"Puff, puff machen die Liebesroman-Stereotype, während sie implodieren: Dieses Buch modernisiert ein ganzes Genre. Seine Figuren sind angedetscht und überfordert und tapfer und hoffnungsvoll, kurz: Sie sind wie wir."
Mareike Fallwickl
Vor drei Monaten war ich sicher, dass ich nicht schwanger werden konnte. Dann war ich sicher, dass der Abbruch erfolgreich gewesen und ich in meinem Körper wieder allein war. Ich lag in beiden Fällen daneben.
Lios Körper ist ihr Albtraum, daran ändert auch ihr Freund Max nichts. Als sie ungeplant schwanger wird, starrt sie nicht nur fassungslos auf den positiven Test, weil jemand wie sie doch gar nicht schwanger werden kann, sondern auch auf das Ende einer mühsam erarbeiteten Normalität. Sie ist unfähig, Max von der Schwangerschaft zu erzählen, und genauso unfähig, diese zu beenden. Während das Kind in Lios Bauch wächst, prasseln Erinnerungen auf sie ein: an ihre kalte Mutter, ihren hilflosen Vater und an all das andere, das sie für immer vergessen wollte. Zum ersten Mal stellt sie sich ihrer Vergangenheit - und riskiert damit, dass alles zusammenbricht.
Scharfsinnig, berührend und hochkomisch zugleich erzählt Caroline Schmitt von versehrten Körpern und Seelen, von der Kompliziertheit der Liebe und der großen Sprachlosigkeit, die alles umgibt. Vor allem aber erzählt sie die Geschichte einer großen Befreiung.
Lio und Max. Nicht gerade das Traumpaar. Ihre große Stärke ist das Nicht-Miteinanderreden.
Mich hat das außergewöhnliche Cover fasziniert. Für einen echten Liebesroman viel zu martialisch. Aber eben ...
Lio und Max. Nicht gerade das Traumpaar. Ihre große Stärke ist das Nicht-Miteinanderreden.
Mich hat das außergewöhnliche Cover fasziniert. Für einen echten Liebesroman viel zu martialisch. Aber eben doch anziehend. Das Buch wirkt ähnlich zwiegespalten auf mich. Anziehend und abstossend zugleich. Eine klare, oft derbe Sprache, die kaum ein Blatt vor den Mund nimmt und gerade deshalb so leicht zu lesen ist. So fliegt man durch die Seiten und taucht dann ein in ein Psychogramm zweier ungewöhnlicher Menschen. Beide gezeichnet vom Leben, beide tief verletzt worden in ihrer Kindheit. Halt suchend aneinander, wo doch beide so labil und instabil sind.
Ich hätte mir allerdings insgesamt ein wenig mehr Tiefe gewünscht, denn so bleiben die Charaktere etwas blass und verschwinden schnell wieder aus meinem Gedächtnis. Ihr Verhalten, vor allem das von Lio, war in vielen Dingen für mich nicht nachvollziehbar. Aber vielleicht bin ich einfach schon zu alt für ein solches Thema. Trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen, auch wenn es keine leichte Kost ist. Wichtig wären in meinen Augen einige Triggerwarnungen gewesen, da der Roman doch sehr viele sensible Fragen behandelt.
Lio ist eine innerlich zerissene junge Frau, schwer belastet von den gelebten Jahren. Eine spontane Aktion führt zu einem Aufeinandertreffen mit Max und sie werden ein Paar. Und dann passiert es, der Ernst ...
Lio ist eine innerlich zerissene junge Frau, schwer belastet von den gelebten Jahren. Eine spontane Aktion führt zu einem Aufeinandertreffen mit Max und sie werden ein Paar. Und dann passiert es, der Ernst des Lebens hält Einzug. Lio wird schwanger. Das ist wirklich real und für sie mehr wie ein Schock. Nun heißt es, sich auseinanderzusetzten, mit so vielen in sich selbst begrabenen Geschehnissen und natürlich mit dem Mann, der irgendwie nur sehr unernsthaft ihr Partner ist.
Dies ist eine Geschichte, die die Realitäten, die echten Gedanken von Menschen an die Oberfläche trägt. Es heißt ja manchmal, Gedanken sind frei, auch die, die einen eigentlich empören müssten, von denen besser niemand anders weiß, denn sie können zwar wahr, aber zugleich auch geradezu schokierend, nicht gesellschaftsadäquat sein. Und die würden und werden auf Gegenwehr stoßen, auf stillen oder vielleicht auch verbal vorgetragenen Protest, einfach weil die eigenen Wünsche andere sind und die eigenen Wertvorstellungen besser zu dem passen, wofür die Vielen stehen. Diesen Menschen Nähe entgegen zu bringen, gar Sympathie, ist eher unwahrscheinlich und genauso ist es auch hier. Gerade Lio, diese Figur, von der Autorin mit bis zum Schluss unerforschten Abgründen angelegt und mit 'unüblichem' Empfinden und Härte und auch die Stärke dafür versehen, sie geht letztendlich ihren Weg. Was dann beim Leser ankommt, ist schon eine gewisse Achtung für die Selbstbestimmtheit, die sie sich 'herausnimmt', aber dies aus der Entfernung, mit Verhaltenheit und jeder Menge innerer Reaktion, fürs Nachdenken hintenan.
Ein Roman, den man aushalten muss, eine mutige Autorin, die Mainstream ganz außen vor lässt und dass man über dieses Buch redet, das hat es auf jeden Fall verdient.
In "Liebewesen" geht es um Lio, die in ihrer Gegenwart nach wie vor einige Päckchen aus der Vergangenheit zu tragen hat. Lio lernt Max kennen und zum ersten Mal geht sie eine tiefere Verbindung zu jemandem ...
In "Liebewesen" geht es um Lio, die in ihrer Gegenwart nach wie vor einige Päckchen aus der Vergangenheit zu tragen hat. Lio lernt Max kennen und zum ersten Mal geht sie eine tiefere Verbindung zu jemandem ein (abgesehen von ihrer besten Freundin und Mitbewohnerin). Die Geschichte von Lio und Max entwickelt sich schnell, an einigen Stellen sogar sehr schnell, was eigentlich nicht zu Lies Charakter passt. Widersprüchliches Verhalten kommt in diesem Buch noch häufiger vor, was einfach die Komplexität von Charakteren und menschlichen Beziehungen deutlich macht. Das fand ich sehr authentisch und mir hat gefallen, dass ich als Leserin eigentlich nie so richtig wusste, in welche Richtung die Geschichte verlaufen wird. Während der Anfang der Liebe der beiden recht reibungslos ablief, kamen mit der Zeit immer neue Persönlichkeitsmerkmale ans Licht, die sich schwer miteinander vereinbaren ließen. Vor allem Max macht den Eindruck, kaum etwas für die Beziehung zu tun und sich immer weiter von der eigentlichen Verbundenheit der beiden zu entfernen. Als Leser*in begleitet man also die Gefühle von Lio in dem Prozess einer Liebesbeziehung, die sich erst entwickelt und dann immer schwieriger wird. Die Schwangerschaft, die im Klappentext erwähnt wird, nimmt im Buch erst recht spät Raum ein, aber das fand ich eigentlich ganz gut, weil die Geschichte so an keiner Stelle überladen war. Der Schreibstil der Autorin ist an manchen Stellen sehr einfach, an anderen allerdings verschachtelt oder sogar neutral und wissenschaftlich. Dieser Wechsel hat beim Lesen Spaß gemacht, auch wenn ich nicht immer leicht folgen konnte.
Insgesamt hat das Buch ein wirklich komplexes Beziehungsgefüge auf eine sehr authentische Art und Weise dargestellt. Es wurde nichts beschönigt, es wurden harte Themen angesprochen und eine Beziehung gezeigt, die nicht gerade gesund, dafür aber realitätsnah abläuft. Vielleicht können sich viele in Lio wiederfinden und Mut aus ihrer Geschichte schöpfen. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, auch wenn es letztendlich kein Highlight werden konnte.
In „Liebewesen“ treffen wir auf Lio und Max.
Lio stammt aus einem dysfunktionalen Elternhaus, ist traumatisiert und hat dadurch ein sehr gespaltenes Verhältnis zu ihrem Körper und ihren Gedanken.
Max ...
In „Liebewesen“ treffen wir auf Lio und Max.
Lio stammt aus einem dysfunktionalen Elternhaus, ist traumatisiert und hat dadurch ein sehr gespaltenes Verhältnis zu ihrem Körper und ihren Gedanken.
Max scheint behütet aufgewachsen zu sein, leidet aber darunter, dass der Vater die Familie verlassen hat. Er verfällt immer wieder in depressive Phasen, welche fast schon von Manie abgelöst werden.
Die beiden verlieben sich, führen eine (toxische) Beziehung, versuchen einander Halt zu geben. Als Lio schwanger wird, beginnt sie zu hinterfragen, ob dies die Zukunft ist, die sie sich vorstellt.
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Ich hab das Buch vor 2 Wochen abgeschlossen und musste es erstmal eine ganze Weile setzen lassen. Es ist keine Liebesgeschichte, es ist kein Befreiungsschlag, es ist einfach ein Aufzeigen, ein Einfühlen in eine Beziehung, die so nicht funktionieren kann.
Schmitt‘s Schreibstil ist klar und auf den Punkt. Es wird nicht viel drum herum geredet, es darf auch mal wehtun und es ist einfach sehr authentisch.
Wir verfolgen eine Beziehung, die vielleicht gar nicht mal so unüblich ist. Beide Handelnde haben psychische Probleme, beide sehen nicht das sie Hilfe brauchen, stützen sich auf die andere Person, versuchen dadurch zu heilen und scheitern schlussendlich.
Lio hat durch ihre gewalttätige Mutter und eine Vergewaltigung ein sehr unwirkliches Verhältnis zu ihrem Körper. Sie mag keinen Körperkontakt, selbst Umarmungen von Freunden empfindet sie als unangenehm. Auch neigt sie dazu alles mit sich selbst auszumachen, es anderen Recht zu machen und ihre Bedürfnisse hinten an zu stellen. Sie zeigt selbstverletzendes Verhalten und gibt sich für alles die Schuld. Während Max mir anfangs sehr sympathisch war und ich das Gefühl hatte, dass er eine Unterstützung für Lio sein könnte, wurde im Verlauf immer mehr klar, dass er durch sein Verhalten nur Öl in die Wunde gießt. Er ist sehr egoistisch, übergeht Lio, hintergeht sie und am besten sollen immer alle Rücksicht auf ihn nehmen.
Die ungewollte Schwangerschaft setzt dem ganzen dann die Krone auf. Lio will das Kind nicht, scheint auch vor sich selbst die Schwangerschaft zu leugnen, mag sich gar nicht so recht vorstellen, wie es wäre das Kind zu bekommen und hat Angst eine schlechte Mutter zu sein. In dieser Beziehung verhält sie sich wie ich finde sehr erwachsen, ist sehr reflektiert, etwas das mir in der restlichen Geschichte etwas gefehlt hat.
Die Erzählung gibt auch tolle „Nebenrollen“ her. So mochte ich Mariam mit ihrer quirligen Art und ihrem unbrechbaren Optimismus, sowie ihrer Loyalität wahnsinnig gern. Auch Karin, Max‘ Mutter ist toll und ich hätte gern noch ein bisschen mehr von ihr gelesen.
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Ich hab mich schwer damit getan mir überhaupt eine Meinung zu dem Buch zu bilden und diese auch niederzuschreiben. Auch jetzt fällt es mir schwer, anschließend etwas dazu zu sagen. Ich glaube dies liegt daran, dass ich es einfach nirgends einordnen kann. Es ist einfach die schonungslose Schilderung einer toxischen Beziehung zweier Menschen, die schon mit sich selbst überfordert sind. Und wenn ich es als genau das sehe, fand ich es sehr gut und kann es guten Gewissens weiterempfehlen.
Vor drei Monaten war ich sicher, dass ich nicht schwanger werden konnte. Dann war ich sicher, dass der Abbruch erfolgreich gewesen und ich in meinem Körper wieder allein war. Ich lag in beiden Fällen daneben.
Lios ...
Vor drei Monaten war ich sicher, dass ich nicht schwanger werden konnte. Dann war ich sicher, dass der Abbruch erfolgreich gewesen und ich in meinem Körper wieder allein war. Ich lag in beiden Fällen daneben.
Lios Körper ist ihr Albtraum, daran ändert auch ihr Freund Max nichts. Als sie ungeplant schwanger wird, starrt sie nicht nur fassungslos auf den positiven Test, weil jemand wie sie doch gar nicht schwanger werden kann, sondern auch auf das Ende einer mühsam erarbeiteten Normalität. Sie ist unfähig, Max von der Schwangerschaft zu erzählen, und genauso unfähig, diese zu beenden. Während das Kind in Lios Bauch wächst, prasseln Erinnerungen auf sie ein: an ihre kalte Mutter, ihren hilflosen Vater und an all das andere, das sie für immer vergessen wollte. Zum ersten Mal stellt sie sich ihrer Vergangenheit - und riskiert damit, dass alles zusammenbricht.
Lio erzählt ihre Geschichte, die eigentlich sehr traurig und emotional ist.
Ihre Mutter hat sie nicht wirklich akzeptiert und war eiskalt und hat sie misshandelt. er Vater hatte nichts zu sagen.
Lio wollte eigentlich Niemanden an sich ran lassen, doch sie ging eine WG mit Miriam ein und lernte durch sie Max kennen.
Das Buch ist gut zu lesen und hinterlässt viele Gedanken.