Cover-Bild Komplizin
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15,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Krimis & Thriller / Sonstige Spannungsromane
  • Ersterscheinung: 15.05.2023
  • ISBN: 9783518775882
Winnie M Li

Komplizin

Roman | Von den dunklen und schmutzigen Geheimnissen der Filmindustrie | #MeToo
Thomas Wörtche (Herausgeber), Stefan Lux (Übersetzer)

Mein Name ist Sarah Lai. Sie werden wahrscheinlich noch nie von mir gehört haben. Vor zehn Jahren stand ich kurz davor, als Filmproduzentin ganz groß herauszukommen. Aber das ist schon lange her. Anstatt in Hollywood zu arbeiten, unterrichte ich Film an einem unbedeutenden College.
Und das sind die zwei wichtigsten Lektionen, die man über die Filmindustrie wissen muss:
1. Diejenigen, die das Geld haben, haben die ganze Macht.
2. Diejenigen, die die Macht haben, bekommen, was sie wollen.
Wenn du diese Regeln ignorierst, wird das ganze System zusammenbrechen. Halte dich an die Regeln und du wirst Erfolg haben. Aber zu welchem Preis?

Dieses Buch ist all denen gewidmet, deren Leben in Mitleidenschaft gezogen, deren Karrieren zerstört und deren Stimmen nicht gehört wurden. #MeToo

Die junge Sarah Lai, Tochter chinesischer Immigranten, die in New York ein Chinarestaurant betreiben, ist völlig von Filmen besessen. Mit enormem Fleiß und überragendem Talent schafft sie es, in einer Arthouse-Produktionsfirma Karriere zu machen, und sie ist auch das Hirn hinter dem riesigen Erfolg, den die kleine Firma mit ihrer ersten Großproduktion einfährt. In Cannes drängt sich der Milliardär und Investor Hugo North in die Firma und finanziert einen Blockbuster mit dem aufsteigenden Star Holly Randolph. Auch hier ist Sarah Lai das Arbeitstier hinter den Kulissen. Der zunächst so nette Hugo North entpuppt sich bald als Tyrann: Er verlangt Sex von Sarah, vermutlich auch von seiner Assistentin, letztendlich von seinem Star Holly. Beweisen kann man ihm nichts, denn alle schweigen und schauen weg. Schließlich, nachdem er die Produktionsfirma übernommen hat, feuert North Sarah.

Zehn Jahre später, 2016, nimmt ein Investigativjournalist von der New York Times ihn ins Visier und interviewt Sarah in aufreibenden Sessions. Dies ist ihre letzte Chance, ihre Seite der Geschichte zu erzählen und vielleicht sogar verspätete Rache zu üben. Während Sarah von den dunklen und schmutzigen Geheimnissen der Branche erzählt, wird ihr jedoch klar, dass sie selbst einige Sünden zu beichten hat und sich fragen muss: War sie damals vielleicht sogar eine Art Komplizin?

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.05.2023

Unglaublich berührend

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Schon vor dem Lesen wusste ich, dass dieses Buch mit höchstwahrscheinlich sehr mitnehmen und sehr viel zum Nachdenken bringen würde. Und genauso war es dann auch. Das Buch behandelt ja ein super ...

Schon vor dem Lesen wusste ich, dass dieses Buch mit höchstwahrscheinlich sehr mitnehmen und sehr viel zum Nachdenken bringen würde. Und genauso war es dann auch. Das Buch behandelt ja ein super wichtiges Thema und bringt das auch wirklich gut hervor und am liebsten würde ich dieses Buch ein paar Leuten in die Hand drücken um mehr Aufmerksamkeit auf das Me Too - Thema zu ziehen. Natürlich sollte man das Buch aber nicht lesen, wenn man dabei auf gewisse Trigger anspringt. Ich selbst musste das Buch auch immer mal wieder zur Seite legen und tief durchatmen. Der Schreibstil war sehr gut zu lesen und nicht unnötig kompliziert, wodurch man das Buch flüssig lesen konnte (außer eben man musste es kurz weglegen). Abseits von dem heftigen Thema fand ich das Thema des Films und die Erwähnungen sehr interessant und auch die haben dem Buch nochmal einen Pluspunkt gegeben.
Fazit: Definitiv ein super wichtiges und berührendes Buch, das viel mehr Leute lesen sollten.

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Veröffentlicht am 24.05.2023

macht wütend und rüttelt auf

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Die Welt der Reichen und Schönen im Filmgeschäft geballt in der Hochburg Hollywood – das ist eine Welt, die „Otto-Normalverbraucher“ lieber meiden sollte. Diese Erfahrung macht auch Sarah. Sie ist eine ...

Die Welt der Reichen und Schönen im Filmgeschäft geballt in der Hochburg Hollywood – das ist eine Welt, die „Otto-Normalverbraucher“ lieber meiden sollte. Diese Erfahrung macht auch Sarah. Sie ist eine kluge, fleißige und ehrliche junge Frau, die vom Flair des Filmemachens magisch angezogen wird. Sie arbeitet hart und lernt alle Arbeiten, die erledigt werden müssen, bevor überhaupt daran gedacht werden kann, einen Film zu drehen. Ihre Chefin erscheint zunächst loyal. Doch im Verlauf der Handlung verliert diese Frau die Übersicht. Sarah muss alle ihre Aufgaben übernehmen. Sie glaubt dadurch Macht zu haben, muss jedoch erkennen, wie sehr sie der maskulinen Übermacht von Regisseuren, Drehbuchautoren und Geldgebern schutzlos ausgeliefert ist. Sie wird unterdrückt, ausgenutzt, hoffnungslos mit Arbeit überschüttet und demzufolge menschlich überfordert. Sarah bemerkt zwar, dass der Produzent (spricht Geldgeber mit keinerlei Ahnung vom Fach) einen herabwürdigenden Umgang mit Frauen in seinem Umkreis pflegt, hat jedoch nicht die Kraft, sich ihm entgegenzustellen. Sie hat auch nicht den Mut, die jungen Frauen und Mädchen vor ihm zu warnen. Sie selbst wird von ihm belästigt, kann aber im letzten Moment entfliehen. Sarah steigt aus dem Filmgeschäft aus. Nach mehr als 10 Jahren, erzählt sie einem Reporter die Geschichte ihrer ca. 10 Jahre andauernden Erniedrigung im Filmgeschäft. Dieser Reporter ist ein ehrlicher Mann. Einfühlsam und offen entlockt er Sarah Erlebnisse, die sie versucht hat zu vergessen, mit denen sie aber nie ganz abschließen konnte. Mit jedem Gespräch wirkt Sarah stärker, mutiger, aufgeschlossener. Sie fühlt sich mitschuldig an den traumatischen Erlebnissen der jungen Frauen die insbesondere der Produzent zu verantworten hat. Er ist der typisch eklige reiche alternde Mann. Ich bin allerdings der Meinung, dass das Wort Komplizin für die geringe Mitverantwortung von Sarah zu hart ist. Ich bin froh, dass sich in modernerer Zeit, viele der belästigten Frauen in der Branche jetzt zu Wort gemeldet haben und melden. Sehr gut! Wir Frauen sind so viel wert, wie jeder Chef, Regisseur, Produzent, Millionär oder sonstige mächtige Mann. Es ist ausgezeichnet, wie Winnie M Li dieses Problem bearbeitet und zu Papier gebracht hat. Dieser Roman verdient es, ein Weltbestseller zu sein. Es hat mich aufgerüttelt und wütend gemacht. Gleichzeitig empfinde ich Stolz darüber, wie mutig eine Frau sein kann.

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Veröffentlicht am 14.05.2023

Wann beginnt (Mit)Schuld?

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Sarah ist Cineastin durch und durch. Und sie ist überglücklich, als sie in einer kleinen Film-Produktionsfirma als Assistentin anfangen kann. Bald ist sie dort unentbehrlich. Fleißig, hochprofessionell, ...

Sarah ist Cineastin durch und durch. Und sie ist überglücklich, als sie in einer kleinen Film-Produktionsfirma als Assistentin anfangen kann. Bald ist sie dort unentbehrlich. Fleißig, hochprofessionell, unsichtbar. Sie fühlt sich wohl in dieser Welt und ist fasziniert vom Filmbusiness. In dieses steigt sie noch tiefer ein, als Hugo, ein super reicher Engländer, in die Firma investiert. Er verkörpert den Typ „was kostet die Welt“, schmeißt Partys und ist überzeugt, dass er mit seinem Geld alles bekommen kann, was er will. Und er will Macht. Macht über die Frauen in seiner Umgebung, Macht über den Film, Macht über die Firma.
Winnie M Li nimmt die Leser mit in die Welt hinter die Kulissen des Filmschaffens. Wir erfahren, wie viel Organsiation zu einem Dreh gehört, wie viele Menschen einen (unsichtbaren) Beitrag leisten und wie viel Zeit und Geld notwendig sind, um einen Film zu drehen. Das allein ist schon fast ein Buch wert.
Doch dies alles ist nur Mittel zum Zweck. Denn es geht um #metoo, es geht darum, was NEIN bedeutet, es geht um die typischen männlichen Spielchen um Macht, Überlegenheit und Stärke.
In Rückblenden erzählt Sarah ihre Geschichte und quält sich mit vielen Fragen. Was hätte sie als zuständige Verantwortliche am Set bemerken müssen? (Wann) hätte sie eingreifen müssen? Wann ist das Ganze eigentlich gekippt? Und (wie) hätte sie sich selbst schützen können?
Winnie M Lis Schreibstil ist dabei fast sachlich. Auch wenn Sarah ihre Geschichte in der Ich-Perspektive erzählt, bleibt sie eher dokumentarisch. Und trotzdem sind ihre Verzweiflung und Enttäuschung, ja fast Ohnmacht, überdeutlich spürbar.
Das Buch berührt, weil es ehrlich und selbstkritisch ist. Die Filmindustrie ist ganz fein und in vielen Nuancen beleuchtet – das macht alles sehr glaubwürdig.

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Veröffentlicht am 12.05.2023

Hinter den Kulissen der Filmindustrie

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Ein ansprechendes Cover und ein überaus wichtiges Thema über die Schattenseiten der Filmindustrie.
Der Schreibstil der Autorin Winnie M Li ist sehr leicht! Alles ist sehr gut detailliert beschrieben und ...

Ein ansprechendes Cover und ein überaus wichtiges Thema über die Schattenseiten der Filmindustrie.
Der Schreibstil der Autorin Winnie M Li ist sehr leicht! Alles ist sehr gut detailliert beschrieben und gibt einen genauen Einblick in die harte Arbeit hinter den Kulissen.

Am Anfang des Buches hatte ich Schwierigkeiten mich hineinzulesen aber es wurde nach und nach spannender.

Sarah ist Dozentin an einer Uni und hat Jahre davor als Produzentin an einem Film mitgewirkt. Eines Tages erhält sie eine Email von einem Journalisten der New York Times der gern ein Interview mit ihr führen möchte. Sie versucht ihre Gedanken daran zu verdrängen, lässt sich aber auf das Gespräch ein und erzählt ihre Geschichte…

In dieser Branche geht es um Macht, Geld, Aussehen, Herkunft, Partys und Drogen. Missbrauchte Frauen brechen endlich ihr schweigen, was man auch in der #metoo Bewegung, die 2017 gegründet wurde, sehen kann.

Es ist wirklich ein lesenswertes Buch.

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Veröffentlicht am 03.07.2023

Überzeugend

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Komplizin behandelt ein Thema, das aktueller nicht sein könnte: Eine junge, hart arbeitende Frau wird Teil der aufregenden Filmwelt, und zunächst scheint es, als könnte sie in dieser Welt auch gewinnen ...

Komplizin behandelt ein Thema, das aktueller nicht sein könnte: Eine junge, hart arbeitende Frau wird Teil der aufregenden Filmwelt, und zunächst scheint es, als könnte sie in dieser Welt auch gewinnen - als könnte sie es mit ihrem Talent und ihrer Arbeit immer weiter nach oben schaffen. Aber schon bald muss sie mit den Schattenseiten umgehen: Nicht nur Überarbeitung, unfähige Chefs, lange verfestigte Machtstrukturen, sondern auch Männer, die ihre Machtpositionen ausnutzen und Mitwisser, die dieses System akzeptieren - und damit auch zu seiner Erhaltung beitragen. Viele Jahre später erzählt Sarah in einem Interview, was ihr widerfahren ist und setzt sich auch mit ihrem eigenen Gefühl der Schuld auseinander.

Die Aktualität des Themas hat mich gleich neugierig auf das Buch gemacht. Vor der Kulisse der Filmbranche, über die hier schonungslos und spannend berichtet wird, werfen wir einen Blick auf die Perspektive einer ehrgeizigen und talentierten Frau, die irgendwie beides ist: Opfer und auch Mitwisserin. Mir hat dieser differenzierte Blickwinkel sehr gefallen. Hier wird Aufmerksamkeit auf das gelenkt, was in den betroffenen Frauen und Mitwisserinnen vorgegangen sein muss, wie sie mit dem Erlebten umgingen und versuchten, weiterzumachen - aber auch auf ihre Träume, die mir manchmal in der Debatte zu kurz gekommen sind. Es ist nicht verwerflich, in dieser Traumfabrik Karriere machen zu wollen, auch nicht für eine Frau, und es macht immer wieder fassungslos, wie viele Karrieren talentierter, vielversprechender junger Frauen wohl auf diese Weise zerstört worden sind. Dieses System aus Macht, Missbrauch, Hoffnung und Schweigen wird hier dargestellt, mit einer überzeugenden Protagonistin, deren Zerrissenheit man immer wieder spürt.

Sprachlich erinnert der Roman eher an einen Bericht, aber dieser neutralere Tonfall passte gut zu der Tragweite der Geschehnisse. Es ist wichtig, immer wieder einen Blick auf Systeme zu werfen, in denen Machtgefälle geschaffen und zementiert und schließlich auch ausgenutzt werden, zum Vergnügen einiger weniger und zum Leid vieler. Dieses Buch bringt eine eigene Perspektive in diese Debatte und allein schon deshalb bin ich froh, mich damit auseinandersetzen zu können. Eine überzeugende und interessante Lektüre, die mich hier und da vielleicht nicht ganz so fesseln konnte wie erhofft, aber nichtsdestotrotz ein wichtiges und aktuelles Werk. 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung gibt es von mir.

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