Spannender 2. Teil
Nach den GezeitenAuf dem Cover ist ein kleiner Ausschnitt des Nord-Ostsee-Kanals zu sehen, auf dem zwei Schiffe fahren. Oberhalb vom Titel ist eine junge Frau mit Hut zu sehen, die scheinbar auf den Kanal hinunter schaut. ...
Auf dem Cover ist ein kleiner Ausschnitt des Nord-Ostsee-Kanals zu sehen, auf dem zwei Schiffe fahren. Oberhalb vom Titel ist eine junge Frau mit Hut zu sehen, die scheinbar auf den Kanal hinunter schaut. Das Cover passt sehr gut zum ersten Band der Buchreihe.
Nach den Gezeiten von Lena Johannson knüpft an den ersten Band: Zwischen den Meeren an. Beide Bücher sind im Aufbau Verlag erschienen. Im Roman durfte ich Mimi, Justine, Sanne und Regina von 1889 bis 1895 begleiten, also bis zur feierlichen Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals.
Jede Frau hat ihre ganz eigene Beziehung zum Kanal, die in dem zweiten Band eine ganz neue Form annimmt bzw. weiter vertieft wird. Für das Verständnis solltest du den ersten Roman der Reihe gelesen haben, denn dann sind die Hintergründe der Frauen viel präsenter. Nach Möglichkeit wird zwar alles wichtige erklärt, aber die Lesefreude ist einfach größer, wenn man die Zusammenhänge schon kennt. In diesem Buch befinden wir uns laut Jahreszahlen und Klappentext in der Bauphase des Kanals und dessen Fertigstellung. Dabei wird der historische Hintergrund sehr schön mit der fiktiven Geschichte verknüpft. Am Ende des Romans klärt die Autorin auf, welche Personen bzw. Ereignisse historisch belegt sind und was sie in ihrer schriftstellerischen Freiheit dazu gedichtet hat. Diese Erklärung finde ich bei historischen Romanen sehr hilfreich.
Die vier Mädchen aus dem ersten Buch sind inzwischen zu jungen Frauen herangewachsen. Mimi besucht eine höhere Mädchenschule, damit sie ihrem Stand entspricht. Was nicht unbedingt ihr Bestreben ist. Justine versucht den Eisenwarenladen ihres Vaters über Wasser zu halten und sich als Frau ohne Rechte zu behaupten. Regina findet für sich und ihre Tochter ein auskommen am Kanal und ist dort für das leibliche Wohl der Arbeiter zuständig. Und die vierte im Bunde Sanne ist heimlich in ihrem Element. Sie zieht im Hintergrund die Fäden für die Konstruktion des Schleusentors. Jede für sich verfolgt gespannt die Entwicklung der neuen Wasserstraße und sieht darin die Zukunft des Landes.
Die Geschichte wird aus der Sicht der vier Frauen erzählt. Für die bessere Einordnung sind die Kapitel immer mit dem Namen, dem Ort und der Zeit versehen. So gelingen die Zeitsprünge ganz von alleine und erleichtern mir das Verfolgen der Ereignisse. Ich habe mit vollem Interesse die Bauarbeiten verfolgt. Spannend fand ich hierbei die Erzählungen von Sanne und ihren heimlichen Treffen zum Schleusenbau. Ich selbst habe als Kind sehr viel Zeit an einer Schleuse verbracht. Allerdings eine ganz kleine im Vergleich zu den Schleusen in Brunsbüttel. Das Grundstück meiner Kindheit grenzt direkt an eine Schleuse für den Sielzug. Als Kinder haben wir oft auf den Schleusentoren gesessen und versucht diese mit Muskelkraft zu schließen. Das war je nach Strömung gar nicht so einfach. Inzwischen ist die Schleuse nicht mehr freizugänglich und wird elektronisch gesteuert. Die Tore sind nur noch Zierde, da ein Schott in der Regel den Durchlass reguliert.
Ich habe den Roman verschlungen und überlegt, an welcher Stelle wohl mein Ururgroßvater mit gearbeitet hat. Ich selbst kann mich an viele Ausflüge an die ehemalige Lotsenstation erinnern, wo wir im Café saßen und einfach die durchfahrenden Schiffe beobachtet haben. So war der Roman für mich wieder eine Reise in meine Kindheit und schöne Ausflüge mit meinen Eltern.
Kennst du den Nord-Ostsee-Kanal, der von Brunsbüttel nach Kiel durch Schleswig-Holstein verläuft? Hast du Lust auf einen kleinen Einblick seiner Entstehung? Dann bist du hier genau richtig. Kennst du schon den ersten Band: Zwischen den Meeren? Wenn ja, kannst du mit diesem Buch direkt weitermachen, wenn nicht dann rate ich dir, lese zuerst das erste Buch und mache dann mit diesem weiter. Ich habe das Buch einfach nur genossen und schnell lagen die 400 Seiten hinter mir. Ich warte nun gespannt auf das nächste Jahr, denn im Februar erscheint der abschließende dritte Band der Reihe. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung für alle, die Lust haben auf starke Frauen im ausgehenden 19. Jahrhundert und dem Jahrhundertbauwerk, das die Schifffahrt sehr viel sicherer gemacht hat. Wobei der Kanal und die Brücken inzwischen für viele Schiffe zu klein geworden ist.