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Veröffentlicht am 04.07.2023

Die sehr englische feine Gesellschaft

Der Tote in der Dorfkirche
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Reverend Daniel Clement hat es nicht leicht in seiner Gemeinde, muss er sich doch mit starrköpfigen älteren Damen und gar dem Komitee zur Vorbereitung des Blumenfestivals herumschlagen. Sein Vorschlag, ...

Reverend Daniel Clement hat es nicht leicht in seiner Gemeinde, muss er sich doch mit starrköpfigen älteren Damen und gar dem Komitee zur Vorbereitung des Blumenfestivals herumschlagen. Sein Vorschlag, die Kirche durch Einbau einer Toilette zu modernisieren, stößt auf breiten Widerstand und Empörung. Und zusätzlich muss er sich auch noch mit seinem schauspielernden Bruder herumplagen, der ihm bei der Arbeit über die Schulter schauen will. Da erschüttert ein Mord in der Dorfkirche die ganze Gemeinde.
Der Roman schildert hervorragende Beobachtungen einer ländlichen Kirchengemeinde Ende der 1980er Jahre. Die einzelnen Persönlichkeiten sind wahre Charakter mit Ecken, Kanten und Spitzfindigkeit. Vor allem schimmert immer wieder der typisch englische Humor und Wortwitz durch. Hier gilt es insbesondere die Übersetzung zu loben, die sehr sinnstiftend ins Deutsche überträgt und sehr gelungen ist. Wer sehr viel britisches Feeling und englische Eigenheiten sucht, ist hier bestens aufgehoben.

Als Krimi jedoch ist der Roman leider ein glatter Reinfall. Es geschehen zwar Morde, aber ermittelt wird kaum. Die Handlung kommt nicht voran, es gibt keine Finten oder falschen Fährten, nur Geplänkel mit den Dorfbewohnern, das dann aber durchaus charmant ist. Die Auflösung des Falles ist beschämend banal und unglaubwürdig.

Ich kann dieses Buch daher als amüsante Lektüre über den englischen Landadel und die schrulligen Dorfbewohner:innen empfehlen, keineswegs jedoch als den angekündigten Kriminalroman.

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Veröffentlicht am 26.06.2023

Spannend und rätselhaft

Tinte und Knochen – Die Magische Bibliothek
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Der Roman katapultiert uns in eine Welt, in der es echte Bücher nur in der Bibliothek von Alexandria gibt. Außerhalb sind Bücher streng verboten, was einige Schmuggler nicht davon abhält, Bücher heimlich ...

Der Roman katapultiert uns in eine Welt, in der es echte Bücher nur in der Bibliothek von Alexandria gibt. Außerhalb sind Bücher streng verboten, was einige Schmuggler nicht davon abhält, Bücher heimlich weiterzugeben. Jess entstammt einer dieser Schmugglerfamilien, möchte diese Tradition aber nicht fortführen, denn diesen bedeuten die Bücher nichts, sondern sind für sie nur Schmuggelware, Jess hingegen liebt Bücher. Als Jess gezwungen wird, sich als Lehrling in die Bibliothek einzuschleusen, muss er feststellen, dass jeder dort ein Geheimnis hütet und nichts ist wie es scheint. Plötzlich stellt er die Ziele und Handlungen der Bibliothek in Frage.

Ich habe diesen Jugendroman im Buddyread mit meiner jüngsten Tochter gelesen. Dies war insbesondere deshalb interessant, weil sie eigentlich genau zur Zielgruppe dieses Buches gehört. Entsprechend unterschiedlich war unsere Rezeption. Für mich persönlich war die Handlung schwer nachvollziehbar, bereits der Einstieg war äußerst verwirrend. Besonders frustrierend waren die fehlenden Erklärungen für alle Vorgänge. Meiner Tochter hingegen fiel der Einstieg deutlich leichter, aber auch sie bemängelte fehlende Hintergründe und Zusammenhänge, so dass vieles nur vage und rätselhaft blieb. Insbesondere wie es zur Vormachtstellung der Bibliothek von Alexandria überhaupt kam, wird an keiner Stelle erläutert, das musste man beim Lesen einfach hinnehmen.

Die Handlung an sich war actionreich und spannend. Wenn man die fehlenden Informationen außer Acht ließ und sich auf die Geschichte einfach einließ, konnte diese durchaus mitreißen und in ihren Bann ziehen. Grundsätzlich kam das Buch eindeutig bei meiner Tochter besser als bei mir an, was für eine Leseempfehlung an jüngere Leser spricht.

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Veröffentlicht am 24.05.2023

Die Kunst des Silbers und die Kunst des Erzählens

Babel
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Es ist eine phantastische Idee, die dem epischen Werk zugrunde liegt: Die Autorin erweitert das Oxford des 19. Jahrhunderts um ein Übersetzungsinstitut namens Babel, untergebracht in einem gut geschützten ...

Es ist eine phantastische Idee, die dem epischen Werk zugrunde liegt: Die Autorin erweitert das Oxford des 19. Jahrhunderts um ein Übersetzungsinstitut namens Babel, untergebracht in einem gut geschützten Turm zwischen Radcliffe Camera und Bodleian Library.
Dort wird nicht nur übersetzt, sondern im 7. Stock das Silberwerken ausgeübt, und hiermit kommt eine magische Komponente in die Geschichte. Die faszinierende Idee besteht darin, dass Silberbarren auf beiden Seiten graviert werden, und zwar mit einem Wort und dessen Übersetzung in eine andere Sprache. Die Magie besteht aus der minimalen Divergenz/Bedeutungsverschiebung, die eine jede Translation per se enthält. Und die durch das Silberwerken freigesetzte Kraft verschafft Macht.

In dieses Babel und dieses magische Oxford wirft die Autorin vier ganz unterschiedliche junge Menschen als Student:innen, die teils aus China oder Indien stammen und gnädig von Babel in den Dienst genommen werden. Der Alltag sieht jedoch so aus, dass sie ständig mit Frauenfeindlichkeit oder Rassismus konfrontiert werden und die hehren Ziele Babels bald in Frage stellen.

Die Geschichte thematisiert umfassend die Geschichte und Problematik der Kolonialisierung, beleuchtet Rassismus von zahlreichen Seiten und deutet originell die Industrialisierung unter dem magischen Aspekt des Silberwerkens um. Hinzu kommen ausschweifende etymologische Betrachtungen, geschichtliche Diskurse und Ausführungen zur Sprachwissenschaft.

Dies alles wäre ein herausragendes Meisterwerk geworden. Wäre. Denn leider fehlt der tatsächlich äußerst belesenen Autorin trotz umfassender Recherche eine klitzekleine Fähigkeit, nämlich die der begeisternden Erzählkunst. Sie versteht es nicht, mit ihren epischen Ausführungen zu fesseln, die Charaktere bleiben flach, so dass sich bei mir trotz großem Interesse für das Sujet gähnende Langeweile einstellte. Mindestens genauso störte mich jedoch das ausgeprägt naive Weltbild von Gut und Böse, wodurch das gesamte zugrundeliegende Konstrukt für mich zu wenig differenziert war.

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Veröffentlicht am 22.05.2023

Die Definition von „unkompliziert“

Kastenbrote
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Im Rahmen einer Leserunde durfte ich mich durch „Kastenbrote“ von Valesa Schell lesen und probieren. Bei uns im Hause gibt es einige Allergien und Unverträglichkeiten, dazu bin ich eine erfahrene Bäckerin ...

Im Rahmen einer Leserunde durfte ich mich durch „Kastenbrote“ von Valesa Schell lesen und probieren. Bei uns im Hause gibt es einige Allergien und Unverträglichkeiten, dazu bin ich eine erfahrene Bäckerin von Kuchen, Pizzateig, Kleingebäck. Und der Titel verspricht „Unkompliziert backen, einfach im Kasten“. Was liegt also näher als auf diese Weise unkompliziert gesundes Brot zu backen?

Nun, vorab sei gesagt: Das Ergebnis war köstlich. Unser Favorit war das „Joghi“, ein fluffiges helles Brot mit griechischem Sahnejoghurt, einer lockeren Krume und knusprigen Kruste. Sehr lecker.

Das Problem war eher der Weg dorthin, denn es stellte sich schnell heraus, dass „unkompliziert“ sich nur darauf bezieht, dass der Teig direkt in der Kastenform gart. Für mich ist der Titel äußerst irreführend. Anfänger:innen werden erst einmal von den vielen Kapiteln der Einführung erschlagen. Diese Kapitel sind wahnsinnig interessant und wissenswert, machen jedoch gleich klar, dass dies keine Rezepte für Neueinsteiger:innen sind. Die Rezepte selbst sind wahnsinnig vielseitig, erfordern jedoch teilweise außergewöhnliche Mehle. Ich wüsste gar nicht, wo es die zu kaufen gibt. Ebenfalls im Buch enthalten ist eine Anleitung, wie innerhalb von 7 Tagen Sauerteig selbst angesetzt werden kann. Eine großartige Idee, die sich aber leider nicht in meinen Alltag integrieren lässt und nicht unbedingt meinem Verständnis von „unkompliziert backen“ entspricht.

Insgesamt würde ich festhalten, dass es ein wunderbares Backbuch ist für alle, die sich zeit- und aufwandsintensiv mit Brot beschäftigen wollen. Die werden mit köstlichen Ergebnissen belohnt. Einsteiger:innen sollten sich darauf einstellen, dass erst einmal einige Lektüre und eventuell sogar Anschaffungen bevorstehen, ehe es ans Backen geht. Mich überforderte etwa die Technik des „Schwadens“ und ich habe darauf komplett verzichtet. Die Ergebnisse überzeugten dann jedoch trotzdem auf voller Linie.

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Veröffentlicht am 29.03.2023

Leider nicht das Richtige für mich

Emerdale 2: One Side of the Light
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Dieses Buch und ich wurden einfach keine Freunde. Mich persönlich konnte diese Story leider nicht erreichen.

Während Band 1 „Two sides of the dark“ für meinen Geschmack zu gemächlich daherkam, bietet ...

Dieses Buch und ich wurden einfach keine Freunde. Mich persönlich konnte diese Story leider nicht erreichen.

Während Band 1 „Two sides of the dark“ für meinen Geschmack zu gemächlich daherkam, bietet die Fortsetzung „One side of the light“ nun jede Menge Tempo und Action. Allerdings leider zulasten der Logik. Gerne lasse ich mich von einer rasanten Handlung mitnehmen, und gerade bei einem Sci-Fi-Fantasy-Roman ermöglicht das Genre auch phantastische Entwicklungsmöglichkeiten und viele Freiheiten. Beim Lesen stolperte ich jedoch leider ständig über unlogische Zusammenhänge, fehlerhafte Kausalitäten. Teilweise widersprach sich die Geschichte selbst oder war realitätsfern – und ich spreche hier nicht vom Sci-Fi-Anteil. Mich persönlich hat das beim Lesen gestört. Ich wollte diese Geschichte so gerne mögen, aber sie hat mich leider einfach nicht „gecatcht“.

Ich möchte der Emerdale-Dilogie zur Ehrenrettung zugutehalten, dass ich vielleicht auch einfach die falsche Zielgruppe bin. Meine jüngste Teenie-Tochter hat beide Bücher gelesen und gemocht.

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