihre nicht alltägliche Geschichte – und lässt das Smyrna jener Zeit lebendig werden.

Smyrna ist 1905 ein bunter, kosmopolitischer ...

Im September 1905 wird in Smyrna ein Mädchen geboren. Dieser Roman erzählt ihre nicht alltägliche Geschichte – und lässt das Smyrna jener Zeit lebendig werden.

Smyrna ist 1905 ein bunter, kosmopolitischer Ort, deren „Untergang“ mit dem Weltkrieg beginnt. Als Leser:in trifft man im Roman viele unterschiedliche Charaktere, die verschiedenen Kulturkreisen angehören, so dass es auch eine ganze Reihe Perspektivewechsel gibt, nur eine davon, lange namenlos, ist in Ich-Form geschrieben. Wie die Perspektiven letztlich zusammenhängen, lässt sich recht früh erahnen, wird aber erst nach und nach gewiss.

Die Autorin erzählt atmosphärisch, poetisch und bildhaft, und hat mir die verschiedenen Charaktere schnell nahegebracht, auch wenn mir natürlich nicht alle gleich sympathisch waren. Besonders gegen Ende wird sehr eindringlich und bedrückend erzählt, und macht den Verlust auch für die/den Leser:in spürbar.

Anspruchsvoll wird der Roman auch dadurch, dass es nicht nur Perspektivewechsel, sondern auch Zeitsprünge gibt, und diese nicht chronologisch sind. Das Hin und Her der Zeiten fordert ein aufmerksames Lesen, ist in meinen Augen aber nicht unpassend. Mir persönlich hat es jedenfalls das Lesevergnügen nicht vermiest und auch meinen Lesefluss nicht gestört.

Sehr interessant ist auch der historische Hintergrund, der mir nur marginal bekannt war und mich daher auch immer wieder zum Googeln gebracht hat. Ein Personenverzeichnis und ein Glossar am Ende machen die Geschichte für manche sicher etwas zugänglicher.

„Tochter einer leuchtenden Stadt“ ist ein atmosphärischer, aber auch anspruchsvoller Roman, der berührt und nachhallen wird.

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Veröffentlicht am 08.05.2023

Ein wichtiger Part im Leben Romy Schneiders

Romy und der Weg nach Paris
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Romy Schneider, das ist für viele wahrscheinlich immer noch „Sissi“, aber Romy wollte diesem Image entkommen, weswegen sie auch einen vierten Sissi-Film immer ablehnte. Durch Alain Delon wurde Frankreich ...

Romy Schneider, das ist für viele wahrscheinlich immer noch „Sissi“, aber Romy wollte diesem Image entkommen, weswegen sie auch einen vierten Sissi-Film immer ablehnte. Durch Alain Delon wurde Frankreich ihre Heimat, und hier wurde sie erwachsen und eine ernstzunehmende Schauspielerin. Michelle Marly hat den Weg dahin in diesem Roman nachvollzogen.

Als sie 1958, 19jährig, nach Paris reiste, um „Christine“ zu drehen, wie immer begleitet von ihrer „Mammi“ Magda Schneider, war sie beim ersten Zusammentreffen mit ihrem Filmpartner, dem Newcomer Alain Delon, zunächst entsetzt. Im Laufe der Zeit fanden sie jedoch zusammen, und wurden schließlich ein Liebespaar. Für Romy war die Beziehung nicht einfach, denn nicht nur die Presse, sondern auch ihre Familie hielten Alain für nicht geeignet. Wollte sie an der Beziehung festhalten, musste Romy sich lösen und selbstständiger werden.

Michelle Marly ist die Tochter des Komponisten Michael Jary, und kannte Romys Familie persönlich. Sie erzählt aus Romys Sicht in drei Teilen, die jeweils jemandem gewidmet sind, der/die Romy besonders beeinflusst/gefördert hat. Teil 1 gehört natürlich Alain Delon und umfasst etwa zwei Drittel des Buches. Wir lernen Romy noch sehr kindlich und unselbstständig kennen, immer ist die Mutter mit dabei und hat großen Einfluss auf Romy, obwohl diese bereits für volljährig erklärt wurde. Magda Schneider hat das Leben ihrer Tochter anscheinend voll im Griff, bis diese sich für Alain entscheidet.

Romy zieht nach Paris, hat berufliche Rückschläge zu erleiden, und zweifelt auch manchmal an Alains Liebe, andererseits fühlt sie sich freier und in Frankreich immer mehr zu Hause. Erst als Alain sie mit Luchino Visconti bekannt macht, ändert sich ihr berufliches Leben wieder zum Positiven, auch wenn es ein schwerer Weg ist. Visconti ist der zweite Teil des Romans gewidmet.

Visconti wiederum schickt Romy zu Coco Chanel. Diese schockiert Romy zunächst, in einem herrlichen Dialog macht sie Romy klar, dass sie zu viel „Babyspeck“ auf den Rippen hat. Aus heutiger Sicht ist das vielleicht fraglich, aber es hilft Romy tatsächlich, zumal Coco Chanel sich zu einer mütterlichen Freundin entwickelt, ihr ist dann auch der dritte Teil des Romans gewidmet. Übrigens hat die Autorin auch einen lesenswerten Roman über Coco Chanel geschrieben, den ich ebenfalls empfehlen kann.

Man weiß natürlich von den Schicksalsschlägen, die noch auf Romy warten, und von ihrem eigenen Ende, aber hier wird sie tatsächlich noch einmal sehr lebendig, ich hatte sie, und auch die vielen anderen bekannten Persönlichkeiten, die hier auftreten, immer bildlich vor Augen. Natürlich konnte ich auch einen Teil ihres Lebens selbst mitverfolgen, wenn auch nur durch die Medien. Deshalb denke ich, dass vor allem ältere Leser:innen den Roman mögen werden, aber auch für jüngere könnte es interessant sein, ein bisschen über die Lebenswirklichkeit Romy Schneiders zu erfahren, deren Filme man auch heute noch sieht.

Michelle Marly hat sich einen wesentlichen Part in Romy Schneiders Leben für ihren Roman ausgesucht, ihr Weg nach Paris ist auch ihr Weg in Erwachsenwerden und Selbstständigkeit. Mir hat der Roman geholfen, die Schauspielerin ein bisschen besser zu verstehen.

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Veröffentlicht am 02.05.2023

Fünf äußerst schlagfertige Prinzessinnen

Die Prinzessinnen: Fünf gegen die Finsternis
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Prinzessin Narvila von Besgios wird entführt und wenig später von den Prinzessinnen, einer Söldnerinnengruppe, die aus ehemaligen Prinzessinnen besteht, befreit. Zurück zu Hause erscheint Narvila ihr Prinzessinnendasein ...

Prinzessin Narvila von Besgios wird entführt und wenig später von den Prinzessinnen, einer Söldnerinnengruppe, die aus ehemaligen Prinzessinnen besteht, befreit. Zurück zu Hause erscheint Narvila ihr Prinzessinnendasein ziemlich öde, und so beschließt sie, sich den Prinzessinnen anzuschließen. Diese sind tatsächlich nicht abgeneigt, erwarten aber, dass Narvila lernt, eine Prinzessin zu sein – das bedeutet, kämpfen, verstümmeln und morden, und sich mit Körpersäften vollspritzen zu lassen.

Man ahnt es schon, der Roman ist nicht ohne. Christian Endres erzählt mit größtenteils sehr derber Sprache, lässt ordentlich Körpersäfte spritzen und Gliedmaßen durch die Luft fliegen. Das muss man als Leser:in mögen. Ich selbst bin da aber nicht so zartbesaitet, zumal Sprache und Erzählweise einfach perfekt zu den Prinzessinnen passen. Im Laufe des Romans lernt man übrigens einige Prinzessinnen kennen, nicht alle in kursiv, dafür eine sogar in Kapitälchen.

Es gibt zwei Erzählebenen, die sich abwechseln, die „Narvila“-Kapitel sind aus deren Perspektive und im Präsens, sie erzählen Narvilas Weg, eine Prinzessin zu werden, während die „Einst“-Kapitel im Präteritum die Schicksale der anderen Prinzessinnen erzählen, sowie einige Rückblenden zu verschiedenen Abenteuern, die immer thematisch passen. Am Ende hat man so einen guten Eindruck von allen Prinzessinnen.

Die Söldnerinnen werden nicht nur angeheuert, entführte Prinzessinnen, sondern auch Städte, Dörfer oder Höfe von Monstern, Diebesbanden und ähnlichem zu befreien. Diese Abenteuer sind vielfältig und naturgemäß sehr spannend. Die Romanwelt ist noch ausbaufähig, aber man erhält schon einen ganz guten Eindruck, so gibt es nicht nur allerhand Wesen, sondern auch Magie – und eine Vielzahl verschiedener Reiche.

Für mich ist dieser Roman durchaus abgeschlossen, eine Fortsetzung scheint mir nicht nötig, wie ich aber gesehen habe, ist bereits eine angekündigt. Lesen möchte ich diese natürlich auch, denn dieser Band hat mich gut unterhalten, und ich bin gespannt, was dem Autor noch alles einfallen wird.

Die Idee einer Söldnergruppe aus ehemaligen Prinzessinnen hat mir gleich gut gefallen, und der Roman hat mich nicht enttäuscht, er ist spannend und ich wurde gut unterhalten.

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