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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.07.2023

Rasant

Seventeen
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John Brownlow ist Drehbuchautor, was an der Gestaltung von "Seventeen" deutlich spürbar ist. Der Protagonist, bezeichnet sich selbst ausschließlich als 17, weil sein vorheriges Ich ab einem gewissen Punkt ...

John Brownlow ist Drehbuchautor, was an der Gestaltung von "Seventeen" deutlich spürbar ist. Der Protagonist, bezeichnet sich selbst ausschließlich als 17, weil sein vorheriges Ich ab einem gewissen Punkt nicht mehr existierte, ist ein gefragter, besser gesagt der gefürchteste, Auftragskiller der Welt. Vor ihm gab es zahlreiche andere und sein Auftrag besteht - neben den "üblichen" Auftragsmorden - darin, 16 zu töten. So wie er eines Tages von der 18 getötet werden wird. Doch schon bald erkennt 17, dass er nicht nur 16 finden und umbringen muss, sondern auch er Teil der großen Jagd ist und er tagtäglich um sein Überleben kämpfen muss.

Was für mich sehr innovativ war und an was ich mich auch gewöhnen musste, war die direkte Ansprache an dendie Leserin. Wir erfahren zwar in Rückblenden Details aus der Kindheit von 17, vor allem nehmen wir jedoch Teil an seinen Gedanken, den Beschreibungen der ausgeführten Morde und den Abläufen der Jagd.
John Brownlow erzählt in einem raschen Tempo und sorgt für rasante Abläufe, weshalb mich "Seventeen" gepackt hat und ich unbedingt mehr über die Auftragskiller und vor allem das große "Warum und wofür" klären wollte.

Ein ungewöhnlicher, gut umgesetzter Thriller, der durch Spannung und Tempo überzeugt.

Veröffentlicht am 15.07.2023

Kann man gut lesen

Zwei Fremde
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Remie Yorke hat ihren letzten Tag als Hotelmanagerin im abgeschiedenen Hotel in den Highlands. Für Remie soll es am nächsten Tag nach Santiago de Chile gehen, weshalb sie sich noch um die verbliebenen ...

Remie Yorke hat ihren letzten Tag als Hotelmanagerin im abgeschiedenen Hotel in den Highlands. Für Remie soll es am nächsten Tag nach Santiago de Chile gehen, weshalb sie sich noch um die verbliebenen zwei Hotelgäste kümmen, ihre letzte Schicht jedoch möglich schnell hinter sich bringen möchte. Allerdings macht ihr ein Schneesturm einen Strich durch die Rechnung: Durch den hohen Schnee sind die Straßen vermutlich nicht befahrbar, das Internet und Strom fallen aus, es gibt nur den Notstrom.
Aus dem nahegelegenen Gefängnis misslingt im Schneesturm ein Gefangenentransport, weshalb ein Polizist am Hotel klopft und um Einlass bittet. Er warnt Remie vor dem geflohenen Mörder und gibt an, vom Hotel aus agieren und die Situation unter seine Kontrolle bringen zu müssen. Doch als es kurz darauf erneut klopft und ein zweiter Mann behauptet, besagter Polizist zu sein, wird Remie schnell klar, dass sie sich für einen Mann entscheiden muss, dem sie vertraut.

Martin Griffin kannte ich bisher nicht, war aber aufgrund des Plots sehr aufgeregt, da ich derartige Thriller sehr gern lese. Remie blieb eher unscheinbar, wirkte oftmals naiv, hing noch sehr der Vergangenheit ihres verstorbenen Bruders nach und ist in ihrer Entscheidungs- und Entschlusskraft nicht allzu deutlich. Die anderen beiden Gäste sind ebenfalls recht schwer zu fassen und die Situation im Hotel mit den zwei Polizisten, von denen einer der Gefangene ist, spitzt sich immer weiter zu.
Diese Zuspitzung hat mir in Verbindung mit dem Schneesturm und den beschriebenen Wetterverhältnissen außerhalb des Hotels gut gefallen. Allerdings schweiften diese manchmal zu sehr aus, wodurch für mich etwas Spannung einbüßen musste.

Natürlich war von Interesse, selbst einzuschäten, wer der echte Polizist Gaines ist. Ich hatte recht schnell eine sehr klare Vermutung und die Auflösung erfolgte viel schneller als gedacht. Anschließend folgten weitere Herausforderungen, die Jagd hat da erst richtig begonnen und das letzte Viertel des Thrillers überzeugt durch überraschende Wendungen und ein stark angezogenes Tempo.

Während es mir zwischenzeitich also fast schon zu langatmig wurde, überzeugte mich Martin Griffin nach hinten raus und ich habe "Zwei Fremde" dann doch zufrieden zugeschlagen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 03.07.2023

Lädt zum Träumen ein

Das Bücherschiff des Monsieur Perdu
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Der Buchhändler Jean Perdu lebt seit vier Jahren mit der Bildhauerin Catherine in der Provence. Doch die Zeit auf seinem Bücherschiff, die „Pharmacie Littéraire“ lässt ihn nicht los. Zu groß ist das Bedürfnis, ...

Der Buchhändler Jean Perdu lebt seit vier Jahren mit der Bildhauerin Catherine in der Provence. Doch die Zeit auf seinem Bücherschiff, die „Pharmacie Littéraire“ lässt ihn nicht los. Zu groß ist das Bedürfnis, Menschen und Bücher zusammenzubringen, das der Schriftsteller José Saramago mittels seiner Zeitkapsel in Jean Perdu wieder erweckt. Zu groß ist die Freude, verschiedensten Menschen genau das richtige Buch zu empfehlen - eben wie die richtige Medizin aus der Apotheke.
Das Bücherschiff ist bereits nach kurzer Zeit die Anlaufstelle für zahlreiche Menschen, Tiere und Kinder, mit denne Jean Perdu das eine oder andere Abenteuer erlebt.

Nina George schreibt so schön ruhig, besonnen und lädt durch die ganzen Verweise auf Bücher und die gemütliche, entspannende Atmosphäre auf dem Bücherschiff zum Träumen und Reflektieren ein. Die Figuren sind sorgfältig ausgearbeitet und harmonieren gut miteinander. Gerade die einzelnen Geschichten und Hintergründe sowie die Annäherung durch Jean Perdu haben mich berührt. Ich wünschte mir, dass Perdus Bücherschiff mir eines Tages in einem Hafen begegnet. Bis dahin genieße ich die Lektüre bestimmt noch einmal, gerade für den Sommer und die Urlaubszeit kann ich das Buch empfehlen.

Veröffentlicht am 03.07.2023

Komplexer und etwas wirr

Die Zentrale
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Nachdem Laura Jacobs sich gerade erst von den Strapazen um die Häuser im Viertel und dem Skandal ihrer Bankfiliale erholt hat, in den sie verwickelt wurde, wird sie quasi befördert: Sie soll in einem Spezialprojekt ...

Nachdem Laura Jacobs sich gerade erst von den Strapazen um die Häuser im Viertel und dem Skandal ihrer Bankfiliale erholt hat, in den sie verwickelt wurde, wird sie quasi befördert: Sie soll in einem Spezialprojekt in der Zentrale tätig sein. Scheinbar wendet sich also alles zum Guten. Doch schnell stößt sie im neuen Projekt auf dunkle Abgründe innerhalb der Finanzwelt und muss sich erneut gegen den Investor behaupten. Als jedoch eine Leiche aus dem Bankensektor auftaucht und Laura als Täterin verdächtigt wird, ahnt sie, dass der Kampf noch lange nicht vorbei ist.

Aufgrund der Thematik innerhalb der Finanzwelt und den nahtlosen Anknüpfen an den ersten Band, empfehle ich, zuerst "Die Filiale" zu lesen, um über das notwendige und hilfreiche Hintergrundwissen zu verfügen.
Veit Etzold schreibt wieder gewohnt flüssig und lässt Laura Jacobs von den Regen in die Traufe kommen. Allerdings fand ich die Fachbegriffe und die Thematik komplexer als im ersten Band. Durch die verschiedenen Schauplätze, schnelle Wechsel und viele Figuren bin ich manchmal etwas durcheinander gekommen oder fand die Entwicklungen wirr. Obwohl ich daher nicht alles im Detail verstanden habe, konnte ich die groben Zusammenhänge auf jeden Fall verstehen und den Ereignissen folgen. Spannung kam trotzdem auf - auch wenn der große Nervenkitzel oder eine große Überraschung ausblieben - und ich freue mich auf den dritten Band und die hoffentlich endgültige Auflösung.

Veröffentlicht am 02.07.2023

Aufforderung zur Erinnerung

Erinnere dich!
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Arno Seitz bekommt ein Prepaid-Handy zugeschickt und erhält kurz nach Empfang eine SMS mit dem Text "Erinnere dich!". Schnell wird klar, dass sich diese Nachricht auf das Verschwinden von Maja handelt. ...

Arno Seitz bekommt ein Prepaid-Handy zugeschickt und erhält kurz nach Empfang eine SMS mit dem Text "Erinnere dich!". Schnell wird klar, dass sich diese Nachricht auf das Verschwinden von Maja handelt. 20 Jahre zuvor hat Arno nach dem Abi mit seiner damaligen Freundin Maja und zwei weiteren Freundinnen, Lukas und Ulrike, bei der Maja spurlos verschwunden ist. Die Leiche wurde nie gefunden und obwohl die Polizei Arno verdächtigt hat, wurde Majas Verschwinden nie geklärt. Nun wird Arno Seitz durch Kurznachrichten und Anrufe, bei denen jemand mit Majas Stimme spricht, gezwungen, sich mit den damaligen Geschehnissen auseinanderzusetzen und sich zu erinnern.
Bei dem 20-jährigen Klassentreffen trifft Arno wieder auf Lukas und Ulrike, doch auch Majas kleine Schwester Anja kommt zum Treffen, um mehr über ihre verschwundene Schwester zu erfahren. Sie überredet das Trio dazu, die damalige Wanderung nun noch einmal zu machen.

Max Reiter hat den Anfang etwas schleppend gestaltet. Die Leser
innen bekommen einen recht detaillierten Einblick in Arnos Leben als Literaturwissenschaftsdozent, seine Fernbeziehung, in der es kriselt und in seine Vergangenheit mit seinem alkoholkranken und damals gewalttätigen Vater.
Nach einem guten Drittel nimmt die Handlung jedoch Fahrt auf und Reiter konnte mich fesseln: Auslösend durch die Nachrichten erinnert sich Arno an die gemeinsame Zeit mit Maja und muss sich immer stärker mit der Frage auseinandersetzen, ob er doch etwas mit ihrem Verschwinden zu tun hat, bzw. was damals alles vorgefallen ist und ob er selbst gewalttätig war. Dabei ist für die Leser*innen nicht immer klar, ob es sich um tatsächliche, verdrängte, Erinnerungen handelt oder um vermeintliche Erinnerungen, die durch die Nachrichten in Arnos Gedächtnis eingepflanzt wurden.

Tatsächlich hatte ich - obwohl ich natürlich einige Thesen aufgestellt habe - lange Zeit keine handfeste Spur, bei wem es sich um die anrufende Person handelt und war daher gespannt auf die Auflösung.

Nach schleppendem Beginn stellten sich immer mehr Spannungsmomente ein und ich habe mich vollkommen auf Arno Seitzs Erinnerungsprozedur einlassen können und kann "Erinnere dich!" vor allem denjenigen empfehlen, die Psychothriller ohne Blut mögen.