Profilbild von Tamagotchi

Tamagotchi

Lesejury Star
offline

Tamagotchi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Tamagotchi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.11.2023

Enttäuschte Erwartungen

Das Nachthaus
0

Wer die Bücher von Jo Nesbo kennt, weiß, dass er ein Garant für äußerst spannende Kriminalliteratur ist und dass er Bücher voller Überraschungen und Wendungen schreibt. Davon war ich auch hier ausgegangen, ...

Wer die Bücher von Jo Nesbo kennt, weiß, dass er ein Garant für äußerst spannende Kriminalliteratur ist und dass er Bücher voller Überraschungen und Wendungen schreibt. Davon war ich auch hier ausgegangen, nachdem ich eine Leseprobe und den Umschlagtext gelesen hatte. Meine Gedanken erwarteten einen Kindermord und die verzweifelte Suche nach dem Mörder.
Aber schon bald wurde mir das Geschehen zu unrealistisch, ich musste es also hier mit Fantasy zu tun haben. Die Anzahl der übernatürlichen und magischen Elemente nahm zu. Inhaltlich geht es in diesem Teil um Richard, 14 Jahre alt, verwaist, der von seiner Tante aufgenommen wird, sich aber auf dem Lande nicht wohlfühlt. Er mobbt seine Mitschüler und hat deshalb kaum Freunde. Eines Tages ist er mit Tom unterwegs, der auch immer allein ist, und stiftet ihn zu einem Telefonstreich an. Und dann geht es los: der arme Tom wird tatsächlich von dem Telefonhörer verschluckt, in der Folge wird Richard verdächtigt, etwas mit Toms Verschwinden zu tun zu haben. Und meine Erwartungen an das Buch gingen den Bach runter....denn Fantasy ist nicht gerade mein Lieblingsgenre.
Der zweite Teil lieferte dann jedoch eine Erklärung für den ersten Teil, und ich war mit dem Buch wieder versöhnt, bis dann die Fantasy Elemente, angereichert mit Horror Elementen, sich wieder breit machten.
Um es kurz zu sagen: ich bin froh, dass ich das Buch beendet habe, denn eine Lektüre im Fitzek Stil gefällt mir nicht. Obwohl man zu Nesbos Verteidigung sagen sollte, dass dieser Roman viel ausgefeilter ausfällt als die Romane seines Schreibkollegen.
Der Schreibstil ist auch in diesem Buch angenehm und mitreißend zu lesen, da fliegen die Seiten nur so dahin. Die Spannung hielt bis zum Ende an, als dann die Auflösung des ganzen präsentiert wurde. Und diese war völlig logisch und gut durchdacht, alles wurde geklärt, mir blieben keine Fragen offen.
Alles in allem hatte ich zwar unterhaltsame Lesestunden, aber ich habe die krimitypischen Verwicklungen vermisst und hoffe, dass Nesbo zu seinem Stil zurückkehrt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.08.2023

Spannung leider Mangelware

Refugium
0

Olof Helander hat zu einer Mittsommerparty in sein Luxusanwesen auf einer Schäreninsel eingeladen. Lustig und ausgelassen feiern seine Gäste mit ihm in Wassernähe, als sich plötzlich ein Boot nähert und ...

Olof Helander hat zu einer Mittsommerparty in sein Luxusanwesen auf einer Schäreninsel eingeladen. Lustig und ausgelassen feiern seine Gäste mit ihm in Wassernähe, als sich plötzlich ein Boot nähert und zwei Killer alle Gäste brutal ermorden. Nur Helanders Tochter überlebt, schwer traumatisiert.
Dies alles passiert bereits im Prolog, so dass dieser unsagbar spannend war, ein gut herausgearbeiteter Kontrast zwischen der Ausgelassenheit der Feiernden und dem brutalen Attentat.
Dann passiert erstmal nichts, was mit dem Fall zu tun hat, aber es wird jedoch keineswegs langatmig, im Großen und Ganzen habe ich zunächst immer gern weiter gelesen. Das lag sicher auch an den kurzen Abschnitten, die stets zum Weiterlesen reizten, aber auch an den Hauptfiguren, die dort vorgestellt werden, wobei ich Kim Ribbing interessanter als Julia Malmros finde. Die eingestreuten Passagen über seine Kindheit und Jugend, geprägt vom sadistisch veranlagten Großvater, sind horrormäßig. Allerdings entwickelt sich Kim im Laufe des Buches immer mehr zum Superman, was dann sehr unrealistisch erscheint
Julia ist mir dagegen nicht sehr sympathisch. Sie ist selbstverliebt, erfolgsverwöhnt und kann Frustrationen nur mit viel Alkohol ertragen. Für eine 50-jährige intelligente Frau handelt sie sehr unbesonnen.
Mit der Zeit ließ die Spannung sehr nach, es gab viele langatmige Passagen, in denen wirtschaftliche oder politische Zusammenhänge geschildert wurden, die zwar den Hintergrund beleuchteten, aber die Krimihandlung nicht weiter brachten. Die Krimihandlung bzw. die Ermittlungen wurden weitgehend Kommissar Zufall überlassen, wirkten sehr konstruiert und sorgten nicht für die erwarteten Thrill-Momente.
Der Schreibstil des Autors gefällt mir, er ist locker und detailgetreu, allerdings verfällt die Geschichte bisweilen in uninteressante Nebensächlichkeiten, was dann recht zäh wirkt.
Dies erlebt man dann am Ende nochmal im besonders langatmigen und seitenlangen Epilog, der wohl neugierig machen soll auf die Folgebände, bei mir aber eher das Gegenteil auslöst. Schade, ich hatte mir mehr versprochen nach der Leseprobe und den großartigen Ankündigungen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.07.2023

Außergewöhnlicher Ermittlungsbereich

Die Spur der Aale
0

Dieser Kriminalroman spielt im Schmugglermilieu, was mich gereizt hat, denn bislang fand ich Schmuggeldelikte immer nur im Nebenschauplatz meiner gelesenen Bücher. Hier steht ein Schmuggelnetzwerk im Zentrum ...

Dieser Kriminalroman spielt im Schmugglermilieu, was mich gereizt hat, denn bislang fand ich Schmuggeldelikte immer nur im Nebenschauplatz meiner gelesenen Bücher. Hier steht ein Schmuggelnetzwerk im Zentrum der Ermittlungen, was meinen Erfahrungshorizont erweitert hat.
Hauptperson ist Greta Vogelsang, eine Staatsanwältin im Dezernat für Umweltverbrechen und Artenschutzdelikte. Sie wird eines Nachts zum Mainufer gerufen, wo die Leiche des Zollfahnders Mathissen gefunden wurde, der offensichtlich einem Schmugglerring auf die Spur gekommen war, aber von seinen Kollegen nicht ernst genommen wurde. Auch Vogelsang hat seine Emails ignoriert. Nun plagt sie ihr Gewissen, und sie muss erstmal beweisen, dass es sich wirklich um ein Verbrechen handelt und nicht um einen unglücklichen Unfall. Es geht um das Schmuggeln von seltenen Glasaalen. Dieser Themenbereich war auch neu für mich und deshalb sehr informativ.
Was ich an diesem Krimi vermisst habe, war ganz einfach Spannung. Ich liebe es mitzurätseln, was hier nicht möglich war, da von Anfang an die Täter feststanden. Es ging nur darum, sie zu erwischen und aus dem Verkehr zu ziehen. Z.B. hätte ich mehr Spannung erwartet, als Vogelsang auch privat von den Tätern bedroht wird und eindeutige Warnungen bekommt. Aber dies verläuft dann irgendwie im Sande. Es gibt keine großen Überraschungen, und in die Irre geführt wird man auch nicht. Besonders die letzten Seiten fand ich sehr langatmig. Der Fall ist abgeschlossen, die Kollegen treffen sich und stoßen darauf an, aber es passiert nichts Spektakuläres mehr. Diese Seiten hätte der Autor zumindest kürzen sollen. Ich fand sie einfach uninteressant.
Greta Vogelsang ist mir nicht sehr nahe gekommen, sie ist mir weder sympathisch noch unsympathisch. Am besten gefallen mir ihre beiden Katzen und ihre skurrilen Namen. Ihr Privatleben spielt manchmal eine zu große Rolle, etwas mehr Spannung in ihrem Berufsleben hätte mir besser gefallen.
Der Schreibstil des Autors liest sich gut, es gibt keine Missverständnisse oder Unklarheiten. Manchmal fand ich das Vokabular etwas merkwürdig (z.B. 'es roch nach Männerfurz'), was ich irgendwie unpassend fand. Man hatte das Gefühl, dass der Autor durch diese legere Ausdrucksweise den Text auffrischen wollte.
Es wird wohl weitere Bände geben, und man kann nur hoffen, dass diese spannender gestaltet werden. Denn das Ermittlungsumfeld ist wirklich interessant, man könnte mehr daraus machen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.04.2023

Zwei Frauen und ihr Aufbruch in ein neues Leben

Glückstöchter - Einfach leben
0

In diesem Buch geht es um Anna und Eva, zwei Frauen, die ein ausgeglichenes Leben führen, bis plötzlich etwas eintritt, das das bisherige Leben aus den Fugen reißt.
Anna von Quast lebt Anfang des 20. Jahrhunderts ...

In diesem Buch geht es um Anna und Eva, zwei Frauen, die ein ausgeglichenes Leben führen, bis plötzlich etwas eintritt, das das bisherige Leben aus den Fugen reißt.
Anna von Quast lebt Anfang des 20. Jahrhunderts und ist eine begeisterte Naturliebhaberin. Ihr Vater ist verwitwet und hat seine Tochter mit Hilfe einer Gouvernante großgezogen. Annas heile Welt ändert sich schlagartig, als ihr Vater ihr plötzlich seine neue Frau vorstellt.
Die andere Frau, um die es in diesem Buch geht, ist Eva Klein. Sie ist Studentin der Pharmazie in den 70ern und hat einen besonders ausgeprägten Geruchssinn. Sie lebt geborgen in ihrer Familie, bis sie plötzlich durch Zufall erfährt, dass sie adoptiert wurde. Dadurch wird ihr bisheriges Leben auf den Kopf gestellt.
Ich bin mit großen Erwartungen an diese Lektüre gegangen, da ich Stephanie Schusters Reihe über die Wunderfrauen einfach fesselnd fand und nur so verschlungen habe. Leider wurde ich vom Auftakt dieser neuen Reihe enttäuscht, obwohl der Prolog sehr vielversprechend war. Viele Passagen in diesem Buch fand ich langatmig und ohne Bezug zum Leitthema. Ich habe längere Lesepausen eingelegt, weil mir eine durchgehende Spannung im Buch fehlte. Einige Seiten habe ich auch nur überflogen.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen und leicht verständlich. Die Autorin gibt dem Leser das Gefühl, in der jeweiligen Situation als Beobachter dabei zu sein. Sehr geschickt fand ich die Einflechtungen in Bezug auf die Wunderfrauen, das ließ mich schmunzeln. Dennoch konnte ich mich nicht in die Lebensschicksale der beiden Frauen einfinden, so dass sie mir irgendwie fremd blieben. Beide Frauen wurden keine wirklichen Sympathieträger für mich, am ehesten noch Anna. Evas ausschweifendes Leben hingegen war zu überladen mit Klischees.
Viele Fragen ergaben sich, die in diesem Band nicht beantwortet wurden und die wohl in den nächsten Bänden wieder aufgegriffen werden, wobei mir im Moment noch nicht klar ist, ob ich diese Schicksale weiter verfolgen möchte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.02.2023

Bisweilen zu reißerisch

Der Riss
6

Dies war mein erster Antarktis Thriller, und abseits der Handlung habe ich viel über diesen vereisten Kontinent gelernt, über seine Rolle in der Welt und die ständig drohenden Gefahren.
Die Handlung führt ...

Dies war mein erster Antarktis Thriller, und abseits der Handlung habe ich viel über diesen vereisten Kontinent gelernt, über seine Rolle in der Welt und die ständig drohenden Gefahren.
Die Handlung führt uns zu Neumayer III, einer deutschen Forschungsstation in der Antarktis. Dort kommt gerade Antonia Rauwolf an, eine Vulkanologin, die vorgibt, die neu entdeckten Vulkane im Westen erforschen zu wollen, aber ihr eigentliches Ziel ist es, ihren Bruder Emilio zu suchen, der vor Wochen auf einer Expedition dorthin verunglückt und verschollen ist. Alle halten ihn für tot, aber Antonia glaubt an sein Überleben. Sie beginnt auf rücksichtslose und oftmals unglaubwürdige Weise, ihrem Bruder nachzuforschen bzw. ihn zu finden.
Zweifellos baut der Autor viel Spannung auf, das Buch wird nicht langweilig und man erlebt mit der Protagonistin Antonia so manches Abenteuer, nur ist manches davon dermaßen actiongeladen, dass es den Leser nicht überzeugt. Da werden Wildwest-Verfolgungen im Eis inszeniert, da werden brenzlige Notlandungen durchgeführt oder waghalsige Manöver im Eis in Szene gesetzt.
Mittendrin immer Antonia Rauwolf, mit der man die ganze Zeit über nicht warm wird, da sie rücksichtslos und draufgängerisch handelt und nur ihre eigenen Interessen sieht. Bisweilen fühlt man sich regelrecht amüsiert über ihre Abenteuer, weil sie einfach zu unglaubwürdig sind. Als dann auch noch mystische Elemente auftreten, verliert man den Glauben an die Story.
Was mir sehr positiv aufgefallen ist: Der Autor beherrscht die Kunst der atmosphärischen Beschreibung exzellent. Er beschreibt die Eis-Szenerie, die Exkursionen und überhaupt den Aufenthalt im Eis so detailliert, dass man zu frösteln anfängt.
Und was mir auch sehr zusagt, ist das Nachwort, ein Sachbericht über die Situation der Antarktis heutzutage. Hier habe ich vieles erfahren, das ich noch nicht wusste oder worüber ich mir bislang keine Gedanken gemacht habe.
Alles in allem ist das Buch für mich eingeschränkt empfehlenswert, weil es zu viel einseitige Fiktion enthält. Ich habe nichts gegen Fiktion, aber in diesem Falle kam man sich teilweise vor wie im Land der Superhelden.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung